Das Haus der Sehnsucht von Romina Gold
Ich mag den Schreibstil der Autorin und bislang gab es noch kein Buch von ihr das mir nicht gefallen hätte, aber ihr neues Buch „Das Haus der Sehnsucht“ ist das Beste das ich bislang von ihr gelesen habe. Ein Buch das mich vom ersten Moment an mitgenommen hat, das mich aber auch sehr bewegt und berührt hat, das trotz des Tiefgangs nicht erdrückt, aber auch eines über das man sich im Nachhinein noch Gedanken macht.
Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Michelle besucht ihre Lektorin Clare die vor einigen Wochen Mama geworden ist. Bei diesem Besuch lernt sie auch deren Mann Alex kennen. Sie verliebt sich sofort in ihn, aber auch bei Alex schlägt der Blitz ein. Beide kämpfen gegen ihre Gefühle an, aber irgendwann schaffen sie es nicht mehr und so führen sie eine geheime Beziehung. Beide sind glücklich und zufrieden, aber es nagt auch an ihnen das sie Clare so hintergehen. Als Michelle erkennt dass sie schwanger ist beendet sie die Beziehung. Sie weiß das Alex sich nie von seiner Frau trennen wird, denn Clare ist krank und er muss für seinen Sohn da sein. Die Entscheidung fällt ihr nicht leicht, aber für sie gibt es keinen anderen Weg. Sie baut sich ein neues Leben auf und dann passiert etwas das dazu führt das alle ihre Lebensplanung mit anderen Augen sehen lässt.
Die Geschichte beginnt mit einem sehr bewegendem und traurigen Prolog der mir danach nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist und der sich immer wieder in meine Gedanken geschlichen hat. Man rätselt hin und her, überlegt bei wem es sich um der Person aus dem Prolog handeln könnte und warum die Person es so schwer im Leben hat. Danach lernt man dann die einzelnen Charaktere kennen und während mir Alex und Michelle gleich sympathisch waren konnte ich mich in Clare am Anfang nicht so recht rein versetzen. Je mehr ich jedoch über sie gelesen habe umso mehr veränderte sich meine anfängliche Meinung. Ich konnte verstehen warum sie kein Mutterglück ausstrahlte, warum sie teilweise so hilflos mit ihrem Baby umgegangen ist, denn Clare litt unter Depressionen. Eine schwere Krankheit, die sie schon hatte bevor sie dem kleinen Timothey das Leben schenkte und die sie fest in ihren Krallen hält. Es ist sehr bewegend zu lesen wie sie versucht gegen diese Krankheit anzukämpfen, aber auch das sie keine Chance hat, immer wieder in ein dunkles Loch fällt. Bewundernswert wie sie in Momenten in denen es um ihre Arbeit geht, ihre ganze Kraft aufwendet um zu funktionieren, erschreckend wie ausgelaugt sie danach ist. Sehr schön beschrieben sind auch Alex Gefühle, der mit Michelle genau das Leben führt das er sich mit Clare gewünscht hat. Wenn man Michelle und Alex miteinander erlebt spürt man die Harmonie und das Glück das sie umgibt, aber auch das beide immer das Gefühl haben Clare zu hintergehen. Michelle setzt das immer mehr zu, aber Alex ist der Mann ihres Lebens und als sie dann schwanger wird entscheidet sie sich, aus Liebe zu ihm und ihrem Kind, gegen ihn. Sehr gefühlvoll geschrieben und man liest zwischen den Zeilen wie schwer es allen fällt mit Clares Krankheit umzugehen. Auch Clares Gefühle sind greifbar. Man bekommt ein Gefühl für das Thema Depressionen und erkennt wie schwer es für Betroffene ist aus diesem Kreislauf auszubrechen. Eine große Rolle spielt in dieser Geschichte auch Edmond, Clares Vater. Er führt den familieneigenen Verlag und ist ein knallharter Geschäftsmann, der seine wahren Gefühle hinter einer harten Schale verbirgt. Egal was es ist, er hat immer schnell einen Schuldigen zur Hand. Hier fragt man sich immer ob alles anders gekommen wäre, wenn er seine Gefühle eher zeigen hätte können, wenn sein Leben anders verlaufen wäre.
„Das Haus der Sehnsucht“ ist ein Buch das in die Tiefe geht. Romina Gold hat es jedoch geschafft die Geschichte so zu schreiben das man sich gut in die Charaktere rein versetzen kann, aber nie das Gefühl hat erdrückt zu werden. Auch in dunklen Momenten kam die Sonne immer wieder zum Vorschein und durch Clare sieht man die Krankheit mit ganz anderen Augen. Auch die Nebencharaktere sind der Autorin wunderbar gelungen, sie fügen sich gut in die Geschichte ein und spielen alle eine große Rolle.
Man spürt beim Lesen immerzu mit welchem Herzblut diese Geschichte geschrieben wurde und man überlegt wie wohl alles gekommen wäre wenn Alex und Clare miteinander geredet hätten, aber auch ob es vielleicht nicht für beide besser gewesen wäre wenn sie getrennte Wege gegangen wären. War Alex Entscheidung bei Clare zu bleiben richtig? Das Buch beschäftigt mich auch nachhaltig noch und man versucht sich auszumalen wie wohl alles gekommen wäre wenn andere Wege eingeschlagen worden wären. Man kann sich auch gut ein Bild von der gesunden Clare machen da es immer wieder auch Rückblicke in eine andere Zeit gibt.
Der Funke ist bei mir sofort übergesprungen. Ich spürte das Herzblut mit dem die Geschichte geschrieben wurde und dadurch das die Charaktere so authentisch rüber gekommen sind konnte ich mich nicht mehr von ihnen trennen.
Für mich war es das beste Buch das ich bislang von der Autorin gelesen habe und dafür gibt es nicht nur eine absolute Leseempfehlung, sondern auch fünf Sterne. Für mich ist „Das Haus der Sehnsucht“ bereits jetzt ein Jahreshighligt. Meine Erwartungen wurden übertroffen.