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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2016

Extrem, makaber, aggressiv - Pechmarie findet ihr trauriges Ende (Trigger Warning)

Marie Malheur und das große Mundwerk
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"Sie hatte sich im Gewirr des Lebens verfangen und musste sich befreien."

ICH MOCHTE DIESES BUCH. Wirklich. Es ist eine Anordnung von peinlichen, extrem makaberen, urkomischen, aggressiven Momenten; schräge ...

"Sie hatte sich im Gewirr des Lebens verfangen und musste sich befreien."

ICH MOCHTE DIESES BUCH. Wirklich. Es ist eine Anordnung von peinlichen, extrem makaberen, urkomischen, aggressiven Momenten; schräge Typen und kuriose Gestalten aneinander gereiht, die das Buch zu einer Schwarzen-Humor-Explosion machen. Gemischt mit einer Menge Zweideutigkeit und Vulgarität und Gewalt. Das konnte ich alles ertragen und zwischenzeitlich war das sehr unterhaltsam. Ich werde einfach das Ende ab Kapitel 32 verdrängen, um auch nur halbwegs objektiv zu bleiben.


Das Cover finde ich toll; originell und speziell und einfach mal nicht so 0815. Der Schreibstil war flüssig und leicht, du hast sofort in die Geschichte gefunden. Auch die Entwicklung, nach und nach wurde die Erzähler-Perspektive geändert, hat mich sehr angesprochen. Jede Szene war so absurd und hatte diesen deutschen Unterton - es war einfach so idiotisch komisch. Situationskomik hatte mehrere Höhepunkte in diesem Roman.

Auch die Tatsache, dass der Titel im Laufe der Story immer mehr Sinn ergeben hat ("Malheur" und "großes Mundwerk"), war toll eingearbeitet. Zwischenzeitlich kam mir der Titel wie die Aufmachung von Superhelden-Comics vor und auch das fand ich amüsant. Besonders wortgewandt fand ich Agathe's "Das hab ich gemerkt, du impotentes Arschloch!" und das ständige -boy von Zwerg. Von den Charakteren haben mir am meisten 'ß' und Herr Huck gefallen. Hubertus habe ich am Ende des Romanes so sehr gehasst, dass ich gedanklich 'Du hast noch mehr verdient, als nur den Fakt das Agathe mit dir Schluss gemacht hat!' geschrien habe.

Letztendlich jedoch frage ich mich, was ich mir denn als passendes und realistisches Ende für die Geschichte vorgestellt habe und komme einfach zu keiner Antwort. Meine rosarote Brille und meine Gutmütigkeit standen da wohl im Weg, denn so ein Ende hatte ich sicher nicht erwartet. Für mich, persönlich, war das sehr - um jetzt umgangssprachlich zu sein - krass. Sehr detailliert, sehr brutal und gnadenlos. Mir, als Vertreterin des weiblichen Geschlechts, wurde bei der Beschreibung mehr als nur ein bisschen übel. Ich weiß nicht genau, ob ich darüber hinweg sehen kann. Einerseits stelle ich mir die Geschehnisse als relativ realistisch vor, da so etwas wahrscheinlich passieren könnte, aber andererseits hasse ich es, wenn Frauen - auch wenn nur fiktional - so missbraucht und gedemütigt werden, nur um eine Geschichte in eine gewisse Richtung zu führen. Ein Teil meines Gehirns fragt sich dann immer 'Hättest du dir nicht eine andere Storyline ausdenken können, um deinen Charakter an diese Endstation, an diesen Punkt in der Geschichte zu bringen?'.

Ich weiß nicht genau, wie ich das Buch bewerten soll. Bis zum 32. Kapitel hätte ich es wahrscheinlich 4 Sterne gegeben - jetzt sind es eher 3, weil es einen wunden Punkt bei mir getroffen hat und ich - während ich diese Rezension schreibe - ein schlechtes Gefühl habe, einen unangenehmen Nachgeschmack. Sprachlich fand ich den Roman Eins A; sehr ausdrucksstark, einfach, verständlich, trotzdem anschaulich und nicht stockend, also bin ich ein bisschen im Dilemma und das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.

PS: I got a free copy in exchange for an honest review (das wollte ich schon immer mal schreiben.)

Veröffentlicht am 30.10.2016

Carla auf der Suche nach dem großen Glück - bewaffnet mit ein, zwei Milch mit Honig.

Honigmilchtage
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In 'Honigmilchtage' geht es um Carla, glücklich verheiratet, aber unglücklich in ihrem Job. Nachdem sie Adieu zu ihrem Arbeitsplatz sagt, steht auf einmal nicht nur die Frage nach dem richtigen Neubeginn ...

