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Veröffentlicht am 26.05.2019

Interessantes Einwandererschicksal in New York

Eine eigene Zukunft
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INHALT
1936 holt der Vater die drei Töchter nach, aus der andalusischen Provinz mitten hinein in die Hauptstadt der Welt: New York. Hier sollen sie im Restaurant helfen. Zu Beginn ist New York eine einzige ...

INHALT
1936 holt der Vater die drei Töchter nach, aus der andalusischen Provinz mitten hinein in die Hauptstadt der Welt: New York. Hier sollen sie im Restaurant helfen. Zu Beginn ist New York eine einzige Überwältigung. Doch als der Vater bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, wird die Stadt für die Schwestern schnell zur Bedrohung, denn das Geld reicht kaum zum Überleben.
Wie sollen sie für sich und ihre lebensuntüchtige Mutter aufkommen?
Victoria, Mona und Luz verzagen nicht, die jungen Frauen haben eine Idee: Warum verwandeln wir das väterliche Restaurant nicht in einen eigenen Nachtklub, in einen Ort für die vielen spanischen Migranten, mit Gesang, Tanz und Unterhaltung?
Gemeinsam begeben sie sich auf ein verwegenes Abenteuer in den Häuserschluchten Manhattans. Sie begegnen der Liebe, verfallen der Leidenschaft für die Musik und kosten den süßen Geschmack der Unabhängigkeit zum allerersten Mal …
(Quelle: Insel Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten historischen Roman „Eine eigene Zukunft“ hat die spanische Autorin María Dueñas ein bewegendes Familienepos verfasst über das Schicksal dreier Schwestern einer spanischen Einwandererfamilie in New York und ihren hart erkämpften Neubeginn in der Fremde in den späten 1930iger Jahren. Trotz hochinteressanter Thematik, stimmigen historischen Flairs und eines beeindruckenden Schreibstils konnte mich der Roman leider mit seinem Handlungsverlauf wenig überzeugen und ließ mich etwas enttäuscht zurück.
In vielen Episoden beschreibt Dueñas sehr eindringlich und anschaulich, wie die drei Schwestern Mona, Victoria und Luz nach dem tragischen Unfalltod des Familienoberhauptes Emilio Arenas gemeinsam mit ihrer recht lebensuntüchtigen Mutter völlig auf sich allein gestellt, der englischen Sprache nicht mächtig und nahezu mittellos versuchen, sich durchzuschlagen, in einem völlig fremden Land Fuß zu fassen und schließlich ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.
Sehr realistisch und lebendig fängt die Autorin das unnachahmliche Flair der Weltstadt New York in den 1940ger Jahren ein, ein faszinierender Schmelztiegel der Kulturen und unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und gibt interessante Einblicke in die historischen Hintergründe. Im turbulenten Manhattan begegnet der Leser all den hoffnungsvollen Einwanderer aus allen Herren Länder, die sich und ihren Kindern den „American Dream“ ermöglichen wollen, von einem besseren, sorgenfreien Leben in Freiheit und Wohlstand träumen und schließlich in der ernüchternden Realität ankommen. Geschickt zeigt sie auch die die Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Einwanderungsgruppen auf und zeichnet sehr anschaulich, die zahlreichen Schwierigkeiten und Herausforderungen nach, mit denen die Immigranten im Alltag zu kämpfen haben. Auch die entwurzelte Familie Arenas findet bei ihrem verzweifelten Überlebenskampf in der feindseligen Großstadtmetropole Rückhalt und Unterstützung in der spanischen Einwanderer-Gemeinschaft.
Die Protagonistinnen sind von Dueñas sehr differenziert und einfühlsam charakterisiert und die Persönlichkeiten der drei Arensa-Schwestern vielschichtig und lebendig ausgearbeitet. Mit der ältesten konfliktscheuen Victoria, über die anpackende, pragmatische Mona bis hin zur etwas naiven Luz, die vom Ruhm träumt und sich stets mit den falschen Männern einlässt, hat sie für die drei jungen Frauen sehr unterschiedliche, interessante Charaktere entworfen. Jede von ihnen durchlebt eine andere Entwicklung und hat so manche Enttäuschung und Rückschläge auf ihrem Lebensweg durchzustehen. Sehr fesselnd ist es ihr Schicksal mitzuverfolgen und schließlich mitzuerleben, wie diese Frauen ihren Alltag meistern, allmählich ihr neues Leben in Selbstständigkeit angehen und ihr Glück in der neuen Heimat finden, auch wenn ich mir manches Mal bei ihnen ein wenig mehr Kampfgeist, Mut und Tatkraft gewünscht hätte. Sehr schön ist es mitzuerleben, wie die Niederlagen und gemeinsam angepackten Hürden ihren Familienzusammenhalt stärken und sie zusammenschweißen.
Der Einstieg in das wendungsreiche und wechselvolle Familienepos ist dank des mitreißenden, atmosphärisch dichten und wortgewaltigen Schreibstils der Autorin sehr vielversprechend. Die vielen eingeflochtenen, abschweifenden Nebengeschichten und unzähligen Nebenfiguren wirken allerdings etwas verworren und überladen. Für meinen Geschmack machten sie den Handlungsverlauf recht unübersichtlich und ließen zeitweise deutliche Längen aufkommen.
FAZIT
Ein eindrucksvoller historischer Roman mit stimmigem historischen Flair und ein bewegendes Familienepos über das Schicksal dreier Schwestern einer spanischen Einwandererfamilie in New York, das mich allerdings nicht völlig überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Enttäuschender Roman vor interessantem historischen Hintergrund

