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Veröffentlicht am 21.05.2019

Ergreifende Story

Ich soll nicht lügen
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Rezension zu "Ich soll nicht lügen" von Sarah J. Naughton
erschien im September 2017 im Ullstein Verlag, 380 Seiten

Mags hat seit 14 Jahren mit Ihrer Familie abgeschlossen, abgesehen von einer Weihnachtskarte ...

Rezension zu "Ich soll nicht lügen" von Sarah J. Naughton
erschien im September 2017 im Ullstein Verlag, 380 Seiten

Mags hat seit 14 Jahren mit Ihrer Familie abgeschlossen, abgesehen von einer Weihnachtskarte einmal jährlich, hört sie auch von Ihrem Bruder Abe nichts.

Bis sie einen Anruf bekommt, dass Abe von einer 12 Meter hohen Treppe gefallen ist und nun im Koma liegt.
Mags, die mittlerweile als renommierte und eiskalte Firmenanwältin eher den Luxus gewöhnt ist, zieht vorübergehend in die Sozial Wohnung ihres Bruders.
Mags kann einfach nicht glauben, dass ihr Bruder Selbstmord begangen haben und gesprungen sein soll. Die Polizei ermittelt jedoch nicht in diese Richtung, und auch Abes Verlobte Jody ist überzeugt, dass er schlimme Depressionen hatte und keinen Ausweg mehr sah.
Mags ist überzeugt, dass Jody lügt, kann sich aber auch nicht vorstellen, dass diese was mit dem Tod zu tun hat.
Sie macht sich daran die Wahrheit herauszufinden und stößt schon bald auf Ungereimtheiten.

"Unsere Englischlehrerin sagte immer, die Höhlenmenschen hätten Geschichten erfunden, um einer grausamen, chaotischen Welt einen Sinn zu geben."
Zitat S. 153

Das Buch wird aus mehreren Sichtweisen geschrieben. Mags, sowohl Jody, als auch andere Charaktere, die während der Geschichte im Buch auftauchen und eine Bedeutung haben, erzählen hier Ihre Gedanken.
Parallel wird immer wieder die Geschichte eines Mädchens erzählt. Diese Geschichte muss jedoch älter sein. Als Leser begreift man aber erst später, wessen Geschichte da erzählt wird.
Die Kapitel sind recht kurz und die Sprache gut zu lesen. Die Spannung hält sich bis zum Schluß, da es die Autorin schafft, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken.
Als man denkt, das Buch müsse jetzt zu Ende sein, stehen einem jedoch noch ca. 100 Seiten bevor, und man fragt sich, was jetzt noch kommt.

Die "Schlussgeschichte" ist vielleicht etwas unrealistisch, nichtsdestotrotz habe ich als Leser tiefe Genugtuung dabei empfunden.

Viele Male stiegen mir Tränen in die Augen, viele Male war ich auch wütend. Sarah J. Naughton hat viele Gefühle absolut authentisch rüber gebracht und bei mir als Leser geweckt.

Ich fand das Buch sehr gut und gebe eine klare Leseempfehlung für alle, die gern über die Psyche eines Menschen lesen.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Was ist Wahrheit und was Einbildung?

Tote Asche
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Kira ist am Boden zerstört, als sie nun auch noch ihre Mutter verliert.
Alles was ihr geblieben ist, ist die Wohnung und zwei Kartons voller Erinnerungen.
Sie hat Angst, dass sie sich in ihrer Trauer wieder ...

Kira ist am Boden zerstört, als sie nun auch noch ihre Mutter verliert.
Alles was ihr geblieben ist, ist die Wohnung und zwei Kartons voller Erinnerungen.
Sie hat Angst, dass sie sich in ihrer Trauer wieder in eine Psychose flüchtet, die zum ersten Mal zum Vorschein kam, als ihr Vater starb.
Damals versuchte er ihr Leben zu retten und hat mit seinem eigenen dafür bezahlt.
Kira konnte mit ihren Schuldgefühlen nicht leben und hatte ihre Psyche so wenig unter Kontrolle, dass sie mit ihrem unberechenbaren Verhalten auch noch das Leben ihres Bruders gefährdete.
Nur schwer schaffte sie es mit Hilfe ihres Bruders und ihrer geliebten Mutter zurück in ein normales Leben.
Und nun ist ihre Mutter tot.

