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Veröffentlicht am 20.05.2019

Enttäuschende Mogelpackung!

10 Stunden tot
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„10 Stunden tot“, der vierte Band er Fabian Risk-Reihe, entpuppt sich, nachdem man das Buch zuklappt, als Mogelpackung. Warum? Die Gründe dafür sind vielfältig, am schwersten wiegt allerdings meiner Meinung ...

„10 Stunden tot“, der vierte Band er Fabian Risk-Reihe, entpuppt sich, nachdem man das Buch zuklappt, als Mogelpackung. Warum? Die Gründe dafür sind vielfältig, am schwersten wiegt allerdings meiner Meinung nach, dass der Autor die Erwartungen seiner Leser massiv enttäuscht.

Das Team der alkoholkranken Kripochefin Tuvesson ermittelt in vier verschiedenen Fällen, wobei Fabian Risk, ihr „Starermittler“ und Namensgeber der Reihe, bis in den Spätsommer beurlaubt ist und ansonsten weitestgehend seine eigene Suppe kocht, heißt einem alten Fall nachgeht, wenn er nicht gerade mit seinem deprimierenden Privatleben beschäftigt ist.

Tuvesson hingegen geht in Reha, obwohl die Hütte brennt. Wenn das Usus bei der schwedischen Polizei ist, wundert es mich nicht, dass Anzeigen dort nicht ernst genommen bzw. bearbeitet werden. So geschehen im Fall „Molly“.
Molly wird gestalkt, jemand dringt während sie schläft in ihr Schlafzimmer ein, fotografiert sie und schneidet ihre Ponyfransen ab. Die Polizei quittiert ihre Befürchtungen mit einem Schulterzucken. Wie die Geschichte endet, kann man sich denken, ist ja ein Thriller. Sie wird ermordet, stirbt einen qualvollen Tod.

Ein Flüchtlingskind verschwindet, und die Bereitschaft der Polizei, der Sache nachzugehen, ist auch eher gering. Lediglich Kriminalinspektorin Irene Lilja wird beharrt darauf, sich darum zu kümmern, und sie hat recht. Das Kind wird in der Waschküche tot aufgefunden. Ein fremdenfeindlicher Übergriff?

Und dann noch besagter Würfelmörder, der seine Opfer nach dem Zufallsprinzip auswählt. In diesem Fall tappt die Polizei komplett im Dunkeln.

So, vier Fälle, vier Handlungsstränge. Jeder für sich eigentlich interessant. Aber was macht der Autor daraus? Sozusagen nichts. Ein einziger Fall wird zweifelsfrei aufgeklärt, nämlich der von Molly. Auf die Lösung der anderen drei muss der Leser wahrscheinlich bis zu Band 5 warten, wenn Ahnhem es denn schafft, diese in den Abschlussband der Reihe einzuarbeiten.

Zwei weitere Punkte sind mir während des Lesens sehr unangenehm aufgefallen: Zum einen habe ich mich an der äußerst vulgären Sprache gestört, an Schimpfwörtern, die Frauen gegenüber inflationär gebraucht wurden. Nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern in SMS oder um dem Ärger über eine Kollegin Ausdruck zu verleihen (Beispiel Kim Z.). Zum anderen gibt mir das Frauenbild, das hier transportiert wird, stark zu denken. Egal, wie gut diese Frauen im Job/Alltag sind, in ihren Partnerschaften lassen sie sich klein halten, stehen nicht für sich ein und lassen es sogar zu, dass sie geschlagen werden – ohne sich zu wehren. Das geht überhaupt nicht.

Sorry, aber wenn ein Autor annähernd 2.500 Seiten braucht, um einen schlüssigen Thriller zu schreiben in dem alle Feuer, die er bis dato gezündet hat, gelöscht werden, sollte er es vielleicht mit einem anderen Genre versuchen. Ein Krimi/Thriller verlangt nach einer Auflösung, mehr ist dazu nicht zu sagen. Punkt.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Tiefpunkt der Reihe

Nemesis
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Seit „Cupido“ habe ich sämtliche Bücher der Autorin gelesen und musste leider feststellen, dass die Qualität der einzelnen Thriller im Lauf der Reihe immer mehr abgenommen hat – wenn man denn hier überhaupt ...

Seit „Cupido“ habe ich sämtliche Bücher der Autorin gelesen und musste leider feststellen, dass die Qualität der einzelnen Thriller im Lauf der Reihe immer mehr abgenommen hat – wenn man denn hier überhaupt noch von Qualität sprechen kann. „Nemesis“ nun stellt den absoluten Tiefpunkt dar und enttäuscht auf ganzer Linie. Warum?

