Eigentlich wünscht sich Naomi Grey nur eins: endlich glücklich sein. Am liebsten mit dem Mann, den sie abgöttisch liebt. Asher Knight. Doch vor vier Jahren kam es zu einem bösen Bruch und seitdem lässt Asher keine Gelegenheit ungenutzt Naomi zu zeigen, was er von ihr hält.
Seine Beschimpfungen treffen Naomi noch immer tief. Dennoch kann sie Asher nicht vergessen.
Bei einem Kurztrip mit gemeinsamen Freunden geben die Beiden doch endlich ihren Gefühlen für einander nach. Die scheinbar glückliche Nacht endet in einer Katastrophe. Naomi wird schwanger und Asher ist fest der Überzeugung, dass er nicht der Vater des ungeborenen Kindes sein kann …
Schon auf den ersten Seiten gelang es Cheryl Kingston, eine Stimmung zu erzeugen, die mir sehr ans Herz ging. Eindrucksvoll zeigte sie auf, dass Menschen lieber ihr eigenes Urteil fällen, bevor sie hinterfragen, warum jemand sich verhält, wie er sich verhält.
Sie tat dies mit brutaler Ehrlichkeit und beschönigte dabei nichts. Ich muss gestehen, dass ich dies an Cheryl Kingstons Büchern am meisten liebe. Nämlich, dass sie uns Lesern den Spiegel vorhält. Wie oft beurteilen wir Menschen einfach, ohne uns wirklich die Mühe gemacht zu haben, sie kennenzulernen? Anhand von Naomi zeigte die Autorin schonungslos auf, wie sich solche ungerecht behandelten Personen fühlen können. Ich fand das absolut nachvollziehbar und wirklich sehr realistisch abgebildet.
Zwischenzeitlich musste ich das Buch dringend zur Seite legen, denn die Geschichte ging mir emotional so nah, dass ich beinah körperliche Schmerzen fühlte. Cheryl Kingston verstand es so perfekt, die Gefühle der Protagonisten zu transportieren, dass ich sie selber spüren konnte. Auch wenn ich Asher manchmal am liebsten geschüttelt hätte, tat er mir so unendlich leid. Die beiden waren schlimmer als Feuer und Wasser und es war die reinste Gefühlsachterbahn mit den Zweien. Dabei war der Weg zur Glückseligkeit ziemlich langsam, steil und felsig, der Absturz umso schnell und heftiger.
Beide Charaktere erzählten ihre Geschichte selber, was die Intensität um ein Vielfaches steigerte und mir die Protagonisten sehr nahebrachte. Ich mochte beide, wobei ich Naomi ein Stückchen mehr sympathischer fand. Sie war so grundehrlich, trotz ihrer Unsicherheiten und Ängste.
Asher kam mir manchmal wie ein verzogener Junge vor. Erst mal ruhig Blut bewahren und zuhören, dies ist definitiv nicht Ashers Ding. Er prescht lieber gleich nach vorn, ohne Rücksicht auf Verluste. Dies bringt ihn oft in Situationen, in die er dann lieber nie gelandet wäre. Bringt dann aber auch gleich wieder männer-typisches Verhalten auf, in dem er seinen Fehler erst einmal verdrängt, in dem er Recht behalten will.
Der Schreibstil war wunderbar flüssig und schön bildlich. Die beschriebenen Schauplätze konnte ich mir alle sehr gut vorstellen und die erotischen Szenen waren ansprechend beschrieben worden.
In diesem Band traf ich einige Figuren aus den vorherigen Bänden wieder, was ich sehr angenehm empfand. Es war schön sie wieder zutreffen und hier und da zu erfahren, wie es mit ihnen weiterging. Jedoch wurden sie so geschickt in die Geschichte eingebettet, dass Vorkenntnisse zu den Vorgängerbänden nicht notwendig gewesen sind.
Es gab auch einige neue Randfiguren und an einer bestimmten Stelle im Buch musste ich einfach schmunzeln. Manche Figuren hatten dieselben Namen wie Charaktere einer bekannten US-amerikanische Krimiserie, die ein erfolgreiches Remake ist. Egal, ob gewollt oder doch blanker Zufall, mir hat es gefallen und es war eine schöne Auflockerung zu der doch eher ernsteren Geschichte.
An dieser Stelle möchte ich auch unbedingt erwähnen, dass in meinen Augen Cheryl Kingston selber auch eine unglaubliche Entwicklung als Autorin durch gemacht hat. Mit jedem Buch wird die Geschichte, die sie erzählt, packender, emotionaler und noch lebendiger. Respekt.
Das Cover fand ich absolut passend zur Geschichte gewählt, denn ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass der Mann darauf Asher sein könnte.
Fazit: Eine Geschichte, die mit ihrer emotionalen Achterbahnfahrt zu bestechen weiß. Nichts ist, wie es scheint und hier wird alles abgedeckt.