Profilbild von Sparklesandmascara

Sparklesandmascara

Lesejury Star
offline

Sparklesandmascara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sparklesandmascara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Wie man einen Badboy zähmt - oder auch nicht

Love me lordly
0

„Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus ...

„Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus dieser Hölle befreien können.“ (Alice in Love me Lordly)

Worum geht’s?

Die 20-Jährige Alice hat es schwer im Leben. Mit mehreren Jobs muss sich sie über Wasser halten. Als sie eines Tages müde und abgeschlagen nach einer langen Schicht im Parkhaus mit ihrem Auto ausparkt, rammt sie versehentlich einen edlen Ferrari von Kians Stiefvater. Ohne Versicherung wird das ein teurer Spaß und Alice weiß nicht, wie sie das Geld aufbringen soll. Der 25-Jährige Kian, Playboy und Mistkerl, lebt nicht in Geldsorgen. Doch sein Stiefvater macht ihm das Leben schwer. Da kommt es ihm gerade recht, dass Alice in seiner Schuld steht. Denn Alice ist das genaue Gegenteil von ihm – unschuldig und lieb. Kurzerhand schlägt er ihr einen Deal vor: Sie soll seine Fakefreundin spielen und sein ramponiertes Image aufpolieren, das seinem Stiefvater ein Dorn im Auge ist. Aber schon bald müssen sich die beiden fragen, wie viel sie wirklich faken…

Love me lordly ist Band 1 der Wrecked-Reihe von Katie Weber. Jedes Buch der Wrecked-Reihe geht um einen anderen Hauptcharakter, die Charaktere der anderen Bücher kommen jedoch vor.

Schreibstil / Gestaltung

Hingucker-Alarm! Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Glitzeroptik und Gold, mehr braucht man nicht, um ein Funkeln in meinen Augen zu erzeugen. Die Optik passt gut zum Buch, da Love me Lordly keine zuckersüße Kitsch-Lovestory ist. Die anderen Bücher der Reihe haben zudem eine ähnliche Optik, wodurch die Reihenzugehörigkeit klar erkennbar ist.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Alice und Kian in der jeweiligen Ich-Perspektive. Hierdurch erhält man Einblicke in die jeweiligen Gedanken der Protagonisten. Die jeweiligen Kapitel verfügen über eine Überschrift mit dem Hinweis, wer erzählt. Allerdings erkennt man auch anhand der Erzählung direkt, wer erzählt, da beide eine eigenständige Art haben und diese gut transportiert wird.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen. Sprachlich liegt das Buch auf einem normalen Niveau für New Adult Bücher, die Sätze sind nicht sonderlich komplex und daher kommt man leicht durchs Buch. Allerdings konnte mich die Autorin mit ihrer Wortgewandtheit sehr überzeugen, da hier wirklich ein facettenreicher Wortschatz vorliegt. Das Buch verfügt über wenige, aber sehr niveauvolle Erotikszenen. Die Kapitel von Kian spulen zudem ein buntes Programm an Kraftausdrücken und Flüchen ab.

Mein Fazit

Love me Lordly ist mein erstes Buch der Autorin. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, denn es klang nach einer klassischen Geschichte um einen verwöhnten Schnösel, der sein Geld und seine Stellung durch eine Fakebeziehung retten möchte. Doch das Buch überraschte mich, denn mit der süßen, aber taffen Alice und dem ungehobelten Mistkerl Kian bringt Katie Weber zwei starke Protagonisten aufs Feld, die mich immer wieder zum Schmunzeln und zum Fluchen brachten.

Natürlich ist die Grundidee nicht neu. Alice zerkratzt das teure Auto, hat aber kein Geld zum Begleichen des Schadens. Kian, der eigentlich genug Geld hat, aber ein Mistkerl ist, nutzt diese Lage schamlos aus und verpflichtet sie für ein perfides Schauspiel, um seinen Stiefvater hinters Licht zu führen – und von seinen wahren Motiven abzulenken. Doch dann funkt das Leben dazwischen und beide müssen feststellen, dass sie sich gegenseitig falsch eingeschätzt haben. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist steinig und die beiden überraschen sich gelegentlich auch. Schritt für Schritt hält Alice Kian den Spiegel vor, was für ein Mistkerl er eigentlich teilweise ist. Und Kian? Der ist verblüfft davon, dass dieses unschuldige Mädchen ihm widerspricht, denn das ist er nicht gewohnt. Doch auch Kian hat Alice viel zu bieten. Alice, die ihr Leben lang hart schuften musste für das, was sie Leben nennt, kann endlich einmal zur Ruhe kommen. Wäre da nur nicht ihr blödes Herz, was immer etwas zu schnell schlägt, wenn sie Kian sieht…

Alice und Kian. Absolute Gegensätze und trotzdem harmonieren sie hervorragend. Alice ist süß und hat in ihrem Leben jedoch schon einiges durchmachen müssen. Dennoch möchte sie weder Almosen noch Mitleid. Mit ihrer liebevollen Art ist sie von Anfang an sympathisch. Trotzdem ist sie keine niedliche Maus, die man einfach herumschupsen kann. Sie hält Kian gut in Schach, gibt ihm Konter und zeigt sich hierbei regelmäßig sehr weitsichtig. Hin und wieder zeigt sie aber auch gutgläubige Züge, die ihr am Ende auf die Füße fallen. Man kann ihr hierfür aber nicht böse sein, denn sie ist noch jung und es passt. Kian hingegen ist ein Antiheld. Mistkerl durch und durch, ungehobelt, unfreundlich, dazu ein Playboy, der gut herumkommt. Er wirkt verbittert und zeigt sich vor allem in der ersten Hälfte des Buchs als wütende Person. Doch hinter der Fassade versteckt sich ein junger Mann, der auch viel mitmachen musste und mit seiner Intelligenz die Firma seines Stiefvaters groß macht, ohne die Anerkennung dafür zu kriegen. Kian ist nicht gerade ein Gentleman, aber auch er hat lobenswerte Züge an sich, die sich im Buch immer wieder zeigen. Alice und Kian sind starke Persönlichkeiten, die gern auch mal Wortduelle ausfechten oder sich in – teils körperlichen – Machtspielchen gegenseitig in die Grenzen weisen. Und es hat Spaß gemacht, dies mitzuerleben. Es ist ein wenig ein Katz-und-Maus-Spiel. Und dann sind da noch Kians Freunde. Vier heiße Typen, alle genauso kaputt wie Kian, aber in anderer Hinsicht. Jeder hat ein Problem, bei dem einen sind es zum Beispiel Drogen, bei einem anderen ein Aggressionsproblem – auf jeden Fall genug Stoff, um vier starke Folgebände zu gestalten. Die Jungs präsentieren sich dabei allesamt nicht sonderlich sympathisch, ganz im Gegenteil. Und dennoch – oder gerade deshalb? – wecken sie großes Interesse und man möchte mehr über sie und ihre Probleme erfahren. Weitere Randcharaktere, etwa die großmütterliche Haushälterin Sophia, runden die Geschichte ab, bleiben aber zugleich eher oberflächlich und im Hintergrund.