Die Blüten von Pigalle
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INHALT
Paris, 1945. Im Hotel Lutetia wird die Leiche eines Mannes gefunden, daneben die Druckplatte einer englischen Banknote. Gemeinsam mit Inspektor Jean Ricolet begibt sich die junge Kunststudentin ...

INHALT
Paris, 1945. Im Hotel Lutetia wird die Leiche eines Mannes gefunden, daneben die Druckplatte einer englischen Banknote. Gemeinsam mit Inspektor Jean Ricolet begibt sich die junge Kunststudentin Pauline Drucat auf die Spur dieses rätselhaften Mordfalls. Ihre Ermittlungen führen sie in die höchsten Kreise der Pariser Gesellschaft. Doch dort gibt es jemanden, der ihre Ermittlungen mit allen Mitteln zu sabotieren versucht. Dass er dabei vor nichts zurückschreckt, ahnen sie erst, als Pauline in Gefahr gerät ... 
(Quelle: Bastei Lübbe)

MEINE MEINUNG
Der historische Kriminalroman »Die Blüten von Pigalle« von der deutschen Autorin Michelle Cordier ist bereits der zweite Band der in Paris angesiedelten Krimi-Reihe rund um den jungen Inspektor Jean Ricolet und seine Freundin, die Kunststudentin und ehemalige Résistance-Kämpferin Pauline Drucat. Auch ohne Vorkenntnisse aus dem Auftaktband "Die Toten von Paris" kann dieser Folgeband mit seinem in sich abgeschlossenen Kriminalfall problemlos gelesen werden, da immer wieder  Bezug auf Ereignisse im Vorgängerband genommen wird. Trotz des angenehmen, flüssigen Schreibstils, netten Pariser Flairs und interessanten, historischen Hintergrunds konnte mich der recht spannende Kriminalfall und seine Umsetzung leider nicht restlos überzeugen.
Mit ihrem zweiten Fall versetzt die Autorin den Leser ins Paris der Nachkriegszeit und vermittelt ein stimmiges Bild der damaligen Zustände nach der Befreiung durch die Alliierten und dem Ende der Naziherrschaft. Sehr anschaulich portraitiert die Autorin die Zustände in der Stadt, in der soziale Not, knapper Wohnraum und Kriminalität den Alltag der Bevölkerung bestimmen. Man bemüht sich, Normalität wiederherzustellen und durch das Aufspüren und die Verfolgung der Kollaborateure die problematische Vergangenheit mit den deutschen Besatzern aufzuarbeiten.
Gelungen ist der fesselnde und lebendig geschilderte Einstieg in den Kriminalfall, der den Leser mit einem geschichtsträchtigen Schauplatz als Tatort konfrontiert. Das berühmte Luxushotel Lutetia, ehemals Sitz des deutschen militärischen Geheimdienstes in Paris, ist Hauptanlaufstelle der Überlebenden der Deportationen und glücklichen Befreiten aus den deutschen Konzentrationslagern. Erschütternd ist auch die brutale Ermordung des gerade erst nach Paris zurückgekehrten jüdischen Opfers Camille, der