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Veröffentlicht am 03.09.2019

Überraschend und informativ

Mo und die Arier
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Mo Asumang ist Mitte der 1960er Jahre in Kassel geboren. Ihr Vater war gebürtiger Ghanaer und ihre Mutter gebürtige Deutsche. Allerdings wuchs Mo die ersten Jahre in einem Kinderheim auf. Später nahm ihre ...

Mo Asumang ist Mitte der 1960er Jahre in Kassel geboren. Ihr Vater war gebürtiger Ghanaer und ihre Mutter gebürtige Deutsche. Allerdings wuchs Mo die ersten Jahre in einem Kinderheim auf. Später nahm ihre Großmutter Charlotte sie zu sich, wo sie dann weiterlebte. Anfang der 1960er Jahre lernten sich ihre Eltern kennen; für die damalige Zeit waren diese bilingualen Beziehungen weniger als heute. Der Anstoß für dieses Buch war ein Song für Mo Asumang, den ein rechtsextremer Neonazi aus der rechtsextremen Szene publik machte, und später bei einer öffentlichen Sendung vorgespielt wurde. Mo war schockiert von dem Text, weil ihr Name darin vorkam. Nachdem Mo recherchiert hat, und mittlerweile auch weiß, dass ihre Großmutter Charlotte als junge Frau bei der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg war, geht ihr das Zunehmen der agierenden Rechtsextremen, der AFD- und Pegida-Anhänger nicht mehr aus den Kopf. Deshalb begibt sie sich auf eine Reise – man könnte auch sagen eine Mission – zu der Geschichte der Nationalsozialisten von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Sie trifft sich mit unterschiedlichen Personen in Burschenschaften, mit einem angehenden Aussteiger aus der Szene und sie reist sogar in den Iran. Denn der Begriff „Arier“ lässt ihr ebenso keine Ruhe. Datingportale, Rockergruppen und Konzerte waren ebenso ihre Treffpunkte, um die Szene besser kennenzulernen, um die Menschen zu verstehen, dass sie rassistisch agieren.
Dieses Sachbuch, das man auch als Biografie bezeichnen kann, ist informativ, vor allem zu dem Begriff „Arier“ und dessen Ursprung. Mo Asumang beging gefährliches Terrain für ihre Recherchen, aber sie ist mutig gewesen, sich mit teilweise gefährlichen Menschen zu treffen. Im Nachhinein wundert es einen, dass diese Menschen gesprächsbereit waren, und nicht Gewalt ihr gegenüber ausgeübt haben. Mich überraschte das Gespräch zwischen Mo und dem Aussteiger Chris, der davon erzählte, dass man nur noch für die rechtsextremen Gruppierungen lebt. Manche werden auf Dauer krank – psychisch krank bis hin zu Selbstmordgedanken – weil sie nur noch für die Szene leben, und kein richtiges Sozialleben mehr haben wie Freundin und Freunde sowie Familienbezug.
Meiner Meinung nach bietet dieses Sachbuch genug Diskussionsgrundlage in der Bildung wie zum Beispiel im Geschichts-, Politik und Sozialkundeunterricht, aber auch in außerschulischen Einrichtungen wie Jugendvereine. Denn Rassismus und Diskriminierung trifft immer mehr Menschen aus verschiedenen Sozialgruppen, nicht immer nur Menschen mit Migrationserfahrungen.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Auftakt einer Fantasy Trilogie

Die Krone der Dunkelheit
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In dieser Geschichte geht es um die Menschen auf dem Kontinent Lavarus, der sich in das nördliche Thobria und das südliche Melidrian aufteilt. Allerdings geht von West nach Ost eine lange Mauer zwischen ...

