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Veröffentlicht am 29.05.2019

Ein geheimnisvolles Kraut

Sommerglück und Honigduft
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Bereits viermal war ich auf der griechischen Insel Kreta in den Ferien, jedesmal woanders. Kreta ist an einigen Orten extrem touristisch verbaut, hat aber auch sehr schöne Ecken. Bei einem dieser Aufenthalte ...

Bereits viermal war ich auf der griechischen Insel Kreta in den Ferien, jedesmal woanders. Kreta ist an einigen Orten extrem touristisch verbaut, hat aber auch sehr schöne Ecken. Bei einem dieser Aufenthalte war es uns abends unten am Meer zu laut und zu britisch, deshalb verbrachten wir die weiteren Abende weiter oben in einem kleinen, ruhigen Dorf mit urchigen, noch traditionellen Restaurants.

Ich konnte mich deshalb gut in Nell, die Protagonistin von "Sommerglück und Honigduft", hineinversetzen, als sie nach 18 Jahren wieder auf die Insel kommt und sieht, was der Tourismus alles verschandelt hat. Die früheren Individualtouristen bleiben weg von Vounoplagia, das Dorf scheint ausgestorben und alles Heitere verschwunden.

Nachdem Nell innerhalb einer Woche ihre Tochter Demi als Aupair nach London ziehen lassen musste; die Fabrik, in der Nell arbeitet, wegen einem grossen Brand für einige Monate schliessen muss, sie somit joblos ist; und sie dann noch ihren Freund beim Betrügen erwischte, hat sie sich in England als freiwillige Helferin (WOOF) gemeldet und wurde bei Maria, Kostas und dessen Mutter Mitera eingeteilt. Fortan hilft sie ihnen bei der Arbeit auf dem Hof und bringt die seit 10 Jahren leer stehende Imkerei auf Vordermann. Kostas und Maria hoffen darauf, dass die Bienen zurück kehren und sie wieder Honig ernten können. Wie früher, als der Berg voller Diptam-Dost war, ein oregano-ähnliches Kraut, dass voller Heilkraft steckt. Doch in Dorfnähe gibt es keins mehr, nur noch hoch oben auf dem Berg.

Dort aber gehen seit einigen Jahren komische Dinge vor sich, niemand weiss, was dahinter steckt. "Betreten verboten"-Schilder und nächtliche Schiessereien halten die Dorfbewohner ab, nachzusehen, was los ist. Nell aber ist neugierig und versucht herauszufinden, was auf dem Berg abgeht. Ob es ihr gelingt, oder sie sich damit in Gefahr bringt?

Ich fand es sehr wohltuend einmal eine Story zu lesen, die mit Charakteren aus der "Arbeiterklasse" bestückt ist. Alle haben wenig Geld und können und wollen arbeiten, ohne Gejammere. Für einmal keine Erbgeschichte, das hat mir super gefallen.

Die Lektüre von Sommerglück und Honigduft lässt mich aber zwiegespalten zurück. Einerseits mochte ich wie bereits erwähnt, dass die Charakter alle zupacken können und bodenständig sind. Andererseits fand ich das Geheimnis um das Diptamkraut und Leute vom Berg fern halten an den Haaren herbei gezogen - es machte den Eindruck, als ob die Dorfbewohner einfach nur gleichgültig sind. Leider wird die Heilpflanze viel zu oft erwähnt, und auch all die anderen Wiederholungen, wie Nell ihre Tochter Demi vermisst, nervten mich zusehends. Kostas scheint teilweise so, als ob er null Ahnung von Bienen hat.

Aber zum Glück gibt es andere, die mehr Ahnung davon haben, viel Flora- und Faunabeschreibungen, jede Menge Lokalkolorit und ein spannendes und versöhnliches Ende.

Fazit: Dieser Roman von Jo Thomas hat mich nicht ganz überzeugt, er war oft zu repetierend und unlogisch, hat aber auch viel Schönes zu bieten.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Unterhaltung für die Liegestuhl-Saison

Fado fatal
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Eigentlich lese ich Serien immer vom ersten Band an. Bei "Fado Fatal" mache ich eine Ausnahme, denn ich bin erst auf den dritten Band aufmerksam geworden. Portugal mag ich, Fado ebenso, da war ich neugierig. ...

Eigentlich lese ich Serien immer vom ersten Band an. Bei "Fado Fatal" mache ich eine Ausnahme, denn ich bin erst auf den dritten Band aufmerksam geworden. Portugal mag ich, Fado ebenso, da war ich neugierig.

