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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2019

Erschütternd & erschreckend

Die Nickel Boys
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In seinem Roman „Die Nickel Boys“ berichtet der Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead über die Besserungsanstalt Nickel Academy in Florida zu Beginn der 1960er-Jahre.

Der schwarze 16-jährige Elwood sieht ...

In seinem Roman „Die Nickel Boys“ berichtet der Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead über die Besserungsanstalt Nickel Academy in Florida zu Beginn der 1960er-Jahre.

Der schwarze 16-jährige Elwood sieht seiner Zukunft positiv entgegen. Er ist gewissenhaft und sein Traum hat sich erfüllt. Er hat einen Platz am College bekommen. Aber da er beim Trampen in ein gestohlenes Auto gestiegen ist, landet er ohne Verfahren und ohne Hilfe direkt in der Nickel Academy. Dort herrscht ein mehr als rauer Ton. Aber Elwood will sich nicht unterkriegen lassen, glaubt an seine Ideale, versucht sich Ungerechtigkeiten entgegenzustellen, hat aber keine Chance.

In einer sehr deutlichen, bildhaften Sprache berichtet der Autor über die Zustände der Besserungsanstalt. Es ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass es sich nicht um Fiktionen des Autors handelt, sondern um amerikanische Vergangenheit, die noch gar nicht so lange zurückliegt. Die Sachlichkeit, wie Colson Whitehead ohne anzuklagen erzählt, ist so eindringlich, dass ich das Buch immer wieder ungläubig zur Seite gelegt habe.

Diskriminierung, Rassismus, Hass, Unterdrückung, Willkür und Gewalt unter dem Deckmantel des Staates rufen verstörende Bilder hervor. Man mag es kaum glauben, was Menschen anderen Menschen antun. Die Jugendlichen werden auf das Übelste gedemütigt, misshandelt und sogar umgebracht. Die Zwei-Klassengesellschaft ohne Aussicht auf entkommen wird mehr als deutlich.

Dieses Buch ist kein Roman, den man zur Unterhaltung liest. Er ist ein Stück Geschichte, das erschüttert und erschreckt, aber unbedingt gelesen werden sollte.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Wundervolle Tierbilder mit hilfreichen Anregungen zu Gesprächen

Wo tanzt der Bär?
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Der Aufsteller „Wo tanzt der Bär“ von Anja Stroot beinhaltet 25 wundervolle Tierfotos auf deren Rückseite sich umfangreiche Gesprächs- und Aktivierungstipps befinden.

Der Aufsteller hat eine dicke, ...

Der Aufsteller „Wo tanzt der Bär“ von Anja Stroot beinhaltet 25 wundervolle Tierfotos auf deren Rückseite sich umfangreiche Gesprächs- und Aktivierungstipps befinden.

Der Aufsteller hat eine dicke, stabile Ringbindung, die das Umblättern einfach macht. Die einzelnen Fotos sind klar und farbenfroh. Allein das Anschauen löst unweigerlich Emotionen aus, da man diese entweder aus der Natur, dem Zoo oder als Haustier kennt.

Die Gesprächsideen sind vielfältig und abwechslungsreich. Die Vorschläge wie man zum jeweiligen Thema aktiv werden kann sind alltagsnah, praktibakel und lassen sich ohne große Vorbereitsungszeit umsetzen. Auch mit den zusätzlichen Ideen, was man mitbringen und einfließen lassen kann, lässt es sich hervorragend arbeiten und man kann die wenige Zeit, die einem leider oft nur zur Verfügung steht effektiv und ohne große Planung nutzen.

Durch die verschiedenen Tipps werden die Sinne und Erinnerungen aktiviert und einzelne Übungen und kleine Spielchen schulen das Gedächtnis.

Ich war überrascht wieviel Gesprächsstoff durch ein Bild entstehen kann und wie einfach es darüber sein kann einen Zugang zu einem Menschen zu finden.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Lebendig & amüsant

Perfekt für dich
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„Perfekt für dich“ ist wieder ein äußerst lebendiger und amüsanter Jugendroman der Autorin Chantal Schreiber, an dem auch durchaus ältere Leser ihren Spaß haben können.

Kim ist 13, kein leichtes Alter ...

„Perfekt für dich“ ist wieder ein äußerst lebendiger und amüsanter Jugendroman der Autorin Chantal Schreiber, an dem auch durchaus ältere Leser ihren Spaß haben können.

Kim ist 13, kein leichtes Alter und dazu kommen dann auch noch Probleme in Mathe und eine Mutter, die andere Vorstellungen von der Nachhilfe hat als Kim. Statt Danny aus der Oberstufe - in den Kim unsterblich verliebt ist - soll die zuverlässige Mila ihre Nachhilfe übernehmen.

Das Buch ist flott zu lesen, da der Schreibstil der Autorin leicht und locker ist. Die kurzen hervorgehobenen Chats und die kleinen immer wiederkehrenden Illustrationen am Kapitelbeginn und um die Seitenzahlen machen das Buch auch optisch zu einem Lesevergnügen.

Ich habe mich über die Irrungen und Wirrungen des Teenagerdaseins wunderbar amüsiert und beim Lesen äußerst gut unterhalten gefühlt. Witzigerweise haben sich meine beiden Töchter - die sich gerade im Alter der Zielgruppe befinden - über ganz andere Dinge als ich halb tot gelacht, waren aber insgesamt genauso begeistert wie ich.