Überrascht war ich, dass das Buch doch mit für New Adult eher unterdurchschnittlich wenigen Sexszenen daherkommt. Oftmals hat man das Gefühl, dass die Erotik das einzige ist, was die Protagonisten verbindet. Das hatte ich hier nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die ausufernde Sexszenen in Büchern meist störend finden oder einfach plump und niveaulos. Katie Weber präsentiert allerdings eher kürzere und wohldosierte Szenen. Es gibt eine längere Sexszene, die für mich tatsächlich als eine der besten Sexszenen in Erinnerung bleiben wird. Denn hier knistert es gewaltig und die Spannung und Machtspielchen zwischen Kian und Alice sprangen mir aus dem Zeilen wirklich zum Greifen entgegen. Auf jeden Fall passen die Szenen gut ins Buch und unterstützen die Geschichte.

Einziges Manko, aber damit auch meckern auf hohem Niveau: Der zeitliche Ablauf. Denn die Story des Buches umfasst einen sehr kurzen Zeitraum, in dem sehr viel passiert. Der Zeitraum ist zwar nicht unglaubwürdig kurz, aber ein wenig mehr Zeit hätte der Beziehung sicher gutgetan, um stabiler zu wirken und die einzelnen Fäden etwas mehr zu entwirren. Auf der anderen Seite transportiert der kurze Zeitraum aber auch die Message, dass Alice wie ein Blitz in Kians Leben eingeschlagen ist – denn genauso knisternd wie ein Gewitter sind die beiden. Es sprühen die Funken und gelegentlich knallt es auch mal.

Love me Lordly ist ein sehr starker Reihenauftakt, welcher mich mit zwei tollen Protagonisten begeistern konnte, die durch einander und miteinander wachsen, ohne dabei ihre Persönlichkeit zu verlieren. Mit einigen witzigen Dialogen, jeder Menge Sticheleien von Kian und einer besonnenen, aber mutigen Alice hatte ich tolle Lesestunden und mit einem für mich so nicht unbedingt vorhersehbaren Ende freue ich mich bereits sehr auf Band 2, da mich die Geschichte um Grayson in diesem Buch bereits neugierig gemacht hat. Und ich hoffe sehr, Alice und Kian auch in den Folgebänden gelegentlich wiederzusehen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.06.2019

gnadenlos, fesselnd und bedrückend

River of Violence
0

„Er gibt und denkt, es wäre der Anfang. Ich nehme und weiß, das ist das Ende.“ (Harley über Will in River of Violence)

Worum geht’s?

Harley ist in einer Welt aufgewachsen, die von Drogen, Gewalt und ...

„Er gibt und denkt, es wäre der Anfang. Ich nehme und weiß, das ist das Ende.“ (Harley über Will in River of Violence)

Worum geht’s?

Harley ist in einer Welt aufgewachsen, die von Drogen, Gewalt und Angst beherrscht wird. Als Tochter von Duke McKenna, bekannter und gefürchteter Clanboss und Drogenbaron, besteht ihre Kindheit aus Waffen und Leichen. Schon jung wird sich darauf trainiert, nicht Daddys süßes Mädchen zu sein, sondern eine knallharte, taffe Frau zu werden, die den Clan übernehmen kann. Mit Anfang 20 ist es soweit. Doch Harley hat andere Pläne, denn diese Welt ist ihr zuwider und sie will raus, weg von all der Gewalt. Aber so einfach ist das alles nicht, denn für sie steht viel auf dem Spiel. Und so will sie dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende setzen…

River of Violence ist ein Einzelband und in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover in schwarz mit rot passt gut zum Buch. Es ist zurückhaltend, düster und unaufgeregt. Es passt insoweit gut zum Buch, da im Buch einiges an Blut fließt und die Geschichte an sich schon so nervenaufreibend ist, dass ein einfaches Cover die Botschaft mehr unterstreicht.

Das Buch wird durch Harley in der Ich-Perspektive erzählt. Die Autorin nutzt viele kurze Sätze, die Wortwahl ist erwachsen und teils sehr deftig. Es gibt zahlreiche Kraftausdrücke. Auch inhaltlich ist das Buch zielgruppentechnisch auf Erwachsene ausgerichtet. Es gibt keine Erotikszenen, aber zahlreiche Gewaltszenen. Die Autorin schildert hierbei anschaulich, aber nicht unbedingt detailliert, was geschieht. Dennoch entstehen im Kopf des Lesers eindeutig Bilder. Das Buch lässt sich gut lesen, ist teilweise aber auch eher anspruchsvoll.

Das Buch besteht aus zwei Erzählsträngen, die sich kapitelweise abwechseln. Der eine ist die Gegenwartshandlung der erwachsenen Harley, die einen Zeitraum von drei Tagen umfasst und chronologisch erzählt wird. Der zweite sind Rückblicke in Harleys Kindheit und Teenagerzeit, wo sie dem Leser einzelne Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Die Rückblicke beginnen immer mit „ich war xx Jahre alt, als…“.

Mein Fazit

River of Violence ist ein Buch, bei dem ich mich entschuldigen muss. Es lag länger bei mir herum, da ich von einigen anderen Rezensionen abgeschreckt war und dachte, es würde mir nicht gefallen. Liebes Buch, es tut mir Leid. Wirklich, hätte ich dich doch nur früher gelesen. Denn du warst fantastisch!

