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Veröffentlicht am 09.05.2019

Hätte mehr erwartet

Broken Beautiful Hearts
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„Im Grunde spielt es keine Rolle, schließlich habe ich nicht die Wahl zwischen dem einen oder dem anderen Verlust.
Ich bin mit beidem geschlagen.“ (aus „Beautiful Broken Hearts“ von Kami Garcia)

Für Peyton ...

„Im Grunde spielt es keine Rolle, schließlich habe ich nicht die Wahl zwischen dem einen oder dem anderen Verlust.
Ich bin mit beidem geschlagen.“ (aus „Beautiful Broken Hearts“ von Kami Garcia)

Für Peyton könnte es kaum besser laufen. Sie hat die perfekte beste Freundin, den perfekten Freund und bereits eine Zusage für ihre Traum-Uni, bis eines Abends auf einer Party etwas Unvorstellbares passiert. Das Schlimmste: Keiner glaubt Peyton. Von da an misstraut sie ihrem eigenen Urteilsvermögen und schließlich bleibt ihr nichts anderes mehr als die Flucht in eine andere Stadt, um die schrecklichen Erinnerungen hinter sich zu lassen. Den Männern will sie fern bleiben, bis sie Owen trifft. Doch ob es sich lohnt, für ihn ihr Vorhaben über Bord zu werfen, wo er doch offensichtlich ein Geheimnis vor ihr verbirgt?

Mit Kami Garcia verbinde ich bisher nur die „Sixteen Moons“-Reihe, die ich nach wenigen Kapiteln des ersten Bandes gelangweilt und enttäuscht abgebrochen habe. Seitdem habe ich alle Bücher von ihr erfolgreich gemieden, bin jedoch mehr als neugierig geworden, als ich den Klappentext von „Beautiful Broken Hearts“ gelesen habe. Dann sieht auch das Cover noch so hübsch aus.. und ich wurde schwach, was sich im Nachhinein als kleiner Fehler herausstellte.

Die Protagonistin Peyton erzählt die Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive, was von Anfang an eine gewissen Nähe und Verbundenheit zu ihr schafft. Ihre Gedanken und Gefühle waren spannend mitzuverfolgen, vor allem nach dem „Unfall“, der sie dazu veranlasst, aus ihrem gewohnten Umfeld zu fliehen.
Zu Owen konnte ich dagegen keine richtige Beziehung aufbauen, er war mir zu austauschbar. An ihm hat mich irgendwie nichts fasziniert, vielleicht davon abgesehen, dass er Boxer ist. Aber ansonsten fand ich die Nebencharaktere wesentlich interessanter als ihn, beispielsweise Peytons Cousins, ein nerviges aber liebenswertes Powerduo.
Auch Owens „kleines“ Geheimnis wirkte übertrieben konstruiert und gewollt, irgendwie übertrieben dramatisch für so eine kleine Liebesgeschichte.

Ehrlich gesagt, kann ich nur schlecht beschreiben, was bei mir während des Lesens passiert ist, dass das Buch mir nicht positiv in Erinnerung geblieben ist, fängt es doch so vielversprechend an. Der Vorfall, den Peyton flüchten lässt, sorgte bei mir tatsächlich für Überraschung, mit so etwas hätte ich bei Weitem nicht gerechnet. Auch ist dem aufmerksamen Leser an dieser Stelle schon klar, dass das noch nicht alles gewesen sein wird und noch Böses folgen wird. Diesen Zweig der Geschichte fand ich sehr spannend und gut gemacht, allerdings war der Rest der Story mir zu 08/15.
Die beiden Cousins und deren Freundin Grace haben eine eigenartige Dynamik untereinander, die irgendwie was von einer Dreiecksbeziehung hat, allerdings ohne mich wirklich berührt zu haben. Zudem bin ich an der einen oder anderen Stelle durcheinander gekommen, wer denn nun wen will, was vielleicht dadurch hätte behoben werden können, dass die beiden Zwillinge nicht auch noch ähnliche Namen erhalten.

