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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2019

zerstörerische Liebe

Das Leuchten jenes Sommers
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"Du bist keine graue Maus, Georgiana Hamilton", sagte ich erbost. "Wer dich kriegt, hat Glück gehabt. Ein Beau also, ja?" Ich lies mir das fremdklingende Wort auf der Zunge zergehen, um etwas Zeit zu ...

"Du bist keine graue Maus, Georgiana Hamilton", sagte ich erbost. "Wer dich kriegt, hat Glück gehabt. Ein Beau also, ja?" Ich lies mir das fremdklingende Wort auf der Zunge zergehen, um etwas Zeit zu gewinnen und mein Entsetzen in den Griff zu bekommen - oder vielleicht nicht Entsetzen, wie sollte ich entsetzt sein, wenn Georgie so stolz und überglücklich war, aber meine Überraschung. "Das ist, äh, toll, Georgie. Du hast gar nichts davon geschrieben."

Cornwall 1939: Die 16-jährige Maddy wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer großen Schwester Georgiana von einer Europareise. Allerdings kommt diese zur großen Überraschung nicht alleine. Georgie bringt den jungen, charismatischen Victor und seine Freunde mit auf das Anwesen der Familie. Maddy ist der junge Mann, obwohl er durchaus nett zu ihr ist, von Anfang an suspekt. Doch was Victor wirklich plant, ahnt auch sie nicht.

Cornwall 2009: Chloe hat alles wovon viele träumen. Verheiratet mit Aiden, einem angesehenen Arzt, wohnt sie in einem schicken Haus, mit teuren Autos etc. Aber die Wohnung ist steril, Aiden fast schon übergriffig bestimmend und ihr wird immer deutlicher bewusst, dass sie in einem golden Käfig sitzt. Da kommt der Auftrag ihrer ehemaligen Chefin, die Schriftstellerin Madeleine Hamilton auf ihrem Anwesen Summerhill zu fotografieren, grade richtig. Aiden sieht das zwar anders, aber Madeleine hat mit ihren Büchern schon immer eine besondere Rolle in dem Leben von Chloe und ihrem Bruder gespielt.

Ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und in denen die Vergangenheit sich erst nach und nach enthüllt. Denn was letztendlich wirklich im Sommer 1939 auf Summerhill geschah, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss.

Nicola Scott hat beide Ebenen mit sehr starken, sympathischen Frauen besetzt, deren Leben einem sehr nahe geht. Doch sie fügen sich nicht jammernd in ihr Schicksal, sondern erkämpfen sich ihren Weg.
Was mich persönlich sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht hat, ist der jeweils frühe Verlust der Mutter. Das Einnehmen ihres Platzes durch die große Schwester und der so unterschiedliche Umgang damit. Auch das ist ein zentrales Thema des Romans.
Der historische Part, wie z.B. der Kriegsbeginn 1939, ist hingegen nicht mehr als eine Kulisse für Summerhill und spielt nur am Rande eine Rolle.

Das alles sind großartige Zutaten für eine spannende Geschichte.

Allerdings ist der Schreibstil der Autorin sehr weich. Angenehm zu lesen, keine Frage, auch emotional und doch fehlt mir das gewisse Etwas. Ich nenne das immer Bestseller-Schreibstil; angenehm flüssig, aber ohne Ecken und Kanten, was mich persönlich immer ein wenig Tiefe vermissen lässt.

Fazit: "Das Leuchten jenes Sommers" ist ein schöner, solider Roman über die Liebe und der heilenden Kraft der Freundschaft, der mich sehr gut unterhalten hat. Und ich freue mich sehr auf "Zeit der Schwalben", das Debut der Autorin.

Veröffentlicht am 20.12.2018

warmherzige Geschichte über die Liebe und das Vergessen

Unter uns nur Wolken
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Der Alte ist ein Sturkopf, der will mich einfach nur raushaben, und der junge Hartmann muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass er mich genommen hat. Verzweiflung ist wohl das, was diese Wohnung zusammenhält.

Aus ...

Der Alte ist ein Sturkopf, der will mich einfach nur raushaben, und der junge Hartmann muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass er mich genommen hat. Verzweiflung ist wohl das, was diese Wohnung zusammenhält.

Aus einer Notlage heraus, ist Ani bei Tom und Florian gelandet. Als Pflegerin für den an Demenz erkrankten Mann, gegen Kost, Logis und weitaus mehr als ein Taschengeld. Doch Florian entpuppt sich als pures Ekelpaket, der immer wieder über die Stränge schlägt.
Ist Ani dem wirklich gewachsen.....

