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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2019

Lauf ... in den Tod!

Der Blütenjäger: Thriller
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Dies ist der 4. Band der Laura Kern-Reihe und äußerst spannend! An dieser Reihe mag ich, dass die Ermittlerin zwar eine interessante Frau ist, die schon Heftiges in ihrem Privatleben hinter sich hat, aber ...

Dies ist der 4. Band der Laura Kern-Reihe und äußerst spannend! An dieser Reihe mag ich, dass die Ermittlerin zwar eine interessante Frau ist, die schon Heftiges in ihrem Privatleben hinter sich hat, aber dies wird in Catherine Shepherds Büchern nicht breitgetreten, sondern nur immer wieder mal kurz erwähnt, so dass wirklich der aktuelle Fall im Vordergrund steht. Und das gefällt mir sehr gut! Laura ist ehrgeizig, ermittelt auch schon mal im Alleingang, aber eher im Team. Wenn ein Fall so brisant ist wie dieser, stellt sie ihr Privatleben und ihre persönlichen Bedürfnisse aufs Wartegleis....
Inhaltlich geht es um einen Serienmörder, der sich seine Opfer in Diskotheken sucht. Sie sind im Abendkleid, außerdem gestylt und geschminkt, und werden durch den Wald gescheucht. Während die Opfer glauben, eine Chance auf Flucht zu haben, werden sie von hinten brutal erschossen. Neben den Opfern finden sich jeweils Blüten und ein Foto, das die jeweilige Frau noch lebendig zeigt. Außerdem haben alle den gleichen Ring am Finger. Wer steckt dahinter? Wer hasst diesen Frauentyp so sehr und warum? Und warum müssen die jungen Frauen laufen, bevor sie erschossen werden? Eine knifflige Aufgabe für Laura, Max und ihr Team.
Wir finden in diesem Buch 2 Erzählebenen, heute und vor 20 Jahren, in beiden spielt die Psychologin Niemeyer eine bedeutende Rolle. Catherine Shepherd schafft es grandios, diese beiden Erzählebenen am Ende zu verknüpfen, und zwar gut durchdacht und schlüssig. Es bleiben keine offenen Fragen. Der Schreibstil ist wie immer flüssig und abwechslungsreich, angenehm zu lesen.
Während des Lesens rätselt man unentwegt mit, wer der hinterhältige Mörder sein könnte, wobei die Autorin oftmals falsche Fährten legt und man wieder umdenken muss. Das macht einen guten Krimi aus! Ab der Mitte des Buches steigert sich die Spannung nochmal enorm, so dass man die Lektüre einfach nicht unterbrechen möchte. Nur noch kurz in das nächste Kapitel hineinlesen...und schwups ist das ganze Kapitel gelesen Das Ende war diesmal wirklich sehr überraschend, aber logisch durchdacht. Schade, dass das Buch aus ist, aber gleichzeitig freue ich mich schon wieder auf den nächsten Band!
Meine Empfehlung für alle Thriller Fans!

Veröffentlicht am 24.06.2019

Beklemmend realistisch

Die Nickel Boys
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Im Mittelpunkt des Buches steht Elwood, ein junger Schwarzer, der trotz schwieriger Kindheit versucht, seinem Leben eine Wende zu geben, und die Chancen stehen gut. Elwood ist lernbegierig, ehrgeizig und ...

