Cover-Bild Nomaden der Arbeit
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziologie und Anthropologie
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.04.2019
  • ISBN: 9783896676306
Jessica Bruder

Nomaden der Arbeit

Überleben in den USA im 21. Jahrhundert - Die Buchvorlage für den Oscar-prämierten Film »Nomadland«
Teja Schwaner (Übersetzer)

Verfilmung »Nomadland« ausgezeichnet mit 3 Oscars, 2 Golden Globes und dem Goldenen Löwen

Zehntausende Menschen in Amerika sind unterwegs. Sie leben in Wohnmobilen, Vans, Anhängern. Übernachten auf Supermarkt-Parkplätzen, neben den Highways, in der Wüste. Sie schaufeln Zuckerrüben in North Dakota, reinigen Toiletten in den Nationalparks von Kalifornien, arbeiten Zwölf-Stunden-Schichten im Amazon-Versandzentrum im winterlichen Texas. Eines haben sie oft gemeinsam: Sie sind alt. Und im 21. Jahrhundert, erschüttert von der Finanzkrise der Zehnerjahre, ist ihnen der Boden für den sprichwörtlich wohlverdienten Ruhestand weggebrochen. Deshalb ziehen sie als Nomaden der Arbeit von einem saisonalen Tageslohnjob zum nächsten.

Jessica Bruder hat sich ihnen ein Jahr lang angeschlossen und ist diesem Treck durch ganz Amerika gefolgt. Eine nachhallende Reportage über Ausbeutung, Ungerechtigkeit und prekäre Lebensumstände, aber auch über altersweise Beharrlichkeit, Sinn für Gemeinschaft und Abenteuer, wie sie nur ein amerikanischer Highway versprechen kann.

  • Ausgezeichnet 3 Oscars 2021 sowie dem Goldenen Löwen auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2020, Siegerfilm beim Toronto International Film Festival 2020
  • »Ein überwältigendes und großartig geschriebenes Buch, das an John Steinbecks Früchte des Zorns denken lässt.« (The New York Times)
  • Ein „Buch des Jahres“ der New York Times, ausgezeichnet mit dem Discover Great New Writers Award.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Das Ende des amerikanischen Traums

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Selbst wenn der Film „Nomadland“ nicht mit einem Oscar prämiert worden wäre, ist seine Buchvorlage „Nomaden der Arbeit“ ein äußerst lesenswerter Einblick in das Ende des US-amerikanischen Kapitalismus. ...

Selbst wenn der Film „Nomadland“ nicht mit einem Oscar prämiert worden wäre, ist seine Buchvorlage „Nomaden der Arbeit“ ein äußerst lesenswerter Einblick in das Ende des US-amerikanischen Kapitalismus. Seit dem Platzen der Immobilienblase 2008 endet der amerikanische Traum für viele beim Aufwachen auf einem Parkplatz an einem neuen Ort. In einer Welt, in der bezahlbarer Wohnraum immer rarer wird, werden Menschen einfallsreich in der Frage, wie sie den größten Kostenfaktor abschaffen können: Die Miete. Für einen Transporter, ein Wohnmobil oder gar ein geräumiges Auto muss man keine Miete aufbringen. Zeitgleich ist man mobil genug, dorthin zu reisen, wo es (saisonale) Arbeit gibt.

Jessica Bruder hat für ihr Buch eine Reihe von US-Amerikanern, die diese Lebensweise gewählt haben, über mehr als drei Jahre begleitet und für Interviews getroffen, um zu recherchieren. Überraschend oft sind es Senioren, die als Wanderarbeiter durchs Land fahren, weil die soziale Absicherung nicht reicht und sie gezwungen sind in häufig prekären Jobs weiterzuarbeiten. Von den Menschen im Zentrum dieser Reportage wurde Bruder kritisch beäugt, denn sie hatten Bedenken als obdachloser White Trash dargestellt zu werden. Sie sehen sich nicht als homeless, also obdachlos, sondern als houseless. Äußerst einfühlsam und mit viel Verständnis berichtet Bruder von den Träumen, Wünschen, Sorgen und Nöten der selbsternannten Vandweller – Menschen, die größtenteils in ihren Fahrzeugen leben. Sie begleitet sie bei ihrer Arbeit, bei ihren Reisen und lernt - eigentümlich fasziniert von der Lebensweise, als sie sich selbst im Vandwelling versucht – die Gefahren kennen, der die Menschen ausgesetzt sind, die auf Parkplätzen wohnen.

Dieses Buch ist ein augenöffnender Roadtrip der ganz anderen und vor allem besonderen Art, wenn der Aufenthalt auf den Highways nicht nur der Weg, sondern auch das Ziel ist.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Eine entlarvende Sozialreportage

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Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, sind zu bescheidenem Wohlstand gelangt, haben sich ein geruhsames Rentenalter vorgestellt. Doch dann kommt die Finanzkrise – und Wusch…alles weg. Keinen Job mehr, kaum ...

Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, sind zu bescheidenem Wohlstand gelangt, haben sich ein geruhsames Rentenalter vorgestellt. Doch dann kommt die Finanzkrise – und Wusch…alles weg. Keinen Job mehr, kaum Ersparnisse, die Kredite können nicht mehr bedient werden, das Häuschen kommt unter den Hammer, erlöst aber weit weniger als erwartet, Pensionsfond futsch, die Taschen sind leer. Keine Krankenversicherung, die Sozialhilfe, ca. 500 Dollar im Monat, reicht hinten und vorne nicht. Was bleibt?

Realität für Abertausende Amerikaner im Rentenalter, die nach dem Crash 2007 alles verloren haben. Das Wenige, das sie noch haben, stecken sie in einen (in den meisten Fällen betagten) Camper und gehen auf Tour, wie bereits ihre Vorfahren während der Großen Depression in den dreißiger Jahren. Von Ost nach West, von Nord nach Süd, aber im Zweifelsfall immer dahin, wo billige Saisonarbeitskräfte benötigt werden. Als Erntehelfer, Hilfskräfte bei sportlichen Großveranstaltungen, Mädchen-für-alles in den Nationalparks, Aushilfen im Weihnachtsgeschäft des größten Onlinehändlers. Eingestellt werden sie gerne, sind sie doch zuverlässig und gewissenhaft, stellen keine Ansprüche und schuften sprichwörtlich bis zum Umfallen. Und das alles für kleines Geld und einen freien Stellplatz. Freiheit und Abenteuer? Bei Weitem nicht.

Die amerikanische Journalistin Jessica Bruder hat sich drei Jahre intensiv mit diesem Thema beschäftigt und auch über einen längeren Zeitraum einige dieser „Workamper“ im eigenen Camper begleitet und deren Leben geteilt. Ihre Erlebnisse hat sie in „Nomaden der Arbeit. Überleben in den USA im 21. Jahrhundert“ niedergeschrieben, einer entlarvenden und zu Herzen gehenden Sozialreportage. Mit großer Sympathie für ihre Reisegefährten seziert sie den „American dream“ und zeigt die Auswirkungen einer Politik, die sich nur Profitinteressen verpflichtet fühlt. Eine Entwicklung, die nicht nur die USA betrifft sondern auch hierzulande gilt. Deshalb: „Nomaden der Arbeit“ - Pflichtlektüre für all diejenigen „Volksvertreter“, die sowohl das soziale Netz beschneiden als auch die Altersvorsorge auf andere Füße stellen wollen.