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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2019

Lebensbejahend, authentisch und humorvoll

Wir von der anderen Seite
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Rahel wollte gerade noch Weihnachten mit ihrer Familie feiern, fernab der Erwartungen und des Leistungsdrucks, denen sie sich in ihrer Rolle als Drehbuchautorin gegenübergestellt sieht, doch wacht sie ...

Rahel wollte gerade noch Weihnachten mit ihrer Familie feiern, fernab der Erwartungen und des Leistungsdrucks, denen sie sich in ihrer Rolle als Drehbuchautorin gegenübergestellt sieht, doch wacht sie plötzlich umgeben von Schläuchen, piepsenden Monitoren und den besorgten Gesichtern ihrer Familie umgeben auf. Mit Schrecken lernt sie, dass sie in ein künstliches Koma versetzt wurde, da sich ihr eigener Körper gegen sie gewandt hat. Stück für Stück kämpft sie sich in ihr altes Leben zurück. Doch ist dies wirklich das Leben, das sie führen möchte?

Ich war sehr gespannt auf das Debüt der Autorin – wobei es sich bei „Wir von der anderen Seite“ in meinen Augen nur um ein halbes Debüt handelt. Denn Anika Decker ist Drehbuchautorin und auch von mir ihr Name bislang – leider! – vollkommen unbekannt war, so sagen mir Kinofilme wie „Keinohrhasen“ oder ihr Regiedebut „Traumfrauen“ doch immerhin namentlich etwas. Auch sah ich auf Instagram deutsche Schauspieler wie zum Beispiel Maria Ehrich das Buch lobend in Händen hielten und meine Neugier war geweckt.
Schon am Klappentext ließ sich der Humor erahnen, doch wie lustig und unterhaltsam ich das Buch finden würde, war mir wirklich nicht bewusst. Immerhin handelt die eigentliche Geschichte von einem tragischen Krankheitsfall!
Trotz allem Humors hat die Geschichte doch auch sehr nachdenkliche und ernste Züge, es ging in keiner Weise in eine lächerliche Richtung, sondern zeigte auch wiederholt auf, was in Verwandten und Bekannten vor sich geht, an die eine solche Nachricht herangetragen wird. Auch wie unfair das Leben sein kann, doch auch welche schönen Möglichkeiten es bereithält. Der stete Wechsel zwischen tiefer Traurigkeit, lautem Lachen und stillem Mitleiden war wirklich sehr gekonnt umgesetzt.
Die Charaktere gefielen mir wirklich gut, sie alle waren toll gezeichnet, hatten Ecken und Kanten. Vor allem Rahel und ihr Bruder Juri sind mir im Gedächtnis geblieben, doch auch die nette Krankenschwester, der sorgende Arzt und auch Olli, der Freund von Rahel.
Gespickt ist die Geschichte mit Einblicken in die Arbeit als Drehbuchautorin, was wirklich super interessant war. Es ist eine Welt für sich, von der ich kein Teil sein möchte, jedoch gerne mehr darüber erfahren würde. Von daher waren die wirklich authentischen Schilderungen eine echte Freude.
Der Schreibstil ist sehr leicht, der Humor erinnerte mich sehr stark an „Keinohrhasen“.
Die Geschichte rund um Rahel wirkt so authentisch, so dass ich mich beim Lesen wunderte, ob die Autorin ähnliches selber einmal erlebte. Tatsächlich erfuhr ich in einem Interview, dass sie selber bereits einmal in ein künstliches Koma versetzt worden sei. Doch „Wir von der anderen Seite“ ist keine autobiografische Schilderung, die Autorin bediente sich nur eigener Erfahrungen und Emotionen, was Seite für Seite spürbar ist.
Einige Szenen fühlten sich aber für mich so an, als wären sie für eine große Leinwand geschrieben, manche funktionierten in reiner Textform für mich nicht ganz. Konkrete Beispiele kann ich leider nicht nennen, es war mehr ein dumpfes Bauchgefühl.
Doch trotzdem ist es eine ganz wunderbare Lektüre gewesen, die mir unheimlich tolle Lesestunden bereitete.
Ich wünsche mir sehr, dass die Autorin auch in der Zukunft neben Drehbüchern noch weitere Bücher schreiben wird!

Veröffentlicht am 25.07.2019

Über Musik und die Macht der Freundschaft

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace lebt in Kent, repariert dort in einem kleinen Laden Instrumente und führt ein sehr beschauliches Leben. Nur ein Geheimnis hat sie: David. Seit acht Jahren führen sie eine Beziehung, pendeln zwischen ...