Als eines Tages die Urne ihrer Mutter auf dem Küchentisch steht, glaubt Kira es geht wieder los.
Sie halluziniert wieder. Oder doch nicht?

"Mitten auf dem Tisch stand eine graue Urne aus Keramik, auf die eine rote Rose mit dunkelgrauen Blättern gemalt war. Darüber war in geschwungener Schrift eingraviert: Maria Roth 26.06.1972 - 19.05.2018 Kiras Puls schoss in die Höhe. Sie trat an den Tisch und bemerkte erst jetzt das zusammengefaltete Blatt Papier, das von der Urne beschwert wurde. Mit zitternden Händen Griff sie danach und öffnete es. Es waren nur zwei Sätze, die darauf standen: Sie war nicht deine Mutter. Und du verdienst es nicht zu leben! " Zitat Position 222

Im Prolog wird dem Leser bereits der tragische Grund für Kiras psychische Probleme in der Vergangenheit erläutert.
Damit hat die Autorin mich bereits emotional gefesselt und ich musste unbedingt weiterlesen.

Die Geschichte spielt dann in der Gegenwart.
Die 27jährige Kira nahm ich als verunsicherte und im Umgang mit Menschen zurückhaltende Persönlichkeit wahr. Immer wieder verängstigt, dass ihre psychischen Probleme ans Tageslicht kommen und die Leute sie dafür verurteilen und meiden, vertraut sie sich nur ihrem Bruder Ben an. Die von ihr als liebenswürdig beschriebene "Stütze" empfand ich jedoch kalt und herzlos.
Auch ihre beste Freundin Sarah scheint eigene Probleme zu haben.
Einzig der ehemalige Pfleger ihrer Mutter scheint Verständnis aufzubringen und ist für sie da.

Viele Entscheidungen und Reaktionen von Kira sind nicht ganz nachzuvollziehen, wobei man nun einmal nicht weiß, wie man in der gleichen Situation reagieren würde.
Der Schreibstil ist flüssig und ohne viele Fremdwörter und Geschnörkel, jugendlich und aktuell verfasst und hat mir auch mit den kurzen Kapiteln gut gefallen.
Patricia Walter schafft es mich bis kurz vor Schluß zu verunsichern. Trachtet jemand nach Kiras Leben oder ist sie wirklich verrückt geworden.
Dieses hin- und her hielt für mich die Spannung während des gesamten Buches über hoch.

Im Dialog gibt es hin und wieder Einwürfe zu politischen Geschehen und Tierschutz. Themen, die der Autorin offensichtlich am Herzen liegen und das Werk damit noch authentischer und aktueller machen.

Der Schluß war dann noch eine Überraschung und lässt Hoffnung auf eine Fortsetzung aufkeimen.

Fazit: ein gelungener Thriller, der verwirrt und lückenlos aufklärt und mit einer tiefsinnigen Aussage emotional berührt.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Die Apokalypse naht

Dry
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Von Schaf und Wolf - ein Kampf ums Überleben

Zitat Position 68
»Arizona und Nevada sind gerade aus dem Stausee-Hilfsprogramm ausgestiegen«, erklärt Mom. »Sie haben die Schleusentore aller Dämme geschlossen. ...


Von Schaf und Wolf - ein Kampf ums Überleben

Zitat Position 68
»Arizona und Nevada sind gerade aus dem Stausee-Hilfsprogramm ausgestiegen«, erklärt Mom. »Sie haben die Schleusentore aller Dämme geschlossen. Sie brauchen das Wasser selbst, sagen sie.« Das bedeutet, der Colorado River kommt nicht mehr in Kalifornien an. Onkel Basil versucht, das Gehörte zu begreifen. »Den ganzen Fluss abdrehen wie einen Wasserhahn? Können die das?« Mein Vater zieht eine Braue hoch. »Sie haben es gerade getan.«

Es kommt kein Wasser mehr aus den Leitungen und die Vorräte in den Supermärkten sind innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft. Die allgemeine Stimmung kippt. Wie sollen wir bloß überleben?