Alles in allem fand ich das Buch trotz interessantem Beginn und immer wieder aufkommender Problematik „Ex-Freund“ nicht wirklich packend. Der Schreibstil war zwar anschaulich und leicht verständlich, sodass sich das Geschriebene angenehm flüssig und damit schnell lesen lässt, allerdings verlor mich ab und an der Mut, nämlich immer dann, wenn es um Owen ging. Er war für mich der Stimmungskiller, den ich am liebsten gestrichen oder ersetzt hätte, ungünstig bei einem Protagonisten.
Die Liebesszenen zwischen unseren beiden Hauptcharakteren waren auch noch ausbaufähig, besonders als angefangen wurde, hingebungsvoll an den Ohren des anderen zu lecken, dachte ich mir: „So, danke, das war's jetzt erst mal.“

Mein Fazit:
Nicht noch einmal Kami Garcia für mich. Die Idee hinter der Geschichte war wirklich spannend und zu Beginn auch noch gut umgesetzt, an sich ist das hier ein gutes Buch. Doch der männliche Protagonist war mir zu langweilig und der Funke ist einfach nicht zu mir übergesprungen.
Ich würde begeisterten New-Adult-Lesern diese Geschichte durchaus ans Herz legen können, doch für mich war sie nicht das nonplusultra.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Nichts halbes, nichts ganzes

Faith in Love
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„Die 19-jährige Elli liebt es zu flirten und zu feiern und hält nicht viel von festen Bindungen. Für ihr Studium in York zieht sie in eine WG, in der sie sich auf Anhieb wohlfühlt. Nur einer ihrer neuen ...

„Die 19-jährige Elli liebt es zu flirten und zu feiern und hält nicht viel von festen Bindungen. Für ihr Studium in York zieht sie in eine WG, in der sie sich auf Anhieb wohlfühlt. Nur einer ihrer neuen Mitbewohner, der Medizinstudent Yasin, kommt mit Ellis lockerem Lebensstil nicht klar. Er sieht mit seinen tiefgründigen braunen Augen und den definierten Muskeln unglaublich gut aus, seine reiche Familie, die zu Englands High Society gehört, legt aber viel Wert auf Moral und religiöse Werte. Elli dagegen glaubt nicht mehr an Gott, seit sie vor Jahren einen schweren Verlust erlitten hat. Trotz der Gegensätze führen die beiden immer wieder tiefgründige Gespräche, und Elli fühlt sich mehr und mehr zu Yasin hingezogen. Doch eine Beziehung scheint undenkbar – denn Elli will nie wieder jemanden so nah an sich heranlassen. “

Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch unsicher bin, wie ich dazu stehen soll. Ich bin weder richtig begeistert, noch komplett enttäuscht, sondern schwimme irgendwo dazwischen in diesem „Joa, war ganz okay“-See aus Büchern, die man nach drei weiteren schon wieder vergessen hat.
Von Katrin Frank habe ich bisher noch nichts gelesen, bin aber auch im Nachhinein nicht besonders traurig darüber.

Sowohl Yasin als auch Elli erzählen die Geschichte abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive, was ich persönlich immer am besten finde. Auf diese Weise kann man sowohl die Gedanken des einen, als auch des anderen verfolgen, gerade bei den Kerlen frage ich mich oft, was zur Hölle die sich bei ihrem Handeln gedacht haben.
Der Schreibstil ist locker und leicht, passend zu den Protagonisten umgangssprachlich und nicht zu ausgefallen. Man kommt am Anfang gut rein und kann dem Geschehen von da an leicht folgen, manchmal war ich allerdings etwas gelangweilt zwischendurch, sodass ich mehrere Pausen machen musste. An und für sich lässt sich das Buch aber schnell beenden, eine angenehme Lektüre für die entspannte, abendliche Lesezeit.