vor seiner Deportation als Bankangestellter arbeitete und kurz vor der Hochzeit mit Paulines Freundin Eloise stand, in seinem Hotelzimmer. Die Ermittlungen in diesem mysteriösen Mordfall werden von Inspektor Jean Ricolet geleitet, der immer wieder von seiner Freundin Pauline unterstützt wird. Die Motive für die Tat sind undurchsichtig. Einige Hinweise lassen aber Camilles unglückliche Verstrickung in kriminelle Machenschaften oder gar die Beteiligung an einer Fälscher-Werkstatt von ausländischen Banknoten vermuten. Nach dem tollen Start gestalten sich die Ermittlungen dann aber trotz der vielfältigen Möglichkeiten zum Miträtseln und zahlreicher überraschender Wendungen recht behäbig, die Spannung flaut ab und die Handlung verliert zunehmend an Fahrt. Schade denn die vielschichtig gestaltete Krimihandlung und der spannende historischen Kontext hatten sehr viel Potential versprochen.Erst zum Ende hin gewinnt die Geschichte wieder an Tempo und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht. Die fesselnde Auflösung im dramatischen Showdown konnte mich wirklich überraschen. Die Erläuterungen zu den Beweggründen des Täters waren nachvollziehbar, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu simpel gestrickt wirkten.
Nicht sehr gut gelungen ist der Autorin allerdings die Zeichnung ihrer Figuren, die sehr blass wirkten und mir mit ihren Emotionen und Beweggründen oft unglaubwürdig und weitestgehend fern geblieben sind. Die Charaktere der beiden eigentlich sehr interessanten Protagonisten hätte ich mir sehr viel vielschichtiger und lebendiger ausgearbeitet gewünscht. Daher wirkte auch die Liebesgeschichte zwischen ihnen irgendwie aufgesetzt, kitschig und wenig stimmig.
Der historische Hintergrund zu diesem Fall mit vielen gut recherchierten Fakten hat mich sehr angesprochen und ist auch sehr anschaulich in der fiktiven Geschichte umgesetzt worden. Das interessante Pariser Zeitkolorit und spezielle Flair der Seine-Metropole wurden allerdings etwas zu oberflächlich eingefangen.

FAZIT
Ein solider, historischer Kriminalroman im Paris der Nachkriegszeit, der mich aber trotz interessanten, historischen Hintergrunds wegen der blassen Figuren und fehlendem Spannungsbogen nicht restlos überzeugen konnte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.09.2018

Bitterböser Krimiauftakt mit Huber Hannis erstem Fall

Walter muss weg
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INHALT
Auf dem Land kommen die Leichen wenigstens an die frische Luft!
Glaubenthal: Umgeben von ausgedehnten Wäldern liegt es in einer sanften, von wildromantischen Schluchten durchzogenen Hügellandschaft. ...