Selten gibt es Bücher, die mich von der ersten Seite an so fesseln und in den Abgrund reißen können. River of Violence startet direkt mit der 8-Jährigen Harley, die mit ansehen darf, wie ihr Vater einen Konkurrenten auslöscht. Hier war mich schon klar: Dieses Buch wird sicher kein leichte Kost. Und das ist River of Violence wahrlich nicht. Man sollte sich bewusst sein, zu was man hier greift: Eine düstere, schonungs- und gnadenlose Geschichte um eine junge Frau, die über Jahre hinweg von ihrem Vater zu einer starken, tödlichen Führungspersönlichkeit ausgebildet wurde. In kapitelweisen Rückblicken in ihre Vergangenheit erfährt der Leser Stück für Stück, was Harley über sich ergehen lassen musste und was sich erleben musste, um zu dem zu werden, was sie jetzt ist. Gefangen zwischen Fassungslosigkeit, Mitleid und einer gewissen Bewunderung taucht man ein in eine Welt, die man so nicht kennt und sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen kann. Eine Welt, die auf Drogen, Angst, Gewalt, Erpressung und Macht aufbaut, bei der die Leute getrieben sind von Rachegelüsten und Gier. River of Violence ist ein Buch voller Dunkelheit mit ganz wenig Licht. Atmosphärisch stark treibt das Buch einen immer wieder an die Grenzen der eigenen Vorstellung und testete ausgiebig die Toleranz des Lesers.

Hauptstrang des Buches ist ein Plan von Harley, die ausbrechen möchte aus dieser Welt, aber nicht kann. Denn einerseits ist dort die Erwartung ihres Vaters und des Clans, andererseits ist dort ihre „Nebenbeschäftigung“ – ein Frauenhaus, was bereits ihre Mutter aufgebaut hat und bei dem sie misshandelten und schutzlosen Frauen eine Zuflucht und Schutz bietet. Doch um die Rubys zu schützen, ist sie auf den Namen „McKenna“ angewiesen und teilweise auch auf die Kontakte ihres Vaters. Der wiederum erwartet, dass sie eine aktive Rolle im Clan spielt. Und so ist Harley permanente gefangen zwischen Wunsch und Realität, zwischen Hoffnung und Ernüchterung. Sie weiß, sie kann nicht ohne, aber sie will nicht mit. Daher reift ein Plan in ihr heran, wie sie dieses Dilemma beseitigen kann. Und Stück für Stück entfaltet sich ihr Plan. Der Leser erfährt ganz langsam, was sie tut, wieso sie es tut und was sie erreichen möchte. Ich habe mich permanent gefragt, ob es eine gute Idee ist, ob Harley es schaffen wird und ob es am Ende alle Bemühungen wert sein wird – vorausgesetzt, Harley überlebt überhaupt.

Obwohl das Buch durchaus als lang zu betiteln ist, habe ich mich nie gelangweilt gefühlt. Die Gegenwartshandlung entfaltet sich langsam, aber dafür eindrucksvoll und hat vor allem in der zweiten Hälfte des Buches doch ein recht hohes Tempo. Zudem gibt es hier die ein oder andere Überraschung. Garniert mit den beklemmenden Rückblenden in Harleys Vergangenheit, die teilweise wirklich erschreckend und bedrückend sind, entwickelt das Buch eine starke Dynamik und hat mich teilweise sprachlos zurückgelassen. Das Ende war zwar durchaus idealistisch, konnte mich aber dennoch überzeugen, weil es stimmig war und zum Buch und Harley passte. Tatsächlich war ich sogar etwas traurig, dass das Buch vorbei war. Ich hätte gern mehr von Harley gelesen und davon, wie es jetzt weitergeht. Ich kann jedoch auch verstehen, wenn man insbesondere das Ende dann doch etwas zu feministisch empfindet. Glaubwürdig finde ich aber vor allem, dass die Autorin Harley nicht verändert hat. Denn nach ihrer Vergangenheit und ihren Erlebnissen wäre eine 180-Grad-Wendung unlogisch.

Harley ist ein sehr interessanter Charakter und eine untypische Protagonistin. Ich war lange unentschlossen, ob ich sie mag oder nicht. Denn tatsächlich ändert sich die Sicht des Lesers auf sie regelmäßig. Es gibt Phasen, wo Harley einen mit ihrer beschützerischen Art bezaubert, etwa wenn es um die Belange der Rubys geht. Es gibt Phasen, wo Harley einen mit ihrer Skrupellosigkeit schockiert und einem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt, nur um danach zu zeigen, dass sie doch anders gestrickt ist als ihr Vater. Harley ist nicht „die typische Mafiatochter“, die mit einige Bodyguards durch die Gegend fährt und shoppen geht. Harley braucht keine Bodyguards, sie hat sich selbst. Sie ist hochgradig tödlich, dabei aber nicht unrealistisch „overpowered“, sondern hin und wieder muss auch sie mal einstecken. Durch die Rückblicke versteht der Leser gut, wieso Harley so ist, wie sie ist und wieso sie in einem dauerhaften inneren Kampf zwischen Morden und Moral steht. Es gibt zahlreiche Nebencharaktere, etwa Harleys Vater, einige seiner Männer aus dem Clan, die Rubys, Harleys Freundin Brooke und Will, die einzige Person, die Harley regelmäßig durchschaut und wahrscheinlich Harleys größter Schwachpunkt. Man lernt die einzelnen Figuren allenfalls oberflächlich kennen, was mich nicht so sehr gestört hat, denn ihre Bedeutung und ihren Einfluss kann man dennoch schnell erfassen. Als absolut fantastisch möchte ich zudem Harleys Hündin Busy erwähnen. Sie spielt im Buch immer wieder eine Rolle, beschützt und tröstet Harley. Ich habe mich als über Kopf in diese Hündin verliebt, die so treu an der Seite ihres Mädchen steht, welches sie als Hundewelpe gerettet hat und nur von ihrer Hündin bedingungslos verteidigt wird.

