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Veröffentlicht am 26.05.2019

Sehr fesselnder, hochkomplexer und unterhaltsamer Roman

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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INHALT
Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord ...

INHALT
Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ... - Die idyllischen Hamptons sind Schauplatz einer fatalen Intrige, die Joël Dicker mit einzigartigem Gespür für Tempo und erzählerische Raffinesse entfaltet.
(Quelle: Piper)
MEINE MEINUNG
Mit seinem bereits dritten Roman „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ hat der Franko-Schweizer Bestsellerautor Joël Dicker einen fesselnden, hochkomplexen Kriminal- und Gesellschaftsroman mit echten Page-Turner Qualitäten verfasst, der mich allerdings nicht völlig packen und überzeugen konnte.
Im Mittelpunkt des vielversprechend beginnenden Romans steht ein lang zurückliegender Kriminalfall um einen brutalen Vierfachmord, der 1994 in Orphea geschah, einem kleinen fiktiven Ostküstenort auf Long Island, und der 2014 vom Protagonisten Jesse Rosenberg wegen aufkommender, erheblicher Zweifel erneut aufgerollt wird. Ein mysteriöser Fall, bei dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint!
Ähnlich wie in seinem grandiosen Erstling "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" ist die Handlung äußerst verschachtelt angelegt und besteht aus unzähligen kleinen Puzzleteilen, die sukzessive preisgegeben werden, einem ständigen Wechsel zwischen unterschiedlichen Erzählperspektiven und verschiedenen Handlungssträngen in der Vergangenheit und Gegenwart, vielen unerwarteten Wendungen und zahllosen falschen Fährten. Es bereitet großes Vergnügen in den immer rätselhafter werdenden Fall einzutauchen, die sympathischen Ermittler bei ihren Nachforschungen zu begleiten, Mitzurätseln und den Hintergründen einer weiteren Mordserie auf die Spur zu kommen. Es ist bei der Vielzahl an Figuren, ihren sorgsam gehüteten Geheimnissen und immer neuen verdächtigen Details fast unmöglich, als Leser noch den Überblick zu behalten. So manche heiße Spur erweist sich als Irrweg und offensichtlich Verdächtiges als geschickt platzierte Finte, so dass man bis kurz vor der überraschenden Auflösung des vielschichtigen Falls, der Enthüllung des wahren Täters und seiner Hintergründe im Dunkeln bleibt.
Bei der Vielzahl von Charakteren ist es Dicker recht gut gelungen, seine Figuren interessant und mit einigen Ecken und Kanten auszuarbeiten. Es ist eine bunte Mischung an unterschiedlichsten Charakteren, wobei einige Nebenfiguren recht skurril gezeichnet sind. Zudem findet man im Anhang ein Personenverzeichnis zum besseren Überblick. Insbesondere seine Hauptfiguren – die Ermittler Rosenberg, Scott und die junge Kollegin Anna Karger, sind sehr vielschichtig ausgearbeitet und erhalten durch Rückblicke in ihre durch Schicksalsschläge belastete Vergangenheit an zusätzlicher Tiefe. Dennoch empfand ich im Verlauf der Handlung als recht farblos und unspektakulär und hatte Schwierigkeiten, einen Bezug zu ihnen aufzubauen.
Nach und nach lässt Dicker geschickt die vielen Fäden seiner zahllosen Handlungsstränge zusammenlaufen, deckt immer neue Intrigen und persönliche Verstrickungen auf und lässt uns schließlich in erschreckende Abgründe der menschlichen Psyche blicken. Leider gestaltete sich die fesselnde Suche nach der Wahrheit für mich bei Dickers angenehmen, unverwechselbaren aber oftmals auch ausufernden Erzählstil gerade im Mittelteil recht langatmig und zäh. Vieles entwickelte sich für meinen Geschmack zu klischeehaft und übertrieben. Insbesondere seine permanente Kritik am Literatur- und Theaterbetrieb, die wenig subtil in die Handlung eingearbeitet wurde, und die absolut überzeichnete und unglaubwürdige Figur des Ex-Polizeichefs und Möchtegern-Regisseurs waren mir zu viel des Guten, Zeitweise drohte die Geschichte in meinen Augen durch die slapstickhafte Inszenierung in eine Satire abzugleiten.
Dennoch ist es Dicker mit seiner komplexen Geschichte, seinem mitreißenden Erzählstil und fiesen Cliffhangern gelungen, mich zu fesseln, so dass ich den Roman trotz einiger Schwächen nicht mehr aus der Hand legen konnte, bis sich schließlich alle Puzzleteile zu einem schlüssigen Bild zusammengefügt hatten.
FAZIT
Trotz einiger Schwächen ein sehr fesselnder und unterhaltsamer Roman mit einer hochkomplexen Handlung und echten Page Turner-Qualitäten! Aber deutlich schwächer als die beiden Vorgängerromane!