INHALT
Auf dem Land kommen die Leichen wenigstens an die frische Luft!
Glaubenthal: Umgeben von ausgedehnten Wäldern liegt es in einer sanften, von wildromantischen Schluchten durchzogenen Hügellandschaft. Doch der schöne Schein trügt – dieses Dorf hat es in sich. Das bekommt auch Hannelore Huber auf der Beerdigung ihres Mannes zu spüren. Groß war die Vorfreude auf ein beschauliches Leben in Harmonie: endlich Witwe. Nun aber muss sie auf ihre alten Tage auch noch Ermittlerin werden. Denn im Sarg ruht, wie sich zeigt, nicht ihr Ehegatte, sondern eine falsche Leiche. Und in Glaubenthal ist es mit der Idylle vorbei.
(Quelle: Klappentext KIWI Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Walter muss weg“ hat Bestseller-Autor Thomas Raab den Auftakt einer neuen Krimireihe vorgelegt, der mich mit seinem humorvollen, oft bitterbösen Erzählstil amüsiert und bestens unterhalten hat, aber nicht völlig überzeugen konnte.
Der klamaukige, etwas arg überdrehte Einstieg erinnerte mich im Stil stark an die urkomischen Regionalkrimis à la Kluftinger und konnte mich zunächst nicht so recht überzeugen. Die Entwicklung der facettenreichen Geschichte rund um den verstorbenen Ehegatten der grantigen Huberin, dem falschen Leichnam im Sarg und den beginnenden Nachforschungen der neugierigen Alten schreitet zunächst sehr langsam voran. Dann aber gewinnt die Handlung doch mit unerwarteten Wendungen und nachdenklich stimmenden Szenen zunehmend an Tiefe. Die Ereignisse verdichten sich immer mehr, ohne sich zu überschlagen, und mit den kumulierenden Verwicklungen steigt auch die Spannungskurve. Nach und nach offenbart sich dem Leser ein ziemlich verschachtelter und kniffliger Kriminalfall, der allerdings bisweilen ins Abstruse abgleitet.
Die Krimihandlung ist angesiedelt im fiktiven Glaubenthal, einer abgelegenen Streusiedlung und vermeintlichen Postkartenidylle: eine hochanständige Dorfgemeinschaft und Natur pur mit sanften Hügeln, dichten Wäldern und ausgedehnten Moorlandschaften. Sehr bissig, pointiert und mit herrlicher Ironie gewürzt bringt Raab dann aber die ländliche Dorfgemeinschaft mit entlarvenden Alltagsbeobachtungen wie ihren zwielichtigen Aktivitäten, ihrer Spießigkeit und Doppelmoral auf den Punkt.
Neben der sehr gelungen Hauptfigur mangelt es auch nicht an etlichen skurrilen Nebenfiguren, die mit ihren Macken und verschrobenen Lebensweisheiten bestens zu unterhalten wissen.
Hervorragend gelungen ist Raab seine Protagonistin, die recht grantelige, 70jährige Huber Hanni, die sich anfangs keineswegs als sympathische Alte präsentiert, im Laufe der Handlung auch sehr liebenswerte Züge zeigt und ihr Herz am rechten Fleck hat. Während die polizeiliche Ermittlungsarbeit von einem recht dilettantischen Ermittlungsduo eher erfolglos im Hintergrund verläuft, gewinnt die alte Huber immer mehr an Profil und avanciert allmählich zur gewitzten Hobby Miss Marple. Bei dem immer mysteriöser werdenden Fall stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an und begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen. Wenn auch gänzlich ungebeten erhält sie dabei tatkräftige Unterstützung von der kleinen, unerschrockenen Tochter einer Zugereisten und einem zugelaufenen, unerwartet anhänglichen Wolf.
Der Autor versteht es, in den skurrilen, aber spannenden Fall einige überraschende Wendungen und jede Menge witzige, äußerst unterhaltsame Episoden einzuflechten. Die ein oder andere Slapstick-Einlage oder bestimmte Kalauer waren mir aber doch zu viel des Guten.
Insgesamt verwendet Raab allerdings einen sehr herausfordernden, recht anstrengend zu lesenden Erzählstil, in den man sich erst einlesen muss und der sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Um ihn mit all seinen Wortspielen und bissigen Seitenhieben richtig genießen zu können, muss man den Roman wirklich langsam und konzentriert lesen und sich die genial konstruierten Sätze mit ihren humorvollen Pointen auf der Zunge zergehen lassen.
FAZIT
Ein sehr außergewöhnlicher, anspruchsvoll geschriebener Krimi mit hohem Unterhaltungswert und viel Sprach- und Wortwitz! Auftakt einer etwas derben, herrlich bösen Krimireihe rund um die grantige Huber Hanni als neue „Miss Marple“ von Glaubenthal!

Veröffentlicht am 29.09.2018

Brillanter, actionreicher Psychothriller mit deutlichen Startschwierigkeiten

Der Abgrund in dir
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INHALT
Rachel Childs hat alles, was man sich erträumt: ein Leben ohne finanzielle Sorgen, einen gutaussehenden, liebevollen Ehemann. Doch im Bruchteil einer Sekunde macht ausgerechnet dieser Mann ihr Leben ...

