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Veröffentlicht am 13.05.2019

Ein spannendes Abenteuer inmitten von Hongkong

Tödliches Spiel in Hongkong
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"Tödliches Spiel in Hongkong" von Robin Stevens ist der sechste Fall der Detektiv-Reihe rund um Daisy Wells und Hazel Wong. Die Reihe erscheint im Knesebeck Verlag.

Hongkong der 1930er Jahre:
Hazels geliebter ...

"Tödliches Spiel in Hongkong" von Robin Stevens ist der sechste Fall der Detektiv-Reihe rund um Daisy Wells und Hazel Wong. Die Reihe erscheint im Knesebeck Verlag.

Hongkong der 1930er Jahre:
Hazels geliebter Großvater ist gestorben und sie reist nach Hongkong, um traditionell die Trauerzeit mit ihrer Familie zu verbringen, ihre Freundin Daisy darf sie begleiten. Völlig überraschend stellt Hazel fest, dass sie einen Bruder bekommen hat, Baby Teddy ist der Sohn der zweiten Frau ihres Vaters und bekommt nun die ganze Aufmerksamkeit der Familie. Es beginnt ein neues Abenteuer als Teddy entführt wird und seine Magd ermordet, nun gerät Hazel sogar unter Mordverdacht. Gemeinsam bringen die Mädchen Licht in die rätselhaften Dinge und überprüfen geheimnisvolle Verdächtige und fadenscheinige Detektive.


Dieses ist mein erstes Buch aus dieser Reihe, doch ich konnte es problemlos ohne Verständnisfragen lesen.

Hazel ist die Haupterzählerin, sie steht in diesem Fall im Mittelpunkt, was bisher als Schriftführerin der Detektei eher nicht der Fall war. Sie kennt sich in der Stadt aus, spricht die Sprache und durch sie erfährt man einiges über das Leben in Hongkong, ihre reiche Familie und wie sie nun nach der Geburt eines Sohnes nicht mehr der Liebling ihres Vater ist. Es ist ein wenig Eifersucht im Spiel, das wirkt authentisch, ist aber eher unterschwellig interessant. Und Daisy Wells, die auf ihre Herkunft immer sehr stolz ist, muss entdecken, dass die Verhältnisse ihrer Familie gegen die der Wongs schon fast ärmlich wirken. Hier hat jedes Familiemitglied seinen persönlichen Diener und eigenen Fahrer.
Hazel erbt von ihrem Großvater eine Haarnadel, diese spielt im Fall eine entscheidende Rolle.

Über die gut und genau dargestellten Charaktere erfährt man recht viel, man lernt Hazels Familie kennen und sieht, wie eine Familie mit zwei Frauen funktionieren kann.

Vom Spannungsaufbau her konnte das Buch in der zweiten Hälfte erst richtig aufdrehen. Die Ermittlungen von Wells & Wong gestalten sich als schwierig, denn sie werden oft von der Familie oder dem Personal begleitet. Es sind jedoch bald mehrere Tatverdächtige gefunden, somit ist es auch für den Leser zum Miträtseln interessant. Die beiden Detektivinnen gehen mit viel Mut und Verstand und reichlich Beobachtungseifer an die Ermittlungen, ihnen hilft eine detaillierte Liste an Verdächtigen und der von ihnen entwickelte Schlachtplan.

Daneben bleibt viel Raum für die Traditionen der 1930er Jahre in Hongkong und man lernt eine Menge über diese fremde Kultur. Es zeigt sich ein besonderes Flair dieser damals schon gewaltigen Metropole.

Auch haben mich die interessanten Beschreibungen und Erklärungen Hazels schnell in die Bräuche und Traditionen der Hongkong-Chinesen eingeführt und mir wurde der Zeitgeist lebendig vor Augen geführt. Es geht um die chinesische Legende des Affenkönigs, um Mondkuchen und gebundene Füße, aber auch um die Bedeutung besonderer Zahlen. Am Ende des Romans bringt ein Glossar Aufklärung hinter manche ortstypische Begriffe. Dieses Buch ist lehrreich und öffnet den Horizont in Sachen China.


