Die Geier
Der Feind, den ich liebte
Lani Elkhart, unsere Hauptprotagonistin, verspürte schon immer den Wunsch, die deutsche Heimat ihrer Mutter kennenzulernen. Als diese Erbangelegenheiten zu regeln hat, bricht Lani mit Clara auf ins alte ...
Lani Elkhart, unsere Hauptprotagonistin, verspürte schon immer den Wunsch, die deutsche Heimat ihrer Mutter kennenzulernen. Als diese Erbangelegenheiten zu regeln hat, bricht Lani mit Clara auf ins alte Europa. Doch nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarejevo, spricht man von Krieg. Dies zwingt Clara zu einem raschen Verkauf ihres Erbes und zur Rückkehr nach Hawaii. Es dauert nicht lange und der Krieg landet in Form des Kanonenbootes "MS Geier" in einer Bucht vor Honolulu. Das völlig veralterte Schiff hat Probleme mit der Maschinenanlage und soll bis zur Behebung vor Anker liegen. Auf diesem befindet sich auch der junge Funkoffizier Paul, der Lani in Berlin kurz über den Weg gelaufen ist und ihr in Erinnerung blieb. Zwischen den Beiden herrscht eine besondere Anziehungskraft, der sich Lani nicht entziehen kann. Doch auch Hawaii bleibt nicht vom Krieg verschont und schon bald wächst das Misstrauen gegenüber den deutschstämmigen Einwohnern. Das ehemalige friedvolle Zusammenleben aller Nationen gerät ins Wanken und auch für die Zuckerrohrbaronin Clara und ihre Familie wird es immer gefährlicher.....
Laut Aussage der Autorin bei der Leserunde hat sie in ihrem Nachfolgeband versucht keinen "Love and Landscape" Roman zu schreiben, sondern mehr historischen Hintergrund einzubringen. Das ist ihr leider nicht ganz gelungen, denn meiner Meinung nach liegt der Schwerpunkt hier absolut bei der Liebesgeschichte, die einfach zu viel Raum einnimmt und damit hatte ich meine Probleme. Lanis Schwärmereinen für Paul, den sie kaum kennt, und der auch für den Leser bis zum Schluss undurchschaubar bleibt, waren für mir nicht nachvollziehbar. Dieser verschwindet immer wieder für Tage oder Wochen und es ist klar, dass er etwas verbirgt. Seine Hinhaltetaktik Lani gegenüber macht ihn zwar interessanter, aber ich konnte ihre uneingeschränkte Schwärmerei nicht verstehen....
Lani war mir zu Beginn des Romans auch noch viel zu blass und blauäugig. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu ihr herstellen. Obwohl ich das erste Buch nicht gelesen habe, fand ich Clara, im Gegensatz zu ihrer Tochter, viel authentischer und lebendiger. Lani ist anfangs eher naiv und passiv. Erst im Laufe der Geschichte beginnt sie sich etwas zu ändern und entwickelt mehr Eigeninitiative. Sehr schön fand ich die Beschreibung vom alten Hoku, der die Charaktere von Paul und Lani in seinen Worten sehr treffend beschreibt und mit seinem Glauben an die hawaiianischen Götter und Geister verbindet.
Gegen Ende hin wird es nochmals richtig spannend und man hat fast das Gefühl, dass die Autorin nun alles hineinpacken möchte, was in der Mitte des Romans gefehlt hat, weil sich hier der Schwerpunkt auf die Liebesgeschichte legt. Trotzdem waren die letzten drei Leseabschnitte wirklich fesselnd, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und es beenden musste.
Sehr gut gefallen haben mir allerdings die Einblicke in die Geschichte Hawaiis. Die Autorin hat die Stimmung, die sich auf der Insel während des Krieges immer mehr veränderte, sehr gut eingefangen. Man spürt richtig, wie der Krieg anfangs nur ein Randgeschehen ist, der die Einheimischen noch nicht wirklich betrifft. Doch mit der Zeit kommen die ersten Anfeindungen auf und die Stimmung ändert sich schnell. Der Augenmerk liegt hier besonders bei den deutschen und englischen Inselbewohnern, ebenso wie die Abneigung der Einheimischen gegenüber den Amis, die sich das Königreich zur Jahrtausende angeeignet haben.
Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut lesen, ist flüssig und einnehmend. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten war ich mitten in der Geschichte. Die historischen Hintergründe werden wunderbar in die Geschichte eingewoben und sind sehr gut recherchiert. Die Beschreibung der Insel - mit Ausnahme des Ausfluges auf Molokai - fand ich fast zu wenig, aber ich denke, dass Tara Heigh sich bereits im ersten Roman diesem Teil ausführlich gewidmet hat.
Fazit :
Ein historisch gut recherchierter Roman, bei dem die Liebesgeschichte allerdings im Vordergrund steht. Mir hätte weniger davon besser gefallen, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen und ich freue mich auf den Vorgängerband, der mir mehr über Lanis Mutter Clara erzählen wird.