INHALT
Rachel Childs hat alles, was man sich erträumt: ein Leben ohne finanzielle Sorgen, einen gutaussehenden, liebevollen Ehemann. Doch im Bruchteil einer Sekunde macht ausgerechnet dieser Mann ihr Leben zu einer Farce aus Betrug, Verrat und Gefahr. Nichts ist mehr, wie es scheint, und Rachel muss sich entscheiden: Wird sie kämpfen für das, was sie liebt, oder im Strudel einer unglaublichen Verschwörung untergehen?
(Quelle: Klappentext Diogenes)

MEINE MEINUNG
Mit dem neuesten Werk „Der Abgrund in dir“ hat Bestseller-Autor Dennis Lehane einen recht ungewöhnlichen und äußerst vielschichtigen Spannungsroman verfasst, der eine Mischung aus Familienroman, Liebesgeschichte und Psychothriller darstellt, und den man spätestens im letzten Teil einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.
Untergliedert ist der Roman, in dessen Mittelpunkt Rachel Childs steht, in drei deutlich voneinander abgesetzte Teile, die unterschiedliche Zeitstränge repräsentieren und recht unterschiedliche Handlungsschwerpunkte aufweisen.
Äußerst packend lässt Lehane seinen Roman mit einer packenden recht verstörenden Szene beginnen, die sein vermeintliches Ende andeutet. Gebannt liest man weiter, da man unbedingt mehr über die Hintergründe erfahren möchte. Trotz seines äußerst mitreißenden Schreibstils macht es der Autor dem Leser allerdings nicht leicht, bei der Stange zu bleiben, denn beinahe über 300 Seiten vergehen, bis die Handlung schließlich ganz überraschend den erwarteten Thrill erhält und ein atemberaubendes Tempo aufnimmt. Zuvor jedoch entwirft der Autor ein äußerst detailliertes Psychogramm von Rachel, das zwar sehr interessant ist, aber sehr deutliche Längen und wenig Spannung aufweist. So dreht sich der erste Teil hauptsächlich um ihre problembeladene Familiengeschichte, Rachels schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, ihre Karriere als erfolgreiche TV-Reporterin sowie ihre angeschlagene Psyche und zerrissene Persönlichkeit. Auch im zweiten Teil lässt sich der Autor noch viel Zeit seine eigentliche Geschichte zu entwickeln und rückt zunächst Rachels Liebesgeschichte und das glückliche Leben mit ihrem zweiten Ehemann Brian, einem charmanten, attraktiven Geschäftsmann in den Mittelpunkt. Geradezu meisterlich lässt Lehane dann seine Handlung durch eine unerwartete Entdeckung Rachels kippen, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Der Roman entwickelt sich zu einem äußerst packenden, temporeichen Psychothriller, der einem mit jeder Menge Action und erstaunlichen Wendungen in Atem hält. Lehanes clever konstruiertes Verwirrspiel führt den Leser so manches Mal in die Irre und lässt schließlich alles in Frage stellen. Das spannungsgeladene, wendungsreiche Verschwörungsgeschichte gipfelt schließlich in einem unglaublich mitreißenden Finale, das an Dramatik und Brutalität kaum zu überbieten ist und etwas überzogen wirkt.
Sehr interessant, ausreichend undurchschaubar und vielschichtig sind auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Figuren des Romans angelegt. Leider bleibt die Glaubwürdigkeit von Rachels sorgsam angelegtem, komplexem Charakter für mich bei einigen Verhaltensweisen jedoch auf der Strecke, so dass ihr Handeln für mich nicht immer nachvollziehbar war.

FAZIT
Nach einem spannungsarmen ersten Teil entwickelt sich die Geschichte zu einem brillanten, rasanten Psychothriller, der mit Hochspannung und unerwarteten Wendungen bestens zu unterhalten weiß!
Schade, dass der Autor anfangs so viel Potential verschenkt hat!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Die verhängnisvolle Grillparty

Truly Madly Guilty
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INHALT
In der Familie ihrer Freundin Clementine fand Erika stets Halt und Geborgenheit, in ihrem eigenen Zuhause nicht. Auch heute ist Clementine ihr Zufluchtsort, und nun hofft Erika in einem delikaten ...

