Profilbild von Ceciliasophie

Ceciliasophie

Lesejury Star
offline

Ceciliasophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ceciliasophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2020

Viel verschenktes Potential und ein viel zu flacher Spannungsbogen. Ich setze mehr Hoffnung in Band 2!

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
0

Im Königreich Inys warten alle gespannt auf die Nachkommenschaft der Königin Sabran, denn nur ihre Blutlinie kann laut dem Glauben der Tugenden der Ritterschaft die Drachen davon abhalten, zu erwachen ...

Im Königreich Inys warten alle gespannt auf die Nachkommenschaft der Königin Sabran, denn nur ihre Blutlinie kann laut dem Glauben der Tugenden der Ritterschaft die Drachen davon abhalten, zu erwachen und zurückzukehren. Doch sie schwebt in Gefahr, denn viele wollen die Geburt einer Thronfolgerin verhindern.
Unerkannt dient an ihrer Seite Ead, nach außen hin eine Kammerzofe, in Wahrheit jedoch eine Magierin des Ordens des geheimen Baumes, die alles in ihrer Kraft stehende tut, um Königin Sabran zu beschützen.
Während im Westen die Drachen gefürchtet werden, so werden sie im Osten verehrt und Tané versucht im Land Seiiki mit allen Mitteln ihren Traum zu verfolgen: Eine Drachenreiterin werden.
Doch eine Bedrohung regt sich, die das Schicksal aller besiegeln könnte.

Puh, auf dieses Buch hatte ich mich so unheimlich gefreut, seit es in der Goodreads Choice Awards vorgestellt wurde. Vielleicht war ich viel zu erwartungsvoll und gehyped, aber das Buch konnte meinen Ansprüchen definitiv nicht gerecht werden.

Die Autorin kannte ich schon durch ihre „The Bone Season“-Reihe, die mir an sich wirklich gut gefallen hat. In Verbindung mit dem Klappentext von diesem Buch und meiner Vorgeschichte mit der Autorin erwartete ich eine Geschichte, die von der Norm abweicht, mich begeistern kann und im Fantasy Genre neue Wege geht. Oder zumindest im High Fantasy Feld endlich eine neue starke, weibliche Stimme sein.

Und das Buch war nicht schlecht, überhaupt nicht. Der Plot hat mir gut gefallen, die Idee der Autorin ist toll.
Aber bis die Handlung mich wirklich fesseln konnte und an Fahrt aufnahm, waren zwei Drittel des Buches schon gelesen. Ich habe mich wirklich festbeißen müssen, um die ersten 300-400 Seiten zu lesen und das Buch nicht immer wieder nach 10 gelesenen Seiten zur Seite zu legen. Waren diese erst einmal überstanden, konnte ich das Buch plötzlich nicht mehr aus der Hand legen. Aber bei gerade einmal 550 groß bedruckten Seiten sind diese vorangegangenen hunderte von Seiten einfach zu viel an belanglosem Geplänkel und Dialogen gewesen.
Der Spannungsbogen war kein Bogen, sondern eine gerade Linie, die plötzlich in die Höhe schoss und sozusagen auf dem höchsten Stand erst an Fahrt aufnahm. Graphisch gesehen wie ein halbierter Regenschirm.
Schade, hier wurde mir viel zu viel Potential verschenkt, denn gerade die letzten hundert Seiten bewiesen, wie toll die Autorin eigentlich schreiben kann.

Leider waren nicht nur der Spannungsaufbau und die Handlung an sich eher mittelprächtig, auch mit den Charakteren hatte ich meine Probleme. Nicht bezüglich des Charakteraufbaus, denn es gab viele wirklich spannende und facettenreiche Charaktere. Aber irgendwie flutschten mir die Charaktere zu sehr durch die Hände, sie gingen in belanglosen Dialogen und Erzählsträngen förmlich unter.
Zusätzlich war es in der Bindung an die Charaktere nicht gerade förderlich, dass in einem Kapitel mehrere Charaktere aus unterschiedlichen Erzählperspektiven auftraten. Eine Einführung der Hauptcharaktere zu Beginn und eine zusätzliche Kennzeichnung vor den Kapiteln (nicht nur durch die Verwendung von Richtungsangaben wie Westen oder Osten) hätten mir sehr geholfen, mich besser in der Geschichte zurecht zu finden.
Nebencharakteren wurde dann noch ein viel zu großer Handlungsraum geboten, so dass die Charaktere mehr und mehr in einem Sumpf versanken. Super schade, da es mehrere Charaktere gab, die mich wirklich überraschen konnten.
Auch die Hervorhebung von starken weiblichen Charakteren, die teilweise wirklich extrem gut ausgearbeitet waren, überzeugt mich eigentlich von der Kunstfertigkeit der Autorin.