Okay, wegen dem Fado muss man das Buch nicht lesen. Die einzige Fado-Sängerin, die vorkommt, singt ziemlich schief. Und wenn ich jetzt böse wäre, würde ich sagen, Lisa Langer braucht es auch nicht unbedingt in diesem "Portugal-Krimi". Sie ist hier mehr die Reiseleitung durch die Geschichte und nicht die Ermittlerin, die den Fall auflöst.

Lisa reist nach Porto und kommt bei Ana unter. Ana führt ein kleines Restaurant und bietet eine Handvoll Gästezimmer an. Komischerweise gibt es an Lisas Ankunftstag kaum was zu essen. Wie Lisa später erfährt, ist jemand eingebrochen und hat verkleinerte Rasierklingen in Anas Lebensmittelvorräte versteckt. Dies ist nicht der einzige Sabbotageakt, aber auch im Restaurant von Anas Grosscousine Madalena wird Feuer gelegt. Will jemand ihre Restaurants aufkaufen oder steckt ein jahrzehntealter Patriarchenstreit dahinter?

Anas Freunde sind davon überzeugt, dass auch der Unfall ihrer Eltern kein Unfall war. Lisa lässt sich alles erklären und macht sich zusammen mit Ana auf Erkundungstour. Derweil werden sie beobachtet. Aber auch die Beobachter werden beobachtet.

Beide Seiten bespitzeln einander, das merken die Betroffenen erst gegen Ende des Buches. In jedem Kapitel bekommt man Puzzlesteine-Häppchen über die beiden Familienclans, die am Ende zur Auflösung führen.

Zwei Namens-Verschreiber, die den Lektoren durch die Lappen gingen, sorgten beim Stand von 2/3 des Buches zu Überlegungen meinerseits, ob vielleicht ganz was anderes dahinter steckt - doch ich gebe Entwarnung, es sind wirklich nur Namensverwechslungen, also nicht irritieren lassen.

"Fado fatal" kann gut ohne Kenntnisse der beiden Vorgänger gelesen werden. Irgendwann taucht Fred Hamann auf, der anscheinend schon in den vorigen Fällen mit Lisa zusammengearbeitet hat. Seine Rolle ist sehr klein, und bis auf eine Szene wäre die Geschichte auch ohne ihn ausgekommen.

Ich habe bisher bewusst das Wort "Krimi" vermieden, denn für mich ist es ein unterhaltender Roman mit kriminellen Elementen und kein klassischer Krimi, da die Ermittlerin nichts ermittelt, sondern nur durch die Story führt und Fakten sammelt.

Fazit: Kein typischer Krimi, aber leicht, unterhaltend und amüsant - eine easy Sommerlektüre für in den Liegestuhl.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Netter Mallorca-Roman

Das kleine Café am Meer
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Als ich den Klappentext las, hatte ich Lust diesen leichten, sommerlichen Roman zu lesen. Lust auf Sommer macht diese Geschichte um Hannah, Sam, Lucia und Greta auf jeden Fall!

Hannah und Greta arbeiten ...

Als ich den Klappentext las, hatte ich Lust diesen leichten, sommerlichen Roman zu lesen. Lust auf Sommer macht diese Geschichte um Hannah, Sam, Lucia und Greta auf jeden Fall!

Hannah und Greta arbeiten beide in der Modebranche in Berlin und haben die Nase voll von ihrem Job. Ihre Träume verlaufen im Sand. Anstatt dass ihre Arbeit gewürdigt wird, müssen sie sich von Designern herum stressen und anschreien lassen, und dann verabschiedet sich auch noch Hannahs Freund auf Nimmerwiedersehen.

Als Hannah von ihrer Freundin Lucia eine Nachricht erhält, ergreift sie spontan die Gelegenheit und fliegt nach Mallorca. Auf der Insel bekommt sie gegen stundenweise Arbeit in einer kleinen Pension gratis Logis/Kost. Dass ihr neuer Chef Sam gar nicht so nervig ist wie angenommen, erstaunt sie. Nur doof, handelt es sich bei Sam um Lucias Freund.

Die Story der vier Frauen ist nett und unterhaltend. Hannah, Greta und Lucia kämpfen mit diversen Problemen in ihrem Leben. Die Insel, das Café und die Zeit zusammen entschleunigt die Freundinnen und gibt ihnen Zeit, sich zu überlegen, wie sie ihre Zukunft gestalten möchten.

