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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2019

Das Hörbuch zum Film

Der Fall Collini
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Der Fall Collini hat in Ferdinand von Schirachs 2011 erschienenem Roman eine Steilvorlage wie sie besser nicht sein könnte. Ob aus der Torchance ein Punkt oder am Tor vorbeigeschossen wurde, muss jeder ...

Der Fall Collini hat in Ferdinand von Schirachs 2011 erschienenem Roman eine Steilvorlage wie sie besser nicht sein könnte. Ob aus der Torchance ein Punkt oder am Tor vorbeigeschossen wurde, muss jeder selbst entscheiden.

M.E. muss man sich immer an ein Filmhörbuch gewöhnen, denn anders als ein Literaturhörbuch, wird der Film fast 1:1 wiedergegeben. Die Schauspieler übernehmen die einzelnen Stimmen und ein dominanter Erzähler, brillant gesprochen von Stephan Schad, Passagen, die man beim Hörbuch im Gegensatz zum Film nicht sieht, dazu kommen noch div. Hintergrundgeräusche. Dabei bewegt sich das Filmhörbuch auf einem schmalen Grat, nicht wie die Blindenfassung des Filmes zu klingen. Die Geschichte, vielseitig und erschütternd, zieht den Hörer schnell in den Bann.

Ein Industrieller wird scheinbar grundlos von einem pensionierten italienischen Gastarbeiter ermordert. Dem jungen, unerfahrenen Anwalt Caspar Leinen wird der Mordfall zur Pflichverteidigung anvertraut. Als dieser bereits das Mandat angenommen hat, erkennt Leinen, dass es ich beim Ermorderten um seinen Ziehvater, Förderer und sein großes Vorbild Jean-Baptiste Meyer handelt. Einem Mann, der ihn seit der Schulzeit bedingungslos unterstützte und somit auch seinen Weg zum Jurastudium ebnete. Von Schirachs Motiv, selbst Strafverteidiger, ist klar. Er wollte dabei das Dilemma , in dem ein Verteidiger bei einem Mordprozess steckt, darstellen. Zudem ergeben Leinens Recherchen, dass das Mordopfer während des Zweiten Weltkriegs an einem Massenmord in Italien maßgeblich beteiligt war, bei dem auch Collinis Vater erschossen wurde. Durch diese Perspektive kommt deutsche Rechtsgeschichte ins Spiel. So verjähren nämllich Kriegsverbrechen nach 15 Jahren, was viele NS-Täter vor der Bestrafung durch die deutsche Rechtsspfrechung bewahrte. Ist dafür ein Verteidiger mit Migrationshintergrund nicht eine Spur zu dick aufgetragen und hätte ein deutscher Anwalt die Verhandlung etwa anders geführt?

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich 120 MInuten lang gut unterhalten und erfuhr über einen Teil deutscher Geschichte, die mir so nicht bekannt war, obwohl div. Passagen konstruiert und übertrieben scheinen.

Nun frage ich mich, ob ich den Film vor dem Buch anschauen soll oder zuerst das Buch lesen.

Veröffentlicht am 22.04.2019

600 Bräute auf dem Weg übers Meer

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Ich muss gestehen, dass es sich bei "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" mein erstes Exemplar der Bestseller-Autorin ist. Spiegel Bestsellerliste hin oder her, ich hatte meine Bedenken und wurde eines ...

Ich muss gestehen, dass es sich bei "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" mein erstes Exemplar der Bestseller-Autorin ist. Spiegel Bestsellerliste hin oder her, ich hatte meine Bedenken und wurde eines Besseren belehrt. Vielleicht lag es daran, dass ich das Hörbuch gehört habe und die Originalfassung bereits 2005 erschien, jedoch erst 2016 in Deutsch veröffentlich wurde. Des Weiteren fließt Jojo Moyes eigene Familiengeschichte ins dieses Buch mit ein.

Am Cover erkennt man sofort Moyes Bücher. Das Layout ist immer ähnlich, allein farblich gibt es Unterschiede.

Luise Helm setzt ihre einprägsame Stimme brillant ein und es ist eine Freude, ihr fast neun Stunden zuzuhören.

Die erste CD hat einige Längen, doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, als die 600 Bräute sich ebenfalls auf einem ehemaligen Flugzeugträger auf der Fahrt nach England befinden. Die Handlung spielt unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg und die jungen Australierinnen sollen mit heiratswilligen Briten vereint werden. Diese waren oft nur einige Tage oder Wochen in Australien stationiert, wo sich die jungen Paare kennenlernten. D.h. die Frauen reisen ins Ungewisse, manche schwanger, viele mit Träumen und alle mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Anhand von Biografien vierer Frauen, die in Rückblenden vervollständigt werden, wird die Überfahrt, aber auch deren Schicksale detailliert erzählt. Eine der Frauen ist Moyes australische Großmutter, die in Großbritannien ihre große Liebe, Moyes Großvater, wieder getroffen hat.
Sobald der Hörer mit auf See ist, will man die Geschichte nicht mehr unterbrechen. Sie ist spannend, kurzweilig, berührend und gleichzeitig unterhaltsam.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Humanismus statt Kriegseinsatz

Die große Heuchelei
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Todenhöfer, der viele Jahre für die CDU im Bundestag saß, seit mehr als 50 Jahren Krisengebiete bereist, Bestseller-Autor ist und einer der schärfsten Kriegskritiker, will mit seinem Buch "Die große Heuchelei" ...

