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Veröffentlicht am 12.06.2019

Zwei ungleiche Freunde

Wilder Winter
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„Und in diesem flüchtigen Augenblick fiel mir ein, dass ich deshalb nicht in den Krieg gezogen war, weil ich nicht sinnlos für eine Sache töten wollte, an die ich nicht glaubte. Und hier gab es nicht einmal ...

„Und in diesem flüchtigen Augenblick fiel mir ein, dass ich deshalb nicht in den Krieg gezogen war, weil ich nicht sinnlos für eine Sache töten wollte, an die ich nicht glaubte. Und hier gab es nicht einmal eine ‚Sache‘. “ [221 f.]

„Wilder Winter“ von Joe R. Lansdale ist der Auftakt zur der Reihe "Hap Collins & Leonard Pine" mit insgesamt 10 Büchern. Ich beziehe mich hier auf die limitierte Taschenbuchausgabe des Golkonda Verlags.

Hap Collins: Weiß, hetero, Kriegsdienstverweigerer.
Leonard Pine: Schwarz, schwul, Vietnamveteran.

Das sind die „Zutaten“ für einen richtig guten Roman mit frechen Dialogen, der auch derb daherkommt und keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Bestimmt nicht jedermanns Geschmack, denn es gibt schon wüste Beschimpfungen. Aber gerade das, die einzigartigen Charaktere, der Schreibstil von Lansdale, machen den Roman zu einem wunderbaren Leseerlebnis. Es ist ein Krimi in dem es durchaus deftiger zugeht, der ein rasantes Ende garantiert und den Leser durch die 30 kurzgehaltenen Kapitel fliegen lässt.

Die Geschichte wäre schnell erzählt: eine Million Dollar aus einem schiefgelaufenen Bankraub bergen. Allerdings sind da „schmutzige Geschäfte, wohin man auch schaut.“ [229] Und so kommt alles ein bisschen anders.

Zwischen der ganzen Gewalt, dem amüsanten Teil, der kurzweiligen Geschichte, steckt zwischen den Zeilen auch Gesellschaftskritik.

„Aber der Verlust meines Idealismus, der Verlust des Glaubens daran, dass die Menschen über ihre Grundinstinkte hinauswachsen können, bedeutete, alt und verbittert zu werden und niemanden mehr von Nutzen zu sein, nicht einmal sich selbst.“ [236]

Fazit: Der gelungene Auftakt zur Reihe. Ganz besondere Charaktere und viel schwarzer Humor. Potenzial zur Lieblingsreihe!

Veröffentlicht am 05.06.2019

Ferien mit Laura

Ferien mit Laura und ihrem Stern
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Das Hörspiel "Ferien mit Laura und ihrem Stern" von Klaus Baumgart kommt in einer ansprechenden gestalteten und stabilen Box daher. Enthalten sind 3 CDs mit den Geschichten "Lauras Ferien", "Lauras erste ...

Das Hörspiel "Ferien mit Laura und ihrem Stern" von Klaus Baumgart kommt in einer ansprechenden gestalteten und stabilen Box daher. Enthalten sind 3 CDs mit den Geschichten "Lauras Ferien", "Lauras erste Übernachtung" und "Laura und der Ferienhund".
Insgesamt erwarten die jungen Zuhörer knapp 74 Minuten Hörspielvergnügen. Jede Geschichte hat somit circa 25 Minuten. Das ist eine gut gewählte Länge zum Zuhören, ohne dass die Kinder - ab 3 Jahren – die Lust verlieren. Es kann also perfekt abends zum Einschlafen oder auch zwischendurch gehört werden.
Optisch hat man mit dem glitzernden Stern sofort den Wiedererkennungswert. Auf dem Cover der jeweiligen CD werden Laura und Co. sowie die Sprecher und Macher kurz vorgestellt. Man findet sich somit auch schnell zurecht und kommt gut in die Geschichten, falls man Laura noch nicht kennen sollte.
Das Hörspiel hat eine sehr gute musikalische Untermalung. Auch die Hintergrundgeräusche wurden optimal eingesetzt und bringen die jeweilige Situation gut rüber. Die Sprecher sprechen sauber und in einem kindgerechten Tempo. Insgesamt sind die Erzählstimmen angenehm und transportieren auch das jeweilige Thema der Geschichte geschickt zu den kleinen Zuhörern.
Am besten hat uns, meiner Tochter und mir, die Geschichte "Laura und der Ferienhund" gefallen. Das lag bestimmt auch an dem lieben Hund, aber auch daran, dass der Hund – über Sprachen und Länder hinweg- vermittelt.
Fazit: Ein Muss für Fans von Laura und ihrem Stern und solchen, die es noch werden wollen. Die Geschichten sind abwechslungsreich und werden gut erzählt. Da macht man definitiv den Kleinen eine Freude.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstimmen
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.05.2019

