Anfangs war ich mir überhaupt nicht sicher, ob "Iron Flowers – Die Rebellinnen" ein Buch für mich ist. Zwar hat mich der "Selection"-Zusatz im Klappentext und die Leseprobe überzeugen können, aber ich hatte trotzdem so meine Bedenken. Wie viele Bücher mit starken Heldinnen und Rebellinnen haben wir denn schon gelesen? Und wie besonders und außergewöhnlich kann eine Geschichte zu diesem Thema denn noch sein? Trotzdem habe ich "Iron Flowers" eine Chance gegeben – und ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Dieses Buch glänzt mit so viel unterschiedlichen Facetten und einer außergewöhnlichen Dynamik, so dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.
Für mich ein sehr großer Pluspunkt an diesem Buch sind auf jeden Fall die Charaktere. Ich habe zwar schon oft Bücher gelesen, in denen Figuren, die ich anfangs nicht leiden konnte, mich doch noch überzeugen konnten. Allerdings habe ich sehr selten Geschichten gelesen, in denen die Charaktere eine solche Entwicklung durchmachen – und das, obwohl die beiden Hauptfiguren unterschiedlicher nicht sein könnten. Sowohl Serina, als auch Nomi machten in den ersten Kapiteln keinen besonders guten Eindruck auf mich. Serina erschien viel zu sehr von sich selbst überzeugt, zu oberflächlich und eigentlich wie ein kleines, dummes Mädchen, das man mit der Vorbereitung, eine Grace zu sein, ordentlich einer Gehirnwäsche unterzogen hat. Nomi stand da allerdings ihrer Schwestern in nichts nach. Sie ist zwar ganz anders, aber ihre leicht erregbare, streitsuchende Art, die in allem und jedem eine Bedrohung sieht und nicht in der Lage ist, sich in bestimmten Situationen unterzuordnen, hat es mir eher schwer gemacht, mich mit ihr identifizieren zu wollen.
Aber wie gesagt: beide haben sich entwickelt, beide habe ich lieben gelernt und beide habe ich in ihrer ganz eigenen Geschichte bewundert. Serina muss einige harte Entscheidungen treffen, sie darf nicht aufgeben und muss die rebellische Seite, die sie stets unterdrückt hat, hervorkramen um zu überleben – keine Übertreibung, denn sie muss wirklich lernen, zu überleben. Dabei macht sie große Entwicklungssprünge, wodurch sie sich meinen Respekt verdient hat. Und auch Nomi muss sich in einer Welt und in Situationen zurechtfinden, die sie anwidern, die sie nicht kennt und die sie nicht akzeptiert. Sie ist in dem Moment leichte Beute, sucht nach einem Verbündeten und scheitert kläglich bei dem Versuch, anzukommen und sich sicher zu fühlen. Aber gerade dass sie nicht durchschaut, in welche gefährliche Machtkämpfe sie gerät und auch ich als Leser hereingelegt wurde, hat mich spielend leicht eine Verbindung zu ihr aufbauen lassen.
Abgerundet wird die Charakterentwicklung von den unterschiedlichsten Nebenfiguren, die frischen Wind in die Handlung bringen, eine neue Richtung des Plots einschlagen lassen oder einfach nur da sind, um eine Schneise des Chaos und der Zerstörung zu hinterlassen. Sicher hätte ich davon nicht jeden Charakter gebraucht, aber diese Abwechslung und Vielfältigkeit haben mir sehr gut gefallen. Jeder hat letztlich seinen vorbestimmten Platz in der Geschichte – ob es am Ende dem Leser gefällt oder nicht.
Nun zur Geschichte: Niemals hätte ich gedacht, dass sich das Buch und der Plot so entwickeln. Es gibt einige drastische Wendungen, viele dramatische Szenen und stellenweise grausame Ereignisse, die das Buch wahnsinnig spannend und fesselnd erscheinen lassen. Die beiden abwechslungsreichen Handlungsstränge haben mich von vorne bis hinten packen können, so dass ich an keiner einzigen Stelle von Längen oder langatmigen Passagen reden könnte. Ich finde, "Iron Flowers" hat einen unglaublichen Unterhaltungswert, so dass ich das Buch innerhalb von 24 Stunden locker zu Ende lesen konnte. Auch der Schluss hat es nochmal in sich und bietet einen perfekten Übergang für die Geschichte in Band 2. Leider lässt der wohl noch eine Weile auf sich warten.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist das Setting. Für mich kam das leider ein bisschen zu kurz. Da hatte ich wohl einfach mehr Hoffnungen. Es gibt einige Stellen, an denen das World-Building aufgegriffen wird, aber mir hat immer das gewisse Etwas gefehlt. Gerade der Palast, diese grausige Insel oder der Parfümladen laden doch dazu ein, sich bildreich auszudrücken und den Leser auf eine einzigartige Reise mitzunehmen. Ich hatte zwar ein umfassendes Kopfkino, ein bisschen mehr hätte ich mir trotzdem gewünscht.
Fazit
Für mich ist "Iron Flowers – Die Rebellinnen" ein fabelhaftes, einnehmendes und kurzweiliges Buch, das mit einer großartigen Geschichte und vielfältigen Charakteren brilliert. Ich hätte nicht erwartet, dass mich das Buch so unterhalten und überzeugen würde, doch ich kann es kaum erwarten, der weiteren Geschichte von Serina und Nomi zu folgen. Schließlich erwartet die Rebellinnen noch so einiges.