Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und auch wenn ich nicht zu den Gewinnern/Gewinnerinnen zählte, musste ich dieses Buch unbedingt haben. Nun hieß es noch ein paar Tage warten bis das Taschenbuch erschien. Sofort schlug ich zu und am übernächsten Tag erreichte es mich dann endlich.
Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es ist liebevoll gestaltet in den Farben Blau und Grün. Im Hintergrund ist eine Weide mit einer Schubkarre und ein paar Pferden zu sehen. Von unten zeigen ein paar beblätterte Äste ins Bild und von oben ein paar Blüten. Der Titel ist in Rot gestaltet und auf dem Wort „DOCH“ steht ein schattiertes Paar, Rücken an Rücken. Meinen persönlichen Geschmack trifft es total und passt meines Erachtens perfekt zu dieser Geschichte.
Auch der Klappentext ist sehr gelungen, wirft einen prima Konflikt auf, der gleichzeitig viel Spaß für den Leser verspricht und verrät trotzdem nicht zu viel.
Der Liebesroman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil ist am 27.März als Taschenbuch im Fischer-Verlag erschienen und spielt in Neuberg:
Kaya lebt in Neuberg, einem Dorf ca. 2 Stunden von Köln entfernt und hat eine kleine Buchhandlung. Um ihrer 13-jährigen Nichte Milena aus der Klemme zu helfen, gibt sie sich bei dem neuem Klassenlehrer als Milenas Mutter aus, nur leider kann sie ihn durch die starke Brille ihrer Schwester nicht richtig erkennen. Als das nächste Dorffest ansteht, wettet sie mit ihrer Freundin um einen Typen, der an der Bar sitzt, nichtsahnend, dass es sich dabei um Milenas Klassenlehrer handelt. Kaya findet ihn sofort sympathisch und sie kommen sich schnell näher, auch wenn Lasse erstmal die Finger von Frauen lassen wollte, nachdem seine Ex ihn betrogen hat. Auch Kaya will vorerst nur Spaß, doch die Liebe geht bekanntermaßen ihre eigenen Wegen. Vor beiden liegt eine wunderschöne Zeit mit vielen Gefühlen, aber auch Missverständnissen und Enttäuschungen und dem inneren Zwiespalt, sich gern auf jemanden fest einlassen zu wollen, sich aber gleichzeitig vor möglichen Verletzungen zu ängstigen und sich davor zu schützen.
Gut 4 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich glücklich schmunzelnd zurücklässt.
Die 26-jährige Kaya ist eine selbstbewusste, junge Frau, die sagt, was sie denkt und sehr offen ist. Sie ist ein starker Charakter, lässt sich von kaum etwas unterkriegen und hat ein Riesenherz. Mir ist Kaya total sympathisch und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen. Auf den ersten Blick ist sie eine absolute Frohnatur, aber trotzdem ein sehr gefühlvoller Mensch, der schon auch schnell verletzlich ist, vor allem wenn sie sich jemandem gegenüber geöffnet hat. Im Laufe des Romans macht Kaya eine sehr gelungene Entwicklung durch und sie ist in allem was sie sagt, macht und denkt nachvollziehbar und wirklich authentisch. Dadurch fiel es mir leicht, mich in sie hineinzuversetzen und insbesondere mit ihr mitzufühlen.
Lasse dagegen wirkt am Anfang etwas spießig und zum Teil ein wenig depressiv, nachdem seine Freundin ihn betrogen hat. Zwar will er sich nicht auf etwas Neues einlassen, aber Kaya ist eben etwas ganz Besonderes. Auch Lasse hat die nötige Tiefe, die ich mir als Leserin wünsche, ist authentisch und macht eine Entwicklung durch, obwohl diese für mich hätte etwas deutlicher ausfallen können. Zum Teil wirkt er auf mich etwas passiv und leider auch ein wenig weinerlich.
Ich begrüße es sehr, dass die Autorin sehr darauf bedacht war, bei der Figurenentwicklung klischeefrei zu arbeiten. Mir persönlich gefällt das gut, doch ist gerade Lasse etwas zu überzeichnet für mich. Er ist Lehrer, er wurde betrogen, er leidet. Natürlich dürfen Männer ihre Verletzungen zeigen, doch leider kommt Lasse manchmal fast zu weich rüber. Das finde ich persönlich etwas schade. Für meinen Geschmack hätte Kaya ein sehr starkes Gegenüber haben können, was vielleicht zu noch mehr Konflikt und noch mehr amüsanten Momenten geführt hätte. Trotzdem mag ich ihn.