Veröffentlicht am 26.05.2019

Beklemmende feministische Dystopie

Die Geschichte der schweigenden Frauen
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INHALT
Die moderne Metropole und Hauptstadt Südwestasiens Green City wirkt auf den ersten Blick wie ein Paradies. Doch der Schein trügt, denn das Verhältnis von Männern und Frauen ist aufgrund eines für ...

INHALT
Die moderne Metropole und Hauptstadt Südwestasiens Green City wirkt auf den ersten Blick wie ein Paradies. Doch der Schein trügt, denn das Verhältnis von Männern und Frauen ist aufgrund eines für Frauen tödlichen Virus ins Ungleichgewicht geraten. Um das Überleben der Gesellschaft zu sichern, sind die Bürgerinnen von Green City per Gesetz dazu verpflichtet, mindestens drei Gatten parallel zu haben, um möglichst effizient für Nachwuchs sorgen zu können. Wer sich weigert wird eliminiert.
Um der Zukunft als Gebärmaschine zu entgehen, flieht Sabine in die Panah - einen geheimen Zufluchtsort für Frauen, die sich gegen das System auflehnen. Nachts bieten die Rebellinnen aus dem Untergrund einen höchst illegalen Dienst feil, etwas, was in Green City von Grund auf unterdrückt wird - sie bieten Intimität ohne Sex.
(Quelle: Golkonda Verlag)
MEINE MEINUNG
In ihrem dystopischen Roman „Die Geschichte der schweigenden Frauen“ entwirft die pakistanische Autorin und Journalistin Bina Shah eine beklemmende Zukunftsvision, in der Frauen in der männerdominierten Gesellschaftshierarchie keine Rechte haben. Nach einer apokalyptischen Katastrophe ist das Geschlechterverhältnis in eine beängstigende Schieflage geraten und Frauen sind ein kostbares Gut. Zum Erhalt der menschlichen Spezies werden sie lediglich auf ihre reproduktive Funktion als gebährfähiger Körper und ihre Rolle als fürsorgliche in Haus und Heim Mutter reduziert.
Bina Shahs Roman liest sich als eine interessante, aufrüttelnde Parabel über gesellschaftliche Missstände und die Rolle der Frauen in repressiven muslimischen Ländern, in denen ihre Rechte als Bürger zweiter Klasse tagtäglich missachtet werden.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus sich abwechselnden Blickwinkeln, so dass wir uns schrittweise ein immer umfassenderes Bild von den Zuständen in dieser fiktiven Diktatur in Südwestasien und den Schicksalen der Frauen machen können. Aufgrund einer krankheitsbedingten Reduzierung des Frauenanteils in der Bevölkerung in der nahen Vergangenheit hat sich die Situation der Frauen derart verschlechtert, dass sich eine Handvoll Rebellinnen der Kontrolle des totalitären Systems von Green City entzogen haben. Insbesondere die Einschränkung der körperlichen und sexuellen Selbstbestimmung der Frauen und die Vereinnahmung des weiblichen Körpers durch den totalitären Staat zum Nutzen der gesamten Gesellschaft sind erschreckend und stimmen angesichts der Parallelen zu aktuellen Begebenheiten nachdenklich.
Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Protagonistin Sabine und ihr Schicksal. Um einer Zwangsverheiratung mit mehreren „Ehegatten“ oder einem vorschnellen Tod zu entgehen und ihre Freiheit zu bewahren, ist sie in die Panah, einem unterirdischen Refugium für Frauen, geflüchtet. Abgetaucht in die Illegalität müssen sie alle nun ein Leben im Verborgenen führen. Das Leid der Frauen im Widerstand gegen den Staat wird in unterschiedlichen Episoden sehr nachdrücklich thematisiert und so wird schnell deutlich, dass auch die Rebellinnen keineswegs ein freies, unbekümmertes Leben führen können. Sehr anschaulich und eindringlich führt uns die Autorin ihren eintönigen, trostlosen Alltag vor Augen - ein strikt geregeltes, diszipliniertes Leben, das darin besteht der Führungsriege dieser patriarchalen Welt mit ihrer seltsam verqueren Sexualmoral als besänftigende Dienerinnen tröstende Nähe zu spenden und als eine Art asexuelle Einschlafhilfe zu dienen. Aus ihrer lakonischen, nüchternen Sichtweise schildert Sabine ihre Erlebnisse im „emotionalen“ Schichtdienst mit einem ihrer zudringlichen Kunden und mit ihren Freundinnen im Panah, bis es schließlich zu einer sehr überraschenden Wendung kommt und die Ereignisse zu überschlagen beginnen.
Als Leser gewinnt man allmählich immer tiefere Einblicke in die Lebensrealitäten dieser Rebellinnen und die schockierenden Abhängigkeiten dieser Art von Widerstand. Letztlich ist ihr Leben ein beklemmendes, perspektivloses Dahinvegetieren, das ihnen aufgezwungen wird und das die meisten mit widerspruchsloser Lethargie akzeptieren.
Leider entwickeln die Charaktere im Laufe der Handlung kaum Eigeninitiative, um sich grundsätzlich gegen das totalitäre System aufzulehnen, der erhofften Widerstand im Großen zu leisten und die Zustände für alle Frauen zu verbessern. So fehlt zum Ende hin leider ein hoffnungsvoller Ausblick, denn alle „Rebellinnen“ scheinen bis zum traurigen Ende in ihrer passiven Rolle gefangen zu sein und als Ausweg bleibt ihnen nur der selbstbestimmte Tod oder die Flucht aus dem Land.
FAZIT
Eine aufwühlende, feministische Dystopie mit einer beklemmende Zukunftsvision, die nachdenklich stimmt.
Trotz einiger Schwächen eine lesenswerte, beklemmende Parabel über die Rolle der Frauen!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Spannende Krimikost mit dem 2. Fall für die COLD CASE Ermittlerin Gina Angelucci

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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INHALT
Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem ...

