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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

Ein aufregendes Sabbatical auf der Alm

Wütende Wölfe
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Kommissarin Irmi Mangold verbringt ihr Sabbatical mit der Landrätin a.D. Luise … auf einer Alm unter verschiedenen Tieren und mit viel frischer Luft. Im Zuge eines Projektes bekommen die beiden Sennerinnen ...

Kommissarin Irmi Mangold verbringt ihr Sabbatical mit der Landrätin a.D. Luise … auf einer Alm unter verschiedenen Tieren und mit viel frischer Luft. Im Zuge eines Projektes bekommen die beiden Sennerinnen auf Zeit Rindviecher mit und ohne Hörner auf die Alm getrieben. Die beiden Frauen freunden sich schnell an und auch der junge Doktorand Tobi, der das tierische Projekt betreut, wird von ihnen freudig aufgenommen. Die Ruhe der ungewöhnlichen Truppe wird jäh von zwei sehr unangenehmen Mitmenschen gestört und dann tauchen plötzlich Wolfsspuren auf. Als dann noch eine Frau verunglückt, ist Irmis Spürsinn und Neugier geweckt und sie stürzt sich in die Ermittlungen.
Dieser Krimi wimmelt nur so von eigenwilligen Protagonisten und möglichen Verdächtigen. Die Geschichte besticht durch die verschiedenen Dialekte, den humorvollen und spannenden Schreibstil und wartet mit ganz interessanten Infos zur Almwirtschaft, zur Rückkehr der Wölfe und die Diskussion darum auf. Mystisch wird es zwischendurch auch noch, aber die Autorin verknüpft die vielen Themen ganz geschickt und macht ein richtiges Leseerlebnis daraus. Die Geschehnisse auf der Alm, die Suche nach dem Täter und die Ermittlungsarbeit von Irmi und ihren Kollegen geraten dabei nicht in den Hintergrund und machen den Krimi sehr spannend. Die zentrale Frage ist, ob das Auftauchen von Wölfen der Grund für all die tragischen Ereignisse ist. In diesem Krimi wird nicht nur gemordet, erschreckt, gezankt, ermittelt und geforscht, sondern vor allem auch gelebt. Die Charaktere sind sehr lebendig gestaltet und von sympathisch über nervig bis total engstirnig ist so ziemlich alles dabei. Mir hat dieser Krimi sehr viel Spaß gemacht und nun bin ich neugierig auf die Vorgängerbände, die ich leider noch nicht gelesen habe. Eine eindeutige Leseempfehlung gibt es von mir an alle, die Lust auf Lokalkolorit, spannende Ermittlungen, Hintergrundinformationen und einen Blick hinter die Fassade der Protagonisten haben.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Realität oder Einbilung?

Tote Asche
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Im rätselhaften und tragischen Prolog rettet ein Vater seine Tochter aus einem eiskalten See und ertrinkt dabei selber. Hat Kira auf diese Weise ihren Vater verloren?
Jedenfalls findet Kira eines Tages ...

