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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2019

Ein gelungenes Comicdebüt das für gut fundierte und actionreiche SciFi-Unterhaltung sorgt.

Radius. Band 1
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Meine Meinung

Die Künstlerin Katrin Gal hat die ersten zwei Bände ihrer SciFi-Comic-Reihe “Radius” bereits als Selfpublisherin heraus gebracht und für die Veröffentlichung im Splitter Verlag noch einmal ...

Meine Meinung

Die Künstlerin Katrin Gal hat die ersten zwei Bände ihrer SciFi-Comic-Reihe “Radius” bereits als Selfpublisherin heraus gebracht und für die Veröffentlichung im Splitter Verlag noch einmal komplett überarbeitet. Durch die Empfehlung des Verlages wurde ich neugierig und tatsächlich hat mich die Story, das absolut coole Setting und ihre eleganten Zeichnungen begeistern können.

“Radius – Rebellion” spielt auf einem Planeten der durch einen Energieausstoß gespalten wurde und alleine durch die Gravitation noch zusammengehalten wird. Diese Zerrissenheit spiegelt sich in der Gesellschaft und auf den beiden Planetenhälften Nova und Avon wieder. Während die Macht bei dem Adel und somit bei den primären Nachkommen der Planetenentdecker in Nova liegt und diese sich als Herrscherrasse ansehen, schuften die minderwertigen Menschen in der Arbeiterklasse auf Avon um sich ausbeuten zu lassen.

Das Szenario mit der Rassenlehre erinnert sogleich an vergangene Kriegszeiten, doch Katrin Gal hat interessante Wendungen eingebaut. Die Balance zwischen Adliger und minderwertiger Bevölkerung droht zu kippen und bei dem Versuch der Adligen durch einen Virus eine Selektion vorzunehmen verändert ein Laborunfall einfach alles. Die Menschen die nicht an dem Virus sterben veränderten sich genetisch so, dass sie sich mit synthetischen Bestandteilen verbinden können und sich als Cyborgs von einem kollektiven Willen besessen zu einer Rebellion formieren.

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen bildet die Regierung von Nova die Eliteeinheit der »Hellhounds«. Das Alphateam unter der Leitung von Tom Ravens wurde ausgesandt um die Aufständischen unter Kontrolle zu halten und die Pläne der Rebellen zu vereiteln.

Obwohl das Grundgerüst dieser Cyberpunk Story nicht aus gänzlich neuen Bestandteilen zusammengefügt wurde hat mich der Plot dennoch angesprochen. Mir gefällt es sehr wie Katrin Gal ein Universum geschaffen hat in dem sie wichtige Themen wie Rassismus, Zwei-Klassen-Gesellschaft und die Macht der Wissenschaft bzw. des Wissens an sich einwebt. Die eindrucksvollen Kampfszenen erledigen den Rest und runden den Comic ab.

Die markanten Zeichnungen sind in einem kantigen und attraktiven Stil gehalten, welcher durch eine atmosphärische Farbgebung unterstrichen wird. Der größte Teil des Comics ist in galaktisch-militärischen Blautönen angelegt und in den Kampfszenen kann es schon mal zu hitzigen Rot- und Lilatönen übergehen. Am besten gefallen haben mir die Zeichnungen der Hellhounds Ravens, Tank, Surfer und Buster.

“Radius – Rebellion” ist ein Comic der vor allem die Herzen der SciFi- und Dystopie-Fans höher schlagen lässt. Ich bin definitiv angefixt und würde am liebsten gleich zum nächsten Band der Radius-Reihe greifen!

Fazit

Ein gelungenes Comicdebüt das für gut fundierte und actionreiche SciFi-Unterhaltung sorgt.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Ein originelles Fantasy-Abenteuer

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.
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Beschreibung

Im Jahr 1851 verschwand die Magie aus der Welt. Das Department of Diachronik Operations, kurz D.O.D.O., ist eine Geheimorganisation der amerikanischen Regierung, die mit Quantenphysik, Linguisten ...

