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Veröffentlicht am 13.06.2019

Bis zum letzten Tropfen

Dry
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Neil und Jarrod Shusterman beschreiben ein sehr realistisches und authentisches Szenario. Wenn wir uns die Temperaturen der letzten Sommer so ansehen, kann man nicht die Augen davor verschließen, dass ...

Neil und Jarrod Shusterman beschreiben ein sehr realistisches und authentisches Szenario. Wenn wir uns die Temperaturen der letzten Sommer so ansehen, kann man nicht die Augen davor verschließen, dass sie immer heißer und trockener werden. Wie lange wird es noch dauern bis auch bei uns das Wasser nicht mehr zum Blumen gießen und Auto waschen verwendet werden darf? Doch das ist erst der Anfang.... Wie es ausarten kann, erzählen uns Neil und Jarrod Shusterman in "DRY".

Von einem Tag auf den anderen gibt es plötzlich (ohne Vorwarnung!) kein Wasser mehr in Kalifornien. Die Wasservorräte in den Kaufhäusern sind schneller ausverkauft als man schauen kann und kurze Zeit später ist auch der Strom weg. TAPE OUT! Nichts geht mehr! Die Fluglinien ausgebucht und die Autobahnen verstopft. Anarchie, Plünderungen und Chaos beherrschen plötzlich Südkalifornien.
Die wenigsten Menschen sind auf dieses Szenario vorbereitet, wie auch die 16jährige Alyssa und ihr 10jähriger Bruder Garret. Hier steigen wir in die Geschichte ein, die aus verschiedenen Sichten der fünf Jugendlichen erzählt wird. Während sich die Eltern von Alyssa und Garret auf den Weg zum Strand machen, wo durch Entsalzungsanlagen für die Menschen Trinkwasser zur Verfügung stehen soll, ist der 17jährige Kelton, der Nachbarsjunge, auf diese Situation vorbereitet. Sein Vater ist ein Prepper (= Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf jegliche Art von Katastrophe vorbereiten) und hat natürlich alle Vorkehrungen für so eine Situation getroffen. Kelton hilft Alyssa und Garret als ihre Eltern nicht mehr vom Strand zurückkommen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg sie zu suchen und an Wasservorräte zu kommen. Keltons Eltern haben einen Bunker, wo sie alle Vorkehrungen für dieses Szenario getroffen haben. Auf dem Weg zum Strand treffen sie auf Jacqui, eine Einzelgängerin, die von zuhause abgehauen ist und sich schon eine Weile alleine durchschlägt. Später kommt noch Henry dazu.

Das Szenario wird sehr realitätsnah beschrieben. Der Staat ist nicht vorbereitet auf diese Situation, die Politiker sind hilflos. Die Ressourcen werden an gemeinnützige Stellen weitergeleitet, die Normalbürger bleiben außen vor. Medienberichte über die Katastrophe bleiben aus, was zur Folge hat, dass die Hilfswasserlieferungen nicht einmal ein Viertel der Bevölkerung hilft. Die Lage beginnt sich immer mehr zuzuspitzen...
Neil und Jarrod Shustermna erzählen sehr bildhaft und glaubwürdig. Das bemerkt man als Leser schon nach den ersten Seiten, denn ich hatte durchwegs Durst...und wie! Und sie zeigen schonungslos auf, wie schnell Menschen in Extremsituationen austicken bzw. sich sehr unterschiedlich verhalten. Werte und Moral verschieben sich. Die einen schauen nur auf sich selbst, andere teilen bis zum letzten Tropfen. Gruppendynamik oder Einzelkämpfer...was ist von Vorteil? Wie würde man selbst handeln?

Zwischen den verschiedenen Erzählungen der Jugendlichen gibt es sogenannte SnapShots. Hier werden Berichte von Einsatzkräften, Journalisten oder Menschen in Not dargestellt. Diese haben mir sehr gut gefallen, weil man einen kleinen Einblick auf die Szenen außerhalb der fünf Protagonisten bekommt. Neil und Jarrod Shusterman setzen sich mit vielen Themen auseinander, die uns zu denken geben sollen und klären uns über Dehydrierung und verschiedene Arten von Wassergewinnung auf. Auch das Waffengesetz in den USA spielt eine gewichtige Rolle. Gefallen hat mir auch, dass es keine Liebesgeschichte gibt, wie es öfters in Jugendromanen vorkommt.

