MEINE MEINUNG:
Um dieses Buch kam man in den letzten Tagen wirklich nicht herum. Kein Wunder also, dass ich mit jedem Bild, das ich bei Instagram entdeckte, neugieriger wurde. Also prompt angefragt und sogar den Zuschlag bekommen – vielen Dank an dieser Stelle! Leider wurden nicht nur die Bilder zahlreicher, sondern auch die eher negativ angehauchten Rezensionen; doch ich ließ mich nicht verunsichern und stürzte mich in die Seiten. Heute möchte ich nun meine Meinung zu der Geschichte rund um Camelia mitteilen. Viel Spaß dabei ?
Beginnt man dieses Buch, muss man sehr schnell feststellen, dass Dhonielle Clayton einen sehr detailverliebten Schreibstil benutzt. Dabei setzt sie vor allem auf viele Beschreibungen rund um die Blumenwelt von Orleans und bedient sich auch etlicher Vergleiche zu Blumen, wie zum Beispiel deren Farbe, Form, Düfte etc. Das ist, zugegebenermaßen, etwas gewöhnungsbedürftig, stellte mich persönlich aber vor keine große Herausforderung. Im Gegenteil, ich empfand den Schreibstil und die gewählte Sprache als wirklich angenehm, wenngleich die bildhaften Darstellungen immer wieder für eine gewisse Länge sorgten. Allgemein empfand ich die Geschichte als eher ruhig erzählt. Als Leser fiel es mir nicht weiter schwer, mich komplett von der Autorin verzaubern zu lassen. Sie nahm mich mit in die buntesten Gärten, die farbenfrohesten Räume innerhalb des Palasts und stellte mir die schillendsten Charaktere vor. Dabei geizte sie nie mit Ausschmückungen rund um die Umgebung und legte ihr Augenmerk deutlich mehr auf die Atmosphäre und die Schönheit dieser Welt, als auf alles andere. Doch genau so kann Dhonielle Clayton auch rasante Szenen erzählen; auch wenn die eher zur Seltenheit gehörten in diesem Reihen-Auftakt.
Die Geschichte wird rein aus Sicht unserer Protagonistin Camelia geschildert; was ich so an und für sich schon mal sehr gut fand. Camelia, oder Camille, wie sie ihre Freunde nennen, ist eine junge Frau, die sich verantwortungsbewusst ihren Pflichten stellt, die Regeln dabei aber manchmal ganz gekonnt ignoriert oder übergeht. Anfangs ist sie noch mutig und selbstsicher, steht zu ihren Handlungen und Entscheidungen und lässt sich nur wenig vorschreiben. Im Laufe der Zeit verlor sie diese Eigenschaften aber zusehens und entwickelte sich zu einer richtigen Spielfigur, die herumgeschubst und bevormundet wird und die sich niemals auch nur ansatzweise wehrt oder für sich einsteht. Dieses Verhalten passte überhaupt nicht zu der Camille, die ich kennengelernt habe und sorgte deshalb für einen gewissen Unmut von meiner Seite. Allgemein war es mit ihr und mir ein stetiges Auf und Ab. Mal fieberte ich enorm mit ihr mit und bangte regelrecht um sie; dann ging sie mir wieder genug auf die Nerven, dass es mir beinahe egal wurde, was mit ihr geschah. Eine echt seltsame Mischung, die ich so bisher auch noch nie hatte mit einer Protagonistin. Jetzt rückblickend fand ich aber trotzdem, dass sie gut zur Geschichte passte. Gewisse Handlungsweisen ihrerseits waren halt einfach nötig, um den Ablauf des Buches sicher zu stellen. Größtenteils war sie ja sympathisch und ich konnte mich in den meisten Fällen auch gut mit ihr identifizieren.
Randfiguren gab es einige, so richtig nah kam mir davon aber keiner. Es blieb stets eine gewisse Distanz zu den einzelnen Nebencharakteren, was mich so aber auch nicht weiter störte. Solange Camille und zwei-drei andere Protagonisten greifbar waren, war alles in bester Ordnung.
Der Grundgedanke hinter diesem Buch war nicht zwingend das, was ich erwartet hatte. Beim Lesen des Klappentextes freute ich mich auf eine Geschichte mit Gesellschaftskritik, mit einer oder gar mehreren wichtigen Botschaften. Ich wollte lesen, dass Schönheit nicht alles ist im Leben; dass man sich so lieben sollte, wie Gott uns schuf. Doch bis auf das Nachwort war davon nicht viel zu spüren. Viel mehr begleiten wir Camelia auf ihrer Entdeckungsreise, was es mit dem Palast und den Belles eigentlich auf sich hat und dass viel mehr Dunkelheit und Böses herrscht, als nach außen durchsickern kann. Die Abhandlung ist dabei aber keineswegs schlecht. Obwohl das Tempo mittels des blumigen Schreibstils ein wenig reduziert wurde, war es, zumindest in den ersten beiden Dritteln äußerst spannend und nie langweilig. Danach gab es eine Wendung der Story, die mir nicht mehr allzu sehr zusagte, sondern mich vielmehr nervte als fesselte. Mir fehlte im letzten Drittel einfach der Widerstand von Seiten der Protagonistin. Das Drama nahm immer mehr seinen Lauf und für Camille wäre es ein Leichtes gewesen, das Ruder herum zu reißen – tat sie aber nicht und so verlor die Geschichte einiges an Glaubwürdigkeit. Und obwohl ich genervt war und eher unglücklich mit dieser Wendung, kann ich nicht leugnen, dass ich weiterhin gefesselt war. Ich war neugierig; und der Twist, den die Autorin schon früh eingefädelt hat, war gut gewählt um den Leser bei Laune zu halten und an die Seiten zu binden. Man fragt sich also permanent, wie dieser Twist aufgelöst wird und so bleibt es mindestens auf dieser Ebene spannend. Auf die besagte Auflösung wartet man allerdings vergeblich – es wird zwar nochmal aufgegriffen, die offenen Fragen jedoch nicht beantwortet. Einerseits ein guter Cliffhanger, andererseits aber auch irgendwie enttäuschend.
FAZIT:
Die Geschichte in „The Belles 1: Schönheit regiert“ von Dhonielle Clayton sticht sowohl vom Stil her als auch vom Grundgedanken her definitiv von der Masse heraus. Ein sehr detailreicher, blumiger Schreibstil trifft auf eine Handlung, die besonders in den ersten zwei Dritteln komplett durch interessante, neuartige Elemente überzeugen kann. Die Hauptfigur hatte es dafür ein wenig schwer und stieß nicht immer auf Wohlgefallen bei mir. Auch das letzte Drittel entsprach nicht unbedingt meinen Erwartungen, besonders in Hinsicht auf die Auflösung – konnte mich aber trotzdem fesseln. Alles in allem gab es für mich doch den ein oder anderen Kritikpunkt, über den ich nicht hinwegsehen kann – und trotzdem freue ich mich sehr auf die Fortsetzung von Camelia’s Geschichte.