Grace lebt in Kent, repariert dort in einem kleinen Laden Instrumente und führt ein sehr beschauliches Leben. Nur ein Geheimnis hat sie: David. Seit acht Jahren führen sie eine Beziehung, pendeln zwischen Kent und Paris und können immer noch nicht Seite an Seite jeden Tag nebeneinander aufwachen. Denn David ist mit einer anderen Frau verheiratet. Als eines Tages alles um Grace droht zusammenzubrechen, wird sie aufgefangen von Nadja, ihrer siebzehnjährigen Aushilfe, und Mr. Williams. So verschieden die drei auch sind, so wachsen sie doch immer mehr zusammen.

Zugegeben, dieses Buch hätte ich wahrscheinlich nicht gelesen, wenn eine Freundin nicht darauf bestanden hätte. Und es wäre wirklich unglaublich schade gewesen, denn die Geschichte um Grace ist so viel mehr als ich auf Grund des Klappentextes vor Beginn annahm. Denn Geschichten, in denen Partner betrogen werden, lese ich an sich grundsätzlich nicht. Dieser Aspekt war mir zu Beginn des Buches ein großer Dorn im Auge, doch je mehr ich las, desto milder gestimmt wurde ich, desto mehr verlor ich mich ganz in der Geschichte und genoss die ruhige, fast poetische Atmosphäre rund um das Leben von Grace.
Grace ist eine tolle Protagonistin gewesen, die sehr besonnen wirkte und durch ihren Beruf mir gänzlich neue Einblicke in die Musikwelt eröffnete.
David konnte auch mich schnell für sich einnehmen, denn die Erzählperspektive aus Grace Sicht ließ ihn strahlen und ihre Liebe war förmlich spürbar. Doch je weiter die Geschichte fortschritt, desto mehr wuchs Abneigung ihm gegenüber in mir.
Die Nebencharaktere – allen voran natürlich Nadja und Mr. Williams – konnten mich absolut begeistern. Das Dreiergespann aus diesen vollkommen verschiedenen Menschen, die dann wieder so gut miteinander harmonieren wie die unterschiedlichen Instrumente in einem Orchester, gefiel mir sehr gut.
„Find mich da, wo Liebe ist“ ist für mich kein Buch über die Liebe per se. Viel mehr geht es um Selbstfindung, das Bekämpfen und Bezwingen von Ängsten, den Umgang mit Schicksalsschlägen und um die Macht von Freundschaft. Von daher gefallen mir Titel und Cover der deutschen Ausgabe eher weniger.
Der Schreibstil ist wirklich toll, so bildreich und poetisch. Auf Grund des Schreibstils werde ich die Autorin auf jeden Fall im Blick behalten.
Vor allem in Erinnerung behalten werde ich die ganze Bezüge zur Musik, die vielen Erläuterungen zum Bau von Instrumenten und den Feinheiten der unterschiedlichen Musikinstrumente.
Ich bin meiner Freundin sehr dankbar, dass sie mich quasi dazu gedrängt hat, diese Geschichte zu lesen, die eine Bereicherung für meinen Alltag darstellte und für mich wahrlich der Inbegriff für eine gelungene Sommerlektüre darstellt.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Goethe und Schiller als Holmes und Watson

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Goethe und Schiller werden von Anna Amalia und dem Regenten Weimars Carl August gebeten, den Irrglauben des Großherzogs von N. Einhalt zu gebieten. Dieser ist nämlich der festen Überzeugung, dass ein Ring ...

Goethe und Schiller werden von Anna Amalia und dem Regenten Weimars Carl August gebeten, den Irrglauben des Großherzogs von N. Einhalt zu gebieten. Dieser ist nämlich der festen Überzeugung, dass ein Ring seiner Familie mit einem Fluch beladen sei. Kurzerhand machen sich Goethe und Schiller auf den Weg ins Lustschloss Belvedere bei Weimar. Doch in der Nacht ihrer Ankunft verstirbt der Großherzog auf mysteriöse und unerklärliche Art und Weise.