Was mir allerdings gefehlt hat waren einige Antworten, wie es so plötzlich und ohne Vorwarnung zu diesem totalen Ausfall kommen konnte und warum die Regierung und die Hilfkräfte die Situation völlig falsch einschätzten.
Das Ende war sehr spannend, trotzdem empfand ich es etwas zu schnell abgehandelt und gewollt. Außerdem bieten die Autoren keine wirkliche Lösung an.

Charaktere:
Die Charaktere der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Alle entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Alyssa ist eine sympathische Sechzehnjährige, die gerne alles unter Kontrolle hat. Ihr kleiner Bruder Garret sieht oft Dinge, die andere übersehen. Kelton ist in den Augen der anderen ein Freak, was sich aber bald ändert, da er von Anfang an weiß, wie man sich in dieser Situation verhält. Doch dann kommt auch Kelton an eine Extremsituation und er verliert so einge Sympathiepunkte bei mir. Jacqui ist tough und intelligent, sie liebt den Nervenkitzel. Henry manipuliert hingegen sein Umfeld und die Menschen gern. Er versucht aus der Wasserknappheit Profit zu schlagen. Henry bleibt bis zum Ende hin rätselhaft...

Schreibstil:
Der Schreibstil ist detailliert, packend und eher jugendlich gehalten. Man erkennt nicht, dass zwei Autoren an der Geschichte beteiligt sind. Das Tempo ist angenehm, hat im Mittelteil allerdings etwas nachgelassen. Erzählt wird aus der Sicht der fünf Proatgonisten und der Roman ist in sechs Teile aufgeteilt.

Fazit:
Ein beängstigendes Szenario, das leider schneller eintreten kann, als wir denken. Der Klimawandel ist bereits hier, auch wenn einige Politiker dies noch immer bestreiten. Das Duo Shusterman versucht in jugendbuchgerechter Form aufzuzeigen, dass Wasser nicht selbstverständlich ist, sondern ein lebensnotwendiges Gut ist. Sie setzten sich mit den Konsequenzen des Wassermangels deatiliert auseinander und verpacken es in eine packende Story, die am Ende jedoch ein paar Fragen offen lässt.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Schwächerer zweiter Teil

Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung
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"Die Fotografin - Zeit der Entscheidung" knüpft nahtlos an das Ende des ersten Bandes an.
Noch immer befindet sich Mimi im Leinweberdorf Laichingen auf der Schwäbischen Alb, wo sie ihren schwerkranken ...

"Die Fotografin - Zeit der Entscheidung" knüpft nahtlos an das Ende des ersten Bandes an.
Noch immer befindet sich Mimi im Leinweberdorf Laichingen auf der Schwäbischen Alb, wo sie ihren schwerkranken Onkel Josef pflegt. Ihr Fotoatelier beginnt langsam anerkannt zu werden und auch die Einwohner des Dorfes legen teilweise ihre Misstrauen ab. Trotzdem bleibt bei fast allen eine Hemmschwelle gegenüber der toughen Frau bestehen, die die Laichinger aus dem gewohnten Trott herausholen möchte. Ihr Ziel, sich gegen dem alleinigen großen Arbeitgeber und Fabrikanten Hermann Gehringer aufzulehnen, der die Menschen ausbeutet, steht noch immer auf sehr wackeligen Füßen. Mit ihrer Überzeugung den jungen Menschen beizubringen, dass sie auch andere Möglichkeiten haben, als nur die traditionelle Weberei, stößt Mimi aber auch auf so einigen Widerstand. Hilfe scheint sie einzig und allein von Johann zu bekommen, den sie als Hannes in Ulm kennengelernt hat und dem seitdem ihr Herz gehört. Doch der junge Mann, der nie wieder in seinen Heimatort zurückkehren wollte, hat nicht nur das Wohl der Menschen im Auge....

