Auf den Spuren der Regentänzerin
Helena ist am Ende, steht vor dem Schuttberg, der sich einmal ihr Leben genannt hat und muss ihren Traum vom Tanzen wohl endgültig an den Nagel hängen. Arbeitslos und am Rande des Existenzminimums muss ...
Helena ist am Ende, steht vor dem Schuttberg, der sich einmal ihr Leben genannt hat und muss ihren Traum vom Tanzen wohl endgültig an den Nagel hängen. Arbeitslos und am Rande des Existenzminimums muss sie überlegen, wie sie das Leben meistert. Damit sie und ihre Kinder wenigstens etwas über die Runden kommen, nimmt sie wohl oder übel einen Job an, der ihr mehr als verhasst ist. Sie wird Zimmermädchen ausgerechnet in dem Luxushotel, dessen Besitzer an ihrer Misere schuld ist.
Doch im Luxusschuppen ist auch nicht alles Gold was glänzt und Helena erfährt von einem mysteriösen Mord an einem Zimmermädchen, der vor Jahren passiert ist. Dieser Mord soll mit einem Gemälde in Zusammenhang stehen, das seither verschwunden ist. Helenas Spürsinn ist geweckt und sie begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit...
Nach "Unvollendet" ist dies das zweite Buch, das ich von Christine Jaeggi lesen darf und ich bin wieder restlos begeistert.
Schon nach wenigen Seiten hat mich der Roman total von sich eingenommen und ich bin tief in die Geschichte eingetaucht, erlebe eine Zeitreise der besonderen Art und finde nur schwer wieder zurück ins Hier und Jetzt.
Die Autorin schickt mich zurück in die Zeit Ende der 1940er Jah re, als der Zweite Weltkrieg die Welt fest in seinen Fängen hat und lässt mich am Leben der beiden Schwestern Hedi und Lydia teilhaben, die zu dieser Zeit im Hotel ihren Dienst verrichten.
Der Blick zurück ist mit viel Liebe zum Detail, aber auch mit viel akribischer Recherche geschildert und so lässt die Autorin ein sehr lebhaftes Bild von damals entstehen, das mich fasziniert und in seinen Bann zieht.
Die Geschichte wird hier als Genremix präsentiert und vereint gekonnt Krimielemente mit historischen Ereignissen, lässt einen Einblick in die Machenschaften der Nazi zu, wenn die Autorin über die sog. Beutekunst der braunen Schergen berichtet und geizt nicht mit spannenden Momenten.
Die Figuren bewegen sich scheinbar mühelos durchs Geschehen und Jaeggi verleiht ihnen so viel Leben, dass man meint, diese Personen zu kennen und mit ihnen in der jeweiligen zeitlichen Epoche genau das Beschriebene zu erleben. Allen voran steht Helena, die sich nicht unterkriegen lässt, wie eine Löwin für ein besseres Leben für sich und ihre Kinder kämpft und so der Wahrheit auf der Spur ist. Wie sie gemeinsam mit Noah nach und nach alle kleinen Puzzleteilchen zusammensetzt, um damit alles in rechte Licht zu rücken, ist schon ein genialer Schachzug von der Autorin, denn mit Helena steht und fällt die Geschichte.
Auch finden die beiden Schwestern Hedi und Lydia einen Platz in meinem Leserherz, denn Christine Jaeggi weiß, wie man Figuren gestaltet, damit sie den Leser faszinieren und begeistern .
Der Roman geizt nicht mit spannenden Szenen, der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten und so gestaltet sich die Suche nach dem Gemälde sehr abwechslungsreich, legt alte Zerwürfnisse offen und gibt der Liebe eine Platz, um zu erblühen.
Ein genialer Schachzug, Spannung mit Zeitgeschichte und einer Romanze zu verbinden und daher absolute Leseempfehlung.
#NetGalleyDEChallenge