INHALT
In der Familie ihrer Freundin Clementine fand Erika stets Halt und Geborgenheit, in ihrem eigenen Zuhause nicht. Auch heute ist Clementine ihr Zufluchtsort, und nun hofft Erika in einem delikaten Fall auf Hilfe: Sie und ihr Mann Oliver sind ungewollt kinderlos, und sie möchte die Freundin um einen mehr als großen Gefallen bitten. Als Erika das Thema bei einem gemütlichen Barbecue anspricht, nehmen Ereignisse ihren Lauf, die in eine Katastrophe münden. Ist ihre Freundschaft stark genug, um diese zu überstehen?
(Quelle: Klappentext Bastei Lübbe)

MEINE MEINUNG
Mit „Truly. Madly. Guilty. - Jede Familie hat Geheimnisse“ hat die australische Autorin Liane Moriarty einen mitreißenden, tiefgründigen Roman verfasst, der allerdings trotz ähnlicher Erzählstruktur nicht an ihren großen Erfolg „Tausend kleine Lügen“ heranreichen kann.
Mit unheilvollen Andeutungen führt die Autorin den Leser in ihre Geschichte ein, die um die katastrophalen Ereignisse auf einer Grillparty und die späteren, alles verändernden Auswirkungen für alle Beteiligten kreist und die der Leser aus einer gewissen Distanz miterlebt. Bereits von Anfang an ist Spannung vorhanden, die sich von Seite zu Seite mehr aufbaut. Geschickt erfolgt ein stetiger Wechsel zwischen der gegenwärtigen Handlung und Rückblicken zu Geschehnissen, die zu unterschiedlichen Erzählzeitpunkten vor dem verhängnisvollen Tag liegen, bis schließlich die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenlaufen und das Geheimnis gelüftet wird. Zu Anfang eines jeden Kapitels wird angegeben, wann die oftmals vor und zurückspringende Handlung stattfindet. Häppchenweise enthüllt die Autorin bedeutungsvolle, aber wenig konkrete Details über diese schicksalhafte Katastrophe, wodurch sich die Spannung bis ins Unendliche steigert. Hierdurch wird der Leser von einer inneren Unruhe erfasst und stellt allerlei wilde Spekulationen darüber an, was so Weltbewegendes geschehen sein könnte. Zudem führt die Autorin die Leser ganz langsam in das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen den beiden Freundinnen und den drei sehr unterschiedlichen Ehepaaren ein. Nach und nach werden eine Menge Geheimnisse über die einzelnen Figuren offen gelegt, so dass ziemlich schnell deutlich wird, dass jeder der Charaktere etwas zu verbergen hat.
Bis zur großen, überraschenden Enthüllung hat die Autorin allerdings durch etliche künstliche Verzögerungen ihren Spannungsbogen etwas zu sehr überspannt, denn der schon fast frustrierte Leser muss sich wirklich lange – bis zur Hälfte des Romans! – gedulden. Im nachfolgenden Teil ihres Romans widmet sich die Autorin ausführlich den schuldhaften Verstrickungen der einzelnen Charaktere und den verschiedenen Nachwirkungen dieses unheilvollen Tages für die Beteiligten. Gekonnt gibt uns Moriarty so manche aufschlussreiche Einblicke in die menschliche Natur, aber auch in die Abgründe der menschlichen Psyche. Insbesondere die letzte Wendung am Ende des Romans hat mit sehr gut gefallen, da die Autorin den Ereignissen hierdurch nochmals eine ganz spezielle, nachdenklich stimmende Note verliehen hat.
Obwohl der Fokus der facettenreichen, erstaunlich tiefgründigen Geschichte auf den zwei Freundinnen Clementine und Erika und ihrer besonderen Freundschaft liegt, spielen auch eine ganze Reihe weiterer Charaktere eine wichtige Rolle in der Story. Die Autorin hat interessante, vielschichtige Charaktere geschaffen, die mit ihren schrittweise enthüllten Unzulänglichkeiten und Schwächen sehr glaubwürdig ausgearbeitet sind und nachvollziehbare Hintergründe und Motive besitzen. Je tiefer man in die Vergangenheit der verschiedenen Charaktere eintaucht, desto deutlicher offenbart sich dem Leser eine bunte Mischung an Doppelmoral, Schuld, Verstrickungen, Neid, Intrigen und Falschheit.
Die verschiedenen Problemthemen, die Liane Moriarty in ihre Geschichte eingearbeitet hat, ergeben ein gelungenes Bild der vermeintlich glücklichen Familien in diesem idyllischen Vorstädtchen und stimmen nachdenklich.
FAZIT
Ein unterhaltsamer, tiefgründiger Roman über eine alles verändernde Katastrophe, der mich durch seine ungewöhnlich hinauszögernde Erzählweise allerdings nicht völlig überzeugen konnte!