In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich mit unterschiedlichen Themen befassen.
Machado hat einen so eigenen Stil und lässt so viel Raum für Diskussionen und Interpretationen der einzelnen Kurgeschichten, dass meine Deutschlehrerin ganz verzückt wäre vor Freude. Und eine Interpretation wäre für manche Kurzgeschichten wirklich nicht so leicht. Die Lektüre an sich ist relativ einfach, der Schreibstil zwar sehr blumig und teilweise ausschmückend, aber wirklich angenehm zu lesen. Doch für jede Minute, die mit dem Lesen der Geschichte verbracht wird, muss eine Vielzahl an Minuten für das Nachdenken der gelesenen Worte eingerechnet werden. Doch manche Geschichten forderten mich wirklich heraus. So weiß ich auch jetzt noch nicht, ob ich die Kurzgeschichte „Mütter“, die von einer Frau und ihrem Baby handelt, wirklich richtig verstanden habe. Oder ob es überhaupt ein richtig gibt in dem Fall. Die Geschichte lässt so viel Spielraum zu, dass ich als Leser am Ende nicht wusste, was nun real war und was nicht. Oder ob das überhaupt wichtig wäre zu wissen.
Neben „Mütter“ gibt es noch sieben weitere Kurzgeschichten.
„Der Extrastich“ handelt von einer Frau und ihrem Mann, die glücklich miteinander verheiratet sind. Das einzige, was die Frau aber nicht mit ihm teilen möchte, ist das Geheimnis um das grüne Band, das schon immer um ihren Hals lag. Doch ihr Mann möchte nach etlichen Jahrzenten Ehe endlich wissen, was es mit dem grünen Band auf sich hat.
„Inventur“ spielt in einer dystopischen Welt, in der die Bevölkerung von einem aggressiven Virus langsam dahingerafft wird. Während sie einige ihrer Liebsten an den Virus verlor, kämpfte sich eine Frau mutig immer weiter und erstellt Listen ihrer Geschlechtspartner.
„Besonders heimtückisch 272 Mal Law & Order: Special Victims Unit“ habe ich zu meiner Schande nicht durchgehalten. Es handelt sich hier um die fiktive Titel und Beschreibungen von Folgen der Serie „Law & Order“. Für ganze 12 Staffeln, die ich irgendwann nur noch überflog. Bei Zeiten werde ich mir diese Kurzgeschichte eventuell noch einmal genauer ansehen. Auch hier kann ich gedanklich nicht einordnen, was mir die Autorin sagen, aufzeigen oder wissen lassen wollte.
„Echte Frauen haben Körper“ ist wieder dystopisch, denn auf der Welt verblassen die Körper von Frauen. Die Protagonistin der Geschichte arbeitet in einer Kleiderboutique und erfährt von ihrer Liebhaberin eines Tages, dass die durscheinenden, fast unsichtbaren Körper dieser Frauen in die Kleider eingenäht wurden. Die Geschichte gefiel mir wirklich gut, da in ihr auch eine charakterliche Entwicklung spürbar war.
„Acht Bissen“ handelt von einer Frau, die unzufrieden mit ihrem Körper ist. Ihre Schwestern haben sich bereits aller einer Operation unterzogen und um nun auch einem Körperideal zu entsprechen, entschließt auch sie sich zu eine Operation. Nach dieser jedoch wird sie heimgesucht von dem Teil, der ihr weggeschnitten wurden.
„Die Bewohnerin“ ist wieder eine der Geschichten, die mich etwas ratlos zurücklässt. Eine Schriftstellerin begibt sich in ein Hotel, das ganz auf das künstlerische Schaffen ausgelegt ist. Dort lernt sie weitere Künstle kennen, die in diversen Gebieten arbeiten und versucht, ihr Buch weiter zu schreiben. Doch der See an dem das Hotel gelegen ist, ist ihr aus ihrer Kindheit bei den Pfadfindern bekannt. Während die anderen Bewohner sie als immer verrückter betiteln, verwirrte mich die Geschichte mehr und mehr. Auch wenn ich ihr gerne folgte.
„Schwierig auf Partys“ handelt von einer Frau, die ein Trauma erlebte und mit Hilfe ihres Mannes versucht, im Leben wieder Fuß zu fassen. Das gestaltet sich jedoch immer schwieriger, denn sie kann plötzlich die wahren Gedanken von Pronodarstellern hören.
Ich hätte vorher nicht erwartet, welche Schwierigkeiten ich beim Lesen dieses Buches haben würde. Ja, ich lese viel und gerne, doch solch einen Stil habe ich bisher selten gelesen. Ich bin der Überzeugung, dass ich die Geschichten nicht wirklich im Kern verstanden habe. Deswegen kann ich nur anhand meiner Emotionen bestimmen, wie sie mir gefielen. Wie vielen anderen Rezensenten gefiel auch mir „Der Extrastich“ wirklich am besten. Und auch wenn ich nicht alles verstanden habe oder nicht richtig einordnen kann, so hatte ich doch eine wirklich tolle Lesezeit mit einem ganz anderen Buch und Stil als gewohnt.
Der Schreibstil ist wie bereits beschrieben sehr blumig, doch auch intensiv, ausufernd, beschreibend und außergewöhnlich.
Wer sich für ungewöhnliche Stile interessiert und gerne Interpretationen von Kurzgeschichten erstellt, der wird eine große Freude an diesem Buch haben.