Diese Detektivgeschichte erscheint sehr klassisch im Stil der Miss-Marple-Romane, allerdings mit ganz jungen Miss Marples. Für Jugendliche ist dieses Buch sicherlich ein spannendes Abenteuer und gerade die Einblicke in chinesische Gewohnheiten, Traditionen und Lebensart sind interessante Pluspunkte.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Ein empfindsamer und entschleunigender Wohlfühlroman

Wo das Glück auf Wellen tanzt
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Der Roman "Wo das Glück auf Wellen tanzt" von Diana Hillebrand erscheint am 2.5.2019 im Knaur Verlag.


Die Journalistin Anna zieht in ein idyllisch gelegenes Haus am See, ihr Vermieter ist ein Maler, ...

Der Roman "Wo das Glück auf Wellen tanzt" von Diana Hillebrand erscheint am 2.5.2019 im Knaur Verlag.


Die Journalistin Anna zieht in ein idyllisch gelegenes Haus am See, ihr Vermieter ist ein Maler, dessen schöne und emotionale Bilder sie überall im Haus bewundern kann, doch ihn selbst bekommt sie nicht zu Gesicht. Sie hat einen Schreibauftrag, indem sie über das Glück berichten soll. Ihre neue Heimat wächst ihr schnell ans Herz und bei ihren häufigen Besuchen im Café Komet freundet sie sich mit der Besitzerin Halley an.


Ein einfühlsamer Roman über die Liebe, das Glück und den Sinn des Lebens.

Glück, was ist das eigentlich? Für manche Menschen ist es ein Gefühl wie Hygge, für die anderen bedeutet es Familie und Glück empfindet man schon beim Betrachten der Schönheit der Natur oder beim Trinken eines heißen Getränks gegen innere Kälte. Es ist das Gefühl von Zufriedenheit und Erfülltheit.

In ihrem Roman lässt Diana Hillebrand ihre Protagonistin Anna nach diesen Glücksmomenten suchen, um diese als Buch zusammenzufügen.
Doch so einfach ist das nicht, denn das persönliche Glück muss sie erst wiederfinden. Eine Beziehung ist bereits zerbrochen, deshalb tastet sie sich langsam wieder an Glücksmomente heran.

Die Besuche bei Halley im Café Komet empfindet Anna jedesmal als echten Genuss, nicht nur die köstlichen Brioches und Kaffees sind gut für die Seele, mit Halley findet sie eine echte Freundin.


Doch warum macht dieser Maler in ihrem Haus eigentlich so sentimentale Bilder, alle zeigen die Ansicht des Sees. Sie kommt irgendwann hinter dieses Rätsel, er hat hier etwas verloren, was ihm sehr lieb war. Anna hat es sich in den Kopf gesetzt, ihm zu helfen und seinen Lebensweg wieder glücklicher zu machen. Doch dazu muss sie ihm einige Briefe und Mitteilungen schreiben.

Irgendwie kommt Anna trotz vieler Interviews mit ihrem Manuskript zum Glücksbuch nicht weiter und sie reist kurzentschlossen zu ihrer Mutter nach Ligurien. Beide müssen sich erst wieder näher kommen, denn seit dem Tod des Vaters brach der Kontakt mehr oder weniger ab. Liebevoll und mit italienischer Herzlichkeit wird Anna auch von Francesco, dem neuen Lebensgefährten ihrer Mutter, aufgenommen. Allmählich kommt sie hier zur Ruhe und genießt das Glücksgefühl des italienischen Lebens.
Ihr wird langsam klar, worauf es im Leben ankommt und wie sie damit umgeht, erfährt man im weiteren Verlauf des Buches.


Vom einnehmenden und ruhigen Schreibstil her hat mir der Roman sehr gut gefallen, es ist kein aufregendes Buch, alles verläuft langsam und in Ruhe.

Die kleinen Freuden des Lebens kommen ebenso zur Sprache, wie der Sinn des Lebens.