Beschreibung

Im Jahr 1851 verschwand die Magie aus der Welt. Das Department of Diachronik Operations, kurz D.O.D.O., ist eine Geheimorganisation der amerikanischen Regierung, die mit Quantenphysik, Linguisten und nicht zuletzt Hexen, sich zum Ziel gesetzt hat, die Zauberei zurück zu holen. Tatsächlich ist dieses Unterfangen ein gefährlicher Job, denn um ihr Ziel zu erreichen müssen sich der Agent Tristan Lyons und die Linguistin Melisande Stokes auf gefährliche Zeitreisen begeben, welche jede Menge Unerwartetes und riskante Abenteuer bergen.

Meine Meinung

Ich gebe es zu, schon alleine das Cover dieses 860 Seiten starken Fantasy-Wälzers mit dem wohlklingenden Titel “Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.” hat mich für sich eingenommen. Neal Stephenson ist mir durch seine Science-Fiction Bücher, mit denen er zu den Hauptvertretern des Cyberpunk zählt, auf jeden Fall ein Begriff und dennoch habe ich es bisher nicht geschafft etwas aus seiner Feder zu lesen. Das musste natürlich schleunigst geändert werden und so kam es mir ganz gelegen, dass sein Gemeinschaftswerk mit Nicole Galland vom Goldmann Verlag Ende 2018 in der deutschen Übersetzung publiziert wurde.

Bereits der Aufbau des Romans verspricht ein ganz abgefahrenes besonderes Leseerlebnis. Ein großer Teil der Handlung wird aus der Perspektive der Linguistin Melisande Stokes erzählt und je weiter man in der Geschichte vorankommt desto mehr Ebenen werden hinzugefügt. So gibt es Tagebucheinträge von der Frau des Wissenschaftlers Rebecca East-Oda, Briefe der Hexe Gráinne aus dem 19. Jahrhundert, Einträge im Intranet des D.O.D.O. sowie Personalakten, Chatverläufe, Einsatzberichte und diverse Briefverkehre ebenso wie heroische Verse zu entdecken.

Besonders der humorvolle Zungenschlag von Melisande Stokes machte den Roman für mich zu einem unterhaltsamen Pageturner, den ich einfach nicht mehr aus der Hand legen wollte. Schmunzler und Lacher sind also garantiert und ein leichter Einstieg in die komplexe Materie des Romans ist dadurch auch noch gegeben. Gemeinsam mit Melisande lernen wir den Agenten Tristan Lyons kennen, der sich zu Beginn der Geschichte vor allem durch seine Geheimniskrämerei und dem Ausdruck »Verschlusssache« auszeichnet. Mit einer zunehmender Vertrauensbasis erhält Melisande jedoch nach und nach einen tieferen Einblick in die Mission von Tristan und schon bald befinden sich die beiden mitten in einem aufstrebenden Unternehmen, dem Department of Diachronik Operations (D.O.D.O.), das von der Regierung streng geheim gehalten wird und dessen Ziele die Wiedererweckung und nutzbringende Einsetzung von Magie sind.

Äußerst gut gefallen hat mir die Darstellung der Hexen in diesem Roman. Sie sind allesamt selbtsbewusste und taffe Frauen die soweit dies zu ihrer jeweiligen Lebenszeit möglich ist, ein selbstbestimmtes Leben führen. In der Gegenwart bekommen wir es vor allem mit der Hexe Erzebet zu tun, die ihr Leben kurz vor der Vernichtung der Magie durch einen Zauberspruch verlängerte um schließlich dabei zu helfen die Magie wieder zurück zu holen. Durch die jahrzehnte währende Wartezeit ist Erzebet zu einer recht miesepetrigen Frau herangereift die man durch ihre schrullige Art und Weise einfach nur lieb haben kann.

Jede Ecke und jeden Winkel der komplexen Geschichte von Neal Stephenson und Nicole Galland zu entdecken bereitete mir unglaublichen Spaß. Leider lässt sich für mich jedoch schwer feststellen welche Passagen von welchem Autor stammen. Aufgrund der Vita der beiden Schreiber kann man davon ausgehen, dass Neal Stephenson sich um den Science Fiction Part kümmerte und Nicole Galland für die historischen Hintergründe verantwortlich ist. Für mich machte der Erzählstil einen in sich stimmigen Eindruck der durch die verschiedenen Darstellungsweisen (Berichte, Chatprotokolle, Tagebucheinträge, Briefe) aufgewertet wurde.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich das Autorenduo zwischendurch zu ausschweifenden Erzählungen hinreisen ließ, die man bestimmt etwas knackiger einbringen hätte können, um die dadurch entstandenen Längen zu vermeiden.