In 'Honigmilchtage' geht es um Carla, glücklich verheiratet, aber unglücklich in ihrem Job. Nachdem sie Adieu zu ihrem Arbeitsplatz sagt, steht auf einmal nicht nur die Frage nach dem richtigen Neubeginn im Beruf im Raum, sondern auch der Weg zum Glück.

Das Cover war eindeutig der Grund, warum mich der Roman auf Anhieb angesprochen hat. Ich finde die Farben sehr schön gewählt und wie die im Titel bereits genannte Milch mit Honig hat auch das Cover bei mir ein wohlig warmes Gefühl ausgelöst. Außerdem konnte ich mich sehr leicht in die Geschichte finden, weil der Schreibstil sehr leicht und locker war.

Nach einer Weile fing die Geschichte sich aber negativ für mich zu entwickeln, alles wirkte sehr unrealistisch, Zufall hat sich an Zufall gereiht, jede Antwort auf ein Problem fiel Carla förmlich in den Schoss. Auch die Unfähigkeit der Charaktere einfach mal Klartext zu sprechen, hat mich auf die Palme gebracht. Oft habe ich mich dabei ertappt, wie ich nach einem weiteren Problem durch mangelnde Kommunikation in Gedanken 'Du frustrierst mich, Buch' geschrien habe.

Carla kam mir die ersten 45% der Geschichte sehr ich-bezogen und sehr un-empathisch vor, als würde sie noch nicht einmal versuchen, den Gedankengängen ihrer Mitmenschen zu folgen und ihre Gefühle, Probleme, Wünsche und Ziele vor denen anderer stellen. Erst als es in ihrem eigenen Leben Lichtblicke gab, änderte sich das Stück für Stück. So oft wie Carla heiße Milch mit Honig getrunken hat, ist es ein Wunder für mich, dass sie sie nicht über-trunken hat. Dagegen hat mir Jana sehr zugesprochen, sie wirkte liebevoll, aufopfernd, aufmunternd und hat eine gewisse positive Ausstrahlung. Auch Marie ist mir nach und nach ans Herz gewachsen - ihre Beziehung zu Karl hat mich sehr gefreut.

Trotz der - meiner Meinung nach - vielen Ausbaumöglichkeiten ist 'Honigmilchtage' ein solides Buch. Es hat mich zwischenzeitlich an die Low-Angst-High-Fun-Bücher von Susan Elizabeth Philips erinnert. Ich persönlich würde mir wünschen, dass beim nächsten Buch mehr an der Story und den Charakteren gearbeitet wird; die Entwicklung, der Anfangspunkt und das Ende sind gute Basispunkte für eine tolle Geschichte, aber die Umsetzung hat mich streckenweise gestört.

2.5 Sterne!

Veröffentlicht am 16.10.2016

Wie Emi Sich Wünscht Das Buch Aus Death Note Zu Besitzen

Für dich soll's tausend Tode regnen
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Emi ist fasziniert von skurillen Todesfällen - auf einer Schildkröte ausgerutscht, von einem abgehakten Schlangenkopf gebissen werden usw. - und hält sie in ihrem eigenen kleinen schwarzen Buch fest.

PLOT: ...

Emi ist fasziniert von skurillen Todesfällen - auf einer Schildkröte ausgerutscht, von einem abgehakten Schlangenkopf gebissen werden usw. - und hält sie in ihrem eigenen kleinen schwarzen Buch fest.

PLOT:
- Hass-Liebe zum mysteriösen, draufgängerischen Außenseiter Bad Boy Erik
- Protagonistin wird aus Eifersucht von der Queen Bee der Schule (die natürlich was von Erik will) gehasst
- ungewollter Umzug/Neuanfang in einer fremden Stadt/ Protagonistin ist die 'Neue' in der Klasse
- Pseudo-Missverständnis in den letzten 50-ish Seiten, um dann ein kitschiges Ende zu finden

Das sind alles Klischees. Und alles Dinge, die in diesem Buch passieren. Einziger Unterschied? Das Hobby der Protagonistin.

Ich habe mir das Buch irgendwie anders vorgestellt. Mehr Voodoo, mehr Grusel, mehr Makaberes.

Das Cover ist wunderbar: einzigartig, besonders und aufregend. Auch der Titel hat mich sofort gepackt. Leider habe ich mir den Klappentext nicht gründlich genug durchgelesen, denn für meine Ohren hat sich 'Für dich soll's tausend Tode regnen' wie ein Fluch angehört. Wie ein Tiger mit scharfen Krallen. Stattdessen war dieses Buch ein Babykätzchen. Es hat sich alles so halbherzig und too little of everything angefühlt. Zu wenig deutsches Flair, zu wenig Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren, zu schnelles Ende, zu offensichtlicher Konflikt. Das alles ist nicht unbedingt schlecht - wenn mich irgendein Aspekt des Buches gepackt hätte, dann hätte ich das übersehen können. Leider ist das nicht passiert.