Die meisten Figuren kennen wir bereits aus dem ersten Band der Trilogie. Die jungen Menschen, wie Anton, Alexander und Fritz wollen nicht der Tradition folgen und wie ihre Väter ein Gasthaus führen oder in der Weberei arbeiten. Mimi unterstützt Alexanders zeichnerischen Talent und Fritz Fähigkeiten mit Holz zu arbeiten. Anton hingegen sieht Mimi als Sprungbrett für seinen Weg in die Stadt.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert beschrieben. Man hat das Gefühl jeden von ihnen zu kennen, was ja auch teilweise stimmt, da wir fast alle Figuren bereits im ersten Band kennengelernt haben. Wie in allen ihren Romanen überzeugt Petra Durst-Benning mit lebendigen und ausdrucksstarken Charakteren.

Auch die Ausbeutung vieler Familien durch den Fabriksbesitzer Gehringer, der seine Machtspielchen als einziger großer Arbeitgeber in dieser ärmlichen Gegend zur Gänze ausspielt, wird sehr gut veranschaulicht. Vorallem die Frauen haben neben dem Haushalt, den Kindern und der schweren Arbeit auf den Feldern am Abend noch Stickereiarbeiten zu erledigen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Die bittere Not ist allgegenwäritg, während Gehringer immer mehr von den Menschen fordert. Der Unterschied zwischen der Land- und der Stadtbevölkerung, aber vorallem das Leben auf der Schwäbischen Alb, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ist enorm.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Einblicke in die damalige Fotografie und die Kunst der Retusche. Wie viel Zeitaufwand man damals für ein Foto aufbringen musste und wie sich die Zeiten in nicht ganz hundert Jahren geändert haben, ist faszinierend.

Im Vergleich zum ersten Band waren für mich einige Wendungen vorauszuahnen und der Spannungsbogen lässt im MItelteil etwas nach. Trotzdem konnte mich der wunderbare Schreibsil und vorallem die großartige Charakterisierung der Figuren wieder überzeugen.

Fazit:
Mit "Die Fotografin - Zeit der Entscheidung" kommt die Autorin nicht ganz an den ersten Teil heran, hält aber am Ende noch eine Überraschung bereit, die viel Spielraum für den Abschluss der Trilogie beinhaltet. Ich bin schon sehr gespannt!

Veröffentlicht am 27.05.2019

Komm mit ins Bösland

Bösland
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Mein erstes Buch von Bernhard Aichner. Ich habe dem Autor nochmals eine Chance gegeben und seinen zuletzt veröffentlichten Thriller gelesen, nachdem mich bei seinem ersten Bestseller rund um die Totenfrau ...

Mein erstes Buch von Bernhard Aichner. Ich habe dem Autor nochmals eine Chance gegeben und seinen zuletzt veröffentlichten Thriller gelesen, nachdem mich bei seinem ersten Bestseller rund um die Totenfrau die Leseprobe total abgeschreckt hatte und ich seinen Schreibstil nicht wirklich mochte. Doch bei "Bösland" hat mich schon der Klappentext neugierig gemacht. Meine Bücherei hat alle seine Bücher, deswegen war es für mich klar diesen Thriller auszuleihen und Bernhard Aichner nochmals eine Chance zu geben. Und das war gut so...

Gleich zu Beginn wird dem Leser eröffnet, was Aichner mit seinem Titel meint. Bens Bösland ist der Dachboden seines Elternhauses. Ein Ort, an dem ihm sein Vater regelmäßig züchtigt und wo sich dieser schlussendlich erhängt. Als der zehnjährige Ben ihn findet, ist der Junge einfach nur erleichtert, dass seine Tortour ein Ende hat. Das ehemalige Bösland wird zur gemeinsamen Spielstätte mit seinem Freund Felix Kux, dem reichen Apothekersohn. Dort übt Ben auch seine Leidenschaft fürs Fotografieren und Filmen aus. Wenige Jahre später passiert erneut ein Unglück am Dachboden. Man findet Ben neben einer brutal erschlagenen Leiche eines jungen Mädchens, das er in seinen Armen hält. Der Junge kann sich an nichts mehr erinnern und wird als jugendlicher Täter in die psychiatrische Anstalt gesteckt. Danach folgen betreutes Wohnen, Therapien und schlussendlich eine eigene Wohnung. 30 Jahre später - Ben ist wieder frei und führt ein Fotogeschäft, entdeckt er ein Foto, das ihn in die Vergangenheit zurückkatapultiert. Darauf ist sein alter Freund Kux zu sehen. Bestärkt durch seine Therapeutin macht sich Ben auf, um mit Kux zu klären, was damals geschah....