Sam verbirgt etwas. Jeden Nachmittag verschwindet er für einige Stunden und niemand weiss, wo er sich aufhält. Sein Geheimnis sorgt für ein bisschen Spannung. Sam ist der wichtigste Mann im Roman. Es kommen zwar weitere Männer wie Yann, Peter oder Clooney vor, sie sind aber mehr Verzierung. Ihr Verhalten sorgt manchmal für lustige Szenen in der Geschichte.

Sprachlich fand ich den Roman zu wenig ausgefeilt. Zu oft wird betont, wie alt Hannah und Greta sind; dann spielen einige Dinge, die anfänglich aufgebauscht werden, später keine Rolle mehr. Wie zum Beispiel die Geschichte um eine verwechselte Handtasche. Als Leser überlegt man sich schon, wie Hannah dann doch noch zu ihren Schlüsseln, zum Portemonnaie und ihrem Handy gekommen ist und denkt hier über einen logischen Fehler gestolpert zu sein, aber dann liest man drei Seiten später den Schluss der Taschengeschichte, die dort in zwei Sätzen belanglos abgeschlossen wird.

Am meisten bedauerte ich, dass der im Klappentext erwähnte Orangenblütenhonig keine Rolle im Roman spielt. Orangen sind wichtig für die Geschichte. Am Ende bekommt der Leser sogar das Rezept für den in einem Restaurant getrunkenen Orangen-Caipirinha (Danke dafür!), aber der Honig kam nicht vor. Dabei war für mich der Honig ein Grund dafür, den Roman zu lesen. Nicht nur deshalb hätte man für meinen Geschmack das Orangenthema noch stärker und bewusster einbinden können, anstatt Wert auf die Handtaschenstory oder eine doofe Verfolgungsjagd zu legen.

Fazit: Unterhaltender Mallorca-Roman mit leichten Schwächen im Schreibstil.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 14.01.2019

Der Titel macht neugierig

Das geheime Lächeln
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Der wunderbar geheimnisvolle Titel machte mich neugierig. Ja, ich wollte wissen, was es mit diesem geheimen Lächeln auf sich hat.

Das Lächeln gehört zu Sophie Langenberg. Zu sehen ist es auf einem Bild, ...

Der wunderbar geheimnisvolle Titel machte mich neugierig. Ja, ich wollte wissen, was es mit diesem geheimen Lächeln auf sich hat.

Das Lächeln gehört zu Sophie Langenberg. Zu sehen ist es auf einem Bild, das Emilia Lukin bei der Arbeit an der Aufstellung für eine Auktion plötzlich auffällt. Die Frau auf dem Bild erinnert Emilia an ihre Grossmutter. Da sie diese nur vom Hörensagen kennt, beginnt Emilia nachzuforschen. Sie möchte wissen, für wen und wieso Sophie dem Maler Model gestanden ist - und wem dieses Lächeln gilt. Ihre Neugier führt sie an verschiedene Orte in Frankreich, wo Emilia schlussendlich die ganze Wahrheit über ihre Familie erfährt.

Im ersten Erzählstrang lernen wir Emilias Familie - Ehemann Vladi, ihre Söhne Leo und Mischa samt ihrer Mutter Pauline - kennen und begleiten Emilia später auf die Reise an die Stationen, an denen Sophie lebte.

Emilia und ihre Familie wirken sehr distanziert, ich spürte kein herzliches Verhältnis. Dazu trägt bei, dass die Eltern nicht mit Mama/Papa, sondern mit den jeweiligen Vornamen angesprochen werden. Emilia kommt als nüchterne und innerlich gehetzte Person rüber. Als sie beispielsweise im Luberon ankommt, erfährt der Leser, dass Emilia schon im Voraus Möbel bestellte. Alles voraus geplant, aber ihren Job-Auftrag hat sie vergessen?

Nicht nur diese Szene wirkte konstruiert. Es werden spezielle Leitsätze in die Geschichte hinein drapiert und wie ein Mantra wiederholt. Diese Repetitionen wirkten mir zu inszeniert und unterbrechen den Lesefluss. Die Landschaften hingegen wurden sehr schön beschrieben, aber auch hier empfand ich vieles als zu gewollt poetisch.