"Dein Vater sagt, du hast ein Schädel-Hirn-Trauma."
"Gehirnerschütterung", korrigiere ich. "mein Vater übertreibt."


Versteht mich nicht falsch, das Buch ist keinesfalls schlecht, es hat mich nur einfach nicht gepackt, geflasht, mitgerissen, mich zum Lachen gebracht, meinen Tag besonders bereichert oder dazu beigetragen, dass ich mich noch mehr in die Welt der Wörter verliebe.

"Was ist?", schnauzen Erik und ich gleichzeitig."

Ich liebe englische Bücher; die Sprache ist von Natur aus sehr schön für mich, viele englische Wörter erzeugen mehr Gefühle in mir als die wortwörtliche deutsche Übersetzung, deswegen fällt es mir schwer mich mit deutschen Büchern verbunden zu fühlen. Nur wenn dieses gewisse Gefühl der German-ness herüberkommt bei mir, dieses deutsche Flair, das Gefühl direkt in Berlin am Alexanderplatz zu stehen, dann kann ich ein deutsches Buch wirklich wahrhaftig mögen. Das kam bis jetzt nur zweimal vor: bei 1) Cherry Red Summer von Carina Bartsch und 2) Sunny war gestern: Roman von Cem Gülay und Edgar Rai(1).

"Er schüttelte den Kopf. "Bescheuert."
"Freut mich, dass es dir gefällt."


Gefallen hat mir auch, dass das Buch in Hamburg gespielt hat.

Ich brauche mehr deutsche Jugendbücher, die mich berühren. Deutsche Jugendbücher, die sind wie Türkisch Für Anfänger oder Doctors Diary. Ich brauche mehr Representation für meine Art von deutschen Büchern, die Anti-Kerstin Gier-deutschen Bücher. (No Hate!)

PS: Recommend me good german young adult books!

(1)'Sunny war gestern' fand ich allgemein nicht so dufte, aber die Berlin-Atmosphäre hatte das Buch manchmal Eins A drauf.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Leider ein Nein von mir. :(

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Die Geschichte mit dem passenden Untertitel "oder wie Jonah Hancock über Nacht zum reichen Mann wurde" spielt rund herum um das Ensemble aus Mr. Hancock, alt, alleine und über Umwege und durch Zufall mit ...

Die Geschichte mit dem passenden Untertitel "oder wie Jonah Hancock über Nacht zum reichen Mann wurde" spielt rund herum um das Ensemble aus Mr. Hancock, alt, alleine und über Umwege und durch Zufall mit einer Meerjungfrau in Verbindung gebracht und ein paar Damen, die sich ihr Geld verdienen, indem sie ihre Reize einsetzen.

Am Anfang war ich dezent begeistert. Meerjungfrauen, Meerjungfrauen, Meerjungfrauen. Über die habe ich schon sehr, sehr lange nicht mehr gelesen, obwohl ich sie total interessant finde. Der Schreibstil hat mir gefallen und ich hab mich gefreut, als ich gesehen habe, dass das Buch über 500 Seiten hat: endlich mal wieder eine Geschichte, in die ich mich richtig hereinfallen lassen konnte. Und in den ersten 50-ish Seiten war das auch so. Ich fands toll.

Dann hat sich die Richtung geändert, in die sich die Story entwickelt und mit meinem Spaßfaktor hat sich für mich auch der Sympathiefaktor der Charaktere vermindet. Die fande ich am Beginn der Geschichte recht interessant; aus verschiedenen Ecken der Stadt, mit unterschiedlichen Backgrounds und diversen Zielen, die komplett entgegengesetzt sind. Blieb jedoch nicht so lange so.

Ich will nicht zu viel verraten, weil Spoiler sonst, aber die Meerjungfrau kam anders in der Geschichte vor als erwartet und die verschiedenen Situation im Laufe des Romans haben sich extrem unterschieden zwischen dem, was ich bekommen habe und dem, was ich mir vorgestellt habe. Was nicht immer schlecht ist - überrascht zu werden, kann auch positiv sein - aber diesmal hat es nicht ganz mit mir resoniert. Und zwischenzeitlich war ich sehr frustriert. Unter anderem weil es sich im Mittelteil gezogen hat und alles langsam erzählt wurde - was mich am Anfang überhaupt nicht gestört hat und mir erst aufgefallen ist, als ich angefangen habe die Augen zu zukneifen.