Im rätselhaften und tragischen Prolog rettet ein Vater seine Tochter aus einem eiskalten See und ertrinkt dabei selber. Hat Kira auf diese Weise ihren Vater verloren?
Jedenfalls findet Kira eines Tages die Urne mit den Daten ihrer Mutter auf ihrem Küchentisch. Als wäre das nicht schon schrecklich genug, liegt daneben ein Zettel mit der Behauptung, dass sie nicht ihre Mutter gewesen wäre und sie (Kira) es nicht verdiene zu leben. Geschockt und verzweifelt macht sich Kira sofort auf den Weg zum Friedhof zum Grab ihrer Mutter. Dort findet sie das unberührte Grab und ganz in der Nähe ein frisches Grab mit einem Kreuz, das ihren Namen trägt und ihren Tod in fünf Tagen ankündigt. Bestürzt wendet sie sich an die Polizei. Als die Polizisten mit Kira zum Friedhof fahren, ist von dem Kreuz weit und breit nichts zu sehen. Kein Wunder also, dass sie ihr nicht glauben. Bald stellt sich Kira selber die Frage: kann ich meinen eigenen Eindrücken glauben? Bilde ich mir nur alles ein? Oder treibt jemand ein übles Spiel mit mir?
„Tote Asche“ ist mein zweites Buch von Patricia Walter. Bisher habe ich den packenden Jugendthriller „Schwarzer Abgrund“ von ihr gelesen, der mich schon sehr begeistert hat. Die Autorin lässt Kira einen wahren Albtraum erleben. Während der Leser rätselt, wer denn nun hinter den miesen Vorkommnissen in Kiras Leben steckt, zweifelt diese an ihrem Verstand und glaubt, ihre alte Psychose sei wieder ausgebrochen. Ich hatte bald eine ganze Gruppe an Verdächtigen ausgemacht, doch war ich mir nie sicher, richtig zu liegen. Der Thriller lebt von seiner stets hohen Spannung und dem Countdown, der für Kira immer bedrohlicher wird. Eine gute Portion Grusel und Kiras Vorgeschichte ließen die ganze Geschichte immer noch unheimlicher werden. Die Hauptprotagonistin Kira besticht durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Kampfgeist und ist mir mit der Zeit immer sympathischer geworden. Auch in diesem Buch hat sich die unheilvolle Stimmung schon beim Prolog eingestellt und bis zum Ende angehalten. Das hatte dann noch ein paar Überraschungen im Gepäck.
Der fesselnde Schreibstil und das hohe Tempo der Ereignisse haben mich geradezu durch das Buch gejagt. Oft wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen und Gänsehaut war garantiert. Ich muss sagen, dass mich der Thriller genauso begeistert hat wie das Jugendbuch. Patricia Walter versteht ihr Handwerk und hat mir aufregende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Drei junge Spanierinnen lernen auf eigenen Beinen zu stehen

Eine eigene Zukunft
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Im Jahre 1936 holt der Spanier Emilio Arena seine drei Töchter Victoria, Mona und Luz mit ihrer Mutter Remidios aus Andalusien nach New York. Nachdem er ein Vagabundendasein auf dem Meer und zu Land in ...

Im Jahre 1936 holt der Spanier Emilio Arena seine drei Töchter Victoria, Mona und Luz mit ihrer Mutter Remidios aus Andalusien nach New York. Nachdem er ein Vagabundendasein auf dem Meer und zu Land in ganz unterschiedlichen Berufen geführt hat, lässt er sich inmitten der Metropole als Restaurantbesitzer nieder – ohne Erfahrung und auf sich alleine gestellt. Seine Frau und Töchter sollen ihn dabei unterstützen und so hat er sie zu sich beordert. Nicht nur dass es ein Kulturschock für die vier Frauen ist, so kennen sie nicht einmal die Sprache und wollten schon gar nicht in diese riesige, fremde Stadt. Bevor sie sich einleben können, kommt Emilio bei einem Unfall im Hafen ums Leben. Die weltfremde, ängstliche und lebensuntaugliche Remidios und ihre drei bildschönen, aber bockigen Töchter stehen plötzlich ganz alleine da und der Weg zurück in die Heimat scheint ein aussichtsloser Traum zu sein.
Nach „Wenn ich jetzt nicht gehe“ ist dies mein zweiter Roman aus der Feder von Maria Dueñas und ich bin erneut ihrem bildgewaltigen und kraftvollen Schreibstil und der beeindruckenden Atmosphäre ihrer Geschichte erlegen. Vor meinem inneren Auge erwachen die Arenas Schwestern, ihre Mutter Remidios und die unvergleichliche, harsche Nonne Lito zum Leben. Maria Dueñas versteht es, mich ins New York des Jahres 1936 eintauchen zu lassen. Mit den Schwestern staune ich über die gewaltigen Straßenschluchten, beeindruckenden Hochhäuser und den Reichtum der Oberschicht. Ich bin fasziniert vom Zusammenhalt der Spanier, fern ihrer Heimat und beschämt über ihre Armut. Ich leide mit Victoria, Mona und Luz, wenn ihnen ihre Gefühle in die Quere kommen und ich spüre den Zorn und das Unverständnis von Remidios, die ihre ganz eigenen Pläne für ihre Töchter hat. Ganz langsam lernen die drei Schwestern „laufen“ und sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Zunächst entfernen sie sich voneinander und drohen sich und ihre Verbundenheit zu verlieren. Jede hat ihre Vorstellung von der eigenen Zukunft und die passt nicht immer ins Konzept der anderen. Doch stets bilden sie eine unverbrüchliche Gemeinschaft, wenn es darauf ankommt.

