Bleibt leider oberflächlich
Die Villa an der ElbeWieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den ...
Wieder einmal ein Roman mit einem Klappentext, der ziemlich am Inhalt vorbeigeht....
Die beschriebene Szene passiert im letzten Viertel des Buchess und ist daher nicht wirklich aussagekräftig, was den Inhalt betrifft. Auf der anderen Seite spoilert er wenigstens nicht...
Der historische Roman von Linda Belgado erzählt auf zwei Zeitebenen über zwei Familien und ein großes Familiengeheimnis.
Im Jahr 1900 geht Helena von der Haardt gemeinsam mit ihrer 12jährigen Schwester Anni und den Eltern an Bord der "Kaiser Wilhelm der Große". Während der Überfahrt nach New York soll die Verlobung von Helena mit dem Reedersohn Gustav Clausen mit großem Pomp gefeiert werden. Als das Schiff am Pier von Hoboken anlegt, bricht ein verheerender Brand auf einem der am Pier vertauten Schiffe aus, das sich rasend schnell ausbreitet. Helena, ihr Dienstmädchen Clara und ihr Vater sind zu dieser Zeit am Pier unterwegs. Das Feuer breitet sich rasant aus und hinterlässt einen verwüsteten Hafen und jede Menge Opfer. Auch Helena und Clara kehren nicht auf die "Kaiser Wilhelm der Große" zurück. Daraufhin reist die traumatisierte Familie zurück nach Hamburg. Besonders die Mutter überwindet den Tod ihrer ältesten Tochter nur schwer. Nur Anni glaubt nicht, dass Helena im Feuer umgekommen ist...
Im Gegenwartsstrang im Jahre 2017 lernen wir Jonas, den Urenkel des damaligen Verlobten von Helena, Gustav Clausen, kennen. Jonas tritt nach dem überraschenden Tod seines Vater sein Erbe in der familieneigenen Reederei an. Entsetzt stellt er fest, dass diese kurz vor dem Bankrott steht.
In New York träumt Amely Thompson von einem eigenen Cateringservice. Beide finden unabhängig voneinander alte Dokumente mit dem Hinweis zu einem geheimen Gelddepot in einer New Yorker Bank. Doch keiner der Beiden kennt die Verfasserin des Briefes, noch den Zahlencode für das Schließfach....
Hätte die Autorin diesen Roman nur mit der Geschichte aus dem Vergangenheitsstrang gefüllt, wäre meine Bewertung sehr viel besser ausgefallen. Dieser ist wirklich gelungen und spornt zum Weiterlesen an. Das historische Ambiente, als auch die Charaktere überzeugen. Die großen Unterschiede zwischen den Gesellschaftsklassen, als auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit, sind wichtige Themen, die Linda Belago anspricht.
Die Schauplätze sind bildhaft und zeitgemäß dargestellt. Die Lebensverhältnisse im New York der Jahrhundertwende werden anschaulich erzählt. Die vielen Einwanderer erliegen dem Mythos des reichen Amerikas, doch die Wahrheit sieht meistens anders aus. Ich fieberte mit den Protagonisten mit und hatte Spaß am Lesen. Auch die Familiengeschichte rund um das große Geheimnis liest sich ansprechend.
Der Gegenwartsstrang hingegen konnte mich nicht überzeugen. Die Figuren blieben farblos und besonders Amely blieb mir fremd. Zu viele gewollte Zufälle und Ungereimtheiten säumen die Seiten. Auch das viel zu rasch abgehandelte Ende wirkt überhastet und am Schluss bleiben doch viele wichtige Fragen offen.
Der Buchtitel ist vom Verlag nicht gut gewählt und irreführend, den die angesprochene Villa kommt kaum vor.
Im Großen und Ganzen fehlt es dem Roman leider an Tiefe. Mit dem ziemlich offenen Ende wirkt - der eigentlich doch unterhaltsame und teilweise spannende Roman - als Gesamtkonzept dann eher nur mehr mittelmäßig...schade!
Schreibstil:
Der Roman liest sich leicht und flüssig. Vorallem das historische Ambiente und die bildhaften Beschreibungen sind gelungen. Bei der Figurenzeichung bin ich jedoch zwiegespalten. Annie und Helena sind mir nahe gekommen und sind facettenreiche Charaktere. Jonas und Amely hingegen blieben völlig an der Oberfläche. Man kann kaum etwas über die beiden Figuren aus dem Gegenwartsstrang sagen.
Fazit:
Ein kurzweiliger Roman, dem es etwas an Tiefe fehlt. Während mich der Handlungstrang aus der Vergangenheit schnell in den Bann gezogen hat, konnte mich der Gegenwartsstrang nicht überzeugen. Das abrupte Ende und einige offene Fragen schmälern leider das Gesamtlesevergnügen.