~ ~ ~ *

Dem Autorinnenduo Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, kurz Anna Pfeffer, ist mit "Unter uns nur Wolken" ein schäfchenwolkig leichter und sehr unterhaltsamer Roman über das Vergessen und die Liebe gelungen. Trotz aller Leichtigkeit und Humor ist die Thematik schon sehr ernst und - das ist das Schöne - es entstehen immer wieder auch sehr bewegende Momente, die auf direktem Weg ins Herz gehen. Die Balance finde ich sehr gelungen.

Florian ist ein liebenswerter, alter Kauz, den man trotz seiner teils schon sehr fiesen Aktionen sofort ins Herz schliesst. Dagegen bleiben Ani und Tom anfangs etwas blass, aber das ändert sich, je mehr man über sie erfährt.

Demenz ist ein schwieriges Thema, nicht nur für die Angehörigen sondern auch für die Betroffenen - das wird hier noch einmal ganz deutlich. Ich habe mir beim Lesen nicht nur ein Mal die Frage gestellt, wie schwer es wohl sein muss, zu erkennen, dass man die, die man liebt, vergisst....

Fazit: Ein Generationenroman, mit viel Liebe und Herzenswärme erzählt.

Veröffentlicht am 13.11.2018

modernes Schauerstück

Mörderische Renovierung
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Es liegt keine dunkle Aura über Axton House, kein permanenter Sturm dräut darüber. (...) Axton House ist einfach ein Haus. Bestenfalls ein schönes Klischee. Es vermag nicht den Eindruck zu erwecken, es ...

Es liegt keine dunkle Aura über Axton House, kein permanenter Sturm dräut darüber. (...) Axton House ist einfach ein Haus. Bestenfalls ein schönes Klischee. Es vermag nicht den Eindruck zu erwecken, es wäre der Ursprung alles Bösen.

Ein geheimisvolles Erbe, das der 23-jährige A. und seine stumme Gefährtin Niamh da antreten: ein altes Gemäuer, vermacht von einem unbekannten Cousin 3. Grades, der letzte Spross der Wells-Familie.
Doch Axton House hat einen unheilvollen Ruf, der vom Selbstmord seines Vorbesitzers und Geistergeschichten noch verstärkt wird.
Und irgendwann müssen sich A. und Niamh die Frage stellen; haben sie hier wirklich nur ein Haus geerbt?

~ ~ ~ *

Ein modernes Schauerstück mit einem sehr aussergewöhnlichen Erzählstil.
Das hat Edgar Cantero schon ganz geschickt gemacht,, denn dieser stete Wechsel von Briefen, Kameraaufzeichnungen, Träumen, wissenschaftlichen Abhandlungen usw., geben der Geschichte ein gewisses Tempo, Pfiff und vor allem Atmosphäre. Mir persönlich hat das richtig gut gefallen.
Es war so abwechslungsreich und kurzweilig, das gar keine Längen aufkommen konnten. Anfangs wusste ich mit den Träumen z.B. wenig anzufangen, aber da es immer nur kurz eingestreute Passagen waren, hat es tatsächlich auch nicht gestört oder sich gezogen. Und wenn man dann die Daseinsberechtigung dieser Abschnitte erkennt, sieht man das Ganze nochmal mit anderen Augen.

Die Geschichte, die Edgar Cantero erzählt, ist unheimlich clever und offenbart sich erst unmittelbar zum Schluss. Der Schreibstil ist, wie gesagt, recht einfach, flüssig und mega interessant gestaltet - die Charaktere, stark und undurchsichtig bis zum Schluss.

Ins Krimi Genre würde ich "Mörderische Renovierung" allerdings nicht stecken, wobei ich die Übersetzung des Original Titels "The supernatural Enhancements" auch nicht wirklich gelungen finde.
Die Story ist spannend, keine Frage, aber in erster Linie einfach unheimlich interessant und mit leichten Schauerelementen durchzogen. Man sollte vielleicht ein wenig aufgeschlossen der Freimaurerei, A. Crowley, E.A. Poe und der Alchemie sein - ich glaube, die Mischung trifft es ganz gut, obwohl es weder was mit Crowley, Poe etc. zu tun hat.

Fazit: "Mörderische Renovierung" ist eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder nichts mit anfangen kann - ein Mittelweg ist da eher schwierig. Wer sich drauf einlässt, den erwartet ein ungewöhnlicher Roman, mit einer cleveren Geschichte. Für jeden, der Spass am aussergewöhnlichen hat.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Leben mit Mukoviszidose

Verschieben wir es auf morgen
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Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!

Leben mit Mukoviszidose
...und ...

Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!

Leben mit Mukoviszidose
...und das ist schon ein bemerkenswertes, ein aussgewöhnliches Leben, das die Theaterschauspielerin Miriam Maertens führt.

Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Erfahrungsbericht. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihrer Familie, dem Theater und dem Doppelleben, das sie führt. Stets darauf bedacht, dass die Aussenwelt sie nicht als "krank" wahrnimmt. Auf der anderen Seite, das Leben mit Muko, die ständige Bedrohung, die über einem liegt, Krankenhausaufenthalte, tägliche 3-Stunden-Pflege der Lunge usw.