Eine der größten Stärken des Buches war für mich der Erzählstil. Harley berichtet in einer relativ nüchternen Art, vor allem die Rückblicke mit teils schrecklichen Erlebnissen, erzählt sie gelassen. Das hat nichts mit Emotionslosigkeit ihrerseits zu tun, sondern zeigt die Früchte ihrer Erziehung: Nicht weinen, nicht trauern, keine Gefühle zeigen. Selten bröckelt ihre Fassade und wenn das passiert ist, tat sie mir sehr leid. Tess Sharpe ist ein hervorragender Spagat zwischen Angst vor und Angst um Harley gelungen.

River of Violence ist ein Buch für alle, die sich an eine dunkle Welt herantrauen, in der Gewalt an der Tagesordnung steht. Für alle, die eine starke junge Frau dabei begleiten möchten, in einer männerdominierten Welt zu überleben und aus ihrer Vorbestimmung auszubrechen. Das Buch ist schockierend und gnadenlos, aber wenn man sich darauf einlässt, fesselt es einen unfassbar. Zartbesaitete sollten jedoch die Finger von diesem Buch lassen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 14.06.2019

irrsinniger Wahnsinn, der einen fesselt

Silent King - Elite Kings Club
1

„In dieser Nacht hatte ich einfach zu viel erlebt. Dinge, die ich mir nicht erklären konnte. Und Dinge, von denen ich nicht sicher wusste, ob ich sie mir überhaupt erklären wollte.“
(Madi über die Enthüllungen ...

„In dieser Nacht hatte ich einfach zu viel erlebt. Dinge, die ich mir nicht erklären konnte. Und Dinge, von denen ich nicht sicher wusste, ob ich sie mir überhaupt erklären wollte.“
(Madi über die Enthüllungen aus Broken Puppet in Silent King)

Worum geht’s?

Nach einem mehrfachen Paukenschlag am Ende von Band 2 steht Madis Leben Kopf. Alles ist anders, als sie dachte. Hin und her gerissen, ob sie mit den Kings noch etwas zu tun haben will, kommt sie dennoch von Bishop einfach nicht los. Sie braucht Antworten, denn so viel, was sie zu wissen glaubte, ist anders, als sie dachte. Und die Kings müssen feststellen, dass sie nicht alles geheim halten können und sollten, denn eine mächtige Gefahr steht im Hintergrund und wartet nur darauf, die Kings und ihre Weltordnung zu zerschlagen…

Silent King ist der dritte Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones, die voraussichtlich 7 Teile haben wird. Man benötigt Vorkenntnisse aus Band 1 und 2, das Buch kann nicht eigenständig gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Silent King passt sich wunderbar in die Reihe ein. In schwarz gehalten und schlicht erzeugt es die düstere Atmosphäre, die auch das Buch ausmacht. Die männlich anmutende Krone passt zum Titel.

Anders als die beiden Vorgängerbände erhalten wir dieses Mal nicht nur Einsicht in Madis Erzählung, sondern auch Bishop berichtet zwischendurch in der Ich-Perspektive, allerdings nicht in einem 50/50 Verhältnis. Außerdem gibt es in einigen Kapiteln mittendrin einen Sprung zu Daemon, die Sprünge werden entsprechend übertitelt. Der Erzählerwechsel bei Madison und Bishop wird nicht gesondert ausgewiesen, man weiß zum Kapitelstart also nicht, wer erzählen wird. Allerdings erkennt man dies durch den Sprachstil meist schnell. Die Geschichte ist größtenteils linear aufgebaut, es gibt allerdings einige Zeitsprünge nach vorne und nach hinten In einigen Kapitel erleben Madison und Bishop zudem einige Flashbacks, die durch Kursivschrift sofort erkennbar sind. Strukturell ist Silent King hiermit etwas aufwendiger zu verstehen.

Der gewöhnungsbedürftige Schreibstil der Autorin, den ich als ruppig und sprunghaft beschreiben würde, ist in diesem Buch nicht so ausgeprägt wie in den beiden Vorgängern. Zwar bleibt es bei größtenteils kurzen Sätzen und vielen Gedankensprüngen, allerdings wirkt Band 3 strukturiert. Dennoch bleibt Silent King wie seine Vorgänger wirr und unkontrolliert, was zum Inhalt hervorragend passt und finde es als atmosphärisches und charakterliches Stilmittel sehr passend. Auch in Band 3 geizt die Autorin nicht an Kraftausdrücken, insbesondere die Kapitel aus Bishops Sicht enthalten eine für Bishop angemessene Dosis deutlicher Sprache.

Mein Fazit

Die Elite Kings. Kontrovers, wirr, absurd, verkorkst – es gibt so viele Adjektive, die mir einfallen, wenn es um die Reihe geht. Doch wie erklärt man seine Begeisterung für ein Buch, was sich so schwer in Worte fassen lässt, was mit dem Leser spielt und Spaß daran hat, ihn an den Rand der Verzweiflung zu treiben? Ich habe Silver Swan geliebt, weil es unkontrolliert und unerwartet war. Ich habe Broken Puppet geliebt, weil es von Seite zu Seite alles Geglaubte stets demontiert hat und den Leser immer wieder neu verblüfft hat – mit vollkommen absurden Handlungssträngen und schockierenden Enthüllungen. Und ja, ich habe auch Silent King geliebt. Doch warum?