Beim Lesen bringen verschiedene Leserbriefe, Gedichte und Gedanken immer wieder zum eigenen Nachdenken über das Thema Glück im Leben. Was wollen wir persönlich, was ist uns wichtig und wie kann sich Zufriedenheit auch in unserem Leben einstellen? Diese Dinge gilt es zu hinterfragen und sich darüber klar zu werden.



Ein Roman der leisen Töne mit vielen Glücksmomenten und -gedanken und einer Protagonistin, die ein wenig braucht, um nicht nur ihren Weg in ein glückliches Leben zu finden, sondern auch anderen dazu verhilft. Ein entspannendes Wohlfühlbuch, bei dem man entschleunigen und runterfahren kann.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Interessanter Mix aus Evolutionstheorie, Artenschutz und Krimigeschichte

Der Federndieb
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Das Sachbuch "Der Federndieb" von Autor Kirk Wallace Johnson erschien am 1.10.2018 im Droemer Verlag.


Kirk Wallace Johnson ist Autor und leitet eine Stiftung für Opfer des Irak-Kriegs, sein Angler-Hobby ...

Das Sachbuch "Der Federndieb" von Autor Kirk Wallace Johnson erschien am 1.10.2018 im Droemer Verlag.


Kirk Wallace Johnson ist Autor und leitet eine Stiftung für Opfer des Irak-Kriegs, sein Angler-Hobby hilft ihm gegen den beruflichen Stress. Zum Fischen von Lachsen benutzt er Köder-Fliegen und als er von einem Einbruch in die ornithologische Abteilung des Britischen Naturkundemuseums hört, bei dem etliche Vogelbälger von zum Teil ausgestorbenen Vögeln gestohlen werden, nimmt er die Ermittlungen auf. Die Sammlung der Vögel stammt vom Naturforscher Alfred Russel Wallace.


Dieses Buch ist als Sachbuch eingeordnet, es vermischt in Wahrheit aber Wissenschaft, Geschichte und Krimi. Das stellt mich vor eine schwierige Ausgangslage zur Bewertung.
Denn meiner Meinung nach hätte man bei einem Krimi aus der Handlung definitiv mehr machen können. Wer sich aber für die wissenschaftliche Abhandlung über Vogelbälger, fremde Vogelwelten und wunderschöne Vögel interessiert, liegt mit diesem Buch bestimmt richtig.


Fliegenfischer nutzen für den Fang von Lachsen oder Forellen kunstfertig gebundene Köder aus Vogelfedern, die dann auf der Wasseroberfläche schwimmen und Insekten vortäuschen.
Es gibt nur wenige Menschen, die diesen Blödsinn zu einer Kunstform geführt haben, die aus besonders seltenen Federn hergestellten Köder bringen in Insiderkreisen horrende Summen.

Johnson gibt einen ausführlichen Einblick in die Zeit der Abenteuerreisen im 19. Jahrhundert. Der Forscher Alfred Russel Wallace gilt als stiller Konkurrent zu Charles Darwin und entwickelte ebenfalls eine Evolutionstheorie. Man erlebt im Buch Wallace auf seinen Reisen und fühlt seinen Forschergeist, wenn er unbekannte Vögel aufspürt. Seine Sammlung umfasst viele Tiere und besonders imposant sind die Bälger der Paradiesvögel. Traurige Wahrheit ist jedoch, dass viele dieser Tiere ausgestorben sind. Daher ist für mich das beigefügte Bildmaterial ein echter Wehmutstropfen. Da haben die Damen von früher mit ihren opulenten Hutschmuck sicherlich ihren Teil dazu beigetragen.

Sehr ausführlich wird im Buch der Geschichte der Fliegenfischerei nachgegangen. Auch das ist mir ein echtes Gräuel. Statt herumfliegende lose Vogelfedern zu sammeln oder künstliche Köder zu verwenden, dienen sogar gestohlene Vogelbälge aus den Museen für diese irre Idee.

Diese seltenen Angelköder sind der Aufhänger für die Krimigeschichtes des Buches.