In dieser Geschichte geht es um die Menschen auf dem Kontinent Lavarus, der sich in das nördliche Thobria und das südliche Melidrian aufteilt. Allerdings geht von West nach Ost eine lange Mauer zwischen Thobria und Melidrian. Man bezeichnet es auch als das Niemandsland. Im Norden herrscht der König Andreus mit seiner Frau Erinna. Vor einigen Jahren bekam die Königin zwei Kinder – die Zwillinge Freya und Talon. Ein Schicksal trübt seit Jahren das Leben der Königsfamilie. Denn Talon wurde entführt, und ist nicht wieder aufgetaucht. Ohne Wissen ihrer Eltern, hat sich die Zwillingsschwester Freya über eine Alchimistin Magie angeeignet. Mit dieser Magie will Freya ihren Bruder finden. Sie vermutet aufgrund kleiner Hinweise, dass Talon auf der anderen Seite der Mauer sein kann. Parallel möchte eine junge Frau Ceylan Rache üben, weil ihre Eltern von einem König auf der anderen Seite der Mauer ermordet wurden. Ceylan will kämpfen und bewirbt sich bei den Wächtern, die an der Mauer im Niemandsland leben. Sie muss sich durchsetzen, um in der Welt der Männer sich zu behaupten. Für beide jungen Frauen beginnt eine abenteuerliche Reise.
Laura Kneidl erzählt im ersten Band der Fantasy Trilogie die Geschichte einer fantasievollen Welt, die von zwei unterschiedlichen jungen Frauen erzählt. Auf der einen Seite ist die Prinzessin Freya, die ihren Zwillingsbruder sucht, und auf der anderen Seite Ceylan, die sich an die Mächtigen fern der Mauer rächen will. Ihre Eltern wurden getötet, vermutlich durch den König der Unseelie. Man muss allerdings dazu unterscheiden, dass es im Süden in Melidrian zwei Königreiche existieren, die der Unseelie und der Seelie. Freya, die Königstochter des Nordens und ein jahrelanger gefangengehaltener Wächter begeben sich auf eine Abenteuerreise. Diese Reise birgt Gefahren, vor allem für Freya. Denn man könnte sie erkennen, dass sie die Prinzessin des Königs ist. Freya wächst an ihrer Rolle, um sich den Gefahren zu stellen, und möglichst unbemerkt ihren Bruder zu finden. Ceylan dagegen ist eine Figur, die sich von Anfang an durchbeißt. Sie hat die Willensstärke, den Kampfgeist und den Mut, sich einerseits als Wächternovizin aufgenommen zu werden, und als einzige Wächterin ernstgenommen zu werden. Ihr Ziel hat sie immer vor Augen. Diese Geschichte baute die Autorin komplex auf, weil verschiedene Settings eingebaut wurden. Es gibt Hauptfiguren und zahlreiche Nebenfiguren um die Hauptfiguren herum. Aufgrund der ungewöhnlichen Fantasienamen, muss man sich zügig an die Verflechtungen gewöhnen. Anhand des Schreibstils gelingt es Laura Kneidl diese Figuren gut einfließen zu lassen, um die Beziehungen miteinander verstehen zu können. Ein Glossar am Ende des ersten Bandes ist anfangs sehr hilfreich, um sich auf den ersten Seiten der Geschichte zu Recht zu finden. Stellenweise bildet man beim Lesen Assoziationen zu Georg R.R. Martins Reihe Game of Thrones (von meiner filmischen Perspektive).
Bisher haben mir die Abwechslung der Settings, die unterschiedlichen Figuren und deren Beziehungen sowie der relativ zügige Erzählstil sehr gut gefallen. Mit großer Erwartung und Neugier freue ich mich auf Band 2, der im Sommer 2019 erscheinen soll.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Trauer und Liebe vereinen zwei Menschen

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Juli zieht es nach einem langweiligen Job bei einer Versicherung in Hamburg auf die spanische Insel La Palma. Dort geht sie mehreren Jobs nach, um sich ihr Leben auf der Insel zu ermöglichen. Ihre Freunde ...