Die Story ist nichtssagend und ohne Tempo, an den Haaren herbeigezogen. Spannung kaum vorhanden. Die Handlung schläfert ein, zieht sich durch die vielen Nabel- und Rückschauen der Protagonistin über Gebühr in die Länge, so dass ich ganze Kapitel einfach überblättert habe. Beziehungskisten sind ok, wenn sie für den Fortgang der Geschichte relevant sind oder die Charakterisierung der Figuren unterstützen. Hier trifft nichts davon zu und dieses Bla-Bla hat nur den einen Sinn und Zweck, möglichst viele Seiten zu füllen.

Vielleicht sollte Frau Hoffman sich wieder ihrem ursprünglich gelernten Beruf zuwenden und das mit der Schreiberei sein lassen.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Verschwendete Lesezeit

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Wer die Fjällbacka-Krimis der Autorin kennt weiss, dass sie in ihren Storys gerne vergangenes Leid und seine Auswirkungen auf das gegenwärtige Verhalten ihrer Hauptfiguren unter die Lupe nimmt. Das ist ...

Wer die Fjällbacka-Krimis der Autorin kennt weiss, dass sie in ihren Storys gerne vergangenes Leid und seine Auswirkungen auf das gegenwärtige Verhalten ihrer Hauptfiguren unter die Lupe nimmt. Das ist in ihrem ersten Stand alone „Golden Cage“ nicht anders. Im Zentrum der Handlung steht Faye, eine gutaussehende, sich wohlsituierte Millionärsgattin, die sich in jede Richtung verbiegt und alles tut, um ihrem dominanten Ehemann zu gefallen. Bis, ja bis sie herausfindet, dass er sie betrügt. Und wie bereits William Congreve wusste “Die Hölle kennt keine Wut wie die einer verschmähten Frau“. Und so setzt sie alles daran, ihn zu zerstören.

Ok, das war jetzt die Kurzfassung, aber das reicht auch aus, wurde dieses Szenario bereits in unzähligen Psychothrillern rauf und runter abgehandelt und bietet, außer vielleicht der Wendung am Ende, keinerlei Überraschungen. Nach der Trennung läuft alles ganz wunderbar für die Protagonistin, sie kommt umgehend wieder auf die Füße und kann selbst mit einem total unsinnigen Geschäftsmodell und einem Produkt, das bereits die Märkte überschwemmt hat, Unsummen Geldes scheffeln.

Das ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Was man Frau Läckberg zu Gute halten muss: sie weiß, wie man eine massentaugliche Geschichte aufbauen muss, damit man damit den größtmöglichen Erfolg hat. Aber dieser Plot ist dermaßen einfallslos, dass er noch nicht mal als anspruchslose Lektüre für zwischendurch taugt. Sorry, aber das war absolut verschwendete Lesezeit!

Veröffentlicht am 22.01.2019

Vorhersehbarer Psycho ohne Thrill

Alles, was du fürchtest
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Nach dem exzellent geplotteten Vorgänger „Die Gerechte“ von Peter Swanson hatte ich große Erwartungen an diesen Psychothriller. Und ich sage es gleich vorweg, sie wurden leider nicht erfüllt. Die Ausgangssituation ...

Nach dem exzellent geplotteten Vorgänger „Die Gerechte“ von Peter Swanson hatte ich große Erwartungen an diesen Psychothriller. Und ich sage es gleich vorweg, sie wurden leider nicht erfüllt. Die Ausgangssituation ist klassisch: eine mental instabile junge Frau, Kate, tauscht mit ihrem Cousin Corbin, der ihr gänzlich unbekannt ist (wo gibt’s denn so etwas), auf Zeit die Wohnung. Er übernimmt ihr Apartment in London, sie zieht in Boston bei ihm ein, hoffend, dass ihr dadurch ein Neuanfang gelingt und sie ihre Ängste und Panikattacken endlich hinter sich lassen kann. Doch daraus wird nichts, denn in der Wohnung nebenan wird deren Bewohnerin Audrey tot aufgefunden. Kate ist verunsichert und gleichzeitig elektrisiert, wittert überall Gefahren, beginnt aber gleichzeitig damit, das Leben und die Bekanntschaften ihrer toten Nachbarin unter die Lupe zu nehmen, um das Rätsel um deren gewaltsamen Tod zu lösen.