Die geschickt eingeflochtenen Gedankengänge ganz unterschiedlicher Personen füllt diese mit Leben und trägt zum Verständnis ihrer Handlungen bei. Diese Art des Schreibens macht die Geschichten von Maria Dueñas so besonders, voller Gefühl formt sie ihre Charaktere und stellt sie in den Mittelpunkt der Erzählung. Die bildhafte und lebhafte Beschreibung der Umgebung bildet den Rahmen und macht den Roman lebendig. Ein ums andere Mal habe ich das New York der 30er Jahre gegoogelt, um noch tiefer in die Geschehnisse einzutauchen. Meine Begeisterung für die Autorin ist mit diesem berührenden Roman noch gewachsen und ich kann eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein wunderschönes Bilderbuch zum Thema Sehnsucht

Der blaue Stein
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Die Geschichte erscheint wie eine Parabel über die Sehnsucht des Menschen nach Ganzheit, Geborgenheit und Beständigkeit. Aber auch dafür, dass der Mensch immer wieder Veränderungen herbeiführt, in die ...

Die Geschichte erscheint wie eine Parabel über die Sehnsucht des Menschen nach Ganzheit, Geborgenheit und Beständigkeit. Aber auch dafür, dass der Mensch immer wieder Veränderungen herbeiführt, in die Natur eingreift und dabei einzigartige Landschaften zerstört, Tiere ausrottet und sich nicht einfach an der Schönheit der Einzigartigkeit unserer Erde erfreuen kann.

Das Erstaunliche an den wunderschönen Bilderbüchern von Jimmy Liao ist, dass er dem Leser und Betrachter Raum für die eigene Fantasie lässt und diese durch kleine Details und die pure Farbenpracht beflügelt. Der wenige Text ergänzt die Geschichte, die er erzählen will, ganz bewusst sehr zurückhaltend. Er öffnet eine Türe in eine bunte, fantastische Welt, durch die der Leser zu jeder Zeit und in seinem eigenen Tempo treten kann.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Vier ungewöhnliche Gefährten auf dem Weg ins Nebelland

Das gefälschte Siegel
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In einer fremden Welt wurde vor tausenden von Jahren ein Dämon in einer Schriftrolle gebannt. Es waren die Gefährten um die Zauberin Ililiané und dem Herrscher des Hauses Damar, die ihr Leben aufs Spiel ...

