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Venatrix

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Veröffentlicht am 30.05.2019

Schwer zu ertragen

Die ethnische Säuberung Palästinas
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Dieses Buch, wurde von Ilan Pappe im Jahr 2007 geschrieben und vom Westend-Verlag 2019 neu aufgelegt. Es ist, ob der von den Israelis verübten Gräueltaten an der arabischen Bevölkerung in Palästina, nur ...

Dieses Buch, wurde von Ilan Pappe im Jahr 2007 geschrieben und vom Westend-Verlag 2019 neu aufgelegt. Es ist, ob der von den Israelis verübten Gräueltaten an der arabischen Bevölkerung in Palästina, nur schwer zu ertragen.

Bereits in den 1930er Jahren siedeln sich junge deutsche Juden in Palästina an. Sie schaffen „Brückenköpfe“ für den zukünftigen Staat Israel. Während in Deutschland das Nazi-Regime Millionen von Juden ermordet, beginnen auch im Nahen Osten Vertreibung der angestammten Bevölkerung. In den Jahren 1947 - 1949 werden diese, vorerst nur vereinzelten „Umsiedelungen“ der Araber in Massakern münden, deren Folgen auch heute noch spürbar sind und einen dauerhaften Frieden in Palästina verhindert.

Noch vor Ende des britischen Mandats und mit Billigung der UNO, vertreibt die israelische Armee systematisch Abertausende Bewohner aus ihren Wohngebieten, zerstört diese um ja jedwede Möglichkeit der Rückkehr zu unterbinden und verschleppt oder tötet Männer zwischen 10 (!) und 70 Jahren.

In dieser von den Arabern „Nakba“ (arabisch ursprünglich für Unglück, später als Synonym für Flucht), genannten Zeit werden rund 800.000 Arabern vertrieben, verschleppt und ermordet. Die Soldaten machen auch vor der christlichen Minderheit nicht Halt - auch sie fallen der ethnischen Säuberung Palästinas zum Opfer. Elf Stadtviertel und 531 palästinensische Dörfer werden zwangsgeräumt und dem Erdboden gleichgemacht.

Es scheint, als berichte der israelische Autor, der Professor für Konfliktmanagement an der Universität von Haifa lehrt, äußerst einseitig. Das mag auf dem ersten Blick tatsächlich so sein. Doch wir sind immer mit dem tradierten Gründungsmythos des Staates Israel konfrontiert, den wir als wahr annehmen. Zweifel daran und an der Politik von Israel werden sofort als Antisemitismus ausgelegt.

Wenn ich auf S. 273 folgendes lese, habe ich ein Déjà-vu-Erlebnis:

„Und wenn jemandem ein Haus gehört, muss er dann auch ausziehen?“ Der Militärkommandeur antwortete „Alle müssen gehen!“ Die Notabeln erfuhren, dass die Einwohner die Kosten der Zwangsumsiedlung selbst tragen mussten.“

Wenige Seiten später (S. 285) wird berichtet, dass sich ein Sturm der weltweiten Entrüstung erhoben hat, als Araber, in den ihnen zugewiesenen geräumten jüdischen Siedlungen im Gaza, aufgelassene Synagogen abgerissen haben. Über hunderte zerstörte Moscheen oder Kirchen hat sich die Weltöffentlichkeit nicht empört.

Der Autor hat viele Archive durchforstet, die, aus guten Grund wie man sieht, bislang öffentlich nicht zugänglich waren. Er zitiert aus Briefen des späteren Ministerpräsidenten Ben Gurion, lässt Politiker wie Menachem Begin und Yitzak Rabin zu Wort kommen, die als Friedensnobelpreisträger in die Geschichte eingingen.

Sehr interessant sind die zu Beginn jedes Kapitel eingefügten Parallelen zu den ethnischen Säuberungen im ehemaligen Jugoslawien, die sehr wohl als Kriegsverbrechen von der UNO anerkannt sind und den Politikern bzw. den ausführenden Kommandanten der Prozess gemacht wird.