Gleichzeitig erfahren wir Unschönes aus der Vergangenheit ihres Cousins, der in eine unheilvolle Beziehung zu einem früheren Freund verstrickt ist und Audrey offenbar auch näher kannte als er zugibt. Und dann ist da noch Alan, gleichfalls Bewohner des Apartmentkomplexes (und ein Stalker der Toten, was Kate aber erst allmählich dämmert), sowie Jack Ludovico, ein ehemaliger Freund von Audrey, der ständig im passenden und unpassenden Moment rund um den Block auftaucht. Nun ja, soweit durchaus überschaubares Personal, jeder von ihnen in irgendeiner Weise mit der Toten verbunden. Jeder von ihnen ist, wie sich im Verlauf der Handlung nicht nur andeutet sondern immer klarer wird, ähnlich wie Kate, neben der Spur. Allesamt äußerst unsympathische Zeitgenossen.

Und genau darin liegt für mich der Knackpunkt dieser Story. Swanson hat mit diesen Personenzeichnungen den Bogen eindeutig überspannt. Zum einen ist der Täter relativ früh bekannt, zum anderen wird das Verhalten der Beteiligten schnell vorhersehbar, was beides zu Lasten der Spannung geht. Mir haben hier die unerwarteten Wendungen gefehlt und Protagonisten, deren Schicksal mich nicht kalt lässt. Einen fesselnden Psychothriller stelle ich mir anders vor.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Ein schwächeres Buch der Reihe

Die toten Katzen von London
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„Die toten Katzen von London“ ist die Nummer 15 in der Tom Thorne-Reihe des mehrfach ausgezeichneten britischen Autors Mark Billingham. Worum geht es? Nun, um tote Katzen nur am Rande, die sind nur der ...

„Die toten Katzen von London“ ist die Nummer 15 in der Tom Thorne-Reihe des mehrfach ausgezeichneten britischen Autors Mark Billingham. Worum geht es? Nun, um tote Katzen nur am Rande, die sind nur der Auslöser. Vielleicht hätte der Verlag sich etwas mehr Mühe mit der Übersetzung des Originaltitels „The Killing Habit“ machen sollen, um keine falschen Erwartungen bei den Lesern zu wecken…

Eingefleischte Thriller-Leser kennen das bereits. Ein Psychopath fällt nicht einfach so vom Himmel. Bevor er seine Mordserie beginnt, gibt es erste Anzeichen, bis es zur Eskalation kommt: Gefühlskälte, Grausamkeiten, Brandstiftung, Tierquälerei – und dann beginnen die Morde. So läuft es in der Regel ab. Und weil das auch DI Throne weiß, klingen bei ihm alle Alarmglocken, als er von der unglaublich hohen Anzahl grausam dahingemetzelter Katzen in London hört. Ein Abgleich der Datenbank mit ungelösten Morden bestätigt seine Befürchtungen. In den Straßen von London geht ein Serienmörder um, der es auf alleinstehende Frauen abgesehen hat. Und gemeinsam mit seiner Kollegin DI Nicola Tanner setzt er alles daran, dem Killer das Handwerk zu legen…

Billingham lässt sich Zeit, um seine Story zu entwickeln, denn zur Sache geht es erst nach 150 Seiten Vorgeplänkel. Viel, für mich viel zu viel Füllmaterial, das Tempo schluckt und die Personen auch nicht wesentlich interessanter macht. Zumal die privaten „Anekdoten“ sowie die persönlichen Probleme von Thorne und Helen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Tanner, die den Verlust ihrer Partnerin noch nicht verkraftet hat, auf der anderen Seite, die Protagonisten weder interessanter noch sympathischer machen.

In Kapitel 2 und 3 zieht die Spannung zwar merklich an, aber die Serienkiller-Story wurde dadurch auch nicht wesentlich interessanter. Vielleicht hätte Billingham den Fokus auf den Nebenstrang mit dem erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Evans und der Duchess legen sollen. Diese beiden Personen hatten durchaus Potenzial.

Der Schluss kam dann doch etwas hopplahopp, wobei der Autor mich mit dem Täter überrascht hat. Aber dennoch bleibt ein eher schales Gefühl zurück, denn mit Erklärungen geizt der Autor. Die Motivation für die Morde wurde zwar genannt, aber mir fehlt hier einfach das erläuternde „Warum?“.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die toten Katzen von London“ ein schwächeres Buch der Reihe ist und Billinghams Stand alones „Die Schande der Lebenden“ und „Die Lügen der anderen“ wesentlich besser geplottet sind.