Juli zieht es nach einem langweiligen Job bei einer Versicherung in Hamburg auf die spanische Insel La Palma. Dort geht sie mehreren Jobs nach, um sich ihr Leben auf der Insel zu ermöglichen. Ihre Freunde Pedro und die drei Marias – Oma, Tochter und Enkelin – bieten ihr einen guten Familienersatz. Außerdem leben noch das deutsche Ehepaar Malte und Patrick auf der Insel. Juli arbeitet in einem Foodtruck halbtags, zwischendurch als Dogsitterin und bei den drei Marias auf dem Gemüsehof. Eines Tages lernt Juli den Immobilienmakler Quinn kennen, der ebenfalls aus Deutschland zur Insel gezogen ist. Als Pedro durch ein unglückliches Ereignis stirbt, übernimmt Juli die Betreuung von dessen Hündin Calida. Die Hündin ist nach dem Tod von Herrchen eingeschüchtert und trauert genauso wir die restlichen Bewohner der Gemeinde. An Julis Seite steht Quinn, der ihr mit der Hündin aushilft, wenn sie arbeitet. Aber dennoch ist ihr Verhältnis zu Quinn zwiespältig, weil Quinn zielstrebig und ehrgeizig wirkt, und kaum Emotionen zeigt. Und über seine Vergangenheit erzählt er ebenso nicht gerne. Wird Juli die harte Schale von Quinn knacken können?
Kristina Günak veröffentlichte gerade im Frühjahr 2019 diesen kurzweiligen Liebesroman, der eine Einstimmung in das Frühjahr und den Sommer gibt. Denn aufgrund des Handlungsortes La Palma – einer spanischen Insel. Da die Geschichte zu einer warmen Jahreszeit erzählt wird, kann man das Sommerfeeling regelrecht nachvollziehen. Juli als norddeutsche Frauenfigur, die spanischen Freunde Pedro und die drei-Generationen-Marias sowie die deutschen Freunde Malte und Patrick und letztendlich Quinn, der verschlossene Immobilienmakler – ebenfalls aus Deutschland kommend – der bei Juli für Gefühlschaos sorgt, vereinen verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Temperamenten und Vorlieben. Dieser Roman wird emotional positiv sowie traurig, aber auch an manchen Stellen humorvoll mit einem Augenzwinkern erzählt.
Mir haben die Figuren Juli und Quinn, aber auch ihre Freunde sehr gut gefallen, weil sie gegensätzlich wirken, aber trotzdem ergänzen. Dieser Roman wird sicherlich nicht der erste und letzte sein, den ich von der Autorin lese.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Gut erzählter (Polit-)Thriller

Lena Halberg: Der Cellist
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Diese Geschichte handelt in unterschiedlichen europäischen Ländern. Aber die Haupthandlungen spielen in Österreich. Auf der einen Seite steht die junge Journalistin Lena Halberg, und auf der anderen Seite ...

Diese Geschichte handelt in unterschiedlichen europäischen Ländern. Aber die Haupthandlungen spielen in Österreich. Auf der einen Seite steht die junge Journalistin Lena Halberg, und auf der anderen Seite der Bankier Martin Kurkov. Kurkov will Geschäfte mit dem südamerikanischen Regierungsvertreter Carlos Almeda. Ein Unfall wurde in einem Bergbau verursacht, was die bolivianische Regierung in eine Krise stürzt. Mit Hilfe von Unterhändlern versucht Martin Kurkov Carlos Almeda und seine Regierung zu erpressen. Geld soll reingewaschen werden auf Kosten von Bolivien. Gleichzeitig wird ein Kollege von Kurkov ermordet. Auf diesen Fall stößt Lena Halberg, und stellt dabei Ungereimtheiten fest. Mit Hilfe ihrer Freundin Julia, der Witwe von dem ermordeten Banker und einem Freund aus Amerika versucht Lena den Komplott um Martin Kurkov zu lüften. Ihre Vorgehensweise bleibt nicht ohne Risiko.
Ernest Nyborg erzählt einen Thriller, in die eine junge Journalistin Lena Halberg und der Bankier Martin Kurkov im Mittelpunkt stehen. Dies ist ein komplex erzählter Thriller, in dem es um Schwarzgeld, Korruption, Beeinflussung von politischen und journalistischen Aufgaben sowie Macht um Geld und Gier. Man mit guten Gewissen behaupten, dass die Figur Lena Halberg in ihrer Rolle als toughe Frau einen investigativen Journalismus ausführt. Mit Unterstützung ihres Lebensgefährten Tom und anderen Freunden aus Europa und Amerika unterstützen sie bei der Aufklärung zum Tod eines Kollegen von Martin Kurkov. Die Figur Martin Kurkov stellt das Gegenteil von Lena Halberg dar. Er ist macht- und geldgierig, denn er linkt seine Kollegen, andere Regierungsvertreter und sogar seinen besten Freund den Cellisten Andrej Majinski, der als Handlanger dient. Durch die unterschiedlichen Figuren in ihren unterschiedlichen beruflichen und gesellschaftlichen Funktionen bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit der Journalisten, der Politiker und die Machenschaften von korrupten Politikern und Bankern. Beim Lesen stellt man fest, dass die einzelnen Szenen an reale Ereignisse aus Politik und Gesellschaft erinnern. Deshalb erscheint dieser Thriller als gut recherchiert und umgesetzt. Trotz der Komplexität der einzelnen Figuren, wurde dieser Thriller verständlich und nachvollziehbar erzählt, ohne dass dabei Langeweile aufkam. Der Erzählstil ist spannend und angenehm zu lesen.
Aufgrund der aktuellen politischen Lage in Österreich im Frühjahr 2019 passt dieser Thriller zu diesen Ereignissen. Denn es werden Parallelen zwischen der fiktiven und realen Welt aufgezeigt. Außerdem fand ich die Quellenangaben in Bezug auf die realen Ereignisse am Ende des Thrillers sehr gut. Dabei wird einem klar, was hinter Korruption steckt, und warum manche Länder in den südlichen Kontinentalregionen im finanziellen und sozialen Abseits stehen, und sich immer wieder in die Abhängigkeit der Industrienationen begeben. Und dass Politik käuflich ist. Deshalb braucht die Politik und Wirtschaft mehr Transparenz. Denn so bleibt die Welt ein ungleiches Gebilde.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Wenn Schmerz und Emotionen Achterbahn fahren