Was Ilan Pappe als Abschluss seines aktuellen Vorwortes schreibt, halte ich für grenzenlos naiv. Er sollte es eigentlich besser wissen:

„Wenn es uns gelänge, im historischen Palästina einen demokratischen Staat für alle zu gründen, dem auch die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge willkommen wäre, könnten wir nicht nur für das Ende des Konflikts sorgen, sondern gleichermaßen für das Ende vieler anderer Konflikt im Nahen Osten. Und vor allem könnten wir sagen, dass die letzten Opfer der Shoa, die Opfer der Opfer, endlich auch die historische Gerechtigkeit erfahren haben, die uns allen ermöglichen wird weiterzukämpfen für eine gerechtere und anständigere Welt.“

Fazit:

Wie schon erwähnt, ist das Buch stellenweise, ob der von Juden verübten Kriegsgräuel an Frauen und Kindern, kaum zu ertragen. Allerdings kann es zum besseren Verständnis der verworrenen Lage im Nahen Osten beitragen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Beste Krimiunterhaltung aus Wien

In der Hitze Wiens
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Günter Neuwirth lässt seinen sympathischen Chefinspektor Wolfgang Hoffmann nun schon zum 6. Mal ermitteln. Nach einem langen Krankenstand ist er nun wieder in seinem alten Team zurück.
Während sich die ...

Günter Neuwirth lässt seinen sympathischen Chefinspektor Wolfgang Hoffmann nun schon zum 6. Mal ermitteln. Nach einem langen Krankenstand ist er nun wieder in seinem alten Team zurück.
Während sich die Hitze erbarmungslos über die, der Urlaubszeit wegen, teilweise entvölkerte Stadt legt, wird Hoffmann zu einem unklaren Todesfall in einer Villa am Schafberg gerufen. Hat der Villenbesitzer den Einbrecher überrascht und ist deswegen getötet worden?
Wolfgang Hoffmann hat hier so seine Zweifel, zumal der Tote neben den tödlichen Stichverletzungen ein gebrochenes Nasenbein aufweist. Also zwei Täter?
Hoffmann und sein Team hören sich in der näheren Verwandtschaft um, und entdecken, dass niemand so richtig traurig über den Tod des Erbonkels ist.
Erst die Verhaftung eines Serieneinbrechers in Deutschland bringt die Ermittler auf die richtige Spur..

Meine Meinung:

Wer Günter Neuwirths Krimis kennt, weiß, dass wilde Verfolgungsjagden und Alleingänge des Chefermittlers nicht seine Sache sind. Hier wird akribische Polizeiarbeit geleistet, auch wenn manche Leser dies nicht immer so spannend finden. Mit gefällt das viel besser, als wenn der Täter plötzlich aus dem Zylinder gezogen wird, wie das sprichwörtlichen Kaninchen.
Geschickt verknüpft der Autor mehrere, zunächst unzusammenhängend erscheinende Handlungsstränge.
Da ist zum einen die, von ihrem Mann in der Wohnung eingesperrte, Tuki, die im Laufe des Krimis eine viel versprechende Entwicklung durchmacht. Oder das Schicksal von Nadja, die alles daran setzt, ihrer kleinen Tochter Jana Geborgenheit zu vermitteln. Oder Hannes, der einige Zeit im Gefängnis war, dort einen beruf erlernt hat und ein geordnetes Leben führen möchte. Zwar holt ihn seine Vergangenheit ausgerechnet in der Person von Dragan kurz ein, der auch Nadja nicht unbekannt ist. Hannes kann sich dem alten Milieu entziehen und gibt Hoffmann entscheidende Tipps.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Sehr gut gefällt mir, dass das Team rund um Hoffmann gut zusammenarbeitet. Das häufig strapazierte Stilmittel der „Wadlbeißerei“ im Team bzw. ein abgehobener Abteilungsleiter oder ein ehrgeiziger Staatsanwalt fehlen hier völlig. Solche unsympathische Typen gehen auch gar nicht ab. Diese Rolle übernehmen schon andere.
Wir Leser erhalten einen wohldosierten Einblick in das Privat- und Gefühlsleben von Wolfgang Hoffmann, sodass der Krimi, obwohl schon der 6. problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.
Als Wienerin gefällt es mir natürlich sehr, einige Straßen und Plätze abseits der Touristenpfade wieder zu begegnen. Die Ottakringer Straße um nur ein Beispiel zu nennen. Als Bezirksgrenze zwischen Ottakring und Hernals ist sie fest in der Hand von ehemaligen Gastarbeitern aus dem früheren Jugoslawien und der Türkei, was nicht immer ganz friktionsfrei abläuft.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden am Ende ordentlich miteinander verknüpft. Die Aufklärung ist schlüssig und stringent. Lobend erwähnt muss auch die gute Zusammenarbeit mit den deutschen Polizeidienststellen werden. So soll internationale Zusammenarbeit sein. Datenaustausch ohne Ressentiments oder Geplänkel der Eitelkeiten.