INHALT
Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei Leichen gefunden werden, die mehrere Jahrzehnte verscharrt gewesen waren, übernimmt Gina die Ermittlungen. Die Identität der Toten nach so langer Zeit zu klären, erscheint zunächst als unlösbare Aufgabe. Dann wird klar, dass das weibliche Opfer aus dem Baltikum stammt. War sie eine Zwangsarbeiterin? Während Gina einen Mörder sucht, der vielleicht selbst nicht mehr am Leben ist, bemerken sie und Tino nicht, dass ihnen jemand ihr privates Glück missgönnt und es zerstören will.
(Quelle: Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Der spannende Krimi „Unbarmherzig“ von Inge Löhnig ist bereits der zweite Band ihrer Krimi-Reihe um die junge, sympathische Gina Angelucci, Spezialistin für ungeklärte Todesfälle bei der Münchner Kripo, die nach ihrer 2jährigen Elternzeit frisch in ihren Job zurückkehrt. Als in sich abgeschlossener Fall kann dieser Krimi aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgängerband problemlos gelesen werden.
Auch der zweite Fall für Gina Angelucci hat es wieder in sich, denn der Fund der mysteriösen Knochenfunde auf dem Kiesabladeplatz wird schnell zum Politikum und die zu ihrer zu alter Form auflaufende Gina sieht sich bei ihren sorgfältigen und hartnäckigen Ermittlungen mit erheblichen Widerständen konfrontiert, denn so manchen möchte die Vergangenheit lieber ruhen lassen.
Für ihren neuesten, im Münchner Umland angesiedelten Kriminalroman hat die versierte deutsche Krimi-Autorin eine interessante Hintergrundgeschichte ersonnen, die sich mit einem dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit befasst. Die sehr gut recherchierten historischen Hintergründe um Zwangsarbeit während der NS-Herrschaft und dem Einsatz von „zwangsrekrutierten“ osteuropäischen Arbeitskräften in der deutschen Rüstungsindustrie hat Ilse Löhnig gekonnt in ihren fiktiven, sehr packenden Fall umgesetzt. Sehr nachdrücklich und authentisch beschreibt Löhnig neben den Zuständen in der damaligen Zeit auch die Situation der Zwangsarbeiter in der Munitionsfabrik, die Einstellung und das Verhalten der deutschen Zivilbevölkerung im idyllischen Ort Altbruck.
Dank des ruhigen, sehr angenehmen und abwechslungsreichen Erzählstils der Autorin findet man sehr schnell in die Handlung hinein, die auf zwei Zeitebenen angesiedelt ist und deren Erzählperspektiven zwischen der Gegenwart und den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs abwechseln. Sehr gelungen sind auch die beklemmenden Bezüge zur Gegenwart und die aufschlussreichen Einblicke in die aktuelle Haltung vieler Menschen zum begangenen Unrecht zur Nazi-Zeit und zur Vergangenheitsbewältigung.
Differenziert und lebensnah sind durchweg auch die Charaktere in diesem Krimi gezeichnet. Mit ihren Eigenheiten, gewissen Defiziten und Einblicken in ihre Gefühls- und Gedankenwelt wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig. Auch die Nebenhandlung, in der wir Ginas kleines Familienglück mit ihrem Ehemann Kommissar Dühnfort und ihrer kleinen, behinderten Tochter Chiara sowie ihren privaten Sorgen und Nöte miterleben, fügt sich hervorragend in die Krimihandlung ein und sorgt für weitere spannungsvolle Momente. Sehr feinfühlig thematisiert die Autorin zudem die alltäglichen Anfeindung und Probleme von Menschen mit geistigen Behinderungen.
Durch die clevere, mitreißende Handlungsführung mit geschickt gesetzten Cliffhangern, Wechsel der Handlungsstränge, vielen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen, gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen kontinuierlich zu steigern. Immer tiefer taucht man in die Vergangenheit ab und verfolgt gespannt die sich zuspitzenden Ereignisse. Die überraschende Auflösung und Hintergründe des Falles sind in sich schlüssig und nachvollziehbar, und runden die gut konstruierte, wirklichkeitsnahe und authentische Geschichte ab.
FAZIT
Ein fesselnder Krimi – beklemmend, wirklichkeitsnah, clever konstruiert und angenehm zu lesen!

Veröffentlicht am 17.05.2019

Kurzweiliger kleiner Roman über die Liebe

Kaschmirgefühl
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INHALT
Zwei Menschen verlieben sich und wir sind live dabei.
Ein Telefonanruf – und eine Stimme, die das ganze Leben verändert…
Gottliebs Tage sind nicht gerade von Leidenschaft erfüllt. Als Krankenpfleger ...