„Mein Leben war eine Art Enzyklopädie, in die ständig neue Informationen eingetragen wurden, sodass ich es unaufhörlich ändern und umschreiben musste.“
(Madi in Silent King)

Diese Antwort ist sicher nicht einfach und mit einem Satz zu geben. Das Buch steigt mit einem kurzen Rückblick auf das Ende von Broken Puppet direkt wieder ins Geschehen ein. Erwartet der Leser, dass Madi sich jetzt auf die Suche nach Antworten begibt, so wird man enttäuscht. Denn zunächst geht es vollkommen unerwartet um die instabile, schwierige Beziehung zwischen Madi und Bishop. Denn Madi hat das Bedürfnis, Bishop eins auszuwischen und macht mit Nate und Brantley rum. Hier lag der erste Test für den Leser – es war ein wahrer „was zum Teufel“-Moment. Doch vielleicht war er auch notwendig, um mich daran zu erinnern, dass die Elite Kings auf einem ganz anderen Level spielen. Aus diesem Intermezzo folgt eine komplizierte Rache-Wut-Entwicklung zwischen Madi und Bishop. Ihre Beziehung ist toxisch, so könnte man es wohl am besten beschreiben. Aber: Durch diesen kleinen Umweg erhält man Einblicke in Bishops Psyche, die Bedeutung von Madison für die Kings und die Macht des Zusammenhalts. Und diese Einblicke benötigt man. Denn nach etwa einem Viertel ist das Buch wieder in seinen Heimatgewässern: Es wird wirr, es wird geheimnisvoll und es wird verdammt gefährlich. Madi und auch der Leser erhält einige Antworten, einige Puzzleteile fügen sich zusammen, wieder andere hingegen zeigen sich als Blendgranate. Lange saß ich da, las Seite um Seite und wusste nicht, wo mich Amo Jones hinsteuern möchte. Hilflos wie eine Nussschale auf dem offenen Meer, aber zumindest nicht mehr ganz so ahnungslos wurde ich langsam zu einem epischen Finale geleitet – naja, Zwischenfinale. Silent King ist ja nicht das Ende der Reihe, nur das Ende meiner Nerven.

Ja, es gab ein episches „Midseason-Finale“ in bester Serien-Blockbuster-Manier. Ich habe mit vielen gerechnet, hiermit aber sicher nicht. Es ist so überzogen, dass man nicht weiß, ob man gerade aus Versehen bei Game of Thrones oder Twilight gelandet ist, naja, nur ohne den Fantasie-Teil. Denn tatsächlich – so übertrieben es auch ist – konnte mich am Ende die komplette Auflösung rund um die Kings, die offenen Fragen aus Band 2 und Madisons Rolle im ganzen Spiel doch sehr zufrieden stellen. Überraschungen gab es zu Genüge. Leute, die plötzlich auftauchten, Leute, die plötzlich verschwanden und in einem unschuldigen, nachgeschobenen Kapitel wird wie ein Schlag in die Magengrube offenbart, dass die Elite Kings sich zu Unrecht in Sicherheit wiegen. End of Story? Ganz sicher nicht. Bei den Elite Kings gibt es sowas wie Happy Ends ganz sicher nicht. Von einer Katastrophe in die nächste…

„Diese Jungs leben nach ihren eigenen Regeln und Ritualen. Dass ich sie nicht verstand, machte sie nicht ungültig.“ (Madi über die Kings)

Man nehme einen Haufen 17-20jährige, die unfassbar teure Autos fahren, von Tattoos nur so überzogen sind, saufen wie ein Loch, kiffen, durch die Betten hüpfen (gern auch mal unkonventionell), von den Eltern Freifahrtscheine für so quasi alles haben, mit Messern und Waffen umgehen können und keinen einzigen Tag in der Schule verbringen, außer vielleicht mal in der Cafeteria. Hierzu packe man ein Mädchen, 17 Jahre, unschuldig mit einer Vorliebe für Waffen, und ihre leicht abgedrehte beste Freundin – die allein lebt ohne elterliche Aufsicht. Klingt realistisch? Absolut nicht. Doch ist man von ihnen fasziniert, schockiert, entsetzt und verblüfft? Aber sowas von. Denn das macht gerade den Spaß aus: Die Elite Kings sind so unglaublich übertrieben, dass es Spaß macht. Man lacht mit ihnen, man verdreht die Augen ihretwegen und man denkt unweigerlich „ach, was habe ich mit meinen süßen 17 Jahren so gemacht“ – ganz sicher keine Menschen getötet (oh, sorry, Bishop hat mit 13 angefangen!). Und dadurch, dass die Charaktere sind wenig greifbar sind, sind sie eine Wundertüte für den Leser. So auch hier in Silent King, wo vor allem Madi am Ende eine Schlüsselrolle einnimmt, die man nie erwartet hätte und einem mit offenem Mund zurücklässt. Man muss einfach drüberstehen, dass es hier nicht um eine realistische nette Story geht, sondern einfach um Unterhaltung. Und das sind die Kings auf jeden Fall.

„Ich war süchtig nach dem brennenden Schmerz, der sich in mir ausbreitete, wenn Bishop mir wieder einmal das Herz brach.“ (Madi über Bishop in Silent King)

Auch in diesem Band liegt der Fokus primär auf Madi und Bishop, dieses Mal aber mit deutlich mehr Randfiguren. So spielt vor allem Nate eine Rolle, der im Fokus von Buch 4 und 5 stehen soll und somit bereits ansatzweise seine Storyline eingeführt wurde – unvorhersehbar und mit einem großen, kleinen Bang. Im Verlauf kommt durch eine Enthüllung eine weitere, altbekannte Person als relevante Randfigur dazu. Auch Daemon ist wieder am Start, zahlreiche Kings verschiedener Generationen, der Vater von Bishop, Tatum, ein paar weitere Leutchen und die unfassbar interessante Mutter von Bishop. Es wird voll in diesem Buch. Die weiteren Kings bleiben Randfiguren, die nur wenn notwendig angeführt werden. Dadurch, dass man nunmehr auch Einblick in Bishops Gedanken erhält, wird einiges klarer und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Bishop in seiner verqueren Art süß sein kann. Madi hat ihre Naivität noch einmal mehr abgelegt und zeigt oftmals vor allem Eier. Nichtsdestotrotz ist die Beziehung zwischen den beiden kompliziert und bereitet dem Leser durchaus Kopfschmerzen. Sind sie gut füreinander, sind sie schlecht füreinander, wer wird für wen das Verderben sein? Man bleibt unschlüssig und ändert gern seine Meinung, aber passt schon, in diesem Buch ist ja alles sehr sprunghaft. Also darf der Leser es auch sein.

Während Broken Puppet mich mit seinen groben Sexszenen doch etwas überrumpelt hat, muss ich sagen, dass Silent King überraschend unsexy ist. Sicher, es gibt vereinzelt sexuelle Thematiken und auch Verkehr, jedoch in einem weit unterdurchschnittlichen Verhältnis. Es fehlt bei den ganzen Geschehnissen vielleicht etwas die Zeit. Dafür wurde etwas an der Gewaltschraube gedreht. Silent King ist halt wie seine Brüder kein Jugendbuch, aber auch nicht wirklich ein Dark Romance Buch. Was genau es ist? Ich weiß es nicht. Nur, dass es grandios ist. Und manchmal frustrierend. Oft sogar.