Die verschiedenen Handlungsorte sind einfach toll beschrieben worden und sehr detailreich ausgeschmückt gewesen, so dass ich mir diese fast bildlich vorstellen konnte. Die Wechselhaftigkeit und Vielfalt der geschaffenen Welt ist wirklich toll. Ich hoffe, in folgenden Bänden noch tiefer in diese Welt abtauchen zu können.

Auch die unterschiedlichen Herrschaftsformen und vor allem die Religionen waren sehr gut in die Handlung eingeflochten und zeugen sehr von der Kreativität der Autorin.

Nichtsdestotrotz werde ich nun gespannt auf den zweiten Band warten, der ja zum Glück auch schon bald erscheint. Denn das Ende hat mich super neugierig gemacht und an sich möchte ich die Geschichte einfach wirklich mögen.
Ich setze viele Hoffnungen in diesen Band und wünsche mir, dass er mich deutlich besser überzeugen kann als dieser holprige Einstieg in die Welt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2019

Klischeebehaftet und leider nichts neues

Clans of London
0


Carolines großer Wunsch ist es, eine Ausbildung zur Pilotin zu absolvieren. Doch für die Ausbildung fehlt ihr das Geld, da sie als Heimkind auf sich alleine gestellt ist.
Beim Feiern mit ihrer Freundin ...


Carolines großer Wunsch ist es, eine Ausbildung zur Pilotin zu absolvieren. Doch für die Ausbildung fehlt ihr das Geld, da sie als Heimkind auf sich alleine gestellt ist.
Beim Feiern mit ihrer Freundin Megan trifft sie auf Henri und den geheimnisvollen Ash, der ihr ein erschütterndes Geheimnis über sie offenbart: Caroline ist eine Hexe. Und ehe sie es sich versehen kann, wird sie hineingezogen in die Spannungen der Hexenclans von London.

