Warum in die Ferne sehnen, wenn das gute ist so nah?
Ich habe in der Zeitschrift Flow von 08/2019 von dem Begriff der Mikroabenteuer gelesen und mich im Buchhandel direkt nach den dort genannten Buchnennungen umgeschaut. Neben „Mikroabenteuer“ hat der Autor ...
Ich habe in der Zeitschrift Flow von 08/2019 von dem Begriff der Mikroabenteuer gelesen und mich im Buchhandel direkt nach den dort genannten Buchnennungen umgeschaut. Neben „Mikroabenteuer“ hat der Autor auch noch „Raus und machen“ veröffentlicht, das ich mir wohl auch ansehen werde.
Christo Foerster war lange Motivationstrainer, bevor er für sich herausgefunden hat, dass noch lange nicht Schluss ist und es immr noch etwas aus sich herauszuholen gibt. Und das mit einem Nahweh, das der ständigen Sehnsucht in die Welt zu entschwinden Konkurrenz macht! In Mikroabenteuer geht es in der Hauptsache darum, Abenteuer vor der Haustür zu erleben, Foerster regt aber auch dazu an seine eigene Komfortzone zu verlassen und einfach zu „machen“ statt immer nur zu planen und die Vorhaben dann doch nicht umzusetzen. Denn eines ist sicher: Wer die Abenteuervorschläge umsetzt und beispielsweise einmal nachts im Wald übernachtet, der wird Lösungen finden, wenn sich Probleme ergeben. Mikroabenteuer wie Foerster sie vorstellt haben also den Effekt einer lösungsorientierten Persönlichkeitsentwicklung.
Besonders haben mir die Passagen gefallen, in denen der Autor von seinen eigenen Grenzerfahrungen spricht, z.B. dass er schon auf kalten Bergen geschlafen hat, spontan in einer Nacht von Hamburg nach Berlin geradelt ist, um einen lange nicht mehr getroffenen Freund zum Frühstück zu besuchen. Auch mochte ich die Vorschläge für Ausrüstungen, gerade weil ich merke, dass mich die Ausrede „Sowas besitze ich nicht“ tatsächlich davon abhält einmal woanders als in meinem eigenen (oder jemand anderes) Bett zu übernachten. Mich mit einer Hängematte im Wald aufzuhalten ist tatsächlich ein lange gehegter geheimer Traum von mir (gut, so geheim ist er spätestens jetzt nicht mehr...).
Schön ist auch, dass der Autor immer wieder anregt die Natur und die Menschen, die einem begegnen, respektvoll zu behandeln. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ich finde es jedoch positiv genug es auch hier nochmal hervorzuheben.
Die Stadtvorschläge für Mikroabenteuer sind eine interessante Anregung, auch wenn die eigene Stadt nicht dabei ist. Der Vorteil ist aber: Die Vorschläge der großen Städte lassen sich viel einfacher auf kleinere Städte, bei denen die Natur direkt vor der Tür liegt, umsetzen als es andersherum wäre.
Besonders toll ist, dass es eigentlich gar nicht viel braucht, um zu so einem Abenteuer aufzubrechen, was Christo Foerster auch immer wieder betont. Manche Vorhaben wie seine Flußausflüge (speziell die mit selbstgebautem Floß) brauchen etwas vorausschauendes Denken, aber grundlegend reichen im Normalfall ein Schlafsack, eine Isomatte und eine Taschenlampe. Darum motiviert der Autor dazu sich zu überwinden und es einfach mal zu probieren. Durch die kurze Materialliste ist es eigentlich so einfach, und noch ist es ja sommerlich genug, um mit einem kleinen Abenteuer zu beginnen.