Sehr gut gefallen hat mir die spürbare Begeisterung für die Schönheit der Natur, die durch das gierige und ausbeuterische Verhalten der Menschen gefährdet ist.
Der Schreibstil lässt sich gut lesen, es erfordert aber einige Konzentration und die Fotos im Bildteil geben einen ungefähren Eindruck der Köderfliegen und der wunderschönen Paradiesvögel wieder.


Der Federndieb ist ein informatives Sachbuch, aber auch eine Warnung an die Menschheit, sich verantwortungsvoll der Tierwelt anzunehmen und sie zu schützen.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Dramatisch, anrührend und sehr authentisch

Mein Freund Fred und unser langer Weg nach Hause
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Der amerikanische Soldat Craig Grossi schrieb gemeinsam mit seiner Co-Autorin Kelly Shetron das autobiografische Buch "Mein Freund Fred und unser langer Weg nach Hause". Dieser Titel erscheint im März ...

Der amerikanische Soldat Craig Grossi schrieb gemeinsam mit seiner Co-Autorin Kelly Shetron das autobiografische Buch "Mein Freund Fred und unser langer Weg nach Hause". Dieser Titel erscheint im März 2019 als deutsche Übersetzung durch Maria Mill im Bastei Lübbe Verlag.

Craig Grossi dient als US-Marine-Soldat und wird in Afghanistan stationiert. Mitten im Einsatz in einer afghanischen Taliban-Hochburg läuft ihm ein junger, streunender Hund über den Weg, den er schnell in sein Herz schliesst und Fred nennt. Er teilt seine Essensrationen mit Fred und dieser wird sein treuer Begleiter während der nervenaufreibenden und gefährlichen Zeit im Krisengebiet und auch andere Soldaten im Camp erfreuen sich an dem scheinbaren Lächeln des Hundes. Craigs Aufgabe besteht darin, die Gegend und die Bewohner zu erkunden und darüber eine Dokumentation anzulegen. Die Angriffe der Taliban auf die Bevölkerung und auf die Stellungen der Amis bekommt Craig hautnah mit. Es kommt zu heftigem Beschuss von beiden Seiten. Als Craigs Einsatz dem Ende entgegen geht, beschliesst er, Fred in die USA zu schmuggeln.

"Nicht nur als Helfershelfer und als menschliche Schutzschilde benutzten die Taliban Kinder, ihre ganze Methode machte es uns unmöglich, irgendwie einzugreifen." Zitat Seite 90


Von diesem Buch wurde ich seltsam berührt, denn inmitten von Krieg und Hitze, Staub und Schlamm entwickelt sich eine besondere Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die für soziale Kontakte und einen Hoffnungsschimmer am Horizont sorgt.


Craig Grossi informiert in seinem autobiografischem Buch über den militärischen Einsatz in Afghanistan, er sieht seinen Kampf gegen die Taliban als Hilfe für die Bevölkerung an. Inmitten der Beschußvorgänge, der Autobomben und der drohenden Gefahr bringt ein kleiner Hund den Soldaten im Camp Freude. Denn Fred sieht ständig so aus, als ob er lachen würde. Auch wenn die Haltung von Hunden untersagt ist, finden sich einige Hundefreunde, die Craig helfen, seinen Hund zu behalten. Instinktiv verhält sich Fred ruhig und passt sich dem Leben an Craigs Seite schnell an.

Craig ersinnt einen Rettungsplan für seinen Hund und obwohl dies durch viele Auflagen fast undenkbar erscheint, gelingt es ihm schliesslich mit Hilfe einiger Hundefreunde, Fred ausser Landes zu schicken.


Neben den Berichten aus Afghanistan zeigt Craig auch seine eigene Geschichte nach der Rückkehr in seine Heimat. Er ist traumatisiert und unternimmt gemeinsam mit Fred und seinem Kumpel Josh, der ebenfalls Kriegsveteran ist, einen längeren Trip durch die USA. Gemeinsam führt sie diese Reise zurück ins Leben und auch für Josh ist diese Reise recht strapaziös, denn er hat eine Beinprothese.

