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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2019

Rache

Die Geschichte der Sina Brodersen / Nur eine Petitesse
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Schon beim ersten Buch der Autorin war erkennbar, dass sie sich sehr viele Gedanken zum passenden Titel macht. Ich glaubte zuerst an eine Phantasieschöpfung beim Titel, und habe das Wort tatsächlich ...

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Schon beim ersten Buch der Autorin war erkennbar, dass sie sich sehr viele Gedanken zum passenden Titel macht. Ich glaubte zuerst an eine Phantasieschöpfung beim Titel, und habe das Wort tatsächlich nachgeschlagen. Das Wort ist nicht erdacht und die Bedeutung wird von der Autorin in der Geschichte erklärt und so wird auch der Bezug zum Buch deutlich. Auch beim zweiten Buch ist wieder ein spezieller Titel verwendet worden, mir völlig unbekannt, hätte man durch Assoziation sicher die Bedeutung erraten können, muss man aber nicht. Wie schon im Vorgänger, den man zwingend und unbedingt gelesen haben sollte bevor man sich dieser Lektüre hingibt, wird der Begriff und seine Bedeutung für die Geschichte erklärt.


Erklärt wir der Titel während eines Gesprächs zwischen der Hauptfigur Sina und dem Paten einer weitverzweigten Verbrecherorganisation, den sie für den Tod ihres Geliebten verantwortlich macht. Um diesen zur Strecke zu bringen kommt Sina in ein Nobelhotel in der Schweiz und beginnt ihre Erkundigungen einzuziehen. Wobei sie offenbar gänzlich die damit verbundenen Gefahren vergisst.

Im Verlauf der Geschichte ist von der Hauptfigur Sina recht selten etwas zu lesen. Wie schon im ersten Teil füllt die Autorin die Seiten mit wunderbaren Nebenfiguren, deren Lebensläufe bis ins Kleinste konstruiert sind. Oft haben diese Figuren gar keinen direkten Bezug zur Hauptfigur, sonder kennen nur jemanden, der in die Geschichte involviert ist, oder arbeiten im Hotel, in dem Sina wohnt. All diese Nebenschauplätze lesen sich fantastisch, können aber nicht gegen die Frage an, was das mit Sina und ihrer Rache an Toms Mörder zu tun hat.

Natürlich schafft die Autorin den Spin und es kommt am Ende zu einem bondwürdigen Showdown inmitten der Schweizer Bergwelt. Der Weg dorthin war für den Leser leicht und unterhaltsam. Der Schreibstil der Autorin ist klasse, man fliegt nur so durch die Seiten.
Allerdings war ich während der ganzen Lektüre auf der Suche nach Sina, es ist ihre Geschichte, ihre Rache, ihre Möglichkeit den Verlust ihrer großen Liebe zu verarbeiten, und dann ist sie nur so wenig zwischen den Seiten des Buches präsent.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Anstrengend

Die großen Vier
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In diesem Roman geht die Autorin mit ihrem Helden Hercule Poirot mal etwas andere, wie ich finde gewöhnungsbedürftige Wege. Es geht hier nicht um die klassische Jagd nach einem Mörder, sondern um den Kampf ...

In diesem Roman geht die Autorin mit ihrem Helden Hercule Poirot mal etwas andere, wie ich finde gewöhnungsbedürftige Wege. Es geht hier nicht um die klassische Jagd nach einem Mörder, sondern um den Kampf gegen ein weltweit operierendes Verbrechersyndikat, das aus dem Untergrund heraus nichts geringeres als die Weltherrschaft anstrebt. Was genau die Intention der Autorin zu diesem Roman war, bleibt mir verborgen, ich kann allerdings nachvollziehen, dass das Buch nicht zu ihren persönlichen Lieblingen gezählt hat.


Hercule Poirot tanzt hier nicht leichtfüßig durch die Geschichte, er kann nur wenig durch seine kleinen, grauen Zellen überzeugen. Er tut sich meist ebenso schwer wie der Leser. Die Geschichte ist verworren und unübersichtlich, die Hintergründe scheinen weit hergeholt und stecken voller Klischees. Das Geschehen zieht sich über einen ungewöhnlich langen Zeitraum. Erklärt wird dies durch die Tatsache, dass der Roman ursprünglich aus mehreren Kurzgeschichten bestand.