INHALT
Zwei Menschen verlieben sich und wir sind live dabei.
Ein Telefonanruf – und eine Stimme, die das ganze Leben verändert…
Gottliebs Tage sind nicht gerade von Leidenschaft erfüllt. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich mit dem Tod konfrontiert, Romantik im Privatleben: Fehlanzeige. Zu lange schon ist er Single, lebte bis vor Kurzem mit seiner Mutter zusammen. Von Einsamkeit getrieben ruft Gottlieb eines Nachts bei einer Sexhotline an. Zum ersten Mal hört er Maries Stimme – und mit einem Schlag verändert sich sein ganzes Leben.
Gibt es Schöneres, als zwei Menschen zuzuschauen, wie sie sich ineinander verlieben?
Marie und Gottlieb reden miteinander, anstatt Telefonsex zu haben. Von Anfang an ist da etwas, das die beiden verbindet. Es entwickelt sich ein intensives Gespräch, völlig anonym ist alles, mit großer Lust lügen die beiden sich an. Sie erzählen sich das Blaue vom Himmel und erfinden gemeinsam eine Liebesgeschichte. Eine, die von Minute zu Minute mehr zu ihrer eigenen wird.
(Quelle: Haymon Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit seinem neuen Roman "Kaschmirgefühl" beweist der österreichische Erfolgsautor Bernhard Aichner, dass er nicht nur Bestseller-Thriller schreiben kann, sondern auch einen Genrewechsel mühelos meistern kann. Wobei sein neuestes Werk mit dem Untertitel „Ein kleiner Roman über die Liebe“ mit nur knapp nur 180 Seiten nicht gerade lang ist und eher als eine Kurzgeschichte durchgeht.
Seine aufregende Liebesgeschichte beweist einmal mehr Aichners besonderes Gespür für originelle Ideen und außergewöhnliche Situationen im Leben, die er mit seinem ganz eigenen, pointierten Schreibstil sehr fesselnd und humorvoll auf den Punkt bringt.
Der gesamte Roman besteht ausschließlich aus Dialogen, die sehr lebendig und lebensecht geschrieben sind. Zwei wildfremde Menschen lernen sich nach und nach am Telefon kennen, erzählen sich Episoden aus ihrem Leben und kommen sich immer näher. Äußerst spannend ist es, als Leser die Interaktion zwischen Yvonne/Marie und Joe/Gottlieb mitzuerleben und ihrer spielerisch-launische Annäherung und den allmählichen Prozess des Verliebens zu verfolgen. Doch ganz alltäglich ist die Ausgangssituation nicht und fragt sich, warum ein Mann bei einer Sexhotline anruft, wenn er nur reden möchte? Geschickt spielt der Autor mit uns Lesern, denn schon bald kommen Zweifel an ihren Geschichten auf und je mehr man den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen hinterfragt, desto unberechenbarer erscheinen die beiden Gesprächspartner, die sich fast ausschließlich Lügen zu erzählen scheinen. Der Leser erfährt über die Charaktere kein zusätzliches Innenleben, wie beispielsweise ihre Gedanken oder Gefühle, sondern muss sich mit dem zufrieden geben, was die beiden einander mitteilen und über sich preisgeben möchten. So bemüht man sich als Leser, zu ergründen was hinter ihren Fassaden und ihren Katz-und-Maus-Spiel stecken mag, wer sie wirklich sind und rätselt, in welche Richtung sich die Handlung überhaupt entwickeln wird.
Das Ende seiner kurzweiligen Geschichte mit dem gewissen Etwas hat Aichinger wirklich gut gelöst und konnte mich sogar noch überraschen.
FAZIT
Ein humorvoller und überraschender kleiner Roman über die Liebe - sehr lebensecht, feinfühlig und mitreißend erzählt und sehr unterhaltsam!

Veröffentlicht am 16.05.2019

Fesselnder Rachefeldzug

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Inhalt
Was machst du, wenn dir alles genommen wird?
Faye und Jack sind das absolute Traumpaar. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxuriösen Apartment und sind ...