Mit Elli konnte ich mich nicht wirklich identifizieren. Für die Kerle mag sie mit ihrer sehr offenen und selbstbewussten, fast schon freizügigen Art interessant und faszinierend sein, ich dagegen konnte nicht viel mit ihr anfangen, auch wenn mir ihr Verlust in der Vergangenheit leid tut.
Yasin ist anfangs der typische brummige, unfreundliche Typ, der erst einmal auftauen muss, bis er sympathisch wird. Ab dann kämpft er verbissen gegen seine Gefühle für Elli an, die vermutlich zu Beginn auch nichts anderes als bloße Faszination waren, aber dennoch war er mir mit seiner Zurückhaltung und seiner religiösen Seite wesentlich lieber als Elli, auch wenn er die Regeln seiner Familie später für eben jene Frau über Bord wirft (Wie sollte es auch anders sein).

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden fängt wie bei vielen mit einer Hass-Liebe an, die bald in Lust und dann in echte Zuneigung umschwenkt. Typischerweise müssen auch Elli und Yasin dabei etliche Hürden überwinden, die in diesem Fall nicht nur persönlicher, sondern auch familiärer und religiöser Art sind. Zu allem Überfluss hütet Yasin auch noch ein Geheimnis, was ein bisschen Schwung in die Story bringt, so richtig berührt hat mich das ganze jedoch nicht wirklich, leider. Vielleicht bin ich auch New-Adult-übersättigt derzeit, aber im Vergleich mit anderen Büchern hat mich dieses nicht gepackt.

Mein Fazit:
Ich habe schon aufregendere Bücher gelesen, es war an sich ganz nett, aber nichts besonderes. Lesenswert, aber kein Muss.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Hat mich viele Nerven gekostet

Haunted Love - Perfekt ist Jetzt
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Als Hazel von einem Auslandssemester aus Portugal wiederkommt, ist das die perfekte Chance für einen Neuanfang. Sie will einfach nur mit ihrer Vergangenheit abschließen und als sie dann einen geheimnisvollen, ...

Als Hazel von einem Auslandssemester aus Portugal wiederkommt, ist das die perfekte Chance für einen Neuanfang. Sie will einfach nur mit ihrer Vergangenheit abschließen und als sie dann einen geheimnisvollen, gutaussehenden Typen kennenlernt, scheint alles perfekt. Doch ihr neuer Verehrer hat mehr Leichen im Keller, als des zuerst den Anschein hat und Hazel muss sich fragen: Ist er die ganze Mühe wert? Ist ein Bad Boy wie er es tatsächlich wert, dass sie ihr ganzes Leben für ihn auf den Kopf stellt?

Dieses Buch wirkt auf den ersten Blick typisch New Adult, der Klappentext erinnert einen an hundert weitere dieser Art und auch ansonsten scheint alles ins Klischee zu passen. Good Girl meets Bad Boy, beide haben zerstörerische und skandalöse Geheimnisse, aber wir wissen eigentlich schon von Anfang an, dass sie schließlich doch zusammen finden.
Im Grunde genommen bin ich blind für solche Klischees, beziehungsweise störe mich einfach nicht an ihnen. In diesem Fall jedoch habe ich mich regelmäßig aufgeregt und hätte die Protagonisten gern fest geschüttelt.

Wie gewohnt erfahren wir aus der Sicht von Hazel, der Protagonistin, was bei ihr so passiert, und dürfen an all ihren Gefühlen teilhaben, können ihre Gedanken verfolgen und versuchen, sie nachzuvollziehen.. allerdings bei mir öfters ohne Erfolg. Sie ist so auf Caleb, ihren Schwarm, fixiert und von ihm besessen, dass sie blind zu sein scheint für alles, was er ihr antut. Im einen Moment ist sie noch wütend des Todes, im nächsten will sie sich aber am liebsten wieder in seine ach so muskulösen Arme schmeißen und schmilzt seinen mickrigen Entschuldigungen geradezu entgegen.