Fazit:

Dieser Krimi besticht durch sein Lokalkolorit und seine bodenständige Polizeiarbeit. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Falk Tauners dritter Fall

Schrammstein
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Dieser dritte Fall für den Dresdner Kommissar Falk Tauner ist sein bislang persönlichster. Nach einem Streit läuft sein Bruder Ralf davon und wird wenige Tage später an einem Abhang des Schrammsteine-Massivs ...

Dieser dritte Fall für den Dresdner Kommissar Falk Tauner ist sein bislang persönlichster. Nach einem Streit läuft sein Bruder Ralf davon und wird wenige Tage später an einem Abhang des Schrammsteine-Massivs tot aufgefunden. Der ursprünglich als Unfall eingestufte Tod Ralfs entpuppt sich als gefinkeltes Verbrechen, in das nun auch Falk wider Willen hineingezogen wird. Dabei ist Falk auf seinen Bruder ohnehin mehr als schlecht zu sprechen, hat der sich ja im Jahr 1988 noch schnell aus der DDR in den Westen abgesetzt und Eltern sowie Falk zurückgelassen.

Obwohl ihm der Fall wegen Befangenheit entzogen wird, ermittelt Falk auf eigene Faust. Doch der oder die Mörder sind ihm stets einen Schritt voraus. Mehrmals gerät er in Lebensgefahr und weiß nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist.



Meine Meinung:



Das Cover mit der idyllischen Naturaufnahme führt die Leser gnadenlos in die Irre. Nichts ist hier mit Naturschönheiten oder geruhsamen Wanderungen. Die Sächsische Schweiz dient hier als Kulisse von rechtsfreiem Raum, von Mädchenhandel, Prostitution, Bandenkriegen und dem ewigen Kampf der Polizei gegen das Verbrechen. Mitten drinnen der Kriminalbeamte Falk Tauner, der wegen der „Republikflucht“ seines Bruders Repressalien ausgesetzt ist. Selbst jetzt, Jahre nach der Wende sind der Zorn, die Verletzung und der Verrat an Falk nicht vergessen.

Eine recht dubiose Rolle hat auch Heidrun, die Witwe, inne. Ist sie in die Verbrechen verwickelt, oder das unschuldige Opfer? Kaum ist eine Frage beantwortet, tauchen gleich mehrere neu auf. Gibt es in der Polizeidienststelle eine undichte Stelle? Falks Partner Uhlmann? Oder gar die Staatsanwältin?



Geschickt führt uns der Dresdner Autor Frank Goldammer in die Irre.

Nichts ist, wie es scheint.