Wir begleiten hauptsächlich Alyssa, ihren Bruder und den Nachbarsjungen Kelton auf ihrer Suche nach Sicherheit.
Was diese Kinder dabei erleben kann einen einfach nicht kalt lassen.

Der Titel ist passend gewählt, denn alle sitzen im wahrsten Sinne auf dem Trockenen.
Bereits nach wenigen Seiten wird einem das Ausmaß dieser Katastrophe bewusst.
Der Autor schafft es bereits zu Beginn die aufkommende und beklemmende Situation zu beschreiben. Diese steigert sich im Laufe des Buches noch.
Die völlige Hilflosigkeit ist zum Greifen nahe. Die folgenden Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln lassen einen verängstigt zurück, denn so abwegig und unrealistisch ist diese Geschichte bei Weitem nicht.
Durch die vielen Perspektivwechsel bekommt man gute Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten und kann deren Ängste und ihr Verhalten gut nachvollziehen. Wenn es auch erschreckend ist, wozu Menschen fähig sind, wenn es ums Überleben geht.
Der Schreibstil ist durchweg flüssig und die Spannung konstant hoch, weil man die sich ausbreitende Gefahr förmlich spüren kann.

Fazit: Als Jugendthriller deklariert ist diese Geschichte für mich eine Mischung aus "die Wolke" und "the walking dead". In keinster Weise unrealistisch, sondern eine Zukunftsvision der Apokalypse. Das spannende und bedrückende Thema sollte auf jeden Fall zum Nachdenken anregen.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen

Ich - Im Dunkel der Angst
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Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen?

Hannah und Pia sind Schwestern. Beide haben einen Schicksalsschlag hinter sich und wollen im beschaulichen Warningen ein neues Leben beginnen. Während Hannah, ...

Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen?

Hannah und Pia sind Schwestern. Beide haben einen Schicksalsschlag hinter sich und wollen im beschaulichen Warningen ein neues Leben beginnen. Während Hannah, Schuld am Unfalltod eines 4jährigen Mädchens, versucht wieder in ein " normales" Leben zu finden, versucht auch Pia ihre Fehlgeburten zu verdrängen und beginnt einen neuen Versuch schwanger zu werden, indem sie sich einer Hormontherapie unterzieht.
Doch da gibt es noch jemanden, der kein Interesse daran hat, dass es den beiden "gut" geht.
Sie will Rache und Bestrafung für die Geschwister, die sie mitverantwortlich für den Freitod ihrer Tochter macht.

Das Cover finde ich ansprechend, hätte mir aber einen besseren Bezug zum Plot gewünscht. Dennoch bewirkt es eine düstere Atmosphäre.
Der Titel hingegen ist sehr passend, denn "Ich" ist in ihrer Dunkelheit gefangen und verbreitet Angst.
Die Autorin wechselt in Zeit und Erzählperspektive. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, da zu folgen, man kommt dann aber doch schnell rein.
Die Hauptfiguren sind allesamt sehr tief gezeichnet und ich empfand mit jeder dieser Frauen tiefstes Mitgefühl. Jede hat auf ihre Art eine schreckliche Erfahrung machen müssen, die die Psyche erst einmal verdauen muss. Und so hat man auch ein Stück weit Verständnis mit dem irrationalen Verhalten, die einige Figuren ausleben.

Die kurzen Kapitel mit den immer wieder wechselnden Perspektiven lassen einen nur so durch das Buch fliegen. Ein Buch voll mit Schmerz, Rache und Schuld. So mitreißend und ergreifend, dass meine Emotionen Achterbahn fuhren.
Ich musste das Buch in kürzester Zeit zu Ende lesen, da ich unbedingt wissen wollte, wer "Ich" ist und, ob ein happy end möglich ist.
Letztendlich hat wohl jeder seinen Frieden gefunden.
Äußerst lehrreich finde ich, dass Menschen, denen so schwere Schicksale widerfuhren, unbedingt professionelle Hilfe und Unterstützung benötigen, um wieder ins Leben zu finden.
Und das sich jeder dringend vor Augen halten sollte, was Mobbing anrichten kann.
Nicht jeder der um sich schlägt ist böse, sondern braucht vielleicht einfach Hilfe.