Im Grunde geht es die ganze Zeit um Kims Erlebnisse in den Sommerferien. Aber auch in diesem überschaubaren Zeitraum werden zahlreiche Themen wie Freundschaft, erste Liebe, Vertrauen, Umweltschutz, Alkohol und Gefahren von sozialen Netzwerken angesprochen, so dass sich das Buch auch gut als Diskussionsgrundlage für weitere Gespräche eignet.

Kim ist manchmal leicht neben der Spur – wie sich das für einen pubertierenden Teenager gehört ;) - aber dennoch eine sehr sympathische und authentische Protagonistin. Auch die anderen Charaktere werden überzeugend dargestellt und Mila, Kims Bruder Toby und ihre Oma Bine gefielen mir ebenfalls.

Meine Töchtern und ich hatten wieder einmal großen Spaß an diesem Buch von Chantal Schreiber wir freuen uns schon jetzt auf weitere Werke der Autorin.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Bissige Großmutter – ungewöhnlich & unterhaltsam

Der Zopf meiner Großmutter
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„Der Zopf meiner Großmutter“ ist ein bemerkenswerter Roman über ein ungewöhnliches Familienkonstrukt der aus Russland stammenden Autorin Alina Bronsky.

Gemeinsam mit seinen Großeltern ist Mäxchen aus ...

„Der Zopf meiner Großmutter“ ist ein bemerkenswerter Roman über ein ungewöhnliches Familienkonstrukt der aus Russland stammenden Autorin Alina Bronsky.

Gemeinsam mit seinen Großeltern ist Mäxchen aus Russland nach Deutschland gekommen. Die Großmutter bestimmt den Tag und der Großvater ordnet sich ihr unter. Max muss unter ihr so einiges aushalten, wird beschimpft, überwacht, als krank abgestempelt und darf eigentlich nichts. Auch von seinem Großvater bekommt er keine Unterstützung. Dennoch liebt Mäxchen seine Oma.

Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll. Schnell ist man mitten im Geschehen. Oft wusste ich nicht ob ich lachen oder einfach nur entsetzt sein sollte. Die Großmutter ist so boshaft und zynisch, dass ich mich immer wieder gefragt habe, warum der Großvater das mitmacht und nicht eingreift.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Mäxchen erzählt. Zu Beginn ist er gerade mal sechs Jahre alt und man obwohl man bei seinen Erlebnissen direkt dabei ist, erhält man immer nur die Informationen, die ein Kind wahrnimmt, erhält nie den kompletten Überblick und die Hintergründe und Zusammenhänge erfährt man erst nach und nach.

Ich habe dieses ungewöhnliche und zum Teil auch skurrile Buch sehr gerne gelesen. Es hat mich gut unterhalten und mir ein Familienkonstrukt vor Augen geführt, das ich so nicht für möglich gehalten hätte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Frisch und emotional

Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
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"Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt" ist ein berührendes Jugendbuch der Autorin Carol Weston, in dem der Leser die 14-jährige Sofia über ein Jahr durch ihre Höhen und Tiefen begleitet.

Durch ...

"Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt" ist ein berührendes Jugendbuch der Autorin Carol Weston, in dem der Leser die 14-jährige Sofia über ein Jahr durch ihre Höhen und Tiefen begleitet.

Durch ein Hirnaneurysma hat Sofia ihre Mutter Maria verloren, die an der Schule auf die sie geht, unterrichtet hat. Obwohl sie sich mit ihrem Vater gut versteht, kommen keine tieferen Gespräche zwischen ihnen zustande, beide trauern auf ihre Weise und vermissen Maria. Zum Glück gibt es den Online-Ratgeber "Frag Kate" und Sofia beginnt ihre Sorgen und Fragen an Kate zu senden. Als ob Sofias Leben nicht schon schwierig genug wäre, verliebt sich ihr Vater auch noch in eine neue Frau…

Sehr einfühlsam und authentisch beschreibt Carol Weston die Gefühlswelt von Sofia. Obwohl es ihr zwischendurch schon wieder gelingt ein wenig glücklich zu sein, ist die Trauer um ihre verlorenen Mutter stets präsent.

Sofia ist eine sehr sympathische Protagonistin, verletzlich und ein wenig durcheinander, aber immer authentisch. Auch die übrigen Charaktere wie ihre Freundin Kiki, ihr Vater, Kate und ihre Tochter Alexa, die später auch noch eine Rolle in Sofias Leben spielt, werden liebevoll, aber auch mit kleinen Fehlern dargestellt. Während Sofia eher zurückhaltend ist, ist Kiki genau das Gegenteil von ihr – forsch und neugierig, aber stets rücksichtsvoll gegenüber Sofia. Mit Alexa kommt noch einmal mehr Leben in die Handlung, da sie alles andere als zurückhaltend ist, sagt was ihr in den Sinn kommt und keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt.

In Sofias Leben gibt es eine Menge Veränderungen und diese ohne Mutter zu bewältigen ist gar nicht mal so einfach. Immer wieder spürt man wie sehr Sofia sie vermisst.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Monat für Monat begleitet man Sofia durch das Jahr in dem sie viele Erfahrungen sammelt und eine enorme Entwicklung durchmacht. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar und man leidet mit ihr. Aber es gibt auch viele lustige Momente und ich habe beim Lesen immer wieder vor mich hingegrinst.

Ich habe das Buch genauso gerne gelesen wie meine beiden Töchter und kann diesen Jugendroman auch älteren Lesern nur empfehlen.

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