Ich habe diesen dritten Krimi um Tauner, ohne die Vorgängerbände zu kennen, gelesen. Es ist nicht unbedingt notwendig Band 1 („Abstauber“) und Band 2 („Revierkampf“) zu kennen, schaden kann es jedoch nicht. Als erklärter Serien-Junkie werde ich die beiden auch noch lesen.



Frank Goldammers Schreibstil ist fesselnd. Er beschreibt seine Charaktere mit viel Liebe zum Detail und lässt sich auch ordentliche Ecken und Kanten haben. Spannend finde ich immer die zeitgeschichtlichen Exkurse, die mir als Österreicherin nicht ganz so geläufig sind.



Fazit:



Ein fesselnder Krimi, dessen Verwicklungen tief in die DDR reichen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Max Hellers dritter Fall

Vergessene Seelen
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Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen ...

Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen kleineren und größeren Gaunereien, denen die Polizei nachgehen muss, die aber häufig ergebnislos enden, erschöpft. Dazu kommen noch seine persönlichen Dämonen, von denen er beinahe jede Nacht geplagt wird. Einziger Lichtblick ist die Anwesenheit von Annie, jenem kleinen Mädchen, das er im Vorgängerband „Tausend Teufel“ bei den „Heidenkindern“ aufgelesen hat und das nun als Pflegekind bei ihm und seiner Frau Karin lebt.

Gerüchte über eine Währungsreform in der Trizone machen die Runde und Sohn Erwin, der im Westen Deutschlands geblieben ist, schickt Lebensmittelpakete in denen Münzen der Reichsmark versteckt sind. In dieser aufgeheizten Stimmung muss sich Heller mit einem augenscheinlichen Arbeitsunfall bei der Bahn, einem in einem Schacht Ertrunkenen und einem toten Kind herumschlagen. Bei allen drei Toten ist Fremdverschulden nicht ganz auszuschließen.

Seine Ermittlungen führen ihn in die Schule des toten Jungen, in der mehr Fragen offen bleiben als beantwortet werden. Auch die Eltern des Kindes reagieren äußerst seltsam. Der als gewalttätig bekannte Vater gerät ins Visier von Heller, zumal nicht nur das tote Kind Misshandlungsspuren aufweist.

Während Max Heller akribisch versucht gegen die Mauern des Schweigens anzukämpfen, eröffnet sich eine neue Front: Klaus, sein und Karins zweiter Sohn, scheint in der russischen Kriegsgefangenschaft einer Umerziehung ausgesetzt gewesen zu sein und hat den Terror des Nazi-Regimes gegen das Unrecht des Kommunismus getauscht. In seiner Funktion als Mitglied einer politischen Polizei, kreuzt er immer wieder die Wege seines Vaters und torpediert dessen Ermittlungen.

Max Heller selbst hat es Zeit seines Lebens vermeiden können, irgendeiner Partei beizutreten, auch wenn ihm das den einen oder anderen Vorteil brächte. Den neuen Machthabern steht er genauso kritisch gegenüber wie den alten. Immer wieder stößt er auf Nazis, die ihr Gedankengut weiterpflegen. „Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen.“

Meine Meinung:

Autor Frank Goldammer ist es wieder gelungen, ein authentisches Abbild der damaligen Zeit zu erschaffen. Die Leser können die angespannte Lage, die Gerüchte über die Währungsreform, die mangelhafte Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens und die gefährliche politische Situation gut darstellen. Wie schon in der Nazi-Zeit blüht das Denunziantentum. Wieder werden Leute aufgrund von Gerüchten verhaftet und manche von ihnen verschwinden auf immer. Der Autor lässt uns an Max Hellers Gedanken hierzu teilhaben.

Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, was auch den Interventionen Klaus‘ zu verdanken ist. Doch max Heller geht unbeirrt seinen Weg. Sein Bauchgefühl bringt ihn allerdings wiederholt in gefährliche Situationen. Der Showdown ist äußerst fesselnd. Die überraschende Auflösung zeigt, dass grundsätzlich mit Allem gerechnet werden muss.