Ich fand es faszinierend, wie leichtfüssig und flüssig der Schreibstil ist, ohne dabei auch die Angst und den Ernst der Lage aussen vor zu lassen. Ich habe es an einem Nachmittag verschlungen und mich dann tatsächlich gefragt: War es vielleicht zu oberflächlich, weil es sich so wegliest? Aber das ist es ganz und gar nicht, sondern einfach sehr gut geschrieben und klasse vermittelt. Klar, es gibt immer Stellen, die man persönlich vielleicht gerne tiefer gehabt hätte, aber die Autorin andere Schwerpunkte setzt. Aber Miriam Maertens lässt ihre Leser da oftmals schon sehr nah und ungeschont an sich heran. Das und ihre gnadenlose Ehrlichkeit machen das Buch lesenswert.

Miriam Maertens ist ohne Zweifel eine bewundernswerte Frau mit einer unheimlich starken Persönlichkeit, deren Lebensweg sehr klar aufzeigt, wie wichtig der Umgang mit einer Krankheit oftmals für den Verlauf und vor allem die Lebensqualität ist. Jeder wird sich fragen, ob er selbst immer die Stärke gehabt hätte.

Fazit: Ich bin weder ein Theaterfan noch kenne ich jemanden mit Mukoviszidose und dennoch habe ich dieses Buch verschlungen.
Ein Erfahrungsbericht, der Mut macht, zum Nachdenken anregt und einen starken Weg zeigt, mit Krankheiten umzugehen.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Wohlfühlroman mit einem Schuss Action

Der Himmel über den Black Mountains
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"Ich hab ja schon verstanden", sagte sie gutmütig. "Kriege ich nun eine Anzeige?" Jack warf ihr einen belustigten Blick zu. "Für die Farbe des Wagens würde ich ihnen gerne eine geben. Aber nein, Gutgläubigkeit ...

"Ich hab ja schon verstanden", sagte sie gutmütig. "Kriege ich nun eine Anzeige?" Jack warf ihr einen belustigten Blick zu. "Für die Farbe des Wagens würde ich ihnen gerne eine geben. Aber nein, Gutgläubigkeit ist nicht strafbar."

Von der Bankangestellten zur Farmerin - so schnell kann es gehen.
Als Emma von ihrer Tante eine Farm in Wales erbt, denkt sie schon 2x darüber nach, ob sie das Erbe antreten soll. Doch letztendlich bricht sie ihre Zelte in London ab, schwingt sich hinter das Steuer ihres neu erworbenen Range Rovers und wagt das Abenteuer.

In Michaelchurch erwartet sie nicht nur eine Dorfgemeinschaft, die zusammen durch dick und dünn geht, sondern auch zwei attraktive Junggesellen, die Brüder Jack und Ben.

~ ~ ~ *

Was gibt es Schöneres, als sich an einem Herbsttag mit einem tollen Schmöker im Sessel einzukuscheln....
"Der Himmel über den Black Mountains" ist dafür perfekt geeignet. Ein Wohlfühlbuch zum Wegträumen. Es hat alles, was es braucht und noch ein klein bisschen mehr; Sympathische und liebenswerte Protagonisten, Tiere mit Charme und Charakter, ein traumhaftes, aber auch sehr authentisches Setting und eine Geschichte zum dahinschmelzen.

Ich geb zu, der Actionpart hat mich schon leicht überrascht, denn langweilig wäre es ohne ihn auch nicht geworden. Momentan scheint es aber irgendwie dazuzugehören. Liegt also voll im Trend, ist aber nicht immer ganz so meins. Am meisten hat mich wahrscheinlich gestört, dass es die Authentizität am Ende ein bisschen zerschiesst.

Aber eigentlich ist das meckern auf hohem Niveau, denn Alexandra Zöbeli versteht ihr Handwerk. Der Schreibstil ist bildhaft und flüssig, der Humor großartig und alles in allem ist "Der Himmel über den Black Mountains" eine sehr unterhaltsame Geschichte, mit so einigen überraschenden Ideen und Wendungen, die einfach Spass macht.

Mir gefällt vor allem Emma mit ihrem starken Charakter. Sie steht zu ihren Überzeugungen, auch wenn sie dafür manchmal ziemlich unkonventionelle Wege gehen muss. Aber auch der brummige Polizist Jack und der unkomplizierte Tierarzt Ben, sind nicht nur optisch eine Augenweide, sondern haben auch charakterlich einiges zu bieten.

Fazit: Ein toller Roman mit einer einzigartigen Dorfatmosphäre, in guten wie in schlechten Zeiten und einer wunderschönen, romantischen Liebesgeschichte. Was braucht man mehr?