Auch alle anderen Figuren sind wirklich gelungen und sympathisch. Milena hat mich ganz besonders abgeholt. Sie ist so schön pubertär, etwas naiv und unüberlegt in ihrer Art.
Die Handlung des Buches hat mir sehr gefallen. Es gibt eine gut entwickelte Spannungskurve, so dass ich als Leserin immer im Buch gehalten wurde und nicht aufhören konnte zu lesen. Auch die Konflikte sind für meinen Geschmack sehr gut erdacht und angelegt. Nichts wirkt konstruiert. Beide Protagonisten haben Hindernisse zu überwinden und müssen kämpfen und leiden. Es fällt ihnen nichts einfach so zu. Ich fand die gesamte Handlung sehr abwechslungsreich und ausgesprochen unterhaltsam.
Es gibt auch ein paar prickelnde Momente, aber lest selbst…
Besonders gefallen hat mir, dass sich die Autorin bewusst fürs Landleben und gegen die Großstadt entschieden hat, obwohl man dort gegebenenfalls mehr erleben könnte, weil es mehr Gefahren birgt. Aber das Landleben: Wer es kennt, der liebt es! Es sind so wundervolle Szenen, die mich haben laut lachen lassen. Allein wenn ich an das Scheunenfest denke und wie Lasse dort aufgetaucht ist, in seinen feinen Sachen und wie er sich dann später festgefahren und schmutzig gemacht hat. Vielleicht war das zum Teil etwas klischeehaft, aber dann waren die Klischees für mich noch nicht abgenutzt. Es ist zwar ein bisschen Schubladendenken, aber so genial. Wirklich großartig!!!
Aber wie liest sich das Buch nun?
Es sind 24 längere Kapitel, die in der ICH-Form abwechselnd aus Kayas uns Lasses Sicht geschrieben sind. Das gefällt mir sehr, vor allem um sich gut in die Charaktere und deren Gefühlswelt hineinversetzen zu können.
Den Schreibstil Lisa Keils habe ich logischerweise nur auszugsweise in der Leseprobe kennenlernen können, doch er hat mich gleich überzeugt und bleibt über das gesamte Buch auch so bestehen. Dadurch bin ich super in die Geschichte reingekommen. Lisa Keil schreibt locker und flüssig, sehr bildhaft und sehr humorvoll. Ich kann mich nur wiederholen, so einige Male habe ich laut losgelacht. Aber es gibt eben auch sehr gefühlvolle Szenen, die mich genauso beeindruckt haben. Die Dialoge sind sehr umgangssprachlich und das meine ich in keinster Weise negativ. Ich finde sie sehr frisch und unterhaltsam. Die Formulierungen passen meines Erachtens gut zum Genre und der Einzigartigkeit der Figuren.
Besonders gelungen fand ich die atmosphärischen Beschreibungen. Ich hab mich gefühlt, als wäre ich in Neuberg überall dabei, eben auf dem Land.
Mein Fazit nach 330 Seiten im Taschenbuch:
„Bleib doch, wo ich bin“ ist ein Liebesroman, der zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht von negativen Erfahrungen der Vergangenheit prägen zu lassen, sondern neue Beziehungen offen und vertrauensvoll zu beginnen und sich nicht selbst unter Druck zu setzen.
Wer einen unterhaltsamen Liebesroman in einem wunderbar ländlichen Setting mit viel Humor sucht, der auch die Themen „Vertrauen“ und „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.
Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren, das Setting und die Handlung sehr realistisch dargestellt sind und ich mich gefühlt habe, als wäre ich dabei. Der Roman ist wirklich unterhaltsam, mit so schön amüsanten Momenten. 1 Sternchen ziehe ich für die Figur Lasse ab. Mir persönlich war er etwas zu überzeichnet, zu weich, zu weinerlich. Da hätte ich mir einen stärkeren Gegenpart zu Kaya gewünscht, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.
Insgesamt ist es ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann und ich kann es nicht erwarten, die Fortsetzung zu lesen.
Vielen Dank an Lisa Keil für diese Geschichte.