Silent King hat es noch mehr als seine Vorgänger geschafft, meine Grenzen auszutesten: Meine Frustrationsgrenze, meine Toleranzgrenze und meine Bereitschaft, sich einer komplett absurden, wirren Geschichte hinzugeben. Zwar schlägt Silent King deutlich in die kerbe wie Silver Swan und Broken Puppet, bringt aber doch eine etwas andere Dynamik mit. Das Buch spielt weniger mit dem Leser und ist endlich bereit, einige Auflösungen zu präsentieren. Hierdurch geht etwas die Unberechenbarkeit des Buches verloren, doch wenn man bis hierhin durchgehalten hat, hat man es definitiv verdient, Antworten zu erhalten. Die Elite Kings konnten mich – once again – fesseln und noch heute, einige Tage nach dem Buchende, frage ich mich, welche Windungen in meinem Gehirn durchgeknallt sind, denn ja, Silent King mag objektiv betrachtet der größte Müll sein, eine vollkommen absurde Geschichte präsentieren und die Charaktere sind vollkommen drüber – und dennoch habe ich jede Sekunde des Lesens genossen und nach diesem Ende, welches wieder mit zwei, drei schockierenden Enthüllungen fast schon höhnisch lachend alles auf den Kopf stellt, freue ich mich wieder sehr auf die Fortsetzung. Denn ich dachte, ich habe das Puzzle gelöst. Aber da ist noch so viel mehr…

„Die kriegen schon noch, was ihnen zusteht. Mit Zugabe.“
(eine neue, verborgene Gefahr am Ende von Silent King über die Kings)

Wäre Silent King ein Film, würde er wahrscheinlich bei „die schlechtesten Filme aller Zeiten“ gelistet sein und die Elite Kings würden als Trash-Perlen gehandelt werden. Ja, der Sprachstil ist gewöhnungsbedürftig, die Charaktere sind lächerlich verkorkst, die Storyline ist so wirr und absurd, dass man sich fragt, welche Drogen man genommen hat. Das Buch ist objektiv schlecht. Aber die Kunst eines Buches liegt daran, wie es sich für den Leser anfühlt. Und subjektiv ist dieses Buch der Wahnsinn. Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob er in diese wirre Welt eintauchen kann und mag. Man wird sie lieben oder man wird sie hassen, ausnahmsweise gibt es kein Dazwischen. Aber haben die Kings dich erst einmal gecatcht, wirst du ihnen nicht entkommen. Niemals.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.06.2019

super Young-Rockstar-Lovestory

Backstage - Mia auf Tournee
0

„Sie hatte ihn wohl mindestens in dieser Sache falsch eingeschätzt. Er war nicht einfach irgendein Party-Playboy. Er hatte Träume und Ambitionen, Wünsche, genau wie sie.“ (Mia über Ryder in Backstage 2)

Worum ...

„Sie hatte ihn wohl mindestens in dieser Sache falsch eingeschätzt. Er war nicht einfach irgendein Party-Playboy. Er hatte Träume und Ambitionen, Wünsche, genau wie sie.“ (Mia über Ryder in Backstage 2)

Worum geht’s?

Ryder Brooks, Badboy der Band Seconds to Juliet, ist durch seinen Schulabschluss gerasselt. Da er aber nicht für immer bei der Band bleiben und stattdessen lieber ein Musikstudium beginnen möchte, braucht er diesen dringend. Kurzerhand wird die 16-Jährige Mia als Nachhilfelehrerin engagiert. Mia ist ein Genie und genießt das Vertrauen des Bandmanagers. In einem Monat soll sie Ryder fit machen für die Nachprüfung. Doch als dieser sie plötzlich als seine Fake-Freundin vorstellt, fangen die Dinge an, kompliziert zu werden…

Backstage – Mia auf Tournee ist der zweite Band einer mehrteiligen Reihe um die fiktive Band Seconds to Juliet. Jeder Band handelt von einem anderen Mitglied der Band und ist in sich abgeschlossen, einzelne Charaktere aus Vor- und Nachfolgebänden kommen aber vor. Das Buch kann jedoch ohne Vorkenntnisse aus Band 1 gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das in rot und rosa gehaltene Cover mit der Silhouette eines Mädchens passt sowohl zur Thematik des Buches als auch zum ersten Teil sehr gut, wenn auch eine klare Abgrenzung zwischen den Büchern nicht direkt offenkundig ist.

Das Buch startet mit einem kurzen Steckbrief zu Ryder und wird sodann linear erzählt. Die Erzählweise erfolgt in der dritten Person durch einen Erzähler, der aber abwechselnd die Perspektive von Ryder und Mia einnimmt. Hierbei wechselt teilweise im Kapitel selbst mittendrin durch einen Absatz die Perspektive. Obwohl das Buch von einer anderen Autorin geschrieben wurde als Band 1, ist der Schreibstil absolut vergleichbar. Er ist locker und einfach zu lesen, die Sprache ist jugendlich und nutzt teilweise auch Umgangssprache. Die Absätze, welche aus Ryders Perspektive sind, haben einen eigenen Tonfall, der zu seiner Badboyeigenschaft sehr gut passt.

Mein Fazit

Band 1 der Backstage-Reihe hatte es mir bereits sehr angetan und mich positiv überrascht. Nachdem ich Band 1 als sehr süße Geschichte ohne viel Tiefe empfunden habe, bin ich mit einer ähnlichen Erwartung an Band 2 herangegangen. Etwas Bauchschmerzen hatte ich damit, dass Band 2 von einer anderen Autorin geschrieben wurde, da ich befürchtet hatte, dass der Schreibstil vielleicht nicht zusagt. Am Ende hat Band 2 mich aber deutlich mehr überzeugen können als Band 1. Wie kommt’s?