Zum Ende hin wurde es wieder etwas interessanter, die Lust weiterlesen zu wollen wurde wieder stärker. Trotzdem fiel es mir schwer - vor allem durch die Charakterisierung von den beiden Hauptfiguren und ihre Beziehungen zueinander, zu sich selbst, zu der Welt, zu ihren Freunden und Familie und der restlichen Gesellschaft. Auch negativ geprägte Figuren können interessant, faszinierend oder in einer Geschichte wichtig sein, aber das hat mein Herz ein bisschen anders gesehen diesmal. Über das Ende will ich nicht reden, aber ich fand es gut so, wie es ausgegangen ist und ich hätte mir nichts anderes vorstellen können.

Im Großen und Ganzen bin ich trotzdem gespannt auf die nächsten Romane von Gowar, da ihr Schreibstil mich teilweise begeistert hat und die Grundidee nichtsdestotrotz unheimlich viel Potenzial hatten. Nur die Elemente rund um den groben Plot haben mich aus dem Konzept gebracht. Danke für das Exemplar zur Leserunde, lesejury!

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2017

Ich bin unglaublich enttäuscht.

Der Kuss der Lüge
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ICH VERSTEHE ES NICHT. (Wirklich nicht.) Ich stehe verbittert, wütend, verwirrt und enttäuscht in der Ecke, während alle anderen über dieses Buch schwärmen.

Plot: In 'Kuss der Lüge' geht es um Prinzessin ...

ICH VERSTEHE ES NICHT. (Wirklich nicht.) Ich stehe verbittert, wütend, verwirrt und enttäuscht in der Ecke, während alle anderen über dieses Buch schwärmen.

Plot: In 'Kuss der Lüge' geht es um Prinzessin Lia, die verheiratet werden soll. Weil sie das aber nicht möchte, flieht sie an ihrem Hochzeitstag mit ihrer 'Freundin/Zofe' Pauline in ein kleines Dorf. Dort arbeitet sie im Gegenzug für Unterkunft und Versorgung in der Taverne. Zwei Männer (einer ein Kopfgeldjäger, der sie töten soll, der andere der Prinz, den sie heiraten sollte) werden ihr hinterhergeschickt, um sie ausfindig zu machen. Ab da an passiert erstmal nicht viel. Lia arbeitet, lernt die beiden Männer kennen, arbeitet, verknallt sich, arbeitet, lügt Pauline an, arbeitet, küsst einen von beiden, geht auf ein 'Date', arbeitet, Yada yada yada. Dann kommt der berühmte 'Plottwist' von dem ich schon gehört hatte und der Standort wird gewechselt (endlich!). Ein klitzekleines bisschen an Magie taucht auf (endlich!) und sie 'muss' ein wenig Zeit mit dem Mann verbringen, der der Kopfgeldjäger ist. Dann noch ein bisschen dies das und ein offenes Ende, das Lust auf mehr machen soll.

Charaktere: Die Hauptcharaktere sind Lia, Pauline, Kaden und Rafe. Vielleicht sollte ich mal damit anfangen: ich mochte niemanden von ihnen. Lia (pseudo-Powerfrau) handelt unlogisch und undurchdacht. (Geht draußen Baden anstatt in ihrem Zimmer, obwohl ihr ganzer Rücken voll mit ihrem 'Hochzeitstattoo' ist und das ja gesehen werden könnte, lässt sich anmerken, dass sie ein Talent für Sprachen hat und mehr als nur eine Sprache beherrscht, obwohl sie eigentlich nur ein einfaches Barmädchen/Kellnerin sein soll, trifft sich alleine mitten in der Nacht mit jemanden, der ihr eine Nachricht zukommen lassen hat, obwohl sie nicht weiß wer das ist UND sie erzählt niemandem, dass sie geht, redet mit zwei wildfremden Typen, die zufälligerweise andauernd in ihrer Nähe sind und hat noch nicht einmal eine Vorgeschichte, sodass sie zu Stille greift, wenn jemand ihr Fragen stellt - um nur einige zu nennen.) Ich konnte ihr Verhalten nicht verstehen, abgesehen davon, dass sie naiv und dämlich handelt, sind ihre Gedankengänge oft auch sehr selbstsüchtig. Ich kann verstehen, dass sie nicht in eine Heirat gezwungen werden möchte, aber sie ist nicht die einzige, die Opfer bringen muss. Sie hätte damit für Frieden sorgen können zwischen den beiden Ländern (oder einen ersten Schritt in die richtige Richtung machen können). Und immer, wenn sie darüber im Roman gesprochen hat, war es eher ein 'Ich will keinen hässlichen, alten Mann mit Falten heiraten' anstatt 'Ich finde es unmenschlich, dass ich dazu gezwungen werde eine politische Heirat einzugehen nur weil ich als erste Tochter geboren wurde'. Pauline ist die typische 'beste Freundin' vom Hauptcharakter. Sie befürwortet alle Entscheidungen, die Lia trifft, kritisiert sie nie, ist verliebt in einen Scheißkerl, ist weder besonders witzig noch besonders schlau, wird genutzt um Lia in gefährlichen Situationen zu beeinflussen, ist eigentlich nur ein Druckmittel. Kaden und Rafe, die beide klare Intentionen haben, als sie ihre Reise starten, vergessen all das augenblicklich als sie Lia kennenlernen. Was? Ich soll Lia zurückbringen? Nö, sie lieber ersteinmal kennenlernen. Was? Ich soll Lia umbringen? Nö, lieber erst einmal kennenlernen. Mal davon abgesehen, dass ich rein gar nicht nachvollziehen kann, was sie an Lia so toll finden, ist das das Gegenteil von Pflichtbewusstsein (was den beiden ja ach-so-wichtig ist). (Anscheinend.)

