Erinnerungen an die Jugend-Heim-Zeit
MühlenbachBodo ist der Sohn einer Schifferfamilie und kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren. Mit sechs Jahren hatte er sich so sehr darauf gefreut, in die Schule zu kommen. Aber seine Eltern ließen ihn nicht ...
Bodo ist der Sohn einer Schifferfamilie und kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges geboren. Mit sechs Jahren hatte er sich so sehr darauf gefreut, in die Schule zu kommen. Aber seine Eltern ließen ihn nicht gehen. So hatte er kaum Kontakte zu anderen Kindern. Als er 13 war, war er seinen Eltern auf dem Schiff inzwischen eine große Hilfe geworden. Doch dann wurde er von jetzt auf gleich abgeholt und in ein Jugendheim gebracht. Dort konnte er zwar endlich die Schule besuchen, aber das Leben im Jugendheim war natürlich ein ganz anderes und er musste sich an viel Neues gewöhnen. Diese Zeit beschreibt er in seinem Buch.
Bodo war ein sehr schüchterner Junge, allerdings überaus höflich und rücksichtsvoll. Er war ein gelehriger Schüler. Nur mit dem Schulfach Sport konnte er sich nicht anfreunden. Das beschreibt er ganz ehrlich in einem Kapitel. Er erinnert sich an seine Erzieher, an die Lehrer und an die Vertretungskräfte und erzählt von seinem Glauben.
Das Buch ist unterteilt in mehrere betitelte Kapitel. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. So berichtet Bodo zum Beispiel von dem Besuch seiner Tante Minna, deren Frage, ob er sich hier wohl fühlt, er mit Ja beantwortet. In dem Zusammenhang zu sagen, dass dieses „Ja „aus ihm herauskommt „wie aus einem Automaten, in den man das passende Geldstück geworfen hat“, spricht für sich. Umschreibungen dieser Art gibt es mehrere und ich mag sie. Auch, dass die Tante einen Apfelrest in zwei Teile schneidet und er eins davon bekommt, ist für ihn erwähnenswert und wichtig. Das Teilen war allerdings zu der damaligen Zeit auch nicht unbedingt an der Tagesordnung.
Mir hat es großen Spaß bereitet, Bodo Krüger auf dem Weg zurück in seine Kinder- und Jugendzeit zu begleiten. Durch seine Erzählung konnte ich mich an viele ähnliche Erlebnisse aus meinem eigenen Leben erinnern. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Ich finde es großartig und empfehle das Buch sehr gern weiter.
Nur noch eins: Seine Eltern erwähnt Bodo nur noch einmal ganz kurz – wie in einem Nebensatz. Doch das, was er sagt, hat mich sehr betroffen gemacht. Sehr gern hätte ich noch erfahren, ob er jemals den Kontakt zu ihnen wieder aufgenommen hat. Aber das wäre dann wohl eine andere Geschichte.