Frank Goldammer legt großes Augenmerk auf die Charaktere seiner Figuren. Sie sind niemals nur gut oder nur böse. Selbst der so scheinbar integre Max Heller hat seine dunklen Seiten. Gut, die quälen ihn ja schon seit dem ersten Band („Der Angstmann“). Doch nun werden Teile davon offen gelegt. Ich bin schon auf die Weiterentwicklung der Protagonisten gespannt. Band vier („Der rote Rabe“) erscheint im Dezember und wird vermutlich den Riss, der wegen der unterschiedlichen Söhne durch die Familie geht, näher beleuchten. Ob Max und Karin in den Westen gehen werden? Noch ist ja die Möglichkeit.

Fazit:

Sprachlich wie dramaturgisch ist Frank Goldammer wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der die damalige Zeit quasi in 3D wieder auferstehen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Veröffentlicht am 25.05.2019

GEht unter die Haut ...

Zores
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„Zores (= Schwierigkeiten) dieser Titel ist für David Bronstein und alle anderen jüdisch-stämmigen Menschen Programm.

Wir schreiben inzwischen März 1938. Die Mitglieder der verbotenen Nationalsozialistischen ...

„Zores (= Schwierigkeiten) dieser Titel ist für David Bronstein und alle anderen jüdisch-stämmigen Menschen Programm.

Wir schreiben inzwischen März 1938. Die Mitglieder der verbotenen Nationalsozialistischen Partei scheren sich wenig um das Verbot, erwarten sie doch jederzeit den Anschluss Österreich an Nazi-Deutschland. Mit Billigung des Innenministers Arthur Seyß-Inquart üben sie Terror in Wiens Straßen aus, um für die am 13. März 1938 geplante Volksabstimmung Stimmung zu machen.

Just in diesen Tagen wird eine Nazi-Größe in seiner Wohnung ermordet und nackt aufgefunden. Ausgerechnet David Bronstein muss, gemeinsam mit Paul Cerny, den Fall aufklären. Schon bald finden sich Hinweise, dass der Ermordete mit dem tschechischen Namen Suchy seine Finger in allerlei dreckigen Geschäften stecken hatte. Kurz darauf wird ein weiterer Parteigänger und Bewohner des Hauses ebenfalls mit durchschnittener Kehle aufgefunden.

Was verbindet die beiden Mordopfer? Die Neigung zu jungen Knaben oder ist deren Tod eine politische Angelegenheit?

Bronstein und Cerny stochern in allerlei unappetitlichen Geschäften, treffen auf einen Verdächtigen aus einem früheren Fall und müssen mit Schaudern die Veränderung in der Wiener Bevölkerung zur Kenntnis nehmen. Noch immer kann er es nicht glauben, was Andersdenkenden droht.

Erst als er Bundeskanzler Kurt Schuschniggs Rede, die mit den Worten „ich beuge mich der Gewalt. Gott schütze Österreich!“ endet, hört, begreift er, was sich zukünftig in der nunmehrigen Ostmark abspielen wird.
Dass er gerade noch rechtzeitig Österreich verlassen kann, verdankt er Cerny und Jelka, der Kommunistin.


Meine Meinung:

Dem Autor und Historiker Andreas Pittler gelingt es hervorragend die beklemmende Situation in Wien darzustellen. Anfangs ist Bronstein wegen des latenten Antisemitismus und der ewigen Anspielung auf seine jüdische Herkunft nur genervt. Er verweigert in den Vorgängerbüchern ein wenig die Realität. Nun, da er den Terror selbst hautnah erlebt, schwant ihm, dass die Naziparolen nicht nur leere Worte sind. Für mich persönlich ist es erschütternd, wie aus dem standhaften Polizisten ein ängstlicher Mann wird.

Fazit:

Mehr als jeder andere Fall dieser Serie geht vorliegendes Buch unter die Haut. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.