Dieses Buch hat mich ergriffen, über militärische Taktiken informiert und die Augen geöffnet, denn es zeigt die Gräueltaten, die sich Menschen gegenseitig in ihrer Machtbesessenheit antun.


"...die Nerven lagen blank. Wir sahen nicht nur scheiße aus, sondern fühlten uns auch so. Nacht für Nacht viele Meilen durch Kanäle, Miasfelder und Gräben zu stapfen, ohne zu wissen, ob der nächste Schritt vielleicht unser letzter sein würde, war für uns alle zermürbend." Zitat Seite 119

Die Einsätze gegen die Taliban sind aus Amerikanischer Sicht gezeigt, sie haben die Intention, der Bevölkerung gegen diese menschenverachtenden Kämpfer zu helfen. Doch der Einsatz hat immer zwei Seiten. Die Absicht ist gut, die Auswirkungen sind ebenfalls Kriegstaten.

Es zeigt auch die seelischen Folgen, die Soldaten nach ihren Einsätzen in ihre Heimat tragen und dort verarbeiten müssen, um in ein normales Leben zurückzufinden. Man nennt es PTS = Posttraumatischer Stress.

Dieses Buch setzt mich in Erstaunen, es informiert mich über die Einsätze der Amerikanischen Marines und macht spürbar, wie ein Hund die Freundschaft und das Vertrauen von Soldaten gewinnt. Kriegserlebnisse werden hier nicht verschwiegen, die Folgen sind überall spürbar. Das macht das Buch so dramatisch und ernst. Aber es zeigt auch viele positive Erlebnisse zwischen Mensch und Hund und zu fremden Menschen auf, daher ist der Kampf gegen Gewalt immer ein Einsatz, den man abwägen muss, weil er sich auch lohnt. Frieden bringen heißt immer auch Opfer bringen. Das hat der Marine Craig selbst leidvoll erfahren müssen, einige seiner Kameraden haben den Einsatz nicht überlebt.

Dank seiner Liebe zu seinem Hund hat Craig viel seelisches und körperliches Leid überwunden. Fred war zuverlässig an seiner Seite und hat ihm den Weg zurück ins Leben erleichtert.


Dieses autobiografische Buch ist keine Gewaltverherrlichung, sondern ein eindringlicher Appell an den Frieden. Wenn Menschen durch Tiere zu Freunden werden, können sie das nicht auch untereinander schaffen? Diese Hoffnung wird sich wohl nie erfüllen.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Spannend, berührend und emotional zeigt dieser Frauenroman verschiedene Facetten der Liebe auf.

Das Leuchten jenes Sommers
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Nikola Scotts Roman "Das Leuchten jenes Sommers" erscheint am 16.4.2019 im ROWOHLT Wunderlich Verlag.

Cornwall im Sommer 1939: Abgeschieden liegt das Anwesen Summerhill, dort lebt die junge Madeleine, ...

Nikola Scotts Roman "Das Leuchten jenes Sommers" erscheint am 16.4.2019 im ROWOHLT Wunderlich Verlag.

Cornwall im Sommer 1939: Abgeschieden liegt das Anwesen Summerhill, dort lebt die junge Madeleine, genannt Maddy, gemeinsam mit ihrer Tante und ihrer älteren Schwester Georgiana. Maddy verlor ihre Mutter schon sehr früh und wurde Zeugin des tragischen Unfalls ihres Vaters von den Klippen der Küste. Georgina ist wie eine Mutter für Maddy und wird von ihr nach einer langen Europareise sehnsüchtig erwartet. Doch sie hat sich völlig verändert und bringt auch noch ihren Freund Victor mit, den Maddy nicht ausstehen kann.

Siebzig Jahre später führt ein Auftrag die junge Fotografin Chloe nach Summerhill. Sie soll eine Autorin porträtieren, die berühmt für ihre Kinderbücher war. Bei dieser Autorin handelt es sich um Maddy, die ihre Geheimnisse aus der Vergangenheit immer noch mit sich herum trägt.