Vampire und Werwölfe geistern wirklich in Hülle und Fülle über den Jugendbuch-Markt. Doch über Hexen gibt es im YA/NA-Bereich noch nicht so viele Bücher weswegen ich auf die Umsetzung von „Clans of London“ wirklich gespannt war. Die Leseprobe konnte mich dann auch eher positiv überraschen, da ich nicht mit einer so toughen und manchmal bissigen Protagonistin gerechnet hatte.
Der Geschichte vorangestellt ist eine Prophezeiung, die gleich zum miträtseln einlädt und dem Leser einen kurzen Einblick in die spannende Handlung gib.
Leider verflüchtigte sich mein positiver Eindruck mit voranschreitender Handlung.
Caroline, die vormals so stark und unabhängig erschien, macht sich vollkommen abhängig von den beiden Jungs und ihre bissige Art wandelt sich mehr und mehr in Gezicke um.
Von den beiden männlichen Charakteren möchte ich gar nicht reden. Man nehme das gewohnte YA/NA-Schema und entwickle einmal den Traumschwiegersohn aka den netten Typen und einmal den Bad Boy aka den heißen Typen: Tada, Henri und Ash wurden (wieder mal wieder-)geboren!
Auch die Magie, auf die ich nun wirklich gespannt war, konnte mich nicht wirklich begeistern. Von der gibt es nämlich bis auf ein bisschen Hände-Hokuspokus und ein bisschen Voodoo-Klischee nicht sonderlich viel.
Dafür gibt es umso mehr Hormone, Gefühle und unglaublich künstliche Dramen. Zu viele Dramen, die für meinen Geschmack auch noch viel zu aufgebauscht wurden. So gingen viele Seiten für absolut belanglose Dinge drauf, die mehr für den Weltenaufbau hätten genutzt werden können.
Die Handlung war teilweise sehr vorhersehbar und konnte mich selten überraschen. Außerdem strotzte sie nur so vor Logikfehlern und viel zu einfachen Erklärungen der Autorin. Caroline kann nämlich nicht nur Autos kurzschließen und Schlösser knacken, nein, sie kann auch illegale Apps zum Ausschalten von Alarmanlagen nutzen. Die Art und Weise, wie eine solche App funktionieren soll, interessiert mich im Nachhinein tatsächlich mehr als das überzogene Liebesdrama und der Cliffhanger am Ende.
Das Ende hat mir dann aber doch wieder ganz gut gefallen und konnte mich das erste Mal mit wirklicher Spannung an das Hörbuch fesseln. Der Cliffhanger, mit dem das Buch endet, war zwar voraussehbar und wenig überraschen, macht aber doch ein wenig Lust auf den zweiten Band.
Die Sprecherin gefiel mir anfangs leider nicht wirklich, doch nach und nach gewann sie mich für sich. Die Art und Weise wie sie die klischeehaften Teenie-Dramen sprach war unglaublich amüsant. Ich muss nun zugeben, dass ich der Sprecherin gegenüber unfair war, denn ihren Job hat sie wirklich toll gemacht!
Kurz gesagt: Ein typischer Exkurs in das YA/NA-Genre, der wenig neues mit sich bringt und nur wieder mit den gleichen Klischees aufwarten kann plus ein wenig magisches Händefuchteln.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Zu abgehackt und nicht das, was ich erwartet hatte

Berlin Prepper
0

Walter Noack arbeitet für eine Zeitung und ist dafür zuständig, Hass-Kommentare durchzusehen, zu löschen oder zu akzeptieren. Er ist ein menschlicher Filter in der digitalen Welt. Doch die Nutzer, deren ...

Walter Noack arbeitet für eine Zeitung und ist dafür zuständig, Hass-Kommentare durchzusehen, zu löschen oder zu akzeptieren. Er ist ein menschlicher Filter in der digitalen Welt. Doch die Nutzer, deren Kommentare immer wieder auf Grund von rassistischen und übergriffigen Aussagen gelöscht werden, richten ihren Hass und ihre Wut irgendwann gegen die Zeitung, immer wieder wird Mitarbeitern gedroht. Bis Noack attackiert wird und ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Doch war dies erst die Spitze des Eisbergs, denn unter der Oberfläche Berlins brodelt der Hass immer weiter.

