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Veröffentlicht am 15.06.2019

Lesehighlight

Space Girls
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„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den ...


„Space Girls“ von Maiken Nielsen ist, nach ihrem Roman über die Hindenburg und die ersten Luftschiffe, das zweite Buch von ihr, welches sich in die Lüfte erhebt, diesmal sogar ganz weit hinauf in den Himmel bis ins All. Es atmet Fliegerluft und den Traum des Menschen nach Freiheit und Abenteuer, es steckt voller Mondstaub und Entdeckerdrang und mittendrin eine Handvoll Frauen, die den unbändigen Wunsch haben, wie ihre männlichen Mitbewerber, die erste Reise zu den Sternen anzutreten.


Die reale Geschichte von 21 Frauen, die in den 60ger Jahren in Amerika diverse körperlich und geistig anspruchsvolle Nasa-Tests durchstehen mussten und sich damit für einen Job als Astronautin bewarben, liegt „Space Girls“ zugrunde. Da die Entwicklung der Raumfahrttechnologie in Amerika eng verbunden ist mit dem Deutschen Raketenbauer Wernher von Braun, ist es aber auch eine Geschichte über Schuld und Vergebung und über eine Mutter und ihre Tochter, die auf ganz persönliche Weise verstrickt sind mit von Braun und der Fliegerei und Raumfahrt.


Begeistert war ich wieder von der Art, wie Maiken Nielsen ihren Plot aufbaut. Sie beschränkt sich nicht darauf, historische Fakten und Personen mit den fiktiven zu verweben, sie lässt die realen Geschehnisse um die erste Mondlandung und wie von Braun dazu beitrug als eigenen schmalen Erzählstrang nebenher laufen. So weiß man als Leser sehr genau, was damals wirklich geschah. Dadurch erhält alles einen ganz eigenen noch intensiveren Ton. Die Dringlichkeit und Dramatik sind spürbar, mit der die Menschen damals ins Weltall drängten.


Erfrischend ist das Wesen der Hauptdarstellerin Juni. Ein Mädchen, eine Frau, die man sich nur zu gerne als gute Freundin wünschte. Strotzend vor positiver Energie, klug und alle Herzen im Sturm erobernd. Mit einem Naturtalent und brennenden Wunsch zum Fliegen. Sie steht für all die wirklichen Pilotinnen, die wahren Space Girls, die hier auf herrliche Weise ein Denkmal gesetzt bekommen und eine eigene Stimme.


Das Übrige tut die warmherzige, intensive Sprache der Autorin und ihre Liebe zu den Menschen in dieser Geschichte. Ein Buch, dass mich glücklich gemacht hat, berührt und glänzend unterhalten und welches im Geiste von Gleichberechtigung und Feminismus aber auch ganz einfach von menschlicher Größe steht. Und nicht zu vergessen der Liebe.

Veröffentlicht am 13.06.2019

mehr als fein

Ein feiner Typ
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„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich ...

„Ein feiner Typ“ ist eine feine Geschichte, die auf leisen, gemächlichen Sohlen daherkommt.

Mr. Reece und seine Frau leben auf einer Farm mitten in Nevada. Sie nehmen den 14-jährigen Horace bei sich auf, der mit seiner Herkunft als Native People so seine Probleme hat. Horace wäre lieber Mexikaner und am liebsten wäre er Boxer. Und in den Jahren, die er als Ziehsohn auf der Farm verbringt, wächst dieser Wunsch so stark, dass er schließlich in die raue Welt hinauszieht, um seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Zurück bleibt Mr. Reece, der ihn gerne in seiner Nähe hätte, der fürchtet, ihm könnte ein Unrecht geschehen, der sieht, dass Horace einem Traum hinterherjagt und das Glück doch schon vor seiner Nase lag.

Ein Roman mit einem melancholischen Unterton. Ich würde es ein bisschen mit den Büchern von Kent Haruf vergleichen. Das Landleben, die Liebe zur Natur, das stoische der Farmer kamen mir bekannt vor. Besonders sind die Dialoge, die von großer Kraft und Intensität durchdrungen sind. Sie reflektieren die Geschichte und die Charaktere, lassen den Leser ins Innerste der Darsteller gucken und hier erinnert mich dann „Ein feiner Typ“ durchaus an Theaterstücke von Tennessee Williams. Die Dramatik liegt oft im Ungesagten, im Angedeuteten, in der Liebe und Nähe der Protas zueinander, die stumm zwischen den Worten hängt.

Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen und ich könnte mir eine amerikanische Verfilmung vorstellen.

Veröffentlicht am 15.05.2019

ungewöhnliches Leseerlebnis

Ich bin Circe
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Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe ...

Circe war mir durch die Reise des Odysseus bereits vage bekannt. Ich bin aber ohne genaue Erwartungen an das Buch herangegangen und habe nach den vorliegenden Rezensionen der englischen Originalausgabe eine eher ruhige Lebensgeschichte erwartet. Positiv wurde ich also überrascht, dass es trotz wenig Action und keines durchgehenden Spannungsbogens so eine fesselnde Geschichte war.