Fazit: Ein sehr erschütternder Thriller, der noch lange nachhallt. Absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.04.2019

tolle Geschichte

Die Lüge
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Adam Sandell ist Pfarrer und wohnt mit seiner Frau Ulrika und seiner 19jährigen Tochter Stella in Lund, Schweden.
Wie viele andere Eltern, muss sich auch das Ehepaar Sandell mit den „Macken“ einer Jugendlichen ...

Adam Sandell ist Pfarrer und wohnt mit seiner Frau Ulrika und seiner 19jährigen Tochter Stella in Lund, Schweden.
Wie viele andere Eltern, muss sich auch das Ehepaar Sandell mit den „Macken“ einer Jugendlichen auseinandersetzen.
Stella´s Verhalten wird zunehmend anstrengender, obwohl sie bereits seit geraumer Zeit Probleme hat, ihre Wut im Zaum zu halten und ihre Impulse zu kontrollieren.
Als eines Tages die Polizei anruft und Adam und Ulrika mitteilt, dass Stella vorläufig festgenommen ist, ist die Tat nicht mehr mit jugendlichem Gehabe zu rechtfertigen.

Sie steht unter Mordverdacht.

Was haben er und seine Frau bloß verkehrt gemacht in der Erziehung ihrer Tochter. Doch er kann nicht akzeptieren, dass seine Tochter jemanden getötet haben soll. Kurzerhand lügt er sogar die Polizei an, und verschafft damit Stella ein Alibi. Alles, um seine Familie zu beschützen.
Da die Polizei seiner Meinung nach nicht ausreichend um die Aufklärung des Mordes und Stellas Unschuld bemüht ist, macht Adam sich selbst daran, die Wahrheit herauszufinden und scheut nicht davor zurück Grenzen zu überschreiten.

Das Cover zeigt ein Haus vermutlich in Schweden, über dem dunkle Gewitterwolken hängen. Und so ahnt man, dass dieser Familie etwas Schreckliches bevorsteht.

Im ersten Teil des Buches schildert Adam,
wie er versucht Stellas Unschuld zu beweisen und gibt Rückblicke in die Vergangenheit und das Familienleben aus seiner Sicht.

Zitat Position 41
Ich habe eine Ausbildung für Krisenintervention, ich weiß alles über die einzelnen Reaktionsphasen und habe mit einer Unzahl an Menschen gearbeitet, die sich in einer Krise befanden oder traumatisiert waren. In dieser Situation half mir nichts davon.

Ungefähr zur Mitte des Buches ändert sich die Perspektive und Stella erzählt ihre Geschichte.
Unterschiedlicher könnten die Wahrnehmungen der Erzähler nicht sein.

Zitat Position 185
Erst war ich der Meinung ich hätte ADS oder ADHS, dann dachte ich an Borderline, schizoide Persöhnlichkeitsstörung oder bipolare Störung.

Der Schreibstil ist flüssig und konstant spannend. Der Autor baut tolle Perspektivwechsel der Familienmitglieder ein.
Somit fliegt man nur so durch die Seiten.
Die Geschichte nimmt eine völlig andere Richtung auf, als ich nach den ersten Kapiteln erwartet hätte, macht es damit aber umso interessanter.
Aber auch Stella verrät noch nicht die Wahrheit. Und so kommt auch in einem dritten Abschnitt, der sich bei der Gerichtsverhandlung abspielt, noch ihre Mutter Ulrika zu Wort.

Zitat Position 346
Nicht für sein Kind da zu sein - kein Verrat könnte schlimmer sein.


Als man dann endlich die Wahrheit erfährt, bleibt man zutiefst beeindruckt zurück. Was für ein Konstrukt aus Lügen, Liebe, Hass und Familienzusammenhalt.

Fazit: Ein hervorragend ausgeklügelter psychologischer Spannungsroman. Dieses Buch hat von allem etwas - Emotionen und Spannung. Absolute Leseempehlung von mir.