Eintauchen in eine Welt voller Magie
Die letzte DichterinIch hatte das Glück und durfte dieses Buch im Rahmen einer gemeinsamen Leserunde lesen – und wurde absolut nicht enttäuscht. Aber von Anfang an:
Der Titel meiner Rezension ist vielleicht etwas verwirrend ...
Ich hatte das Glück und durfte dieses Buch im Rahmen einer gemeinsamen Leserunde lesen – und wurde absolut nicht enttäuscht. Aber von Anfang an:
Der Titel meiner Rezension ist vielleicht etwas verwirrend „Eintauchen in eine Welt voller Magie“ – ist doch gerade die fehlende Magie, genau der Kern der Geschichte. Phantopien war einst ein florierendes Land, dessen Status getrieben war, durch die Magie des Landes – eine Magie, die ihren Ursprung in den vier Künsten, der Musik, der Literatur, der Bildhauerei und dem Theater hatte. Mit dem sinkenden Stellenwert dieser Künste und dem abflauenden Interesse der Bevölkerung an diesen Künsten ging dem Land Phantopien die Magie fast vollständig verloren. Der einzige Ort im Land, an dem die Magie noch weiterlebt ist die Stadt „Fernab“ – eine Stadt, die aber kaum gefunden werden kann. Dem möchte die junge Königin des Landes entgegenwirken – ihr Ziel ist es, die Magie in das Land zurückzubringen und damit dem Land wieder zu alter Größe zurück zu verhelfen. Ein Plan, für den sie bereit ist alles zu tun.
Mittendrin treffen sich die junge Dichterin Minna und der Schatzsucher Finn. Beides Personen, die am Rande der Gesellschaft leben – Minna, da sie als letzte Dichterin Phantopiens nahezu die Letzte ist, die noch an die Magie der Worte glaubt – und Finn, da er im Schatten seines grausamen aber erfolgreichen Vaters steht und für sein Ziel ein guter Schatzsucher zu werden, zunächst den Weg eines Diebes einschlagen muss. Der Traum der Beiden ist es, die Stadt Fernab zu finden um dort ihre Träume zu erfüllen. So kommt es gerade recht, als Minna eine Einladung zu einem Dichterwettstreit am königlichen Hofe in Fernab erhält…
Wenn also einem Land die Magie fehlt – warum schreibe ich dann gerade vom „Eintauchen in eine Welt voller Magie“. Dies liegt daran, dass die Autorin es mit ihren Worten schafft, eine einzigartige Welt zu erschaffen die einen sofort in ihren Bann zieht. Hier handelt nicht nur die Geschichte von der Macht und Magie die Wörter auf uns ausüben können sondern durch den Schreibstil der Autorin war ich selber völlig fasziniert von den Worten die die Geschichte zu einer Solchen machten. Dies wird insbesondere im ersten Teil des Buches deutlich – die gewählten Worte halten einem häufig einen Spiegel vor Augen und zeigen, dass wir in unserer Welt manchmal genau dieselben Fehler machen wie die Bewohner Phantopiens. Womöglich vertreiben auch wir die Magie und die Fantasie aus unserem Leben? Ich habe beim Lesen dieses Buches sehr häufig darüber nachgedacht.
Die Geschichte an sich hat mich sofort in ihren Bann gezogen - was insbesondere auch an dem Stil der Autorin liegt. Die Kapitel sind sehr kurz und werden immer wieder aus der Sicht anderer Personen erzählt. Dies führt dazu, dass man zum Teil ein und dieselbe Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln sieht, was für den Leser unglaublich interessant ist. Ebenso erhöhen die kurzen Kapitel das Erzähltempo – der ganze Roman hat ein sehr hohes Tempo und damit kaum Längen.
Allerdings hat mir durch dieses hohe Tempo teilweise die Tiefe gefehlt. Diese wundervolle Welt, die die Autorin erschaffen hat wird aus meiner Sicht teilweise recht oberflächlich erzählt. Hier hätte ich mir noch mehr Beschreibungen oder einen Blick rechts und links der Hauptgeschichte gewünscht um besser in diese Welt eintauchen zu können. Durch das Erzählen aus unterschiedlichen Blickwinkeln hatte ich als Leser ab und zu das Gefühl „abgehängt“ zu werden – nicht, weil da Tempo zu hoch ist, sondern weil schlicht und ergreifend Dinge passiert sind – die der Leser aber nicht erfährt. Man verlässt die Sicht eines Charakters an einer wichtigen Stelle und taucht gleichzeitig in die Sicht eines anderen Charakters ein – die aber zu einem späteren Zeitpunkt einsetzt. Somit fehlen einem wichtige Informationen, die auch an späterer Stelle teilweise nicht aufgelöst werden.
Zu den Charakteren an sich muss ich sagen- dass mich die Königin am meisten in ihren Bann gezogen hat. Ihr Charakter ist am facettenreichsten gestaltet und aus meiner Sicht auch am umfangreichsten beschrieben. Über einzelne Nebencharaktere hätte ich gerne mehr erfahren – die beiden eigentlichen Hauptfiguren Finn und Minna mochte ich gerne, allerdings hat mir auch hier etwas der Tiefgang gefehlt. Beide machen während der Reise eine große Entwicklung durch, die aber so teilweise nicht so deutlich zum Vorschein kommt.
Insgesamt aber für mich auf jeden Fall ein ganz großartiges Buch für jeden der Bücher liebt und für den Worte mehr sind, als einfach nur aneinandergereihte Buchstaben. Auch wenn ich mir an manchen Stellen noch eine etwas ausführlichere Beschreibung gewünscht hätte auf jeden Fall von mir eine 100%ige Leseempfehlung!