Er dagegen hat es im Leben natürlich nicht leicht gehabt, sehr schwierige Kindheit, deshalb ist er auch komplett verkorkst, weiß nicht wie man liebt und verletzt die Menschen, die ihn gernhaben, weil er es ja nun mal nicht besser kann, der arme Junge. Boah! Ich glaube seit 'After' habe ich mich nicht mehr so über ein ewiges Hin und Her aufgeregt, mit dem Unterschied, dass die ganzen geistigen Ausfälle von Caleb anders als Hardins nicht zu entschuldigen sind. Er behandelt Hazel wie den letzten Dreck und doch scheint sie in ihm ihre ganz groß Liebe zu sehen und hat das Bedürfnis zu haben, ihn zu retten. As usual.

Diesem Buch sei positiv anzurechnen, dass es sich durch seinen modernen, jugendlichen Schreibstil leicht und flüssig lesen ließ, man kommt schnell voran und kann dem Geschehen gut folgen. Auch das ganze Drama war durchaus unterhaltsam, allerdings hat mich die naive Hartnäckigkeit der Protagonistin und das ätzende Verhalten des Protagonisten extremst genervt. Ich bin also nicht ganz sicher, wie ich dieses Buch bewerten soll, es spaltet mein Gemüt in den Teil, der sich über eine angenehme, kurzweilige Zugfahrt mit dieser Lektüre gefreut hat, und in den Teil, der Caleb am liebsten in einen Kanalschacht stopfen würde.

Mein Fazit:
Zwei Sterne fühlen sich trotz meiner innerlichen Aggressionen zu wenig an, vier waren es aber auch auf keinen Fall, einige ich mich mit mir selbst also auf die Mitte, drei Sterne.
Ich würde durchaus wieder zu einem Buch dieser Autorin greifen, da ich den Schreibstil sehr mochte, aber wenn die Charaktere wieder so bestialisch anstrengend sind, gehe ich an die Decke.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Wenninger ist mehr

Das Herz der Zeit: Die unsichtbare Stadt
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Wenninger ist mehr

„Es fühlte sich an wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich, wie eine Eins in Mathe, nackte Füße im warmen Sand, Gewinnen bei Monopoly, wie alles Gute, das ihr je passiert war.“ ...

Wenninger ist mehr

„Es fühlte sich an wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich, wie eine Eins in Mathe, nackte Füße im warmen Sand, Gewinnen bei Monopoly, wie alles Gute, das ihr je passiert war.“ (aus „Das Herz der Zeit – Die unsichtbare Stadt“ von Monika Peetz)

Lenas Leben ist alles andere als rosig. Ohne ihre Eltern ist sie bei einer Tante aufgewachsen, die mit ihren eigenen beiden Töchtern allerdings genug zu tun hat, und so wird Lena oft benachteiligt und muss häufig Fehler anderer ausbaden. Was wäre also, wenn sie die Zeit mithilfe einer ungewöhnlichen Uhr zurückdrehen und ändern könnte? Würde sie ihre Eltern vor ihrem tödlichen Unfall bewahren können? Und was spielt Dante, der Junge mit den verwirrenden Augen, für eine Rolle in dieser Scharade?

Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich einem Hype zum Opfer gefallen bin und es bereue. Auf dieses viel gelobte Buch hatte ich mich sehr gefreut und auch entsprechend hohe Erwartungen, allerdings kam recht bald die Ernüchterung.