Fazit

Ein originelles Fantasy-Abenteuer das durch wissenschaftliche und historische Einflüsse polarisiert und mit einem heiteren Augenzwinkern daher kommt.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Ein ansprechender Genremix aus Steampunk, Krimi und Dystopie – lest dieses Debüt!

Stadt der Tiefe (Der Hüter: Steampunk-Krimi Band 1)
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Beschreibung

1888. Nach dem großen Krieg gibt es immer noch Leben, tief unter Wasser auf dem Meeresboden ist die Stadt Biota erbaut worden und bietet den Menschen einen Ort um friedvoll leben zu können. ...

Beschreibung

1888. Nach dem großen Krieg gibt es immer noch Leben, tief unter Wasser auf dem Meeresboden ist die Stadt Biota erbaut worden und bietet den Menschen einen Ort um friedvoll leben zu können. Die Erinnerung der Einwohner Biotas wurde zusammen mit jeglichen gewalttätigen Tendenzen aus ihren Köpfen gelöscht. Eines Tages passiert das unmögliche – eine Leiche taucht in Biota auf, die Alexander, den obersten Hüter der Stadt, vor zahlreiche Fragen stellt. Zusammen mit der Biologin Nic beginnt der Hüter Nachforschungen anzustellen und muss schon bald fest stellen, dass dies erst der Auftakt zu einer ganzen Reihe an Verbrechen darstellt.

Meine Meinung

“Der Hüter – Stadt der Tiefe” ist der Auftakt zu einer voraussichtlich aus vier Teilen bestehenden Reihe und zugleich das Debüt der jungen Autorin Jasmin Jülicher. Ihr Roman lässt sich schwerlich in eine Genre-Schublade stecken, denn in ihrer Geschichte werden sowohl Steampunk-Elemente als auch krimitypische Punkte abgedeckt und zusätzlich betritt der Leser dann auch noch dystopisches Terrain.

In einem einführenden Prolog skizziert die Autorin den großen Krieg mit seinen mechanischen Golems und wie schließlich der Bau Biotas beschlossen und umgesetzt wird. Hier kann man sich leicht von der nüchternen Erzählweise, die noch nicht ganz ausgereift wirkt und den vielen Zeitsprüngen abschrecken lassen – bitte lest hier einfach weiter oder überspringt den Prolog sogar und startet einfach mit dem ersten Kapitel, denn erst ab hier entfaltet sich langsam das wahre Schreibhandwerk von Jasmin Jülicher.

Der Aufbau der Unterwasserwelt Biotas hat mir ausgesprochen gut gefallen, ähnlich wie in anderen Dystopien gibt es auch hier ein besonderes Gesellschaftssystem das in verschiedene “Kasten” eingeteilt ist. Zu den “Oberen” zählen so zum Beispiel die für Biota überaus wichtigen Wissenschaftler, Biologen und Ärzte während die “Unteren” Lüftungsschächte warten, für die Sicherheit zuständig sind und für das leibliche Wohl der Bewohner sorgen. Das Setting konnte mich also schon auf ganzer Linie überzeugen während es mir über eine längere Zeit an Tiefe und Entwicklung im Hinblick auf die Protagonisten fehlte. Bis ungefähr zur Hälfte des Romans konnte ich mich weder mit Alex noch mit Nic identifizieren und auch ein emotionales Mitgefühl wollte sich noch nicht einstellen.

Glücklicherweise platze dann aber doch noch der Knoten und die Dynamik zwischen der Oberen Botania Nic und dem Unteren Hüter Alex entfaltete ihr Potential. Das angenehme Knistern zwischen den Protagonisten brachte zusätzlich zu den Morden noch etwas mehr Pepp und Spannung in die Storyline. Die Liebesgeschichte wird allerdings nicht zu überladen aufgezogen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die witzige Einflechtung historischer Persönlichkeiten wie Jack the Ripper, Nicola Tesla und Arthur Conan Doyle empfand ich als äußerst erfrischend.