Poirot und sein guter Freund Hastings quälen sich durch den Fall. Nach kleinen Erfolgen gibt es immer wieder Rückschläge. Poirot scheint tatsächlich seinen Meister gefunden zu haben, er arbeitet verbissen an der Aufdeckung der Drahtzieher. Ähnlich wie bei Sherlock Holmes und Moriaty wird eine Art Erzfeind kreiert, der Poirot immer einen Schritt voraus ist. Natürlich lässt die Autorin ihren Helden am Ende, wenn auch etwas haarsträubend und auf für Poirot gänzlich untypische Art, triumphieren, aber selbst bei eingefleischten Fans hinterlässt das Buch am Ende allgemeines Stirnrunzeln.

In diesem Fall ziehe ich die Verfilmung eindeutig vor, obwohl auch diese etwas langatmig ist.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Kindheitserinnerungen

Düsternbrook
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Ich mag Axel Milberg als Person, als Schauspieler sehr gern. Beim Lesen hatte ich oft seine Stimme im Kopf, obwohl er ja aus seiner Kindheit erzählt. Das Buch schreibt er als Roman, nicht als Biografie, ...

Ich mag Axel Milberg als Person, als Schauspieler sehr gern. Beim Lesen hatte ich oft seine Stimme im Kopf, obwohl er ja aus seiner Kindheit erzählt. Das Buch schreibt er als Roman, nicht als Biografie, es sind sowohl tatsächliche, als auch fiktive Geschichten Bestandteil der einzelnen Kapitel. Es ist nicht erkennbar, welche Teile echte Erinnerungen sind, und welche der Phantasie des jungen Axel entspringen. Mich hat das manchmal etwas verwirrt.


Der Autor hat ein großes erzählerisches Talent, ich mag seine verschmitzte Art zu sprechen. Leider kommt das im Buch nicht ganz so rüber. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich, humorvoll, ernst, kindlich naiv, voller Leidenschaft, scharfsinnig, liebevoll, aber oft auch irgendwie teilnahmslos, ohne erkennbare Gefühlsregung, neutral, wie von einem unbeteiligten Beobachter erzählt. Worin sich diese Diskrepanz gründet vermag ich nicht zu sagen, allerdings hat es bei mir für einige Verwirrung gesorgt.

Das Buch folgt nur recht grob einer gewissen Zeitlinie, wann die einzelnen Geschichten spielen kann man meist nur raten, konkrete Zeit- oder Altersangaben zur Orientierung des Lesers gibt es selten. Mir fehlte so ein bisschen der rote Faden, etwas, das die einzelnen Abschnitte verbindet. Die Geschichten, so schön sie auch sein mögen, sind unzusammenhängend, scheinen willkürlich aneinandergereiht. Natürlich kann man das als künstlerisches Stilmittel betrachten, das die kindlichen Erinnerungsfetzen verdeutlicht, ich habe es aber einfach als unrund empfunden. Für mich fehlte das Leseempfinden, welches ich mit einem Roman in Verbindung bringe. Wenn ich das Buch einer Kategorie zuordnen sollte, dann am ehesten einer Sammlung von Kurzgeschichten, oder Anekdoten.

Ich denke ich bin an dieses Buch mit völlig anderen Erwartungen heran gegangen und daher hat sich mir die Botschaft des Autors wohl nicht gänzlich erschlossen. Trotz allem war der Einblick in die behütete Kindheit des Autors unterhaltsam. Er vermittelt ein sehr klares Bild des Zeitgeschehens und der vorherrschenden Lebensweise, gerade innerhalb der Familie. Der kindliche Blick auf die Welt der Erwachsenen ist sehr echt und schnörkellos.

Es steckt sicher viel persönliches, Persönlichkeit von Axel Milberg in diesem Buch, allerdings kratzt der Autor dabei nur ein bisschen an der Oberfläche.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Mord im schönen Bayern

Hannas Leichen
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Bei den Leichen, von denen im Buchtitel gesprochen wird, handelt es sich um den Softwareentwickler Brinkmann, dessen, mit seinem Geschäftspartner verheirateten Geliebten und später auch noch um die Putzfrau ...

Bei den Leichen, von denen im Buchtitel gesprochen wird, handelt es sich um den Softwareentwickler Brinkmann, dessen, mit seinem Geschäftspartner verheirateten Geliebten und später auch noch um die Putzfrau des Toten. Hanna ist die Hauptkommissarin, die diesen verzwickten Fall aufklären soll. Blöd nur, dass sie Schwierigkeiten hat den Fall und ihr Privatleben zu trennen, ist doch der gutaussehende Geschäftspartner von Brinkmann, gleichzeitig einer der Verdächtigen.