KUSS DER LÜGE ist ein Paradebeispiel für 'Große Enttäuschung', weil da (trotz 0815-Plot) viel Potenzial drin steckte und ich mir unter 'Fantasyepos' sehr (sehr) viel mehr Magie und FANTASY vorgestellt habe. Dass ich das Buch schlecht fand, hat wenig (bis überhaupt nicht) mit dem Schreibstil zu tun - der war nämlich okay und an Stellen sogar ganz schön. Nein, das Problem waren die Charaktere, die Entwicklung und die Geschwindigkeit der Geschichte. Es war langweilig, langatmig und uninteressant. Es ist zu viel NICHTS und zu wenig ETWAS passiert. Die interessanten Aspekte (Bücher-stehlen, Magie, Sprachen lernen) sind zu kurz gekommen und die unwichtigen (kellnern, waschen, Wäsche aufhängen, Beeren pflücken) wurden ausgeschlachtet und immer wieder ellenlang beschrieben. Die Romanze war der Hauptfokus, während die Elemente, die für mich Fantasy zu Fantasy machen, total außen vor gelassen wurden. Dann kam das Verhalten der Charaktere hinzu (besonders Lia), sodass ich desöfteren mit den Augen rollen musste und mir am liebsten gegen den Kopf geschlagen hätte. Die Geschichte entwickelt sich genau wie ich es mir gedacht habe (nur langsamer als erwartet), es gibt keine Überraschungen, Twist oder Turns - ich wusste auch den Plottwist (wer, wer ist) schon nach 30% der Story, obwohl es erst an der 65% Grenze aufgelöst wurde. Und damit wurde mir auch noch das Mysterium und das Überraschungs-element weggenommen. Hinzu kommt, dass es an Stellen unrealistisch ist. (Besonders die Flucht.) UND ES IST SO LANG.

Ich habe keinerlei Verbindung zu irgendeinem Charakter aufgebaut. Ich fand auch die Interaktionen zwischen den einzelnen Charakteren sehr medioker und klischeehaft. Keine Chemie, keine tiefe Bindung. Nichts. Höchstens Anziehung wurde deutlich zwischen Lia und Rafe/Kaden. (Jedoch keine Liebe. Oder tiefe Gefühle.) Ich weiß nicht, wie sich etwas Echtes zwischen den aufgebaut haben kann. Liebe basierend auf Lügen, ein paar Blicken, Vorurteilen und dem Bild, das sie vom jeweils anderen haben (auch wenn das völlig falsch ist), ist für mich keine Liebe. Und ich sitze da nur und denke LERNT EUCH ERSTMAL RICHTIG KENNEN, BITTE. Ich wünschte, ich hätte die Geschichte genießen können, aber das war nicht so. Dieses Buch hat mich unheimlich frustriert. Und ich könnte weinen gerade, weil ich es LIEBEN MÖCHTE. (Oder wenigstens mögen.) Ich muss zugeben, dass das Buch die letzten 120 Seiten hin zum Ende besser wurde, aber wenn ich die ersten 400 Seiten gehasst habe, ist das nicht genug, um das wieder gut zu machen. (Ich habe so viel vermisst. Interessante Weltdarstellung hat auch gefehlt.) Ich bin ein Ball aus Stress und Trauer, der sich ins Bett gekuschelt hat, um Fernsehen zu gucken und das Buch wieder zu vergessen.

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