„Ich habe Dinge gesehen, die du nicht gesehen hast“
"Dienstag, 7. November 2017, 9:45 Uhr. Autopsie an Dr. Jonathan Wright ..." S. 37
Holly Wakefield hatte sich in die Bereitschaftsliste der Polizei eingetragen und ist so an den Mordfall eines Ehepaars ...
"Dienstag, 7. November 2017, 9:45 Uhr. Autopsie an Dr. Jonathan Wright ..." S. 37
Holly Wakefield hatte sich in die Bereitschaftsliste der Polizei eingetragen und ist so an den Mordfall eines Ehepaars geraten, deren Autopsie sie nun beiwohnt. Die 26jährige ist forensische Psychologin und Analytikerin für kriminelles Verhalten, vulgo: Profilerin. Sie hält Vorlesungen und ist eigentlich damit und mit der Betreuung ihres „Lieblingspatienten“ Lee in einer Anstalt für gestörte Straftäter ausreichend ausgelastet, dennoch arbeitet sie sich wie besessen in den Fall ein. Die Polizei um DI Bishop geht davon aus, bereits ein weiteres Opfer des Täters zu kennen, aber es fehlen Hinweise, Verdächtige, Zusammenhänge, Ansatzpunkte.
Bald sieht Holly erste Zusammenhänge, ein möglicher Täter kommt ins Bild. Holly zweifelt. Doch sie spielt nicht mit offenen Karten und ein Blick in ihre Vergangenheit droht alles zu zerstören.
Okay, „beschädigter Ermittler“ kannte ich, aber das hier ist diesbezüglich der Hammer und eigentlich das Gegenteil davon – starke Frau passt, aber wie. Und wie man einen Prolog später wieder mit einbezieht, dazu hat Autor Mark Griffin ein Paradestück geliefert. Der wirkliche Clou ist jedoch, was er so an Plottwists hervorzaubert – das passt alles und ist so etwas von durchtrieben – ich hatte sogar einen (korrekten!) Täterverdacht, der dennoch so komplett falsch war, weil ich keine Idee zum Motiv hatte und nicht den Hauch einer Ahnung zum gesamten Zusammenhang. Somit wusste ich nichts, und das sogar noch ganz zum Schluss. Ich hatte irgendwann nur noch ein diebisches Vergnügen an alldem. Dem Leser empfehle ich, sich alle Namen zu merken, besonders die aller Opfer - das hilft später, die Zusammenhänge zu verstehen.
Die üblichen Warnhinweise: eher hart. Es geht um sadistische Serienmorde mit sexueller Komponente, allerdings wohnt man dem Leiden der Opfer nicht live und in Farbe bei und zum Glück werden etliche Verletzungen post mortem beigebracht. Ich fand’s grandios. Eine gehörige Portion Action kommt noch zum Ende hinzu, insgesamt ist viel Psycho an dieem Thriller. Dazu meckere ausgerechnet ich einmal nicht über Selbstjustiz, denn mit Notwehr kann ich sehr gut umgehen (selbst lesen und urteilen!). Auf die zunehmende Anzahl von Schmetterlingen in Hollys Bauch in Gegenwart von Bishop hätte ich verzichten können – sei’s drum, der arme Kerl hat als Vorname nur DI. So wie Mrs de Winter keinen Vornamen hat (die zweite, in „Rebecca“) oder Inspektor Columbo. Darf er. Und die Arme hat ja auch als Hobby Murderabilia, was sofort Tierpräparatorin von der Spitze der Liste ablöst. Dafür empfiehlt sie als Hinterbliebenentherapie die Lektüre von Büchern, bevorzugt von Sachbüchern, das muss man einfach mögen.
Nur der Titel … das Original von 2018 heißt „When Darkness Calls“. BITTE liebe Verlage, nicht immer diese Würgerei, englische Titel mit anderen englischen Titeln ins Deutsche nicht zu übersetzen, das ist Schrott. Der Rest ist Top, 5 Sterne.