Der Autor baut um seine Hauptfiguren ein umfangreiches Netz aus liebenswert schrulligen Familienangehörigen, unkorrekten Arbeitskollegen und mehr oder weniger nützlichen Zeugen. Diese ganzen Nebenschauplätze waren mir teils zu konstruiert, unnötig weitschweifend, fast als wären sie Füllmaterial, das die Geschichte strecken soll. Nur in wenigen Situationen diente es dazu, die Hintergründe einer Figur näher zu beleuchten und so ihr Handeln nachvollziehbarer zu machen. Generell fand ich die Figuren oberflächlich und blass, ihr Tun teils überzogen und nicht stimmig.

Die Geschichte ist in ihren Grundzügen durchaus gut. Es wurden schon Menschen wegen weitaus weniger umgebracht. Allerdings hatte ich auch hier etwas Probleme. Das Motiv und der Täter waren mir relativ früh klar, die Auflösung am Ende dann aber dünn und nicht plausibel genug. Das Ganze wurde relativ schnell abgearbeitet. Hier haben es die Figuren und ihre Hintergründe nicht geschafft mich zu überzeugen. Schade!

Eine kurzweilige Lektüre für ein verregnetes Wochenende, mit einigen Schwächen.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Nichts wie es scheint

Alexandra
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Ich war ziemlich gespannt auf diesen Thriller. Nach der Beschreibung hatte ich mit einem Buch im Stil von Gone Girl gerechnet und war nun begierig zu erfahren, wie die Autorin ihre Version des Themas anlegt. ...

Ich war ziemlich gespannt auf diesen Thriller. Nach der Beschreibung hatte ich mit einem Buch im Stil von Gone Girl gerechnet und war nun begierig zu erfahren, wie die Autorin ihre Version des Themas anlegt.


Der Stil des Buches war für mich anfangs etwas verwirrend, denn Alexandra, die verschwundene Ehefrau, erzählt die Geschichte. Sie erzählt wie sie sich die Reaktion ihres Ehemannes auf die Geschehnisse vorstellt, wie er auf das Verschwinden reagiert, wie er und die Töchter die Suche erleben, die Zeit danach, wie sie mit der Erkenntnis umgehen, Alexandra nicht mehr wiederzusehen. Die Story pendelt zwischen Szenen, die Alexandra in Gefangenschaft zeigen und den Szenen, die sie sich über das Leben ihrer Familie nach dem Verschwinden vorstellt. Während des Lesens habe ich die Tatsache ausgeblendet, die Autorin erinnert den Leser aber immer wieder daran, dass er nicht den tatsächlichen Geschehnissen folgt. Ein neues, interessantes Konzept, aber eben auch verwirrend.

Die Figuren sind sehr vielschichtig, gerade Alexandra ist extrem, widersprüchlich, zerrissen und polarisierend. Ihr Ehemann bildet den kompletten Gegenpol zu ihrer Person. Er wird sehr sensibel und liebevoll dargestellt, leidet unter dem Verschwinden seiner Frau und ist erstmal völlig hilflos was die alltäglichen Familiendinge angeht. Er bedient hier ein ziemliches Klischee.

Generell spielt das Buch mit einigen Klischees, und der Auflehnung dagegen. Ein großes Thema ist der Spagat von Frauen zwischen Karriere und Familie, die Zurückstellung ihrer Bedürfnisse und Pläne hinter denen des Ehemannes.
Ein weiteres großes Thema ist die Kunst, kontroverse Sichtweisen darauf, wie sie auf den Einzelnen wirkt, und die Frage, wie weit Kunst, der Künstler gehen darf. Die Autorin widmet sich diesem Punkt sehr intensiv, ist er doch wichtiger Bestandteil von Alexandras Leben und Wesen.

Über die Trauer des Ehemannes, die Rückblicke in die Vergangenheit des Paares und die Ansichten zur Kunst legt das Buch eine große Strecke zurück. Ich habe während der Lektüre die ganze Zeit auf eine spektakuläre Enthüllung gewartet, ein finsteres Geheimnis. Das Buch nähert sich seinem Ende eher subtil und unaufgeregt, ich hatte bald eine Ahnung von der Auflösung. Tja, und dann schafft es die Autorin tatsächlich noch auf den letzten Seiten eine Überraschung einzubauen. In diesem Buch ist eben nichts wie es scheint.