Die Idee, diese beiden Größen der deutschen Literatur in einem Krimi agieren zu lassen, machte mich wirklich ganz neugierig. Zumal Goethe und Schiller wirklich befreundet waren.
In einer Sherlock Holmes und Dr. Watson Art machen sich die beiden dann auch gleich ans Werk und versuchen, die mysteriösen Umstände des Todes vom Großherzog zu klären. Doch gestaltet sich dies schwieriger als erwartet.
Woran ich mich aber wirklich erst einmal gewöhnen musste, war der Schreibstil. Dieser war angepasst an die damalige Zeit, weshalb einige Ausdrucksweisen und die Rechtschreibung mich öfters aus dem Konzept brachten. Irgendwann legte sich dies jedoch und kaum hatte ich mich an den Schreibstil gewohnt, so konnte ich ein sehr rasches Lesetempo aufrecht erhalten.
Begünstigt wurde das Tempo durch die wirklich spannende Handlung. Ja, es erinnert schon etwas zu sehr an Sherlock Holmes, doch da ich die Geschichten von Holmes und Watson sehr gerne mag, hatte ich auch an „Durch Nacht und Wind“ große Freude.
Der Autor baute geschickt auch Informationen über Goethe und Schiller und ihre Werke mit in die Geschichte ein, so dass der Leser noch ein wenig mehr über diese erfahren konnte und die Figuren noch lebendiger wirkten.
Die Auflösung stellte mich wirklich zufrieden und alle losen Fäden der Geschichte wurden gekonnt miteinander verknüpft.
Auf den zweiten Band bin ich nun doch gespannt.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Toller Einstieg für junge Leser in die Welt der technischen Genies

It’s A Nerd’s World
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Wer schon immer mal mehr über die großen und klugen Köpfe unserer Zeit wissen wollte und sich für den technischen Fortschritt bis zum heutigen Stand interessiert, dem kann ich „It’s a Nerd’s World“ nur ...

Wer schon immer mal mehr über die großen und klugen Köpfe unserer Zeit wissen wollte und sich für den technischen Fortschritt bis zum heutigen Stand interessiert, dem kann ich „It’s a Nerd’s World“ nur empfehlen.
Gedacht für eine Zielgruppe ab elf Jahren behandelt das Buch all jene Genies, die unser alltägliches Leben im Netz erst möglich gemacht haben. In vier Kategorien widmet sich der Autor diesem sehr komplexen und weit verzweigtem Thema.
Von Alan Turing in der Kategorie „Erfinder“ über Bill Gates bei den „Pionieren“ hin zu Elon Musk als „Gründer, in jeder Kategorie lassen sich bekannte und unbekannte Personen finden, die alle erstaunliches geleistet haben. Abgerundet wird das Buch mit der vierten Kategorie „Sicherheit“. Vor jeder Kategorie gibt es eine kurze Einführung, in der auch die zu dieser Kategorie zählenden Personen kurz aufgeführt werden. Dieser Einstieg gefiel mir immer sehr gut.
Auch wenn mir auf Grund meines Studiums die meisten der angesprochenen Personen durchaus bekannt waren, lernte ich an vielen Stellen doch noch sehr interessante Fakten und lernte die Hintergründe besser kennen.
Durch die wirklich tolle vereinfachte Darstellung auch komplexer Vorgänge ist das Buch durchaus als Einstieg in die digitale Welt geeignet. Dabei ist das Sprachniveau jedoch niemals so gestalten, dass man sich an ein reines Kinderbuch erinnert fühlt, sondern gibt nur in verständlichen Sätzen und prägnanten Worten wieder, wie es mir nie gelungen wäre. Von dem Schreibstil bin ich hier also absolut begeistert.
Jeder Person sind zwei bis mehrere Seiten gewidmet, welche sehr toll gestalten sind. Es sind immer Bilder vorhanden, die ein schnelles Erkennen der Person möglich machen. Der Text ist kein durchgehender Fließtext, sondern mit vielen Absätze passend zu den jeweiligen Themen durchsetzt. Somit wirkten die Seiten niemals überladen, sondern lebendig und abwechslungsreich. Außerdem gibt es immer wieder „Wirklich wahr!“-Boxen, in denen sehr interessante, kurze Informationen über die Person oder ihre Schaffung stehen. Immer wieder äußerte sich der Autor durchaus kritisch, was mir gut gefiel. So gab er Denkanstöße und forderte ein weiteres Auseinandersetzen mit bestimmten Themen wie zum Beispiel, dass Influencer sich ihrer Verantwortung der meist jungen Zuhörer/Zuschauer sicher sein müssen und viele Handlungen dieser auch kritisiert werden dürfen und müssen.
Im Umschlag lassen sich zusätzliche Informationen in Form einer Zeitleiste finden, die mit der Industriellen Revolution beginnt und (fürs erste) mit dem 30-jährigen Bestehen des WWW 2019 endet. Die gesamte Aufmachung des Buches ist fabelhaft und lässt den Leser wirklich überall neue Sachen und zusätzliche Informationen entdecken.
Auch das Glossar gefiel mir außerordentlich gut. Der Autor hob immer wieder im Text spezielle Wörter hervor, die er im Glossar nochmals genauer erklärte. Somit stellte er auf tolle Weise sicher, dass die Leser jegliche Informationen bekamen, die ihnen eventuell fehlten und noch nicht bekannt waren.
Toll fand ich es außerdem, dass der Autor die Kategorie „Sicherheit“ mit aufführte. Darin erklärt er sehr gut, wie wichtig Passwörter doch sind und wie man sich ganz einfach ein kompliziertes Passwort ausdenken und merken kann.
Kurz um, ein toller Einstieg für junge Leser in die Welt der technischen Genies und dem richtigen Umgang mit und im Netz.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Epische Geschichte mit ein paar Längen und einem grandiosen Sprecher