Im Mittelpunkt des Buches steht Elwood, ein junger Schwarzer, der trotz schwieriger Kindheit versucht, seinem Leben eine Wende zu geben, und die Chancen stehen gut. Elwood ist lernbegierig, ehrgeizig und weltoffen, sein großes Idol ist M.L.King, dessen Anti-Rassismus Aktionen ihn begeistern. Er arbeitet hart und tatsächlich gelingt ihm der Sprung zum College. Auf dem Weg zum ersten Tag dorthin, verlässt ihn das Glück. Er fährt per Anhalter in einem gestohlenen Wagen mit, wird der Mittäterschaft verdächtigt und verurteilt. Seine Strafe soll er in einer Jugendbesserungsanstalt absitzen, in der sehr strenge Regeln gelten und in der Grausamkeiten, Missbrauch und Rassismus auf der Tagesordnung stehen. Ich denke, dass es sich bei dieser Anstalt um einen Vorgänger der heutigen Bootcamps handelt.
Zunächst nimmt Elwood die Strafe gelassen hin und betrachtet den Aufenthalt als Herausforderung, der er durch Korrektheit bald wieder entkommen kann, aber gerade sein vorbildliches Verhalten konfrontiert ihn bald mit der brutalen Wirklichkeit der Anstalt.
Colson Whitehead beschreibt auf beklemmende Weise den Alltag der Nickel Boys, die ihren oftmals sadistischen Betreuern gnadenlos ausgeliefert sind. Er beschreibt die Situation ohne Sentimentalität, gnadenlos authentisch, so dass man sich dort einfühlt und wie ein stiller Beobachter die grenzenlose Ungerechtigkeit wahrnimmt. Sehr bedrückend!
Das Buch hinterlässt Spuren, man legt es in Lesepausen nicht einfach beiseite, sondern beschäftigt sich weiter mit den exemplarisch aufgezeigten Schicksalen. Der Leser fühlt, dass dies keine Fiktion, sondern bittere Realität darstellt. Man fühlt sich in die 60er Jahre zurückversetzt und versucht zu verstehen, was die Menschen an M.L.King so fasziniert hat. Und an Kings Theorie hält Elwood sich fest, sie gibt ihm Kraft und ist für ihn sein Lebensziel.
Ich habe mir die Zeitdokumente, die der Autor nennt, im Internet angeschaut, die Fotos, die Aussagen der ehemaligen Insassen, die sich mit vielen Details im Buch überschneiden, und war bzw. bin erschüttert, dass dies in der Mitte des 20.Jahrhunderts noch möglich war.
5 Sterne für ein ergreifendes Buch!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Düstere Abgründe auf Sylt

Finsteres Kliff
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Kurz nach dem Biikebrennen wird auf dem Morsum-Kliff eine Leiche gefunden, brutal hingerichtet. Die Art des Tötens erinnert an ein Wikinger Ritual, und schon bald findet sich eine Gruppe junger Leute, ...

Kurz nach dem Biikebrennen wird auf dem Morsum-Kliff eine Leiche gefunden, brutal hingerichtet. Die Art des Tötens erinnert an ein Wikinger Ritual, und schon bald findet sich eine Gruppe junger Leute, die den Bräuchen der Wikinger huldigen und als Hobby-Archäologen auf der Suche nach alten Funden sind. Aber auch der Tote gehörte zu dieser Szene, warum wurde er zum Opfer? Und warum ist auch kurze Zeit später seine Freundin Vanessa verschwunden? Ist sie das nächste Opfer?
Da auf Sylt keine Mordkommission existiert, müssen die Flensburger Kommissare anrücken, allen voran Liv Lammers und ihr Kollege Bente. Eine spannende Jagd beginnt, aber schon bald ergibt sich die Frage, ob der Ritualmord nicht nur ein Ablenkungsmanöver ist, denn im Laufe der Ermittlungen deuten sich schnell andere kriminelle Machenschaften auf der friedlichen Ferieninsel an.....
Die Spannung in diesem Thriller ist von Anfang an gegeben und der Spannungsbogen reißt nicht ab. Hätte ich genügend Zeit gehabt, ich hätte das Buch in einem Rutsch durchgelesen, denn eine Lesepause fiel nicht leicht. Immer wieder finden sich neue Spuren und Verwicklungen, die zum Miträtseln einladen. Und es gibt überraschende, aber schlüssige Wendungen, die zum Umdenken zwingen. Das motiviert unermüdlich zum Weiterlesen, denn auch kurz vor dem Buchende ist noch nicht alles geklärt.
Liv Lammers ist eine sympathische Ermittlerin, die auch privat schon einiges hinter sich hat. Sie ist alleinerziehende Mutter und liebt ihre Tochter sehr. Sie schreckt vor intensiver menschlicher Nähe zurück, denn sie hat Schlimmes erlebt. Ihr Privatleben spielt zwar immer wieder mal eine Rolle, aber es nimmt nicht überhand, was mir persönlich sehr gut gefällt. Denn der Fall sollte in einem Thriller im Vordergrund stehen und nicht eine Liebesbeziehung zwischen den Ermittlern.
Die einzelnen Charaktere werden authentisch gezeichnet, sie erscheinen glaubwürdig und nicht konstruiert, angefangen beim Wikingerfan und seinem Versuch, sein Leben weitestmöglich in diese Richtung zu gestalten, bis hin zum verwöhnten und gleichzeitig vernachlässigten Sohn reicher Eltern, die nur auf den äußeren Schein bedacht sind.
Nebenbei erfahren wir auch einiges über Sylt, und ich werde sicherlich bei meinem nächsten Besuch dort das Morsumer Kliff intensiver besuchen. Aber auch die Erwähnung anderer Orte oder Sehenswürdigkeiten, z.B. die 'Reisenden Riesen im Wind' machen das Buch lesenswert und erinnern an den ein oder anderen Urlaub dort.
Sehr beeindruckend sind auch die Recherchen der Autorin über die Wikingereinflüsse auf Sylt. Ich war mir dessen bislang nicht bewusst, und habe mit Interesse über den historischen Hintergrund gelesen.
Dies ist nicht das erste Liv Lammers-Buch, aber der Einstieg in den dritten Band bereitet keine Probleme. Ich selber kenne die Vorgängerbände nicht, habe aber mühelos in dieses Buch hineingefunden, wozu sicherlich auch der kurzatmige und fließende Schreibstil der Autorin beiträgt. Man ist mitten im Geschehen und empfindet auch die unheilvolle Atmosphäre von Anfang an.
Mit hat das Buch sehr gut gefallen, es vereint alles, was ein guter Krimi haben sollte. Das Geschehen ist gut durchdacht, in sich schlüssig und authentisch. Somit hat es 5 Sterne verdient, die ich gern gebe. Ich freue mich schon auf den nächsten Liv Lammers-Fall.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Faszinierende Blicke in die Abgründe einer galizischen Adelsfamilie