Babushka

Der Zopf meiner Großmutter
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„Du bist so groß geworden, ich kann kein Wort mehr von dem verstehen, was du sagst. Manchmal denke ich, du kannst kein Russisch mehr.“ [158]

Witzig, spritzig, hintergründig und teils richtig böse schreibt ...

„Du bist so groß geworden, ich kann kein Wort mehr von dem verstehen, was du sagst. Manchmal denke ich, du kannst kein Russisch mehr.“ [158]

Witzig, spritzig, hintergründig und teils richtig böse schreibt die Autorin Alina Bronsky über eine russische Patchwork-Familie. „Der Zopf meiner Großmutter“ ist ein wundervoll geschriebener Roman in dem eigenwillige und doch so liebenswerte Charaktere einen Platz haben und diesen vollends ausfüllen. Dabei geht es um die Großmutter, den Großvater, seine – mehr oder weniger heimliche - Geliebte und Max, den Enkel.

Max und seine Großeltern sind als Flüchtlinge aus Russland nach Deutschland emigriert. Und Max ist es auch, aus dessen Sicht hier berichtet wird. Er ist inmitten des ach so normalen Wahnsinns. Die Großmutter Margo, der alles in dieser neuen Gesellschaft bzw. neuem Land zu entgleiten scheint, ist das, was man heutzutage als Helikopter-Eltern bezeichnet. Sie ist in Bezug auf ihren Enkel überfürsorglich, möchte sich ständig in seiner Nähe aufhalten, um ihn zu überwachen und zu behüten. Dies sieht man auch gut an dem eingangs erwähnten Zitat.
Im Gegensatz zur Großmutter findet Max zunehmend halt in der Gesellschaft. Er entwickelt sich weiter, löst sich, integriert sich.
Der Großvater geht sparsam mit seinen Gefühlen um, wenn er denn mal welche zeigt. Und letztendlich bringt Großvater Tschingis, der sonst ruhig, zurückgezogen auftritt, die Wendung für alle.

Komödie und Tragik wechseln sich ab und Bronsky verwebt alles zu einem gelungenen Roman mit einem schwierigen und ernsten Thema, der sich aufgrund des Schreibstils schnell und flüssig lesen lässt.

Das Cover ist minimalistisch gestaltet und passt wunderbar zu dieser Geschichte.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Spritzig mit italienischem Flair

Julipläne
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„Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter. Ein Rot wie auf einem Renaissancebild.“ [35]

Und wieder einmal spielt Deborah Gronwald die Hauptrolle in dem neuen Roman von Martina-Marie ...

„Ein altes Rot, mit Rheuma in den Knochen, aber rüstig und munter. Ein Rot wie auf einem Renaissancebild.“ [35]

Und wieder einmal spielt Deborah Gronwald die Hauptrolle in dem neuen Roman von Martina-Marie Liertz. „Julipläne“ ist die Fortsetzung von „Januarrot“, kann aber auch als eigenständige Geschichte gelesen werden. Die Farbe Rot stellt sich als Verbindung zum vorherigen Buch dar. – mehr wird an dieser Stelle nicht verraten – Um in die Gefühlswelt richtig abzutauchen, die Aktionen bzw. Reaktionen der Charaktere optimal zu verstehen, empfiehlt es sich „Januarrot“ vorab zu lesen.