Nicht weg und nicht da
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Vor wenigen Wochen gab es in Luises Leben einen Einschnitt, der die nächste Zeit verändern wird. Nicht nur für sie, sondern auch für ihre Mutter ändert sich das Leben. Luises Vater ist vor einigen Monaten ...

Vor wenigen Wochen gab es in Luises Leben einen Einschnitt, der die nächste Zeit verändern wird. Nicht nur für sie, sondern auch für ihre Mutter ändert sich das Leben. Luises Vater ist vor einigen Monaten bereits ausgezogen. Das war zu einer Zeit als Kristopher noch lebte. Kristopher lebte ein Leben in Dunkelheit, bevor er das Badefenster öffnete und hinaus sprang. Kristopher konnte und wollte nicht mehr Leben. Seine dunklen Tage waren geprägt aus Depressionen und eine Welt aus Frust, seltene Wörter sammeln und an seine kleine Schwester denken. Nachdem Kristopher sich das Leben nahm, geht Luise jede Woche zu einem Psychologen, um über den Tod ihres Bruders zu sprechen. Ihre Mutter stürzt sich in ihre Arbeit und ist kaum zu Hause. Zu groß ist der Schmerz und Verlust von Kristopher. Sogar die Haare rasiert sich Luise ab. Als sie nach einem Sitzungstermin beim Psychologen im Treppenhaus sitzt, begegnet sie Jacob. Sie kommen ins Gespräch. Aber Luise will zunächst von Jacob nichts wissen, als sie öfters sich sehen. Es stellt sich heraus, dass Kristopher und Jacob sich von der Schule kannten. Als Luise eine E-Mail von ihrem toten Bruder erhält, offenbart dieser ihr, warum er starb. Aber er gibt seiner Schwester Aufgaben, die sie zu lösen hat. Auf diesem Weg begleitet sie Jacob. Trauer und Emotionen wechseln sich ab. Auch Jacob lernt, seine Vergangenheit anzuerkennen.
Anne Freytag trifft die Töne der Gefühle, wenn es darum geht, Schmerz, Leid, Nähe und Trauer zu beschreiben. Im Mittelpunkt dieses Jugendromans steht das Thema Suizid und Depressionen und bipolare Störung bei jungen Menschen. Anhand von den Figuren Luise, Jacob sowie Jacobs älterer Bruder Arthur und seine Freundin Julia lernt man junge Menschen kennen, die ihre Vergangenheit, ihr Elternhaus zu verarbeiten haben. Mit vielen Emotionen und Erinnerungen wird Luise konfrontiert, weil ihr Bruder sich das Leben genommen hat. In diesem Roman wird die junge Leserschaft mit einem Tabuthema konfrontiert. Laut einem Bericht, den ich gelesen habe, während ich den Roman las, kommt es nicht selten vor, dass Jugendliche bereits unter Depressionen leiden. Deshalb hat die Autorin ein recht aktuelles Thema aufgegriffen. Anne Freytag trifft den Nerv der Gefühlssynapsen, um als Leserin mitfühlen, mitfiebern und mittrauern zu können. Dennoch besteht dieser Roman nicht nur aus Trauer und Schmerz, sondern auch aus Annäherungen, erste zarte Gefühle zwischen den Hauptprotagonisten. Ebenso spielt das Wort Vertrauen eine große Rolle in diesem herausragenden Roman. Außerdem baute Anne Freytag Spannung in den Roman, indem sie aus der jeweiligen Perspektive von Luise und Jacob erzählte. So wirken die Figuren authentisch und nahbar.
Dieser Jugendroman ist mein bisheriges Lesehighlight im Genre Jugendroman. Mein zweiter Roman von der Autorin, der mit gut gefallen hat. Ich bin schon gespannt auf ihren nächsten Jugendroman.