Mir gefiel der zweite Erzählstrang, in dem man Sophies Geschichte erfährt, viel besser und die Charaktere wesentlich sympathischer. Von Sophie hätte ich gerne noch mehr erfahren. Die Geschichte über Jean-Pierre Roche in Dieulefit fand ich aufschlussreich und sehr interessant eingewebt. Mein Lieblingsmensch ist aber der, der beide Teile miteinander verbunden hat: eindeutig Auktionar Thierry Bonnet.

Fazit: Gut recherchierte und nette Geschichte, doch durch die sprachliche Distanziertheit konnte ich keine Emotionen zu der Protagonistin aufbauen.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Auch für Leser ohne grünen Daumen

Der Brombeergarten
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Der Anfang Juli neu erschienene Roman von Cathy Bramley ist gar nicht so neu - wie ich im Nachhinein bemerkte. Auf Deutsch schon, doch im englischen Original erschien er zuerst als vierteiliger Roman, ...

Der Anfang Juli neu erschienene Roman von Cathy Bramley ist gar nicht so neu - wie ich im Nachhinein bemerkte. Auf Deutsch schon, doch im englischen Original erschien er zuerst als vierteiliger Roman, nach Jahreszeiten aufgeteilt. Erst danach wurden die vier Kurzgeschichten zu einem Roman zusammengefasst. Diese Informationen hätte ich gerne vor dem Lesen gehabt, vielleicht hätte ich die grossen Zeitsprünge im "Brombeergarten" dann besser verstanden.
"Ivy Lane" ist aber auch der Vorgänger von "Wie Himbeeren im Sommer". Eine Figur aus dem "Brombeergarten" wird dort zur Protagonistin. Hier allerdings nimmt sie nur eine Nebenrolle ein; die Lese-Reihenfolge ist also egal.

Die Geschichte um Tilly, die nach einem Schicksalsschlag umzieht und eine neue Stelle annimmt, verläuft gemächlich. Um ein bisschen rauszukommen, mietet sie in einer Kleingartenvereinigung eine Gartenparzelle. Eigentlich will sie dort ihre Ruhe, doch schon am ersten Tag merkt sie, dass damit nichts wird. Präsidentin Christine ist ein Ass im Jobs abgeben und Tilly bekommt gleich einen aufgezwungen. Parzellennachbarin Gemma plaudert gern mit ihr, und Charlie packt mit an. Aber das ist Tilly zuerst schon zu viel. Nur langsam scheint sie in ihrem neuen Leben anzukommen. Leider verschweigt Tilly wieso sie ihren Mann verloren hat. Sehr lange ist ihr Vorleben unklar, der Leser wird mit wenigen Stichworten abgespeist, was mich mit der Zeit nervte.

Wie ich oben schon schrieb, wurden oft viele Wochen übersprungen - und dann ist zum Beispiel plötzlich ein Filmteam da. Einige Seiten lang ist dann unklar, was die überhaupt in der Ivy Lane machen. Oft dachte ich, ich hätte auf den vorherigen Seiten etwas überlesen und ging einige Seiten zurück - nur um festzustellen, dass ich wirklich nichts überlesen hatte. Schuld an den abrupten Kapitelanfängen ist wohl die Originalfassung als vierteilige Kurzgeschichtenserie. Schade, dass diese Übergänge nicht überarbeitet wurden, damit sich der Roman flüssiger liest.

Der Roman lebt dafür von seinen unterschiedlichen Charakter, die bunt und gut zusammengewürfelt sind. Der Gartenverein ist wie ein kleiner Kosmos für sich, fast schon eine grosse Familie. Leser ohne grünen Daumen müssen keine Angst vor zu viel Gartenlatein haben: das Gärtnern wird nur oberflächlich beschrieben. Vielmehr spielt das soziale Leben der Kleingartenkolonie eine grosse Rolle. Selbst einige der Mieter machen es sich sehr einfach - ein Garten ja, zeitintensive Gartenarbeiten nein. Für mich hätte durchaus mehr Botanik vorkommen können, ich fand es diesbezüglich fast zu einfach gestrickt, mehr wäre mir willkommen gewesen.

Schön geschildert jedoch war, wie Tilly aus ihrem Tief herauskam und selbst wieder aufblühte. Bewegende Szenen fehlten nicht, dennoch fand ich den "Brombeergarten" nicht so fesselnd wie Cathy Bramleys andere Romane. Ja, ich war ein wenig enttäuscht, weil ich ihre zwei anderen Bücher so toll fand.

Fazit: Gemütliche Lektüre für Gartenliebhaber und auch für alle ohne grünen Daumen nett lesbar.
3.5 Punkte.