Inhalt
Was machst du, wenn dir alles genommen wird?
Faye und Jack sind das absolute Traumpaar. Sie haben das erfolgreichste Unternehmen Stockholms aufgebaut, wohnen in einem luxuriösen Apartment und sind umgeben von den Reichen und Schönen. Die gemeinsame Tochter Julienne ist die Krönung ihres Glücks.
Doch der Schein trügt. Fayes Leben dreht sich nur noch um den verzweifelten Versuch, Jack zu gefallen. Seine Verachtung ist in jeder seiner Gesten spürbar. Was verbirgt ihr einst liebevoller Mann vor ihr? Als Jack und Julienne von einem Bootstrip nicht zurückkehren und die Polizei eine Blutlache im Apartment entdeckt, fällt der Verdacht schnell auf Jack. Hat er seine eigene Tochter ermordet? Nichts in Fayes Leben ist mehr so, wie sie es kannte ...
(Quelle: List-Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuen Buch „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem“ hat die schwedische Bestsellerautorin Camilla Läckberg einen fesselnden Standalone-Band vorgelegt, der mich mit seinem cleveren Verwirrspiel und dem perfiden Rachefeldzug der Protagonistin Faye in seinen Bann ziehen konnte.
Auch wenn es sich bei ihrem Roman nicht wirklich um einen nervenaufreibenden Psychothriller handelt, hat Läckberg eine vielschichtige und sehr abgründige Geschichte verfasst, die einen nicht mehr loslässt.
Äußerst raffiniert ist die in drei unterschiedliche Teile untergliederte Handlung auf verschiedenen Zeitebenen angelegt, die geschickten Perspektivwechsel bauen zudem viel Spannung auf. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Hauptfigur Faye, die wir in unterschiedlichen Episoden ihres Lebens erleben und in immer wieder neuen Facetten kennenlernen: Die vermeintlich glücklich verheiratete Frau mit ihrer süßen Tochter Julienne und ein geschätztes Mitglied von Stockholms High Society – die junge, hochbegabte und sehr ehrgeizige Studentin Faye die ihre große Liebe und späteren Ehemann Jack kennenlernt – die frustrierte Vorzeigefrau und Mutter, die sich willenlos ihrem despotischen Ehemann unterordnet sowie immer wieder eingestreute unheilvolle Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend. Läckberg hat ihre faszinierende Protagonistin äußerst vielschichtig und mit einer interessanten charakterlichen Entwicklung ausgearbeitet. So erleben wie sie in erstaunlich unterschiedlichen Rollen während ihres Lebens und mit einer erschreckend dunklen Seite. Einige ihrer Verhaltensweisen empfand ich allerdings aufgrund ihrer persönlichen Vorgeschichte und ihrer Persönlichkeit als eher unglaubwürdig. Auch das von Läckberg in ihrem Roman gezeichnete, durchweg klischeebehaftete Männerbild hat mir wenig gut gefallen.
Trotz einiger Längen im Anfangsteil versteht es die Autorin, uns mit ihrem angenehmen, mitreißenden Schreibstil in Atem zu halten. Eine abrupte Wendung nimmt die Handlung, als Faye von ihrem untreuen Mann auf die Straße gesetzt wird und nicht nur ihr Leben im „Goldenen Käfig“ verliert. Ab hier nimmt Fayes Geschichte enorm an Fahrt auf, und es bereitet einem ein besonderes Vergnügen zu verfolgen, wie sie sich auf ihre Talente besinnt und einen gnadenlosen Rachefeldzug in Angriff nimmt. Auch wenn sicherlich hierbei einige Entwicklungen wenig realistisch sein dürften, macht es dennoch großen Spaß ihre raffinierten Schachzüge und perfiden Intrigen mitzuverfolgen, die uns bis zum großen Finale in Atem halten. Geschickt lässt die Autorin die verschiedenen Handlungsstränge immer mehr zusammenlaufen, so dass sich schließlich auch der Kreis zum Beginn des Romans schließt. Sehr gelungen ist auch der für mich zwar nicht ganz so überraschende Ausklang, der Fayes Geschichte perfekt abrundet und ihr nochmals eine besondere Note verleiht.
FAZIT
Eine vielschichtige, fesselnde und sehr abgründige Geschichte, die mich trotz einiger Schwächen mit einem cleveren Verwirrspiel und raffinierten Rachefeldzug in ihren Bann ziehen konnte.