Cover-Bild Der Welt nicht mehr verbunden
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: HarperCollins
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und praktische Tipps
  • Genre: Sachbücher / Esoterik
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 01.02.2019
  • ISBN: 9783959672689
Johann Hari

Der Welt nicht mehr verbunden

Die wahren Ursachen von Depressionen - und unerwartete Lösungen
Sonja Schuhmacher (Übersetzer), Barbara Steckhan (Übersetzer), Gabriele Gockel (Übersetzer)

Das erste Rätsel, vor dem ich stand, war: Wie konnte es sein, dass ich immer noch depressiv war, obwohl ich Antidepressiva nahm? Ich machte alles richtig – und doch lief etwas falsch. Warum?

Das zweite Rätsel: Warum gibt es heute so viel mehr Menschen, die unter Depressionen und schweren Ängsten leiden? Was hat sich verändert?

Da ging mir auf, dass noch ein drittes Rätsel über allem schwebte. Konnte es sein, dass etwas anderes, und nicht die Chemie in meinem Hirn, Depressionen und Ängste bei mir und so vielen anderen Menschen auslöste? Und wenn ja: Was konnte es sein?

»Wenn Sie sich jemals niedergeschlagen oder verloren gefühlt haben, wird dieses Buch Ihr Leben ändern.« Elton John

»Eine wunderbare und bestechende Analyse.« Hillary Clinton

»Ein Buch, das viel über unsere innere Verzweiflung und unseren Lebenswandel verrät« Naomi Klein

»Ein brillanter, anregender und radikaler Ansatz zur psychischen Gesundheit« Matt Haig

»Mit seinem persönlichen Erfahrungsbericht und der gleichzeitigen Gesellschaftsanalyse trifft Johann Hari den Nerv unserer Zeit.« psychologie.neuropraxis

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2019

Thema Depression

1

Seit Jahren leidet der Autor Johann Hari an Depressionen, die er auch durch eine konstante medikamentöse Therapie nicht in den Griff bekommen hat. Dabei stellt er fest, dass es ihm so geht wie den meisten ...

Seit Jahren leidet der Autor Johann Hari an Depressionen, die er auch durch eine konstante medikamentöse Therapie nicht in den Griff bekommen hat. Dabei stellt er fest, dass es ihm so geht wie den meisten an Depression erkrankten Menschen. Deshalb hat er nach den wahren Ursachen dieser Krankheit gesucht und einige erstaunliche Ergebnisse zu Tage gefördert: Die Medikamente helfen im wesentlichen den Pharmakonzernen, die sie vertreiben. Echte Hilfe für die Betroffenen ist woanders zu suchen.

In einer Mischung aus Erfahrungsbericht zur eigenen Erkrankung wie auch Recherchen zu Forschungsberichten zum Thema Depression beschäftigt sich der Autor mit Gründen, Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten der Krankheit. Seine eigene Betroffenheit schimmert immer wieder durch das Buch. Teilweise fehlte mir aber der persönliche Abstand, denn der Autor verliert sich immer wieder in Geschichten, die seine These untermauern. Immer wieder fragte ich mich, an wen das Buch sich wenden möchte: an Fachleute? – dafür erscheint mir das Buch zu persönlich; an (betroffene) Laien? – dafür erscheint mir das Buch zu ausführlich.

Als Erfahrungsbericht zum Thema Depression kann ich das Buch nur bedingt weiter empfehlen, dafür hätte man es sicher etwas zusammenkürzen können. Mich hinterlässt die Lektüre trotz mancher guter Ideen etwas zwiespältig, deshalb kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Mehr Gesellschaftskritik als bahnbrechende Depressionsforschung

1

Dies ist ein gutes Buch, das viele Kritiken an den heutigen, kapitalistisch geprägten Gesellschaften der westlichen Welt zusammenfasst und aufzeigt, wie diese Lebensweisen dazu führen, dass so viele Menschen ...

Dies ist ein gutes Buch, das viele Kritiken an den heutigen, kapitalistisch geprägten Gesellschaften der westlichen Welt zusammenfasst und aufzeigt, wie diese Lebensweisen dazu führen, dass so viele Menschen dabei "auf der Strecke" bleiben - nicht nur im materialistischen/sozialen, sondern auch im gesundheitlichen Sinn. Depressionen, so der Autor, werden nämlich durch viel mehr ausgelöst als "nur" Leitungsstörungen im Gehirn - und das sei auch der Grund, warum die medizinische Behandlung in Form von Antidepressiva so gut wie nie helfe. Um Depressionen gezielt und dauerhaft zu bekämpfen, müssten neben den biologischen auch die sozialen Faktoren (stärker) mit einbezogen werden. Pillen einzuwerfen allein sei in den meisten Fällen nicht mehr als ein Ratespiel - krank sind nicht die Menschen, die sie nehmen, sondern die Welt um sie herum. Soweit, ganz grob geschildert, die Grundidee dieses Buchs.