Die Grenze
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Die Südmarksfeste steht seit Urzeiten und nichts kann ihre Mauren ins Schwanken bringen. Doch dann ereilt ein Schicksalsschlag nach dem nächsten die Königsfamilie und die Zwillinge Barrick und Briony müssen ...

Die Südmarksfeste steht seit Urzeiten und nichts kann ihre Mauren ins Schwanken bringen. Doch dann ereilt ein Schicksalsschlag nach dem nächsten die Königsfamilie und die Zwillinge Barrick und Briony müssen lernen schnell viel Verantwortung übernehmen. Denn aus dem Süden bedroht sie mehr und mehr die Macht des Autarchen und im Norden regt sich etwas im Nebel, der sie von den berüchtigten Zweilichtlern trennt.

Ich liebe Fantasy Bücher. Ja, in dem Genre fühle ich mich heimisch, kehre immer wieder zu ihm zurück. Doch manches Mal muss ich mich echt zusammenreißen, um bei einer Geschichte am Ball zu bleiben. Für mich ist „Die Grenze“ eine solche Geschichte. Bereits 2015 versuchte ich mich an dem Hörbuch, kam bis zum Dreiviertel der Geschichte, brach dann jedoch ab. Ich mag es nicht, Bücher abzubrechen und versuche immer, sie zu Ende zu lesen/zu hören. Deswegen startete ich Anfang diesen Jahres erneut in das Hörbuch.
Anfangs brauchte ich wirklich lange, um mich in der Geschichte wieder zurechtzufinden. Die Handlung schleppte sich dahin, die vielen Handlungsstränge konnte ich nicht immer gleich richtig zuordnen und den roten Faden der Geschichte bekam ich auch nicht zu fassen. Doch irgendwann hatte ich mich zurechtgeruckelt und konnte endlich der Geschichte mit Spannung folgen. Leider geschah dies erst nach circa einem Drittel des Buches. Doch am Ball bleiben lohnt sich definitiv!
Die Diversität der Charaktere, Arten und Länder faszinierte mich auf ein Neues. Tad Williams überbrodelnde Fantasie und sein außergewöhnlicher Schreibstil fesselten mich irgendwann so sehr an das Hörbuch, das ich kaum Pausen machen wollte.
Neben Barrick und Briony gibt es etliche Charaktere, denen Handlungsstränge gewidmet sind. Einigen von ihnen folgte ich voller Spannung und Interesse, andere interessierten mich erst nicht wirklich, konnten mich dann jedoch auch von sich überzeugen. Einem Handlungsstrang folgte ich aber besonders gerne: Dem des Funderlings Cherd und seinen Abenteuern mit seinem menschlichen Findelkind Flint.
Die Geschichte besitzt alles, was ein Epos besitzen sollte: Machtkämpfe, Intrigen, Verrat, fantastische Charaktere. Nur die Liebe fehlte mir bisher etwas. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden und die weiteren drei Bände müssen ja auch mit Inhalt gefüllt werden.
David Nathan ist ein wirklich ausgezeichneter Sprecher. Seine beruhigende Stimme und die unterschiedlichen Arten seiner Stimmlage hauchten den Charakteren leben ein und verliehen jedem eine ganz eigene Stimme. Eine wirklich herausragende Leistung und eine Stimme, der ich immer gerne lausche!