Wer ist der Vollstrecker?
Kluntjesmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi„...Ich bin der Vollzieher. Meine Auftraggeber sind nicht mehr von dieser Welt...“
Melanie Jäger hat sich nach Jahren der Einsamkeit auf ein Single – Portal getraut. Heute trifft sie Helge Beckmann. ...
„...Ich bin der Vollzieher. Meine Auftraggeber sind nicht mehr von dieser Welt...“
Melanie Jäger hat sich nach Jahren der Einsamkeit auf ein Single – Portal getraut. Heute trifft sie Helge Beckmann. Zwischen beiden scheint die Chemie zu stimmen. In zwei Tagen wollen sie sich erneut sehen. Doch Helge erscheint nicht. Man findet nur seinen Wagen mit Blutspuren an der Tür.
Der Fall landet bei den Kommissaren Bert Linnig und Nina Jürgens.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi in Ostfriesland angesiedelt. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Für diejenigen, die die Vorgängerbände nicht kennen, werden gekonnt Informationen über die beiden Kommissare und ihre Erlebnisse in den Text integriert.
Der Schriftstil ist ausgewogen und passt sich den Geschehnissen an. Helge ist Steuerprüfer. Dabei hat er sich wenig Freunde gemacht, denn er ignoriert gern einmal neuere Grundsatzurteile und unterstellt den zu Prüfenden Steuerbetrug. Sein Ermessensspielraum geht gegen Null. Er selbst schätzt das so ein:
„...Die meisten steuerpflichtigen Bundesbürger sehen mich lieber von hinten als von vorne und am allerliebsten überhaupt nicht, weder zu Hause noch in ihren Büros...“
Deshalb gehen die Kommissare schnell davon aus, dass der Täter im beruflichen Umfeld zu suchen ist.
Auch Mitbewerber für den Posten, den Helge nun erhalten hat, nehmen die Kommissare ins Visier. Im Verhör kommt die Wut deutlich zum Tragen:
„...Würden Sie sich darüber ärgern, wenn derjenige, der Ihnen mit unlauteren Mitteln einen Aufstiegsposten vor der Nase weggeschnappt hat, plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist...“
Als besonderes Stilmittel darf ich ab und an einen Blick in Helges Gefängnis werfen. Als er seinen Entführer fragt, warum das alles geschieht, erhält er die Antwort, die ich am Anfang zitiert habe. Erstaunlich gelassen und logisch denkend geht Helge mit der Situation seiner Gefangenschaft um.
Zwei politisch brisante Themen werden geschickt im Laufe der Handlung angesprochen. Das ist zum einen die Frage der Steuergerechtigkeit und zum anderen die Zustände im Pflegeheim. Das Pflegeheim gibt sich zwar alle Mühe, aber die Personalsituation ist prekär. Das bekommt Nina zu spüren, als sie mit den Mitarbeitern reden will und die gerade bei der Essensausgabe gebraucht werden.
Eigentlich ist es sogar noch ein dritter Punkt, der in diesem Fall für Probleme sorgt. Wieder ist es das fehlende Netz fürs Handy, das dem Täter in die Hände spielt.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat auch die Einbeziehung lokaler Besonderheiten wie die alljährliche Regatta der Granatfischer.