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Dieses Buch hat mich total gefesselt, trotz der 600 Seiten wurde es nie langweilig. Ich hatte einen interessanten Roman erwartet, aber Spannung pur erwartete mich mit allem, was man sich von einem guten ...

Dieses Buch hat mich total gefesselt, trotz der 600 Seiten wurde es nie langweilig. Ich hatte einen interessanten Roman erwartet, aber Spannung pur erwartete mich mit allem, was man sich von einem guten Krimi/Thriller erhofft.
Inhaltlich geht es um einen vorerst unerklärlichen Unfall. Manuel Ortigosa erhält die Nachricht, dass sein Mann tödlich verunglückt ist, allerdings nicht dort, wo er ihn auf Geschäftsreise vermutet hatte, sondern in Galizien. Manuel erfährt schmerzhaft, dass sein Mann ein Doppelleben geführt hat, das ihm unbekannt war und das auch so manche Gefahren heraufbeschworen hat. War der Autounfall wirklich durch Müdigkeit bedingt, oder war es sogar ein Mord? Gemeinsam mit einem gerade pensionierten Kommissar und einem Priester versucht er, Klarheit zu bekommen, denn er befindet sich in einem Zustand, in dem er noch nicht einmal trauern kann, weil sein Partner ihm plötzlich so fremd erscheint.
Der Leser erhält Einblicke in die Strukturen der alten spanischen Adelsfamilien, deren Ziel es ist, ihr Ansehen zu wahren, koste es, was es wolle. Eine gefühlsarme Welt, voller Intrigen und voller Lug und Trug, sicher auch heute noch aktuell...Der immense Standesdünkel unterdrückt echte Gefühle.
Der Erzählstil der Autorin ist literarisch spannend und beschreibt einen Plot, der allmählich erweitert wird, an Verwicklungen zunimmt und beim Leser unwillkürlich Mutmaßungen auslöst, wer der Täter sein könnte. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, die ein Gedanken-Update erfordern. Mir hat es großen Spaß gemacht, die neuen Informationen mit einzubringen und erneut zu spekulieren. Auch die Auflösung ist perfekt und logisch durchdacht, trotzdem überraschend. Es bleiben keine wichtigen Fragen offen, alles klärt sich lückenlos.
Das Buch liest sich flüssig und angenehm, man fühlt sich durch die facettenreichen und lebendigen Beschreibungen nach Galizien versetzt. Auch die Protagonisten werden anschaulich geschildert und man fühlt sich in ihrer Welt. Am besten gefällt mir Manuel, dessen Gefühlsschwankungen, seine Wut, seine Angst, sein Misstrauen, überhaupt sein Seelenleben vortrefflich beschrieben werden.
Die Lektüre dieses Buches war ein einzigartiges Erlebnis, es erhält die volle Sternenzahl und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Eiskalte Morde im frostigen Kopenhagen

