Eine Geschichte von der Sehnsucht ….. Real, dicht am Leben, brillant umgesetzt
Zeilen ans MeerNie hätte Lena gedacht, auf ihre vor über fünfzehn Jahren in den australischen Ozean geworfene Flaschenpost jemals eine Reaktion zu erhalten. Und doch passiert es. Mindestens genauso erstaunt ist Sam, ...
Nie hätte Lena gedacht, auf ihre vor über fünfzehn Jahren in den australischen Ozean geworfene Flaschenpost jemals eine Reaktion zu erhalten. Und doch passiert es. Mindestens genauso erstaunt ist Sam, dass er eine Antwort erhält. Aus einer Laune heraus schreibt er Monate später eine Weihnachtskarte nach München zu Lena und so entwickelt sich nach und nach eine Brieffreundschaft zwischen dem anscheinend so lockeren Surfer-Boy aus Sidney und der überarbeiteten Mutter aus München, die ihren Lebensunterhalt mit dem übersetzten langweiliger Bedienungsanleitungen verdient.
In wunderbar geschriebenen Briefen lernen die beiden sich dann langsam näher kennen – ebenso wie wir als Leser den beiden immer näher kommen. Sie beschreiben ihren Alltag, der unterschiedlicher nicht sein könnte, freunden sich nach und nach an und geben sich gegenseitig Halt. Denn beide sind nicht glücklich. Lena ist gefangen in ihrer Verantwortung für ihre Tochter Mathilda und für ihre Eltern, schleppt fast vergessene, unerfüllte Träume mit sich rum. Und warum surft Sam nur heimlich an einem einsamen Strand, welche Schatten lasten auf seiner Seele? Behutsam öffnen sich die beiden immer weiter und aus Freundschaft wird mehr, viel mehr. Ehe sie sich versehen, sind sie einander hoffnungslos verfallen. Doch das birgt enorme Schwierigkeiten, liegen doch nicht nur tausende von Kilometern sondern auch gegensätzliche Tages- und Jahreszeiten und völlig unterschiedliche Lebensweisen zwischen München und Sydney, zwischen Lena und Sam.
Wie die beiden ihre Beziehung mit allen Aufs und Abs meistern, wie sie kämpfen für Ihre Liebe, und auch scheitern, wie sie Probleme angehen, die ganz typisch sind für Fernbeziehungen und wie sie sich dennoch immer wieder zusammenraufen – das alles erleben wir als Leser in einer intensiven, emotionalen Tiefe, die ihresgleichen sucht. Fast hat man manchmal das Gefühl, die beiden bei intimen Gesprächen zu belauschen, wenn man ihre Briefe liest. Absolut nachvollziehbar, wenn über die Distanz Misstrauen aufkeimt, geboren aus Missverständnissen und fehlender Vor-Ort-Präsenz. Erlösendes Aufatmen, wenn sie sich wieder versöhnen. Herzschmerz, Tränen, Wut, Verzweiflung und Versöhnung – der Leser sitzt stets in der ersten Reihe und leidet und hofft mit den beiden.
Die Autorin Sarah Fischer versteht es auf eine hervorragende Art und Weise das komplette Spektrum der Gefühlswelt einer so schwierigen Fernbeziehung in diese Briefe und in die Zeilen dazwischen zu packen. Faszinierend wie sie konsequent bis zum Schluss daran festhält und so tatsächlich einen reinen Briefroman liefert, der doch vor Handlung nur so strotz. Die wechselnden Perspektiven zwischen den beiden Protagonisten plus ihrer Familien und Freunde, die in den Briefen mit aufleben, lassen keine Langeweile aufkommen, sondern machen diesen Roman zu einem echten Page-Turner. Man will das Buch nicht weglegen – nein, im Gegenteil – man will wissen, wie es mit den Beiden weitergeht. Bekommen sie trotz allen Widrigkeiten ihr Happy End, das man ihnen so sehr wünscht?
Jeder Mensch, der jemals eine Fernbeziehung selbst erlebt hat, muss dieses Buch lieben – und alle anderen auch. Fazit: Lesen !! Unbedingt !!
Noch kurz ein Wort zum Cover: Das gefällt mir extrem gut. Endlich mal was anderes als das derzeit Übliche. Es ist eine sehr ausgewogene Mischung aus zarten und kräftigen Farben, der Blick schweift durchs Fenster über die Weite des Ozeans (Bezug zur Flaschenpost und zu Sams Heimat und das weite Meer zwischen Sam und Lena). Die beiden Boote, die sich gegenüberstehen, versinnbildlichen für mich Sam und Lena, die weit auseinander, jeder am anderen Ende der Welt leben und doch per Brief direkt konfrontiert sind. Konnte mich lange nicht so für ein Cover begeistern wie bei diesem Buch.