Das Fehlen des gemeinschaftlichen Zusammenhalts, der materielle Egoismus, das ständige Streben nach höher, schneller, weiter, mehr - all dieses sind Faktoren, die viele Menschen psychisch krank machen. So weit, so gut - ich stimme dem Autor in allen diesen Punkten zu. Die Beispiele für eine "bessere Welt", die er im zweiten Teil des Buches reportagenartig vorstellt, fand ich alle anschaulich und interessant: Ob das Berliner Multikulti-Viertel, das sich aufgrund drohender Gentrifizierung von anonymer Nachbarschaft zu einer rührigen Kommune mit Protestcharakter gewandelt hat, oder das Geschäftsmodell eines Fahrradmechanikers, der sein Geschäft in Form einer Genossenschaft aufgezogen hat: Die Menschen, die in diesen Modellen leben oder arbeiten, sind größtenteils glücklicher, zufriedener und weniger krank. Ihr Leben hat einen Sinn, hinter dem sie stehen, mit Leidenschaft und Herz. Sie sind Menschen, die wir uns alle als Beispiele für eine alternative Wohn- oder Lebensweise nehmen könnten. So hat das Buch gut für mich funktioniert: Als Anregung für eine bessere Welt. Von der kleinen Achtsamkeitsübung bis zur ganz großen Kapitalismuskritik.

Was für mich nicht gut funktioniert hat, war der Zusammenhang zu den "wahren Ursachen" und "unerwarteten Lösungen" von und für Depressionen, die der Untertitel suggeriert. Was das angeht, habe ich hier nicht viel Neues erfahren. Der Teil des Buches wäre besser geeignet als Historie über die medizinische Betrachtung der Depression im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ("Was bisher geschah").

Für mich (als Angehörige depressiver Menschen mit Therapie- und Behandlungserfahrung) stand es schon vorher völlig außer Frage, dass auch soziale Faktoren Ursachen einer Depression sind. In einem der ersten Kapitel bemängelt der Autor, dass er in mehr als 30 (!) Jahren Behandlung mit Antidepressiva nicht ein einziges Mal von seinem Arzt gefragt wurde, warum er traurig sei, ob ihn etwas belaste usw. Tut mir leid, aber das kann ich nicht glauben, und da hat der Autor gleich zu Beginn sehr viel Skepsis bei mir gesät. Sind also meine eigenen Erfahrungen mit Psychiatern, Psychotherapeuten, Hausärzten und Therapieeinrichtungen so außergewöhnlich gut, dass ich (und meine betroffenen Angehörigen) zumindest in dieser Hinsicht zu absoluten Glückskindern gehören? Hmmmm...

Auch die Kritik, dass soziale Faktoren keine oder viel zu wenig Berücksichtigung finden, kann ich so nicht bestätigen. Berufswechsel aufgrund akuter Depressionen (die wiederum aufgrund des Berufes ausgelöst und auch so diagnostiziert wurden) mit anschließender bezuschusster Reha/Umschulung - wieder nur ein glücklicher Einzelfall? Jahrelange (akute) therapeutische Behandlung mit Entspannungsübungen und den verschiedensten Kommunikationsformen - ich selbst war Teil einer Therapiesitzung für Angehörige, in der genau jene Fragen (nach den sozialen Faktoren, eventuellen Traumata, Gefühlen von- und zueinander) behandelt wurden - wieder nur ein glücklicher Einzelfall? Ich verstehe das nicht, ganz ehrlich. Und man kann nicht einmal die "vielleicht sind das die Zustände in den USA"-Karte ziehen, denn der Autor benennt mehrfach ausdrücklich die aktuelle Lage in Deutschland und hat hier auch viel recherchiert. Ich bin wirklich ratlos, was diese Passagen des Buches angeht.

Natürlich hat das System jede Menge Lücken und viel Verbesserungspotenzial nach oben, keine Frage. Die Plätze für stationäre Therapie sind zu knapp, die Wartezeiten zu lang, die Dauer oft zu kurz, die Behandlungen nicht immer "treffsicher". Auch die Antidepressiva sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss - allein schon die langwierige Suche nach dem passenden Präparat gibt zu denken. Und dennoch: Alles im Körper beruht nun mal auf chemischen Prozessen, auch im Gehirn. Und der Autor gesteht Betroffenen ja auch durchaus zu, dass (zumindest bei einigen von ihnen) Antidepressiva helfen.

Aber zu sagen, Therapie bestehe im Regelfall nur aus Tablettenlotterie und keiner fragt nach mehr? Und die Idee, auch mal nach anderen Faktoren zu schauen, als bahnbrechende Neuerung zu verkaufen? Das kam bei mir nicht gut an. Und was wäre die Alternative? Nicht jeder Mensch hat die Möglichkeit, sein Leben einfach mal neu in einer Kommune durchzustarten. Da steht dann wieder das System im Weg, das finanzielle oder mobile Hindernisse aufbaut. Teufelskreis. Auch der grundsätzliche Gedanke "Depression ist keine Krankheit, sondern ein Symptom einer kranken Gesellschaft" - stieß mir sauer auf. Kämpfen die Betroffenen nicht schon viel zu lange dafür, dass die Gesellschaft Depression (und andere psychische Beeinträchtigungen) als Krankheit anerkennt? Dass es eben kein "Jetzt stellt dich nicht so an"-Ding ist, an der die "böse Welt da draußen" Schuld ist? Der Autor geht selbst (kurz) darauf ein, aber mir hat das nicht gereicht. Ich glaube, da tut man der Community auf lange Sicht keinen wirklichen Gefallen mit.

Zu guter Letzt noch eine stilistische Anmerkung: Mit waren zu viele "Cliffhanger" bzw. zu gewollte Überleitungen in dem Buch. Fast jedes Kapitel lief auf eine Formulierung à la "Aber da wusste ich noch nicht, dass ich bald einen Mann treffen sollte, der noch viel beeindruckendere Dinge herausgefunden hatte" heraus. Das hat schnell genervt.

Alles in allem ein gutes gesellschaftskritisches Buch mit unterhaltsamen Reportagen alternativen Lebensweisen. Als bahnbrechendes Werk über Depressionen hat es mir nicht gefallen.