Wer im Internet Zeit verbringt, wird früher oder später über sie stolpern: Hass-Kommentare. Auch wenn dies nicht auf persönlicher Basis passieren muss, so lassen sich doch wirklich schnell solche Kommentare finden, zum Beispiel unter Bildern bei Instagram von großen Influencern oder auch Nachrichtenportale. Von Bodyshaming bis zu offen rassistischen Beleidigungen, das Repertoire an Hass-Kommentare ist riesig.
Die Vorstellung, bei einer Zeitung für die Löschung dieser Kommentare zuständig zu sein, fand ich einfach grausig. Ich könnte einer solchen Tätigkeit nicht nachgehen, würde wahrscheinlich irgendwann auf Grund des geballten Hasses verstärkt durch die Immunität im Netz einknicken. Auch aus diesem Grund war ich gespannt auf die Umsetzung des Buches. Die Hass-Kommentare waren wirklich gut in den Text eingebunden, man stolperte mehr oder weniger über diese, wurde vor Abscheu kurz aus der Geschichte gerissen, dann jedoch wieder an die eigentliche Handlung erinnert.
Die Charaktere konnten mich leider allesamt nicht von sich überzeugen, ich sympathisierte mit keinem von ihnen. Zu wenig wurden die Charaktere beschrieben, als dass ich eine Verbindung zu ihnen hätte aufbauen können. Ab und an finde ich es sehr spannend, ein Buch zu lesen, dessen ProtagonistIn mir nicht vollständig zusagt. Doch hier waren mir die Personen so fremd, so weit weg von meinem Charakter und meinen Moralvorstellungen, dass ich mich nicht auf diese einlassen konnte.
Den Schreibstil fand ich mehr als gewöhnungsbedürftig und wurde auch nicht so recht warm mit diesem. Immer wieder wirkten die vielen kurzen Hauptsätze sehr abgehackt, dann jedoch kamen Passagen voll detaillierter Beschreibungen. Es passte nicht ganz zusammen. Der Schreibstil erzeugte keine Emotionen bei mir, wirkte kalt und ließ dadurch die Geschichte eher zäh wirken.
Die Dialoge wirkten phasenweise sehr gestellt und wenig authentisch, dann aber spritzten einzelne Dialoge nur so von Humor. Es gab dann jedoch wieder etliche Szenen, bei denen sich mir vor Abscheu regelrecht der Magen umdrehte und Aussagen, die allem widersprechen, für das ich einstehe. Ich musste immer wieder Pausen einlegen, Abstand von der Geschichte nehmen.
Da mir schon die Charaktere nicht zusagten und die Handlung mich auch nicht gefangen nehmen konnte, hatte ich generell Probleme damit, das Buch aufzunehmen und weiterzulesen.
In der Geschichte wurden einfach zu viele Sachen miteinander verknüpft, dann jedoch ganz schnell wieder fallengelassen, so dass mir nun einfach zu viele lose Enden bleiben. Ob Prepper oder Reichsbürger, die Themenfelder werden angerissen und dann nie wieder erwähnt. Weniger Themen und mehr Zusammenhang hätten mir deutlich besser gefallen und hätten für ein stimmigeres Gesamtbild gesorgt.
Das Ende war dann vollkommen überzogen und wurde viel zu schnell abgehandelt. Auf mich wirkte die letzten 40 Seiten der Geschichte nichts mehr authentisch, sondern sehr an den Haaren herbeigezogen.
Das Buch ist aber wirklich sehr nah am Zahn der Zeit, auch wenn mir immer wieder nach zu vielen Klischees beziehungsweise klischeehaften Aussagen und Ängsten gegriffen wird. Dennoch muss ich die Aktualität der Geschichte wirklich loben!
Das von Berlin gezeichnete Bild erzeugt eine wirklich düstere Grundstimmung. Da mir die Orte sehr bekannt sind, die immer wieder im Buch auftauchten, hatte ich immer schnell ein klares Bild vor Augen. Auch wenn viele Aussagen über Berlin hier künstlich überspitzt wurden.
Mein Fall war dieses als Thriller deklariertes Buch leider nicht.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sehr konstruiert, naive Charaktere und für ein Kinderbuch etwas zu brutal

Silberdrache (Silberdrache 1)
0

In einer uns fremden Welt kann Joss es kaum fassen als ihm das Ei eines Drachen in die Hände fällt. Und dann auch noch das eines silbernen Drachens, die sehr selten sind. Als das Jungtier dann schlüpft, ...

In einer uns fremden Welt kann Joss es kaum fassen als ihm das Ei eines Drachen in die Hände fällt. Und dann auch noch das eines silbernen Drachens, die sehr selten sind. Als das Jungtier dann schlüpft, erkennt Joss zu spät, in welcher Gefahr sich seine Schwester Allie, der Drache Lysander und er befinden. Denn Lysander wird mit viel Druck von der Familie Lennix gesucht. Und diese Familie ist wirklich alles andere als nett.
In unserer Welt muss auch Sirin sehr tapfer sein, denn ihre Mutter ist schwerkrank. Sirin hat nur einen Wunsch: den Geschichten ihrer Mutter über Drachen für immer lauschen zu können.