Der Einstieg in das Buch gefiel mir sehr gut und war für mein Empfinden untypisch, denn wir starten mit Ryder und seiner Situation, dass er Nachhilfe benötigt und sich dafür schämt, keinen Abschluss zu haben. Erst kurz danach tritt Mia auf die Bildfläche als jugendliches Genie, was ihm Nachhilfe geben soll. Da der Bandmanager sie kennt und sie Geld fürs College benötigt, nimmt sie den Job an. Doch bereits das erste Aufeinandertreffen wird zum Desaster, denn Ryder entpuppt sich als Ekel und Mia fragt sich, ob sie das alles wirklich machen will. Mit der Zeit entwickelt sich eine solide und glaubhafte Chemie zwischen den beiden und es ist wirklich schön anzusehen gewesen, wie beide miteinander und durcheinander wachsen und sich verändern. Die Geschichte steht für mich grundsätzlich zwar auf sehr wackligen Beinen, denn tatsächlich erschließt es sich mir nicht, wieso der Bandmanager Ryder keine ältere und ggf. männliche Nachhilfeperson sucht, wenn Ryder für seinen Nachhilfelehrerinnenverschleiß bekannt ist. Wenn man hier aber drüber hinweg schaut, steht man vor der nächsten Frage: Wieso ist es Ryder so hochgradig peinlich, dass die Band erfahren könnte, dass er Nachhilfe bekommt, dass er sich dafür entscheidet, dass Mia seine Fakefreundin spielen muss? Hat man diese zwei Hürden genommen und es einfach akzeptiert, unterhält einen das Buch wirklich sehr. Mia und Ryder gehen sie gelegentlich an, zeigen sich beide als starke Charaktere und ihre Päckchen, die sie zu tragen haben, fügen sich gut in die Geschichte ein.

Überraschungen gibt es über die weite Strecken nicht, auch der Drama-Bogen ist eher niedrig gehalten. Die Story überzeugt an vielen Stellen mit schönen Momenten, die sehr süß und in wirklich klassischer Filmart daherkommen. Doch es gibt auch Einblicke in das Tour- und Bandleben und hier wurde ich sehr überrascht. Denn Ryder ist unglücklich mit seinem Leben in der Band und zeigt das im Buch an vielen Stellen auch deutlich. Zudem gibt es auch darüber hinaus einige Situationen, die die Schattenseiten und Probleme von Tour- und Bandleben ansprechen. Dadurch wirkt Backstage 2 im Gegensatz zu Band 1 nicht wie ein Friede-Freude-Eierkuchen-Buch. Zum Ende hin gibt es das zu erwartende Enddrama, was mich hier wirklich überrascht hat. Was enthüllt wird, war zu erwarten, aber nicht, wer es ist und wieso. Da hat das Buch mich tatsächlich unvorhersehbar getroffen! Zudem ist auch Backstage 2 wie bereits Backstage 1 wieder sexfrei (allenfalls angedeutet).

Mia fand ich von Anfang an super. Sie ist ein etwas untypisches Mädchen. Sie wirkt sehr steif und zurückhaltend, denn in ihrem Leben gab es immer nur Lernen und Collegevorbereitung, da ihre Eltern verlangen, dass sie Medizin studieren soll. Hobbies gibt es nicht, auch ihr Singen und Songwriten wird von den Eltern im Keim erstickt. Ich habe mit Mia mitgelitten und den kontrollsüchtigen Einfluss ihrer Eltern mit Herzschmerz beobachtet. Umso schöner ist die Entwicklung und der Einfluss von Ryder auf Mia mitanzusehen. Ryder hingegen startet also absoluter Mistkerl ins Buch. Mit jedem Satz merkt man, wie wenig ihm an der Band liegt. Er will singen, aber seine eigenen Songs, nicht diesen Popkitsch. Ryder wirkt permanent wütend und je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr versteht man, wieso. Ryder ist jemand, der Probleme mit Bindungen hat, weshalb er reihenweise Groupies für eine Nacht abschleppt, aber weder zu den Jungs der Band eine freundschaftliche Beziehung aufbaut noch sonst sonderlich umgänglich ist. Hier ist es Mia, die Ausdauer und Vertrauen in ihn beweist. Ryders Entwicklung im Buch ist glaubwürdig und holprig, was dem Buch sehr viel Tiefe gibt und mit einer überzeugenden Hintergrundstory daherkommt. Es kommen zudem als Randcharaktere die anderen Bandmitglieder vor, in einigen wenigen Sätzen wird sich auch auf Miles und Aimee bezogen, allerdings ist der Fokus klar und deutlich auf Mia und Ryder. Anders als bei Band 1 haben Mia und Ryder auf mich nicht so eindimensional gewirkt und konnte mich mit einer eigenständigen Persönlichkeit überzeugen, was mir bei Backstage 1 doch sehr gefehlt hat.

Backstage 2 konnte mich insgesamt mehr begeistern als Band 1. Es ist und bleibt ein Jugendbuch, welches locker und leicht daherkommt, kein übermäßiges Drama benötigt und einfach ein Wohlfühlbuch für einen sonnigen Nachmittag oder einen kuscheligen Abend auf dem Sofa ist. Fans von Filmen wie Groupies bleiben nicht zum Frühstück oder Starstruck werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Ich war fast schon traurig, als das Buch zu Ende war, da es nur knapp 280 Seiten hat und ich gerne noch viel mehr über Mia und Ryder gelesen hätte. Das Buch ist kurzweilig, unterhaltsam und bringt anders als Band 1 sogar eine etwas tiefgründigere Story mit, sodass es meiner Meinung nach für alle Altersklassen funktioniert. Daumen hoch von mir und ich freue mich bereits jetzt unheimlich auf Band 3.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 23.05.2019

süße und humorvolle Geschichte

ROYALS - Prinz Charming gesucht
0

„Warte auf mich, bevor du irgendwelchen Schmuck in die Büsche schmeißt, Süße. “ (Daisys Vater zu Daisy in Royals 1)

Worum geht’s?

Als Daisys Schwester Ellie sich mit dem schottischen Prinzen Alex verlobt, ...

„Warte auf mich, bevor du irgendwelchen Schmuck in die Büsche schmeißt, Süße. “ (Daisys Vater zu Daisy in Royals 1)

Worum geht’s?