Die Geschichte wechselt zwischen einer Art Rückschau in die Vergangenheit, Dialogen mit der Therapeutin und mit Kux, sowie der Schilderung in der Gegenwart. Man begleitet dabei Ben durch alle Gefühlslagen und bekommt von ihm ein sehr gutes Bild. Das vom Autor gewollte Misstrauen ihm gegenüber bleibt jedoch bestehen. Die subtile Beschreibung der Atmosphäre ist Aichner gut gelungen.
Die Charaktere sind vielschichtig und ausdrucksstark. Die zwischenmenschlichen Aspekte werden hervorragend transportiert. Ich hatte von allen ein sehr gutes Bild und mein Kopfkino blieb immer in Bewegung.

Aichner baut unterschwellig Spannung auf. Die kurzen knackigen Sätze und die große Schrift lassen einem schnell durch das Buch fliegen. In der Mitte haben sich trotzdem, meiner Meinung nach, einige Längen eingeschlichen. Auch meine Vermutung ging schon früh in die richtige Richtung, jedoch fehlte mir noch die Bestätigung. Einen kleinen Twist, sowie eine überraschende Wendung gab es noch am Ende des Buches, das ich somit zufrieden zugeklappen konnte.

Schreibstil:
Bernhard Aichners Schreibstil ist speziell. Am Besten man liest sich zuerst kurz in einer Leseprobe ein und entscheidet dann, ob man damit klaekommt. Ich bin mit seinem Schreibstil noch immer nicht ganz warm geworden, aber in "Bösland" konnte ich mich an die kurzen prägnanten Sätze und die vielen Dialoge gewöhnen. Bei der "Totenfrau" ging das schon nach wenigen Seiten absolut nicht mehr. Erzählt wird in der Ich-Perspektive von Ben.

Der Verlag hat die Seiten wirklich gut gefüllt....mit großer Schrift, einzelnen Dialogen, wo jeder Satz einzeln steht, aber auch leeren Seiten. Wenn ich das Hardcover gekauft hätte, wäre ich nicht sehr erfreut darüber gewesen. Bestsellerautor hin oder her....es gibt in meinen Augen weitaus bessere österreichische Autoren und das ist Geldmacherei!

Fazit:
Ein unblutiger Thriller, der mit psychologischen Spielchen aufwartet und gut aufgebaut ist, aber doch auch etwas vorhersehbar ist. Trotzdem wird mir die Geschichte noch länger in Erinnerung bleiben und ich konnte mich auch endlich mit Aichners Schreibstil anfreunden. Fazit: Komm mit ins Bösland!

Veröffentlicht am 12.05.2019

Alte Liebe rostet nicht

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
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Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden ...

Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden Bänden der Lichterhaven-Reihe) führt mit Dr. Weisenau eine Gemeinschaftspraxis und arbeitet nebenbei noch an ihrer Dissertation. Eines Tages steht ihre große Liebe Lars, der vor zehn Jahren die Stadt verlassen hat, mit einem misshandelten Welpen in ihrer Praxis. Lars hatte einen Mann dabei beobachtet, wie er einen Jutesack gegen einen Baumstamm schlug und danach mit Füßen dagegen trat. Im zusammengeschnürten Sack findet er zwei Welpen. Einer davon ist schwer verletzt, der andere bereits tot. Luisa kann das Golden Retriever Mädchen retten, das tief verstört und ängstlich bei Lars ein neues Zuhause bekommt und sein leben auf den Kopf stellt...