Drachen übten schon immer eine große Faszination auf mich aus. Neben Eragon begleitete mich der Drache Temeraire durch meine Jugend und seitdem verschlinge ich fast alle Bücher über Drachen, die ich in die Finger bekomme. Deswegen war ich ganz angetan davon, dass Netgalley dieses Buch in die Liste der jährlichen Challenge aufgenommen hatte. Ganz gespannt machte ich mich also über die Lektüre her, wurde aber schnell wieder von meiner kleinen (Drachen-)Euphoriewelle gerissen.
Ich hatte anfangs erwartet, dass die beiden Stränge von Joss und Sirin etwa gleich viele Teile des Buches ausmachen würden. Leider war der Strang um Joss und Lysander aber so präsent, dass Sirins Strang mehr wie eine Unterbrechung der eigentlichen Haupthandlung war. Mir hätte es besser gefallen, wenn Sirin erst viel später in der Geschichte vorgestellt worden wäre. So baute ich im ersten Kapitel eine Beziehung zu ihr und ihrer tragischen Geschichte auf, nur um dann erst wieder hundert Seiten später wieder etwas von ihr zu lesen. Wäre Sirins Strang etwas geballter gewesen, hätte diese anfängliche Beziehung aufrecht gehalten werden können.
Joss war auch nicht der beste Protagonist, seine Schwester Allie hingegen fand ich toll. Joss rannte dermaßen naiv nicht nur einmal, sondern gleich zweimal in eine fast identische Situation rein, was mich mehr als nur verdutzte. Ein Schlammassel, schön und gut, aber ein Protagonist, der nicht aus Fehlern lernt und ohne zu zögern wiederholt in sein Verderben rennt? Außerdem hätte ich bei seiner Vorgeschichte mit ein wenig mehr Argwohn und Misstrauen gerechnet.
Der Schreibstil war in Ordnung, die vielen kurzen Sätze und wenigen verschachtelten Nebensätze ermöglichten ein rasches Tempo. Vor allem in Fantasy Genre schätze ich es sehr, wenn eine Geschichte aus der Sicht mehrerer Charaktere erzählt wird, da somit eine Komplexität geschaffen wird, die den Leser noch mehr an die Geschichte fesselt. Außerdem ermöglicht der Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven auch, dass dem Leser auf subtile Weise dem Protagonisten/den Hauptcharakteren unbekannte Informationen vermittelt werden. Hier aber wurde es mit dem Perspektivwechsel maßlos übertrieben. Neben Sirin und Joss kommen eine ganze Reihe Charaktere zu Wort, in vielen Kapiteln wechseln sich diese sogar passagenweise ab. Das schaffte kein tieferes Verständnis für die Geschichte, sondern führte mehr und mehr zu Verwirrung. Die Übergänge waren nicht wirklich gut geschrieben beziehungsweise kaum vorhanden, es wirkte einfach nur sprunghaft und nicht durchdacht. Eine Beschränkung auf maximal drei Perspektiven hätte in meinen Augen vollkommen gereicht.
Der Aufbau der Geschichte wirkte an vielen Stellen sehr gewollt und konstruiert. Charaktere handelten nach Lust und Laune mal so oder so, hatten keine gerade Linie und führten deshalb nur noch zu Kopfschütteln meinerseits. Etliche Handlungsweisen fand ich sehr unlogisch und aus der Luft gegriffen, viele Probleme und kritische Situationen wurden erst groß aufgebauscht, um dann innerhalb eines halben Satzes abgehandelt zu werden.
Laut des Klappentextes bei Amazon soll das Buch für Jungen und Mädchen ab 11 Jahren gedacht sein. Das mag hinsichtlich der Charaktere, die sich in dem Alter befinden, stimmen. Einzelne Passagen aber fand ich sehr brutal und grausam für ein Kinderbuch. In einem für Erwachsene geschriebenen Fantasy Buch wären diese Passagen kein Thema gewesen, doch die Mischung der grausam beschriebenen Szenen und den jungen Kindern wirkte auf mich sehr skurril. Ich habe selber keine Kinder und kann das deswegen nicht gut einschätzen, außerdem kommt es auch auf die ganz individuelle Entwicklung des Kindes an, aber guten Gewissens kann ich das Buch nicht an Elfjährige empfehlen und gehe mit einer Empfehlung mehr in die Altersrichtung 13-14.
Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen, viele Dinge wirkten zu konstruiert und nicht ausgearbeitet genug. Dennoch konnte ich das Buch wirklich sehr zügig durchlesen. Ich werde aber nicht die weiteren Teile der Reihe verfolgen. Da in anderen Rezensionen immer wieder betont wurde, wie viel besser doch die Reihe um Septimus Heat sei, werde ich mir bei Gelegenheit einmal diese Reihe ansehen.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Kein Whodunit, mehr ein Familienporträt