Todenhöfer, der viele Jahre für die CDU im Bundestag saß, seit mehr als 50 Jahren Krisengebiete bereist, Bestseller-Autor ist und einer der schärfsten Kriegskritiker, will mit seinem Buch "Die große Heuchelei" wachrütteln. Darin berichtet er kritsch über westliche Militäreinsätze in Syrien, Afghanistan usw. Zusammen mit seinem Sohn begibt er sich in Lebensgefahr. Das Credo des Buches: Der Westen muss die Menschenrechte vorleben, statt sie nur vorzuheucheln. Offziell kämpft der Westen für Werte, lt. Todenhöfer geht es allerdings ausschließlich um Macht, Märkte und Geld. Damit hat er nicht Unrecht und trifft den Nagel auf den Kopf. Meine Skepsis aufgrund des reißerischen Titelbildes musste ich nach einigen Seiten ablegen und dem Autor zustimmen. Dabei handelt es sich um keine leichte Lektüre, nicht aufgrund des Stils, der ist journalistisch und flüssig, die beschriebenen Szenen sind jedoch nichts für Zartbesaitete, wohl aber sehr realitätsnah und glaubhaft.

Zurzeit ist Todenhöfer mit seinem neuen Buch auf Lesereise und ich werde definitiv versuchen, ihn live zu sehen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Gib Glück und es kommt zurück

Das Glück der kleinen Gesten
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Ausschnitt aus dem Klappentext: "Chantal Sandjon und Melanie Alexander zeigen warum es sich lohnt, sich ganz bewusst um mehr Glück im Alltag zu bemühen. Denn aktuelle Forschungen bestätigen: Kleine Gesten ...

Ausschnitt aus dem Klappentext: "Chantal Sandjon und Melanie Alexander zeigen warum es sich lohnt, sich ganz bewusst um mehr Glück im Alltag zu bemühen. Denn aktuelle Forschungen bestätigen: Kleine Gesten steigern unser Wohlbefinden nachweislich und schenken uns mehr Gesundheit, Erfolg und Energie."

Ich kann den Autorinnen aus eigener Erfahrung nur beipflichten: "Wenn man Glück schenkt, kommt es wieder zurück." Und "Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt." Leider gehen diese Gesten im stressigen Alltag oft unter, obwohl sie uns das Leben viel schöner machen würden. An empfangene Glückgesten denkt man noch lange zurück und freut sich immer wieder aufs Neue. Das Buch sorgt bei mir definitiv dafür, dass ich wieder bewusst und bedingungslos Glück verschenke.

Ein Praxisteil rundet das Buch ab, sei es als Selbstversuch oder für neue Impulse wie z.B. beim Spazierengehen den Müll am Wegesrand einsammeln, einen Tag lang bewusst Komplimente verteilen oder ein Buch mit einer freundlichen Widmung für einen Finder in den öffentlichen Verkehrsmitteln liegen lassen.

Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Menschen dieses Buch lesen und die Glückgesten beherzigen. Dadurch würde die Welt sicherlich viel freundlicher.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Très, très chick!

Dress like a Parisian
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Alois Guinut, Pariserin und zuerst als Trendscout nach ihrem Abschluss am Institut Francais de la Mode tätig, ist heute Style Coach und betreibt einen Personal Shopping Service, auf den bereits "Le Figaro" ...

Alois Guinut, Pariserin und zuerst als Trendscout nach ihrem Abschluss am Institut Francais de la Mode tätig, ist heute Style Coach und betreibt einen Personal Shopping Service, auf den bereits "Le Figaro" und "The Observer" aufmerksam wurden. In ihrem Buch "Dress like a Parisian" geht sie der Frage auf den Grund, ob es wirklich so etwas wie einen Pariser Chick gibt. Die Antwort lautet ganz klar: Qui! Entweder er ist angeboren oder man kann ihn sich mithilfe des Buches aneignen. Guinut zeigt der Leserin, was den Pariser Style ausmacht: Die Pariserin ist lässig und elegant, sexy, aber nie billig, kombiniert gerne neutrale Farbtöne mit einem kleinen Farbtupfer. Man kann jedoch nicht nur Farben kombinieren, sondern auch verschiedene Stoffe, Muster und Accessoires. Mit vielen praktischen Tipps und Beispielen ist der Style Guide für jede leicht nachvollziehbar. Mir gefällt besonders gut, wie Pariserinnen Make-up und Frisuren tragen, denn alles wirkt natürlich schön und überhaupt nicht aufgedonnert. Die Texte werden durch sehr gelungene Illustrationen von Judith van der Hoek aufgelockert.

Ich konnte einige wertvolle Tipps mitnehmen, was v.a. die Kombinationen von Kleidungsstücken angeht. Leider bedient Guinut das Klischee der kleinen, zierlichen Französin. Große Größen kommen nicht vor, werden nicht einmal erwähnt. Was machen diese Frauen? Können die etwas nicht den Pariser Chick tragen?