Dieses Buch beginnt in der Vergangenheit im Jahr 1939 mit der Geschichte der jungen Maddy. Während sich der Zweite Weltkrieg anbahnt, freut sich Maddy auf die Rückkehr ihrer Schwester Georgiana und beobachtet ein abstürzendes Flugzeug, dass während eines Manövers über den naheliegenden Klippen abstürzt. Sofort springen ihr die grauenvollen Bilder vom Tod ihres Vaters ins Gedächtnis.

Der zweite Handlungsstrang spielt 70 Jahre später, als Chloe nach Summerhill reist, um Maddy zu fotografieren. Ihr Mann Aiden hält nichts von der Berufstätigkeit seiner Frau und scheint Chloe in jeder Hinsicht zu bevormunden. Auch in die Betreuung von Chloes kranken Bruder Danny mischt er sich ein. Chloe ist schwanger, doch trotz der freudigen Nachricht, versucht sie Abstand zwischen sich und ihren Mann zu bringen und reist nach Summerhill.


"Das Leuchten jenes Sommers" ist ein Roman über das Schicksal zweier Frauen und ein sie verbindendes Geheimnis. Durch die Zeitsprünge erlebt man die verschiedenen Zeiten mit und versteht, welche Ziele und Wünsche den Figuren zugeschrieben werden.

Neben einigen nicht so schönen Momenten, gibt es viele emotionale und hoffnungsvolle Erlebnissen, die nachdenklich stimmen und dem Buch einen tieferen Sinn verleihen.

Bei diesem Roman erlebt man betroffen, wie Chloe von ihrem unsympathischen Mann bevormundet und eingeengt wird. Mit dem Fotoauftrag scheint sie sich von seinem Einfluss befreien zu wollen und gleichzeitig sorgt ihr Besuch bei Maddy für die Verknüpfung der unterschiedlichen Handlungsstränge. Zwischen Chloes und Maddys Leben gibt es Parallelen, die sie näher miteinander verbinden. Während die Handlung verhältnisweise ruhig erzählt wird, ahnt man, dass sich etwas Bedrohliches anbahnt und verfolgt die Vorgänge deshalb gespannt bis zu ihrem auflösenden Ende.

Die sehr unterschiedliche angelegten Charaktere agieren vor der großartigen Kulisse der wunderschönen Landschaft Cornwalls. Auch muss man einfach den eingängigen und flüssigen Schreibstil der Autorin und ihre Fähigkeit zur lebendigen Charakterbeschreibung loben. Neben Maddy wurde mir auch Chloe sehr sympathisch und ich konnte während des Lesens nicht nur in ihre Figuren eintauchen, sondern auch mit ihnen miterleben und mitfühlen. Den Nebenfiguren wird ebenfalls reichlich Raum zur Entfaltung gegeben. Die männlichen Rollen sorgen in diesem Roman für die Abgründe, in die sie Frauen durch die Liebe stürzen können. Wenn Liebe einengt, gängelt oder verletzt, schadet sie und nur die uneigennützige Liebe, die wohlwollende ist die Liebe, die den Menschen gut tut.


Es ist ein atmosphärischer Roman, der mich durch die Zeitwechsel und die beschriebenen Themen sehr beeindruckt hat. Der aufzeigt, wie sich Mütter für ihre Kinder eine bessere Zukunft erhoffen, dafür selbst auf eigene Wünsche verzichten und wie schon Kinder ein Rollenbild aufgedrückt bekommen können, von welchem sie zeitlebens geprägt werden. Auch psychische Gewalt wird hier thematisiert und es wird gezeigt, wie sich Menschen in dieser emotionalen Abhängigkeit verhalten.

Liebe kann viele Kräfte, Ausprägungen und Wirkungen haben. In diesem Roman zeigt Nikola Scott dass es sich lohnt, die eigenen Wünsche zu verfolgen und auch in einer Beziehung eigenständig zu bleiben.


Für alle Leserinnen, die ein Buch über die Liebe und ihre Ausprägungen suchen, kann ich diesen Roman sehr empfehlen. Es zeigt Beziehungen in der Ehe, die Liebe in der Familie und eine interessante Grundgeschichte, die sich wunderbar liest.