Die Erzählperspektive wahr sehr unpersönlich, sprich, keine Ich-Perspektive, und auch die Erzählerwechsel zu Nebencharakteren, die eigentlich sonst immer für angenehme Abwechslung sorgen, haben mich in diesem Fall nicht wirklich begeistern können. Allen voran Dante, den männlichen Protagonisten empfand ich als langweilig und unsympathisch, deshalb mochte ich die Abschnitte aus der Sicht auf ihn auch nicht.
Der Erzählton war sehr einfach und fast schon kindlich, vielerorts wurde von anderen Lesern angemerkt, es sei nicht dem Alter der Protagonistin entsprechend, und dem kann ich mich anschließen. Man hatte teilweise das Gefühl, dass eine 12-Jährige die Story erzählt, und kein Teenager von 15 (?) Jahren, bei solchen Szenen wie beim „Küssen spielen“ mit Dante ging es eher noch weiter Richtung Kindergarten, da konnte ich wirklich nur den Kopf schütteln.

Das Thema Zeitreisen ist an sich ein sehr spannendes, bei dem man als Autor aber echt aufpassen muss, dass man sich nicht in Widersprüchen verzettelt. Aber in diesem Buch war es eher fragwürdig, welchen Zweck die Reisen erfüllen sollen. So richtig auf die Fragestellung „Warum?“ wurde nie eingegangen, wieso es Zeitreisende gibt und woher sie kommen, weiß keiner. Sie leben in einer Art Stadt, in der ein stetiges Kommen und Gehen herrscht, jeder achtet nur auf sich selbst und kümmert sich nicht um seine Mitmenschen. Ich habe mich in diesem Setting so gar nicht wohl gefühlt, zu keiner Zeit, es war einfach zu unpersönlich und kalt.

Ebenso wie die Stadt mir unsympathisch war, mochte ich auch die Charaktere nicht. Lena war zu kindisch und steckt Bemerkungen von ihrer Tante viel zu oft einfach weg anstatt sich zu wehren, Dante ist zu schräg. Auf der einen Seite war er in manchen Situationen super langweilig, auf der anderen Seite macht er Dinge, die keiner nachvollziehen kann, wie zum Beispiel Lena mit der Welt der Zeitreisen zu konfrontieren und sie dann mit tausend Fragen allein zurückzulassen.
Sauer aufgestoßen ist mir auch Lenas „Familie“, da ist einer schlimmer als der andere. Die Tante ist dauergestresst und benimmt sich Lena gegenüber furchtbar, die Cousinen filmen sie im Badezimmer und tanzen ihr auf der Nase herum. Die Einzige, auf die Verlass ist, ist Lenas beste Freundin Bobbie, ein wirklich cooles Mädchen mit einem Hang zum Sarkasmus und einer Schwäche für die Wissenschaft.

Das Ende des Buches war ebenfalls sehr unbefriedigend. Für alle geht es irgendwie gut aus, wie eine Art erzwungenes Happy End, allerdings ohne eine einzige Frage zu beantworten, die der Leser sich im Laufe der Geschichte stellt. Es läuft alles darauf hinaus, dass man den zweiten Band lesen muss, um vielleicht einiges aufzuklären, was tiefer geht.

Mein Fazit:
Viel Potenzial, wurde aber nicht ausgeschöpft. Ich finde, der Hype um dieses Buch wird ihm nicht gerecht, leider.
Zu kindische Protagonisten, unsympathische Charaktere, kaltes, herzloses Setting.. mehr als 3 Sterne sind da nicht drin, auch wenn sich das Buch sehr flüssig lesen ließ und selten langweilig war.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Wurde der Erwartung nicht gerecht

Worauf wir hoffen
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„Wir alle müssen allein über die Brücke gehen, die dünn ist wie ein Haar und scharf wie eine Messerschneide.“ (aus „Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza)

Als einziger Sohn einer muslimischen Familie ...

