Zeit für Windmühlen?
"Wer den Wind sät" von Michael Lüders ist ein hoch interessantes Sachbuch über die Auswirkungen und Konsequenzen der westlichen Politik im Orient.
Dieses Buch rechnet ab mit westlicher Politik die mit ...
"Wer den Wind sät" von Michael Lüders ist ein hoch interessantes Sachbuch über die Auswirkungen und Konsequenzen der westlichen Politik im Orient.
Dieses Buch rechnet ab mit westlicher Politik die mit Hilfe ihres "werteorientierten" handelns eine Blutspur durch den Orient zieht, oder wie es ein Freund des Autors beschreibt "How the American and British fucked up the Middle East and happily continue to do so" (Lüders, 2016, p.7). Wer den Wind sät ist mit seinen 175 Seiten eine sehr übersichtliche Darstellung der Amerikanischen, aber spätestens seit 9/11, auch Europäischen Außenpolitik.
Lüders beginnt seine Darstellung beim Sündenfall, dem Putsch in Teheran 1953, der Iranischen Revolution 1979 bis hin zu aktuelleren Geschehnissen die den 50-tägigen Gaza-Krieg 2014 mit einschließen. Er erläutert sehr präzise die komplexen Vernetzungen dieser Ereignisse und ihre Auwirkungen auf das Wachstum von Islamistischen Terrormilizen.
Dieses Buch eignet sich sowohl für "Leihen" ohne großes Vorwissen, als auch für bereits informiertere Leser die nach interessanten neuen Rechercheimpulsen suchen. Einziges Manko ist der Mangel an wissenschaftlicher Quellen, geschweige denn eines allgemeinen Literaturverzeichnis/Quellenvezeichnisses.
Nichtsdestotrotz ist insbesondere das Kapitel "Freibrief für Israel? Der Gazakrieg 2014" sehr lesenswert und zeigt deutlich das bestehende Wachstumspotenzial des Islamischen Staates auf.
Besonders hervorzuhebende Denkanstöße gibt die Frage, ob ethische und völkerrechtliche Normen universelle Gültigkeit haben oder aber Palästinenser, Araber und Muslime Abstriche hinnehmen müssen aufgrund der von Deutschen eingerichteten Todesfabrik Ausschwitz. Können wir deshalb eine von Israel angestrebte Ethnokratie dulden?
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen (Lüders, 2016, p. 173)