In wechselnden Perspektiven verfolgen wir, wie das neuerliche Zusammentreffen der Beiden ihre Gefühle völlig durcheinanderwirbelt. Bei Lars handelt es sich um Luisas erste große Liebe, den Mann, den sie bis heute nicht vergessen kann. Vor zehn Jahren hat er ihr das Herz gebrochen und hat von einem Tag auf den anderen Lichterhaven verlassen. Lars wuchs unter einem lieblosen Vater auf und hat seine Gefühle seit seiner Jugendzeit sprichwörtlich hinter einer Mauer vergraben. Er ist nicht gewillt diese zu durchbrechen und verweigert jegliche tieferen Empfindungen. Das Zusammentreffen mit Luisa überfordert ihn. Schon von Kindesbeinen an hatten die beiden eine sehr enge Beziehung. Durch die Freundschaft mit Luisas Bruder Alex war er in der Familie Messner immer gern gesehener Gast und völlig integriert. Luisa, die zehn Jahre jünger ist, hat Lars bewundert und zu ihm aufgeschaut. Ihre Gefühle haben sich allerdings im Lauf der Jahre geändert und es wurde daraus eine kurze Liebe, die zerbrach. Beide haben Probleme sich wieder anzunähern bzw. nur auf freundschaftliche Basis zusammenzukommen...

Die tierischen Gedanken wurden diesmal dem Alter des Hundes angepasst. Deshalb klingt es oft sehr kindlich und einfach, wenn man an Jolie's Gedankengänge teilnimmt. Sie ist ein entzückendes Hundemädchen, welches erst ganz langsam wieder Vertrauen zu den Menschen entwickeln muss. Ähnlich ergeht es auch den beiden menschlichen Protagonisten. Vorallem Lars hat damit Probleme Gefühle zuzulassen. Diese Thematik ist der eigentliche rote Faden des Romans und nimmt sehr viel Raum ein.
Erstmals gibt es auch einen Strang mit Rückblicken. Dabei erfahren wir mehr über das Leben von Lars und Luisa vor zehn Jahren, bevor er Lichterhaven sang- und klanglos verlassen hat.

Mir war es diesmal etwas zu viel Hin und Her zwischen den beiden Liebenden. Auch die vielen Einmischungen der Familie fand ich nicht immer richtig. Man denkt man hat es hier mit Teenagern zu tun und nicht mit erwachsenen Menschen, die zwar zehn Jahre trennt, aber bereits über das "heiratsfähige Alter" hinaus sind ;) Die Liebesgeschichte nahm mir generell zu viel Raum ein und es war mir eindeutig "zu wenig Hund". Die kleine Jolie hat mein Herz berührt, jedoch hätte ich noch gerne mehr über sie gelesen. Im Vorgängerband war Boss in Wirklichkeit der Hauptprotagonist....das hätte ich mir hier auch gewünscht.
Die Erotikszenen sind in dieser Geschichte mehr geworden. Dies stört mich nicht wirklich, obwohl ich keine Bücher aus diesem Genre lese, aber Petra Schier hat diese sehr geschmackvoll beschrieben.

Witzig finde ich immer die Reaktionen einiger Leser und ihrer Leserbriefe, die die Autorin auf ihrem Blog veröffentlicht. Sehr oft kann man aber auch nur den Kopf schütteln, wenn man liest, dass Menschen zu diesem Buch greifen, weil am Cover ein Welpe abgebildet ist und den Roman einem Kind schenken (!!) ohne sich den Klappentext durchzulesen oder sich gedanken darüber machen in welcher Abteilung der Roman im Buchladen steht!

Schreibstil:
Petra Schiers Schreibstil ist gewohnt flüssig, humorvoll und bildgewaltig. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und habe ich sofort ins Herz geschlossen. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Luisa und Lars erzählt.
Die Landschaftsbeschreibungen waren wieder wundervoll. Ich fühlte mich in Lichterhaven zuhause und hätte mich am liebsten in Luisas Strandkorb gesetzt und das Wellenfunkeln beobachtet. Man sieht das Meer vor Augen und atmet die frische Seeluft ein...

Fazit:
Ein weiterer unterhaltsamer "Liebesroman mit Hund" aus der Feder von Petra Schier, der mir diesmal zu viel Liebesgeplänkel und zu wenig Hund und Humor hatte. Trotzdem war es wundervoll an die Nordsee zurückzukehren und liebgewonnene Charaktere aus den Vorgängerbänden zu treffen. Luisa, Lars und Jolie passen hervorragend dazu und ich freue mich schon auf das nächste Pärchen. Leichte Urlaubslektüre für den Strand.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Vom Feldjäger zur Security

Falschspiel
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Auch der dritte Band rund um Feldjäger Mark Becker und Oberkommissarin Lisa Schäfer ist gewohnt actionreich ausgefallen. Nach Band 1 und 2 war ich sehr auf den neuen Fall gespannt, der nahtlos an "Das ...