„Wir alle müssen allein über die Brücke gehen, die dünn ist wie ein Haar und scharf wie eine Messerschneide.“ (aus „Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza)

Als einziger Sohn einer muslimischen Familie trägt Amar eine große Verantwortung mit sich. Doch was ist, wenn er seinen eigenen Weg einschlagen will? Schon als Junge beginnt er, gegen seine streng gläubigen Eltern zu rebellieren, stets gedeckt von seiner älteren Schwester Hadia. Sie und die jüngere Huda stehen, obwohl sie die größeren Geschwister sind, im Schatten des kleinen Bruders, bis dieser sich von seiner Familie lossagt und Hadia nach und nach seinen Platz einnimmt. Sie heiratet einen Mann ihrer Wahl, untypisch für die Traditionen ihres Glaubens, und weist der Familie damit einen Weg in die Moderne. Doch dann kehrt Amar nach vielen Jahren zurück und man fragt sich: Was nun? Wird er sich in die neue Familienordnung einfügen oder seinen Platz zurückfordern?

Ich muss zunächst mal anmerken, dass ich etwas länger gebraucht habe, um mich zum Lesen zu überreden. Zwar mochte ich die Leserobe, die ich zuvor gelesen habe, allerdings hat das Thema in letzter Zeit einfach nicht zu meiner Stimmung gepasst, zudem die Seitenzahl und der Schreibstil es nicht zulassen, zwischen Tür und Angel zu lesen.

Durch die etwas unpersönliche Erzählweise, aus der Sicht auf die jeweiligen Personen statt aus deren Ich-Perspektive hat mir leider etwas das Gefühl der Geschichte gefehlt. Man erfährt sowohl über Hadia, Amar und die Mutter Laila genaueres, zum Ende hin kommt dann ein letzter Teil, der aus der persönlichen Sicht des Vaters geschrieben wurde, mein Highlight des Buches. Ich denke, wenn der Rest ebenso verfasst wäre, hätte ich mich sehr viel besser in das Geschehen einfühlen können, doch so blieben wie gesagt die Emotionen etwas auf der Strecke.

Der Schreibstil ist etwas anspruchsvoller als ich es von meiner ewigen New-Adult-Leserei gewohnt bin, darauf musste ich mich erst einmal einlassen und es hat gedauert, bis ich im richtigen Lesefluss war. Aber die Sprache ist jetzt auch nicht übertrieben schwierig, es ist nicht so, dass die Sätze extrem verworren oder kompliziert sind, nur verglichen mit meinen sonstigen Lesegewohnheiten musste ich mich schon mehr konzentrieren und habe mich ab und an dabei ertappt, wie ich mehr über die Absätze geflogen bin, anstatt sie aufmerksam zu lesen.

Abgesehen davon, dass ich leider keine richtige Beziehung zu den Charakteren aufbauen konnte, ist mir auch die Reihenfolge der Erzählung negativ aufgefallen. Das Buch beginnt bei Hadias Hochzeit und Amars Wiederkehr und dann wird die Vergangenheit angefangen bei der Kindheit der drei Geschwister aufgerollt. Leider geschieht das nicht immer chronologisch, sondern es gibt auch während dieses Rückblicks immer wieder Sprünge im Geschehen, sodass ich ab und zu überlegen musste, wo das nun gerade einzuordnen ist. Das war für mein Empfinden etwas anstrengend und ich denke, man hätte auch alles der Reihe nach abarbeiten können.

Einzig bei der Erzählung vom Vater der Familie am Ende stört mich nicht, dass alles noch mal durchgekaut wird, denn seine Sicht auf die Dinge zu lesen hat an vielen Stellen noch mal Licht ins Dunkel gebracht und mich sehr berührt. Rätselte man vorher noch über seine Gedanken und Beweggründe, so wurde man später aufgeklärt und auch teilweise überrascht von ihm, wie ich finde.

Mein Fazit:
Leider konnte mich das Buch nicht so berühren und abholen, wie ich es mir erhofft hatte. Aber dennoch mochte ich die Grundidee, selbst wenn ich einige Kritikpunkte an der Umsetzung hatte. Vielleicht ist es auch nicht mein Genre, das mag ebenfalls sein, aber diejenigen, die eine Familiengeschichte der etwas anderen Art suchen, sind hier genau richtig.