Der britische Historiker Peter Heather beschäftigt sich in diesem Sachbuch ausgiebig mit Kaiser Justinian, unter dessen Herrschaft das Römische Reich letztmalig seine größte Ausdehnung erreicht hat.
Das weströmische Reich ist längst untergegangen. Das verbliebene oströmische schlittert nach einer Niederlage gegen die Perser und dem Nika-Aufstand in eine veritable innenpolitische Krise. Wie es Justinian dennoch schafft, sein am Rande des Abgrunds stehendes Reich aus der Krise hinaus und zu einer letzten Blüte zu führen, erklärt Peter Heather detailreich.
Justinian, eigentlich Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus (ca. 482 bis 565) regierte von 527 – 565. Interessant ist der Aufstieg des Bauernsohn zum „Herrscher von Gottes Gnaden“ (das finden wir eigentlich erst ein wenig später bei den europäischen Königen und Kaisern). Jeden Sieg, den seine Truppen erringen, jede gute Ernte oder jeden sonstigen Erfolg deutet er als göttliche Legitimation seiner Herrschaft. Geschickt nutzt Justinian die Mittel der Propaganda.
In 11 Kapiteln beschreibt er die politische Situation, die zu den Krisen geführt hat. Dabei geht er Heather recht weit in die Vergangenheit zurück und schweift manchmal häufig recht weit ab. Für das Verständnis der Zusammenhänge ist dies wohl notwendig. Wer sich allerdings mit der Spätantike nicht gut auskennt, verheddert sich in Feldzügen der Ost- und Westgoten, der Vandalen, findet sich plötzlich in einer Schlacht um Karthago wieder. Hier ist sorgfältiges und langsames Lesen von Nöten. Manchmal muss auch die beiliegende Zeittafel zu Rate gezogen werden, um das jeweilige Ereignis einordnen zu können.
Was bleibt von Justinian? Neben Bauwerken wie die Hagia Sophia in Istanbul und San Vitale in Ravenna, die heute abertausende von Touristen anziehen, ist wahrscheinlich der „Codex Iustinianus“ von bleibendem Wert.
Meine Meinung:
Peter Heather liefert ein sehr umfang- und detailreiches Buch über die Spätantike unter Justinian. Hin und wieder bleibt die Person des Kaisers wegen der vielen Einzelheiten der politischen Umgebung auf der Strecke. Heather hat akribisch recherchiert. Trotzdem fällt auf, dass er sich hauptsächlich auf Schriften und Kommentare von Prokopios von Caesarea stützt. Prokop, wie er verkürzt genannt wird, ist zwar vermutlich der letzte große Chronist und Historiker dieser Zeit, doch ausschließlich ihn zu zitieren, halte ich persönlich für ein wenig einseitig.
Gut gelungen sind die Einbindungen von zahlreichen Abbildungen antiker Bauten sowie die Landkarten, die das ganze Ausmaß des Imperiums darstellen. Wie es sich für einen renommierten Historiker gehört findet sich im Anhang ein Kommentar zur Quellenlage, die erwähnte Zeitliste, ein
Ausführliches Glossar sowie Bild- und Personennachweise.
Sprachlich ist das Buch gehoben und nichts für Zwischendurch. (Vor)Kenntnisse der Antike und Spätantike sowie der Völkerwandung(en) sind empfehlenswert. Mir persönlich hat das Eintauchen in die Zeit Justinians gut gefallen, anderen Lesern könnte es ein wenig schwerer fallen.
Auf Grund seiner hochwertigen Aufmachung ist das Buch als Geschenk gut geeignet.
Fazit:
Ein gut recherchiertes Fachbuch, das Liebhabern der Spätantike viel Lesefreude bescheren wird. Gerne gebe ich hier 4 Sterne