In einer fremden Welt wurde vor tausenden von Jahren ein Dämon in einer Schriftrolle gebannt. Es waren die Gefährten um die Zauberin Ililiané und dem Herrscher des Hauses Damar, die ihr Leben aufs Spiel setzten und sogar dafür starben. Die versiegelte Schriftrolle wird von Steinernen Wächtern – geschaffen von Ililiané – bewacht, um ein Entkommen des Dämons zu verhindern. Im Laufe der Zeit wurde der Zauber jedoch schwächer, so dass nun Menschen als Steinerne Wächter eingesetzt werden. Eines Tages findet der kleine, pfiffige Prinz Tymur den Weg zur Schriftrolle und setzt damit Ereignisse in Gang, die vier ungewöhnliche Gefährten auf eine lange, gefährliche Reise schicken: Prinz Tymur aus dem Hause Damar, den Fälscher Kevron Kaltnadel, die junge Magierin Enidin und der Steinerne Wächter Lorcan. Sie machen sich auf die Suche nach der Zauberin Ililiané, die sich nach dem kräftezehrenden Kampf mit dem Dämon ins Nebelland zurückgezogen hat. Im Gepäck haben sie die Angst, denn das Siegel könnte gebrochen und der Dämon längst unter ihnen sein.
Das Cover ist im Original noch viel schöner. Die Haptik besticht neben den Blau- und Schwarzschattierungen durch das erhabene silberne Siegel samt Titel. Bereits bei meiner Bewerbung hat es meinen Blick magisch angezogen und mich an „Der Herr der Ringe“ erinnert. Ich bin ein Neuling auf dem Gebiet der Fantasy-Romane und war durch den Klappentext sehr neugierig auf die Geschichte um den gebannten Dämon und die vier Gefährten, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen auf den Weg ins Nebelland machen.
Erzählt wird die Geschichte aus 3 Perspektiven: Lorcan, Kevron und Enidin. Das macht den Roman sehr lebendigt und lässt einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlwelt dieser drei Gefährten zu. Einzig Prinz Tymur kommt nicht zu Wort.
Die Magierin Enidin bleibt mir während der ganzen Zeit fremd und teilweise sogar unsympathisch. Ihre Rolle ist nicht klar umrissen und hat Potential zur Entwicklung. Möglicherweise ist das von der Autorin bewusst so gewählt, denn bei „Das gefälschte Siegel – Die Neraval-Sage“ handelt es sich um den ersten Teil einer Triologie. Somit hat Enidin noch Zeit, sich und ihre Fähigkeiten zu entfalten. Prinz Tymur ist zu einem arroganten, selbstgefälligen und teils unberechenbarem Charakter herangewachsen. Er bleibt durch die ganze Geschichte hindurch sehr unnahbar und gibt immer wieder Rätsel auf. Der einst hoch geschätzte Fälscher Kevron Kaltnadel ist ein verlottertes und trinkendes Nervenbündel und vermutet hinter jeder Ecke einen möglichen Mörder. Dabei ist er mir im Laufe der Zeit immer sympathischer geworden, denn er scheint sich selbst stets treu zu sein. Lorcan, der Steinerne Wächter, ist schon von Berufs wegen Prinz Tymur treu ergeben. Doch seine Treue geht darüber hinaus und er hegt tiefe Gefühle für den seltsamen Prinzen. Nicht nur einmal steht Lorcan vor der Entscheidung, seinen Gefühlen nachzugeben oder das Richtige zu tun.
Die Autorin schafft mit ihrer ruhigen und sanften Sprache sofort eine ganz besonders magische Atmosphäre und ich hatte von Anfang an das Gefühl, mit dem Jungen Tymur die alten Stufen hinabzusteigen. Die steinernen Wächter wurden vor meinem inneren Auge lebendig und der Schreck fuhr mir in die Glieder, als der kleine Prinz die Schriftrolle an sich genommen hat. Die Geschichte hat mich verzaubert und wie schon bei der Leseprobe hat mich vor allem Lorcan fasziniert. Die Handlung sorgt für Überraschungen und doch lebt das Buch hauptsächlich von den unterschiedlichen, fein gezeichneten Charakteren. Jeder der vier Gefährten hat seine negativen Seiten und wirkt dadurch authentisch. Mit der Zeit fing ich an, an jedem zu zweifeln und wartete nur darauf, dass sich der Dämon zeigt. Stets hing die Frage „Ist er schon mitten unter ihnen?“ über der Reise ins Nebelland. So mochte ich das Buch nur ungern aus der Hand legen und bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Das offene Ende lässt mich auf jeden Fall auf den nächsten Band hinfiebern. Deshalb spreche ich ganz klar eine Leseempfehlung für Neulinge im Fantasy-Genre aus. Meine Erfahrungen sind ja noch ganz neu.