"Es kam ihm unmöglich vor, dass einer der Bewohner von Biota das getan haben sollte. Eigentlich war es sogar tatsächlich unmöglich. Die Wissenschaftler hatten das Böse schließlich abgeschafft." (Der Hüter – Stadt der Tiefe, Seite 63)

Eine große Rolle spielt auch die Wissenschaft in Jasmin Jülichers Geschichte. So trägt jeder Bewohner den Leitsatz Biotas »Forschung, Vertrauen, Einigkeit« auf seinem Handgelenk. Zwischen den Zeilen kommt die Frage auf, wie weit die Wissenschaft wohl gehen darf und kann und welche Konsequenzen es mit sich bringt, wenn sich der Mensch mit seinem Fortschritt auf eine gottgleiche Ebene stellt.

Jasmin Jülicher hat mit “Der Hüter – Stadt der Tiefe” ein spannendes Debüt mit tollen Steampunk-Elementen geliefert, bei dem zwar noch nicht alles zu hundert Prozent stimmig ist, dem noch etwas Feinschliff fehlt, aber man konnte auf jeden Fall einen Blick auf ihr Schreibtalent und das Potential der Story erhaschen. Meine Neugierde wie sich die Protagonisten und die Umwelt in Band zwei der Reihe weiterentwickeln werden ist geweckt!

Fazit

Ein ansprechender Genremix aus Steampunk, Krimi und Dystopie – lest dieses Debüt!

Veröffentlicht am 10.04.2019

Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

Die Blütezeit der Miss Jean Brodie
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Beschreibung

Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule ...



Beschreibung

Miss Jean Brodie ist eine charismatische und exzentrische Frau die sich in der Blütezeit ihrer Jahre befindet und mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden junge Schülerinnen einer Mädchenschule eine ganz besondere (Schul)Bildung zukommen lässt. Mit ihrer Art und Weise eckt sie vor allen bei der Direktorin der Schule und ihren Kolleginnen an. Miss Brodie lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und verwendet ihre kostbare Blütezeit darauf sechs von ihr auserwählte Mädchen, die alle Teil der »Brodie-Clique« sind, zu formen. Eines dieser Mädchen wird Miss Brodie jedoch verraten.

Meine Meinung

Muriel Spark zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Britanniens und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Im Diogenes Verlag wurde einer ihrer berühmtesten Romane, “Die Blütezeit der Miss Jean Brodie”, der bereits jetzt als Klassiker des 20. Jahrhunderts gilt, neu aufgelegt. Diese Gelegenheit habe ich zum Anlass genommen um mir selbst ein Bild von Muriel Sparks Literatur zu machen.

Die Geschichte über Miss Jean Brodie wurde 1962 veröffentlicht und handelt von einer Frau in der Blütezeit ihres Lebens, deren große Liebe im ersten Weltkrieg gefallen ist und die sich nun als Lehrerin an einer Mädchenschule der ganz besonderen Ausbildung ihrer Schützlinge widmet. In Miss Jean Brodies Unterrichtsstunden bekommen die Mädchen nicht etwa klassische Mathematik gelehrt, sondern vielmehr erzählt Miss Brodie von ihrem eigenen Leben und ihrer Vorliebe für französische Kunst und ihren Urlaubsreisen nach Italien bei denen sie Mussolinis Fascisti bewunderte. Ihr Ziel ist es die Mädchen nicht mit Wissen vollzustopfen, sondern die bereits vorhandenen Anlagen und Talente zum Vorschein zu bringen. Jean Brodie widmet ihre Blütezeit sechs Schülerinnen, die zur Brodie-Clique zusammen wachsen, und nach ihrer Vorstellung eines Tages zur Crème de la Crème gehören können.

Miss Brodie haftet durch ihr außergewöhnlich stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein besonderer Charme an, dem sich weder der Leser noch ihre Schülerinnen entziehen können. Doch ihre eigensinnige Lehrmethode stößt vor allem bei der Schuldirektorin auf Ablehnung, die nichts lieber täte als Miss Brodie zu entlassen.