Als Daisys Schwester Ellie sich mit dem schottischen Prinzen Alex verlobt, fängt Daisys Leben an kopfzustehen. Plötzlich steht sie im Fokus der Öffentlichkeit und ziert die ersten Klatschblogs. Das schottische Königshaus entscheidet sich kurzerhand, Daisy nach Schottland zu holen, damit sie das Leben am Hof und die königliche Familie kennenlernt. Schon bald muss Daisy feststellen, dass hier das Motto „Mehr Schein als Sein“ sehr groß geschrieben wird. Und dann wäre da noch Miles, Freund der Königsfamilie und undurchschaubar…

Royals – Prince Charming gesucht ist Band 1 der Royals-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt behandschuhte Hände mit einer Clutch sowie den Schriftzug Royals. Das Cover ist für ein Jugendbuch passend, für die Geschichte wäre aber z.B. ein Ballkleid passender gewesen. Der Schriftzug Royals wirkt etwas billig. Insgesamt ist das Cover für mich zwar passend, hätte mein Aufsehen aber nicht erregt.

Das Buch wird linear aus Sicht von Daisy erzählt. Es gibt keine Perspektivwechsel. Der Schreibstil ist locker-leicht, lässt sich gut lesen. Das Buch ist bis auf wenige Ausreißer sprachlich angemessen für ein Jugendbuch, an einigen Stellen wurde durch die Übersetzung aber auf nicht ganz passende Worte zurückgegriffen. Das Buch ist sehr gut verständlich, enthält keine Erotik und keine Schimpfwörter.

Mein Fazit

Obwohl ich deutlich aus der Jugendbuch-Zielgruppe heraus bin, greife ich sehr gerne in regelmäßigen Abständen wieder zu der locker-leichten Kost. Royals klang vom Klappentext her sehr niedlich und so landete es bei mir. Und was soll ich sagen? Ich habe jede Sekunde Lesezeit geliebt.

Die Geschichte beginnt unmittelbar damit, dass Daisys Schwester Ellie nach Amerika zurückkommt und gemeinsam mit Prinz Alex verkündet, dass die beiden nunmehr verlobt sind und heiraten werden. Daisy ist hiervon so mittelmäßig begeistert. Man merkt auch relativ schnell, dass Ellie sich für ihre Familie etwas zu schämen scheint. Als Daisys Exfreund dann noch der Zeitung erzählt, Daisy hätte Schluss gemacht, um in die Fußstapfen ihrer Schwester zu treten und sich einen Prinzen zu angeln, läuft das königliche Fass über. Die Königin entscheidet: Daisy und ihre Familie kommen nach Schottland. Sehr widerwillig fügt sich Daisy der Situation und muss in Schottland immer wieder feststellen, dass die Royals nicht so toll sind, wie sie immer dachte. Stück für Stück realisiert sie auch, was das königliche Leben für ihre Schwester bedeutet. Mit viel Witz und Charme manövriert die Autorin Daisy durch die undurchsichtige Welt am Königshof und lässt sie in Fettnäpfchen treten. Als Daisy sich dann auch noch Miles, einem Freund der königlichen Prinzen, stellen muss, der ihr feindgesonnen ist und denkt, sie will sich nur an den jüngeren Prinzen Sebastian heranmachen, ist das Chaos perfekt.

Royals ist so eine Geschichte, die relativ plump klingt, aber einen überrascht. Bereits von Anfang an fand ich Daisy wahnsinnig sympathisch, da sie sich nicht verstellt, aber aus Rücksicht auf ihre Schwester versucht, sich einzufügen. Die schrulligen Eltern, die kühle Schwester und eine wirklich interessante, aber leicht verkorkste Königsfamilie machen das Buch rund. Ich habe über weite Phasen nicht verstanden, wie Ellie so böse zu ihrer Schwester Daisy sein kann, doch Stück für Stück entfaltet sich die Geschichte und die Wahrheit über das Leben am Königshof und im Fokus der Öffentlichkeit. Man erhält Einblicke in die Geheimnisse der scheinbar perfekten Royals, fängt an zu verstehen, wie Geschichten gezielt manipuliert werden können und kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie vorherbestimmt das Leben der Romanfiguren ist. Gepaart mit einige süßen und jeder Menge lustigen Momenten ist dieses Buch eine wahre Wohlfühlgeschichte, die teilweise etwas an „Plötzlich Prinzessin“ erinnert. Doch das ist gar nicht schlimm, denn trotz einiger Parallelen wartet das Buch mit vielen kreativen Ideen auf.

Durch den lockeren Schreibstil ist das Buch perfekt für ein entspanntes Lesevergnügen ohne großes Nachdenken, eine einfache Berieselung mit Humor. Zwischendurch gibt es immer wieder Blogbeiträge von Onlinemedien, die über das neuste Hofleben berichten und den Kontrast zwischen Medienberichtserstattung und Wahrheit aufzeigen. Man muss allerdings gestehen, dass das Buch relativ oberflächlich bleibt und die Charaktere wenig Tiefgang haben. Es beschränkt sich meistens auf einen Aspekt und mit diesem wird gearbeitet. Ich hätte mir gewünscht, die Charaktere besser kennenlernen zu dürfen, insbesondere Miles. Denn Miles spielt für die zweite Hälfte des Buches eine tragende Rolle.

Etwas schade war es, dass das Ende doch relativ gehetzt und überstürzt wirkte. Es passiert sehr viel, insbesondere der Auswirkung wird aber wenig Präsenz gegeben. Kurz nach dem großen Knall ist das Buch auch fast zu Ende, sodass ich kurzzeitig an einen Cliffhanger dachte. Doch in einem kurzen, letzten Kapitel wird der Sack dann doch noch zugemacht, in einer für das Buch angemessenen und akzeptablen Weise, die zwar nicht überraschend kommt, aber dennoch zufrieden stimmt.

Insgesamt ist Royals ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Lesespaß, der definitiv ins Herz geht und mit einer tollen Protagonistin, die sich selbst treuzubleiben versucht, überzeugen kann. Dieses Buch hat mich doch sehr positiv überrascht, da es mit mehr als nur einer süßen Story aufwartet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]