„‘Du weißt zu viel über mich‘, sagte die Venusfliegenfalle und biss der Fliege den Kopf ab. Ich schloss erschöpft die Augen.“ [39]

Diesmal findet sich Deborah in Bella Italia wieder, genauer gesagt in der Toskana. Die vorwitzige, neugierige Protagonistin kann sich nicht zurückhalten und schnüffelt herum, ermittelt auf eigene Faust. Dass der Urlaub sich nun Zusehens mehr in ein Abenteuer wandelt, bleibt nicht aus.
Der Roman ist wunderbar geschrieben, spritzig und humorvoll. Das italienische Flair wird durch die bildhafte Sprache perfekt transportiert. Man ist sofort im Geschehen, in den engen Gassen und kann sich richtig gut vorstellen, wie Sizilianische Flüche klingen.

Als humorvoller Krimi hebt sich das Buch aus der Masse ab. Aber auch die Charaktere tragen dazu bei. So eine Deborah gibt es nur einmal. Es ist einfach nur schön und kurzweilig geschrieben.

Fazit: Erneut ein besonderes Lesevergnügen für jederfrau und jedermann. Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 24.04.2019

Optimismus war unsere Währung

Die Geschichte der schweigenden Frauen
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„Aber selbst in unserem Kerker gewinnen wir etwas das andere Frauen in Green City niemals haben können. […] Freie Entscheidung, Selbstbestimmung, Freiheit.“ [59]

Und genau darum geht es im Roman „Die ...

„Aber selbst in unserem Kerker gewinnen wir etwas das andere Frauen in Green City niemals haben können. […] Freie Entscheidung, Selbstbestimmung, Freiheit.“ [59]

Und genau darum geht es im Roman „Die Geschichte der schweigenden Frauen“ von Bina Shah; unter anderem ist die Pakistani auch Frauenrechtlerin. Diese Dystopie soll eine moderne Parabel über das Leben von Frauen in repressiven Ländern darstellen.

Mit ihrem mitreißenden Schreibstil fesselt die Autorin den Leser bereits nach den ersten Zeilen an das wirklich schön gestaltete Buch. Erzählt wird aus verschiedenen Sichten, was differenzierte Einblicke ermöglicht und Abwechslung bringt und zugleich Spannung aufbaut.

Gegliedert ist der Roman in 3 Teile. Unrast, Rebellion und Aufruhr. Eigentlich genau so, wie es auch in Wirklichkeit ablaufen würde. Zuerst erfahren wir wie es überhaupt zu diesem Szenario kommen konnte, begleiten die Protagonistin Sabine auf ihrer Reise in die Panah. Panah ist das persische Wort, das Zuflucht bedeutet. Wobei in solchen Ländern die so autoritär, unterdrückend und diktatorisch agieren all dies ggfs. auch nur eine Illusion sein könnte.

„Perfekt für Green City. Reform, Bevölkerungszuwachs, die Wiederherstellung des Geschlechtergleichgewichts nach dem Ultimativen Krieg.“ [183]

Shah gelingt es ausgesprochen gut, ein ernstes, wichtiges Thema so spannend darzustellen, dass man das Buch regelrecht verschlingen möchte. Jedoch sind die Charaktere nicht so tief ausgearbeitet. Das geht definitiv besser. In diesem ganzen Setting - bzw. Szenario – fand ich dies aber auch nicht schlimm. Insgesamt ist das Buch sehr stimmig, auch wenn das Ende meines Erachtens etwas mehr ausgearbeitet hätte werden können.

„Optimismus war unsere Währung.“ [34]