Auch der dritte Band rund um Feldjäger Mark Becker und Oberkommissarin Lisa Schäfer ist gewohnt actionreich ausgefallen. Nach Band 1 und 2 war ich sehr auf den neuen Fall gespannt, der nahtlos an "Das dunkle Netz" anschließt.

Silvia Stolzenburg gelingt es immer wieder mich von der ersten Seite an in den Bann zu ziehen. Schon der Prolog verschaffte mir Gänsehaut.
Danach erfahren wir im ersten Kapitel, dass Mark nach dem eher unglücklichem Ende des letzten Falles, um ein Disziplinarverfahren zu umgehen, die Bundeswehr verlässt. Er nimmt ein Jobangebot seines ehemaligen Kameraden Michael Kuhn als Sicherheitsfachmann an, der seine neue Securityfirma gerade im Aufbau hat. Der neue Job bringt große Anforderungen, denn Kuhns Firma soll die Sicherheitsvorkehrungen für das Volksfest an der Cannstädter Wasen erstellen. Ein Großauftrag und noch viel zu wenig Personal! Kurze Zeit später entdeckt Mark eine Wanze in seinem Auto und beim Checken des Volksfestgeländes wird eine Handgranate ins Festzelt geschmissen, in dem er gerade steht. Hat es jemand auf Marks Leben abgesehen oder will die Konkurrenz die neue Sicherheitsfirma ausschalten?

Im Gegenzug hofft Lisa Schäfer endlich wieder einen neuen Fall auf den Tisch zu bekommen. Und sie braucht nicht langne zu warten. Ein junger Mann wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert - versuchter Mord. Kurze Zeit später ist er tot - erwürgt. Die Polizei geht zunächst davon aus, dass der junge Mann in ein Drogendelikt verwickelt ist. Doch es bleibt nicht bei diesem einem Todesfall... Gibt es Verbindungen zu den Todesfällen und den Anschlägen?

Während sich privat Lisa und Mark näher kommen, ändert sich an Marks altem Verhalten nicht wirklich etwas. Er lässt auch in diesem Fall alle rechtlichen Vorschriften außer acht und bleibt seinem Stil treu.
Auch Marks Hacker-Freund Lukas ist wieder mit von der Partie und eine große Hilfe bei der Auflösung des Falles. Als sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen, ist Lukas in seinem Element.

Der neue Thriller lässt sich wieder schnell lesen und ich war innerhalb kürzester Zeit durch. Der Schreibstil von Silvia Stolzenburg ist wie immer rasant und temporeich. Die Spannungskurve bleibt die ganzen 278 Seiten konstant oben. Die kurzen Kapitel unterstreichen die rasante Handlung noch mehr. Allerdings muss ich sagen, dass es mir langsam zu actionlastig und explosiv wird und die Realitätsnähe immer mehr auf der Strecke bleibt. Schon im letzten Teil fand ich einige Handlungen zu abgedreht. Oft erinnerte mich die eine oder andere Szene an einem amerikanischen Actionfilm in dem der Held unverwüstlich bleibt und sämtliche Mordanschläge mit einer Handbewegung zur Seite wischt. Dadurch fand ich einige Ereignisse etwas unrealistisch. Auch die Ermittlungsarbeit geriet diesmal aufgrund der Action ins Hintertreffen.
Trotzdem war ich wieder in der temnporeichen Erzählung gefangen und konnte den Thriller kaum aus der Hand legen. Innerhalb kürzester Zeit war ich damit durch.

Fazit:
Wer es gerne rasant und explosiv mag, ist hier bestens aufgehoben. Mark Beckers drittes Abenteuer ist wieder Hochspannung pur, jedoch erinnerten mich diesmal doch so einige Szenen an amerikanische Actionsfilme. Die Ermittlungsarbeit blieb mir zu sehr auf der Strecke und auch die Auflösung in Lisas Fall war mir zu unrund.