Blutmond
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Es fängt direkt sehr spannend an, als eine bekannte Größe der Modebranche in einem Park zusammenbricht und stirbt. Zunächst hält man ihn für sturzbetrunken, aber dann stellt sich heraus, dass man ihm Abflussreiniger ...

Es fängt direkt sehr spannend an, als eine bekannte Größe der Modebranche in einem Park zusammenbricht und stirbt. Zunächst hält man ihn für sturzbetrunken, aber dann stellt sich heraus, dass man ihm Abflussreiniger zu trinken gab, der ihn innerlich verätzt hat. Der Hass auf den Modedesigner muss groß sein, aber warum? Wenige Tage später erfolgt ein ähnlicher Mord auf einem Modemeeting. Jeppe und Anette ermitteln und stehen zunächst vor einem großen Rätsel. Sorgen macht sich Jeppe, weil offensichtlich sein guter Freund Johannes in die Sache irgendwie verwickelt ist und auch nicht bereit ist, mit der Polizei zu kooperieren. Das Motiv ist völlig unklar, und auch die gewollte Grausamkeit der Morde ist zunächst nicht zu erklären. Schließlich hat Esther de Laurenti, die als Rentnerin Kriminalromane schreiben möchte und deshalb ein waches Auge auf aktuelle Fälle hat, eine Idee, wie die Fälle zusammenhängen könnten....
Dieser packende Thriller lebt nicht vom Blutvergießen, sondern von der Verfolgung zahlreicher Spuren, die teilweise im Nichts verlaufen oder zumindest vorerst so ausschauen, die menschliche Abgründe aufzeigen, die auch mal Irrwege sind, die aber letztendlich zur Aufklärung führen. Mich hat das Geschehen sehr gut unterhalten und derart gefesselt, dass ich mir auch in Lesepausen Gedanken dazu gemacht habe. Im letzten Drittel stieg die Spannung so an, dass ich meine Leselust kaum bremsen konnte. Ein herrliches Buch! Ich werde mir den Vorgänger 'Krokodilwächter' mit denselben Ermittlern unbedingt auch zulegen. Hierzu ist zu sagen, dass man diesen 2.Band aber auch ohne Kenntnis des Vorgängers gut lesen kann.
Alles an diesem Thriller ist nachvollziehbar, ein authentisches Gebilde von Verstrickungen, Verdächtigungen und schließlich der Auflösung. Auch die Protagonisten sind authentisch beschrieben, allen voran die Ermittler Jeppe und Anette, aber auch ihre 'Assistentin' Esther. Sie haben alle ihre Macken, ihre menschlichen Fehler und wirken somit wie gute Bekannte. Wir erfahren auch einiges aus dem Privatleben der Ermittler, jedoch nicht übertrieben viel und vor allem keine zuckersüßen Love-Stories zwischen den Ermittlern, die für mich in Krimis ein Störfaktor sind.
Zunächst dachte ich, dass ich mich mit dem Setting 'Modebranche' nicht anfreunden könnte, aber es bleibt eher im Hintergrund und spielt nur eine sekundäre Rolle, was mir persönlich gefallen hat. Aber auch diese Szenerie wird von Katerine Engberg überzeugend dargestellt mit all ihrer Oberflächlichkeit und ihrem Verlogensein.
Alles in allem kann ich diesen Thriller nur empfehlen, denn er hat alles, was man als Krimifan erwartet, vor allen Dingen die Möglichkeit, im Stillen an der Ermittlertätigkeit teilzuhaben.