Das Geheimnis der Grays
0

Es ist Weihnachten im Jahre 1931, als Adrian Gray von einem seiner Gäste ermordet wird. Denn dieses Jahr hat sich ausnahmsweise die gesamte Familie mit ehelichen Anhängen im Hause der Grays versammelt. ...

Es ist Weihnachten im Jahre 1931, als Adrian Gray von einem seiner Gäste ermordet wird. Denn dieses Jahr hat sich ausnahmsweise die gesamte Familie mit ehelichen Anhängen im Hause der Grays versammelt. Motive gibt es in dieser Familie viele, doch wer war nun wirklich der Mörder?

Um dies einmal schnell vorweg zu nehmen: Der Leser weiß sehr schnell, wer der Mörder von Adrian Gray ist. In diesem Buch geht es nicht darum, mit Finten und Tricks dem Mörder auf die Spur zu kommen, sondern vielmehr hat die Autorin ein Familienporträt gezeichnet, voller Personen, die grausam, durchtrieben und nicht wirklich liebenswert sind.
Ich hatte mich vor Beginn des Kriminalromans auf eine eher typische Whodunit?-Geschichte eingestellt, da dieser im Klappentext mit Werken von Agatha Christie verglichen wurden. Deswegen war ich sehr erstaunt darüber, dass es sich eben nicht um eine eher klassische Form der Kriminalromane handelte, als der Mörder schon so früh bekannt wurde. Doch nachdem ich so kalt erwischt wurde, gewöhnte ich mich relativ schnell an die Handlung und konnte mit Spannung durch das Buch fliegen.
Da es kein dicker Schmöker ist, kam ich relativ schnell voran. Ein wenig muss man sich an den Schreibstil gewöhnen, doch auf diesen war ich durch die zeitliche Einordung gleich eingestellt.
Mir hat eine Übersicht über die Personen jedoch sehr gefehlt. Gerade zu Beginn des Buches war es schwer, alle Charaktere gleich richtig zuordnen zu können. Welcher Partner zu wem gehörte, wer ein Kind des alten Grays war und wer nur Partner eines Kindes und wer welchen Beruf ausübte, konnte ich nicht immer richtig bestimmen. Erst zum Ende des Buches hin gelang mir dies ein wenig besser.
Die Charaktere sind – von zwei, drei Personen einmal abgesehen – eigentlich alle auf ihre eigene Art und Weise unausstehlich. Dennoch gefiel mir diese Art der Darstellung einer kaputten Familie wirklich gut.
Wie bereits von anderen Rezensenten angesprochen, finde auch ich es schade, dass nicht der Originaltitel gewählt wurde. „Porträt eines Mörders“ wäre absolut die treffende Wahl für dieses Werk gewesen.
Und einer Sache, die bereits von einer anderen Rezensentin angesprochen wurde, möchte ich mich ebenfalls anschließen. Etliche der Formulierungen haben mich doch sehr gestört, es wurde ein Bild von Juden gezeichnet, das eventuell im Jahre 1933 Anklang fand, das jedoch zur heutigen Zeit einfach nicht mehr tragbar ist. Ich hätte mir schon zu Beginn des Romans eine klärende Stellungnahme des Verlags gewünscht, beziehungsweise einen deutlichen Hinweis auf die zur Zeit der Veröffentlichung herrschende Fehlgesinnung. Nach Beenden der Geschichte hatte ich erwartet, wenigstens einen solchen Abschnitt im Nachwort zu finden, doch blieben diese antisemitschen und auch rassistischen Äußerungen unkommentiert.
An sich fand ich die Geschichte ganz unterhaltsam und durchaus spannend, doch über den Tonfall der Autorin ärgerte ich mich zu sehr, um das Buch wirklich genießen zu können.