Muriel Spark hat mit wenigen Pinselstrichen eine exzentrische Hauptprotagonistin erschaffen, die polarisiert und den Leser trotz ihrer Fehlerhaftigkeit geschickt um den kleinen Finger wickelt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Geschichte sind die Mädchen aus der Brodie-Clique welche anhand einiger herausstechender Eigenschaften skizziert werden. Sandy ist weniger für ihre Schönheit als für ihre kleinen Augen berüchtigt, Rose sticht mir ihrem Sexappeal hervor, an Mary wird ständig herumgenörgelt, Jenny tut sich als Schauspielerin hervor, Monica ist in der Mathematik bewandert und Eunice ist die sportliche im Bunde.

Aufgrund der vielen Zeitsprünge erfährt der Leser recht früh, dass ein Mädchen der Brodie-Clique Miss Jean verrät. Welche Beweggründe das Mädchen zu diesem Entschluss bewogen haben wird allerdings erst im Verlauf der Geschichte deutlich. Besonders überrascht war ich, wie offenherzig Muriel Spark mit dem Sexualleben von Miss Brodie und ihrem manipulativen Einfluss auf ihre Schützlinge spielt. Hier habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welch skandalöse Auswirkungen das in den 60er Jahren gehabt haben muss?

1969 wurde die Geschichte mit Maggie Smith in der Hauptrolle unter dem Titel “Die besten Jahre der Miss Brodie” (engl. Originaltitel “The Prime of Miss Jean Brodie”) verfilmt.

Fazit

Ein Klassiker mit Ecken und Kanten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Dieses Buch ruft das Gefühl des Kind sein und Entdeckens wach und verzaubert mit humorvoll porträtierten Persönlichkeiten.

Meine Familie und andere Tiere
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Der humorvolle autobiographische Roman “Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durrell ist mir durch die Verlagsvorschau von Piper ins Auge gesprungen. Der Klassiker wurde in einer Neuübersetzung ...



Der humorvolle autobiographische Roman “Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durrell ist mir durch die Verlagsvorschau von Piper ins Auge gesprungen. Der Klassiker wurde in einer Neuübersetzung von Andree Hesse herausgebracht und ist in ein hübsches blau-rotes Cover mit Tier- und Menschensilhouetten gekleidet.

Gerald Durrell berichtet in seinem Roman von seiner Kindheit, in der er mit seiner Familie dem regnerischen England entfloh und auf die sonnenverwöhnte Insel Korfu reiste um dort einige Zeit zu leben. In einer mitreißenden Ich-Perspektive erzählt nimmt Gerald Durrel seinen Leser mit zurück in seine Kindheit in den 30er Jahren und lässt die wunderbar unbeschwerte Zeit von damals aufleben. Seine Erzählung sprüht geradezu voller Lebensfreude und kindlichem Entdeckerdrang und ist vor allem durch die Fauna geprägt, die Durrell auf Korfu von Früh bis Spät erkundete.

Besonders gut gefallen hat mir die scharfe Beobachtungsgabe die sich hinter Durrells Figuren verbirgt. Seine gesamte Familie zeichnet er mit liebevollen Pinselstrichen, die mich durchaus an die scharfe Zunge Jane Austens erinnerte. Im Ganzen betrachtet dann zwar nicht ganz an die Klasse einer Austen heranreicht und dennoch zu bezaubern weiß. Vor allem die Zeichnung seiner Mutter hat mir einige Male ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Sie ist wunderbar schrullig und ihre unabsprechliche Liebenswürdigkeit strahlt wie ein Polarstern durch die Zeilen. Von seinen Geschwistern wird Gerald Durrell meist schräg beäugt, denn er ist der Sonderling der Familie, der komisches Tierzeug mit ins Haus schleppt und damit für jede Menge Unordnung und Unmut sorgt. Nur seine Mutter Louisa scheint die einzige Person in der Familie zu sein, die ihn in seinem Tatendrang ermutigt und niemals ein böses Wort darüber verliert.

“Meine Familie und andere Tiere” von Gerald Durell ist ein Wohlfühlbuch von der ersten bis zur letzten Seite und besticht zusätzlich mit seinem humorvollen Unterton. In die Kindheit des autodidaktischen Zoologen eintauchen zu können und die Welt mit seinen Augen zu betrachten hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Wer hier allerdings einen Spannungsroman erwartet der sollte liebe der Finger von dem Buch lassen.

Fazit

Dieses Buch ruft das Gefühl des Kind sein und Entdeckens wach und verzaubert mit humorvoll porträtierten Persönlichkeiten.