Circe ist die Tochter eines Gottes, also eine Halbgöttin. Als solche besitzt sie magische Kräfte und kennt jede Art von Giften und Kräutern. Diese Fähigkeiten werden ihr anfangs schon mal zum Problem, wenn sie es bei den falschen Gelegenheiten zum Einsatz bringt. Das führt auch dazu, dass sie von der Familie verstoßen wird und schließlich auf einer Insel leben muss. Aber im Laufe der Jahrzehnte wird sie reifer und gewinnt eine innere Stärke und Weisheit, die ihrer Herkunft durchaus angemessen erscheint.

Der Roman ist wirklich ungewöhnlich. Angefangen beim Cover, welches herrlich schlicht und altertümlich daherkommt. Über den Rhythmus der Geschichte, der es wagt, mehr als ein Menschenleben zu umfassen und einen Hauch von Ewigkeit und griechischer Mythologie mit sich bringt. Aber auch über den Grundton, der einfach von einer jungen Frau erzählt, die erwachsen wird und durch ihre Erfahrungen, auch mit den Menschen, zu einer starken, selbstbewussten, klugen Göttin wird.

Ein ungewöhnliches Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.05.2019

unbedingt lesen

Sieben Arten Dunkelheit
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"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, ...

"Sieben Arten Dunkelheit" von Christian von Aster besticht auf mindestens sieben Arten.

Trotzdem ich nur ein e-book habe, würde ich behaupten, dass Cover passt sehr gut zur Geschichte und ist düster genug, dass es Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht.
Hervorragend gewählt ist der Titel, denn auch er gibt bereits eine Andeutung darauf, dass es eine große Bedrohung in dieser Geschichte gibt.
Und es ist, wie beworben, tatsächlich ein richtiges All-Age-Fantasy´-Buch, denn ich bin wirklich schon weit jenseits des Teenageralters und war vom ersten Satz an gefangen.
Das liegt zum einen am herausragenden Erzählstil. Der gut lesbar aber durchaus erwachsenentauglich ist. Mit einer feinen Prise Humor und ganz viel knisternder Spannung.
Toll finde ich auch die Darstellerriege. Jeder bekommt Raum für eine eigenständige Charakterbildung. Da gibt es Krigk, der unbedingt der größte Nachtzähmer aller Zeiten werden will und deshalb nur schwer akzeptieren kann, dass auch seine kleine unbedarfte Schwester R'hee wichtig für die Rettung der Welt sein könnte. Und da ist David, ein fünfzehnjähriger Außenseiter, der eine fast ungesunde Frucht vor der Dunkelheit hat und dem die blinde Ayumi mit ihrer furchtlosen klugen Art erst mal das nötige Selbstvertrauen zurückgeben muss.
Aber ich liebe auch die magischen Dunkel-Wesen, die so zahlreich durch diese Geschichte hüpfen. Viele sind Zwielichtlinge wie der Schattenhamster oder der Grantelschwanz. Aber etwas Größeres, Gefährlicheres hat angefangen Dinge aus der Lichtwelt zu stehlen und die Grenzen von Hell und Dunkel zu zerstören. Und dieser Kampf zwischen Licht und Schatten ist mit überraschenden Wendungen und einem hohen Tempo so rasant erzählt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Das waren jetzt mehr als sieben gute Gründe dieses Buch von 10 bis 100 jedem Fantasyleser wärmstens ans Herz zu legen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

großes Kino

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ...

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist das dritte Buch, das ich von Joel Dicker lese. Er bleibt seinem Erzählstil treu. Das freut mich, denn in meiner Lesewelt nehmen seine Romane inzwischen einen ganz eigenen Stellenwert ein. Ich lese wenig, welches sich damit vergleichen lässt. Die gehobene amerikanische Literatur ist nicht mein Genre. Dann schon eher die Crime-Scene. Dicker erfindet in seinen Büchern eine Mischung zwischen einem Spannungsroman, der immer auch Krimielemente bietet, und einer Gesellschafts-, Beziehungs- und Familienstudie. Dabei setzt er darauf, diverse Handlungsstränge in mehr als einer Zeitebene so miteinander zu verweben, dass ein dichtes, verschlungenes Netz an Informationen und Geheimnissen entsteht, welches mich wie jedes Mal, so auch hier, schnell und tief hineinzieht in die Geschichte.

Da es von Anfang an um mehrere Morde und eine verschwundene Frau geht und einer der Hauptakteure Polizeibeamter ist, ist der Fokus tatsächlich auf der Aufklärung mehr als einer Straftat. Der Mord schien aufgeklärt aber Stephanie Mailers Behauptungen werfen neue Fragen auf. So einiges erinnert an den Rhythmus von „Harry-Quebert“. Genau hier fühlte ich mich auch sehr gut aufgehoben. Man verfolgt in der Gegenwart das Puzzle um die Wahrheit welches durch Szenen aus der Vergangenheit in immer neuem Licht erscheint.

Bei ein oder zwei der Darsteller hatte ich zwar das Gefühl, dass Dicker etwas schablonenhaft zu Werke geht aber angesichts der Spannung, der schönen Sprache, verzeihe ich ihm das ohne großen Punktabzug. Wie er die Fäden immer in der Hand hält und alle Knoten am Ende glaubwürdig aufzudröseln weiß, dass ist mal wieder ganz großes Kino.