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Veröffentlicht am 25.06.2019

Ein humorvoll arrangiertes Mord- und Totschlagsdrama

Agatha Raisin und der tote Tierarzt
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Ein echtes Mord- und Totschlagsdrama erlebt Agatha Raisin in ihrem zweiten Fall, in dem es um einen toten Tierarzt und zwei entführte Katzen geht. Aber auch eine gut betagte Nachbarin muss ihr Leben lassen. ...

Ein echtes Mord- und Totschlagsdrama erlebt Agatha Raisin in ihrem zweiten Fall, in dem es um einen toten Tierarzt und zwei entführte Katzen geht. Aber auch eine gut betagte Nachbarin muss ihr Leben lassen. Das allerdings wird nur am Rande erwähnt. Dafür aber dreht sich alles in dem immer gefährlicher werdenden Fall um das Ego von Agatha, das beschädigt wird, als besagter Tierarzt sie nach einer Essenseinladung sitzenlässt und um die plötzlich aufflammende Fürsorge ihres sonst so abweisenden Nachbarn James, der Agatha plötzlich mit großer Einsatzbereitschaft bei diversen Nachforschungen zur Seite steht.

“Agatha Raisin und der tote Tierarzt“ überzeugt mit einem handfesten Verbrechen, das in eine humorvoll arrangierte Handlung eingebettet worden ist. So dauert es nicht lange, bis Agatha auf der Damentoilette mit einem Waschbecken zusammenbricht und das nur, weil sie ihrem Nachbarn James mit aller Macht gefallen will. Und während sie bereits die Hochzeitsglocken läuten hört, hat ihr Kompagnon alle Hände voll zu tun, die Mordermittlungen voranzubringen. Dass er dabei auch einen Einbruch begehen muss, stört ihn wenig. Denn als Schriftsteller ist er begeistert von jeder neuen Idee, die er in seinem Buch verwenden kann.

Skurrile Charaktere, jede Menge Alltagshumor und die überbordende Fantasie von Agatha Raisin prägen diesen Kriminalroman, der durch seine übersichtliche Länge, einem flüssigen Schreibstil und dem wendungsreichen Geschehen schnell gelesen ist. Dabei ist es egal, dass der eigentliche Fall eher schlicht und übersichtlich in Erscheinung tritt und die Identität des Mörders mit ein wenig Aufmerksamkeit vom Leser selbst enttarnt werden kann. Denn der immer wieder aufflammende, manchmal bitterböse und dann wieder angenehm erfrischende Humor und die Tollpatschigkeit der selbst ernannte Hobbydetektivin führen dazu, dass sich der Leser durch viele schräge Szenen bestens unterhalten weiß.

Fazit:
Britischer Humor, skurrile Figuren und kriminelle Dorfgeschichten sorgen dafür, dass der Leser bestens unterhalten wird, während er mit Agatha Raisin auf die Jagd nach Mördern geht.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Ein unterhaltsamer Dorfkrimi

Agatha Raisin und der tote Richter
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Ein wunderschönes Leben hat sich die erfolgreiche PR-Beraterin Agatha Raisin erträumt, mit einem eigenen Cottage in den Cotswolds, wo sie sich von nun an zur Ruhe setzen will. Doch kaum ist ihr Unternehmen ...

Ein wunderschönes Leben hat sich die erfolgreiche PR-Beraterin Agatha Raisin erträumt, mit einem eigenen Cottage in den Cotswolds, wo sie sich von nun an zur Ruhe setzen will. Doch kaum ist ihr Unternehmen verkauft und das Cottage bezahlt, merkt Agatha, dass es gar nicht so einfach ist, in der ländlichen Gegend zu wohnen. Denn das Dorf hat seine eigenen Regeln und die Nachbarn akzeptieren die Neuhinzugezogene erst einmal nicht. Deshalb schmiedet Agatha einen Plan und nimmt mit einer in London gekauften Feinkost-Quiche am örtlichen Backwettbewerb teil. Nur, dass ihre Spinatkreation mit giftigen Wasserschierling versehen worden ist und einer der Preisrichter dadurch zu Tode kommt, hat Agatha nicht geahnt. Und so steht sie schon bald als Betrügerin und Mörderin da, während sie mit allen Mitteln versucht, dem wahren Täter auf die Schliche zu kommen.

„Agatha Raisin und der tote Richter“ ist der erste Fall für die bodenständige Geschäftsfrau aus London, den sie in Cotsworlds zu lösen gedenkt, während sie mit den Gepflogenheiten der eingeschworenen Dorfgemeinschaft große Probleme hat. Schließlich ist sie es gewohnt, dass sie stets ihren Willen erhält und im Mittelpunkt des Interesses anderer Menschen steht. Nun aber wird ihr vor der eigenen Haustür skrupellos die kalte Schulter gezeigt, was in Agathas Augen einer Kampfansage gleicht. Mit Bergen von Spenden schleicht sie sich bei der Pfarrersfrau ein oder zahlt Erpressungsgelder für Informationen, die für ihre Mordermittlungen wichtig sind. Dass sie dabei von einem Fettnäpfchen in das Nächste tappt, stört sie wenig. Denn Agatha hat ein Ziel, dass sie mit allen Mitteln erreichen will, während ihre sich selbst auferlegte Mission immer gefährlicher wird.

Erzählt werden die amüsanten und manchmal auch bedrohlich werdenden Abenteuer aus Agathas Sicht, sodass der Leser jederzeit ihre wechselnden Gedanken und die darauf folgenden Handlungsweisen gut nachverfolgen kann. Dadurch merkt er schnell, dass die neu gewonnene Rolle als Cottagebesitzerin inmitten dörflicher Querelen noch ungewohnt für die einst knallharte Unternehmerin ist, weswegen sie manchmal gut kalkuliert und messerscharf agiert und dann wiederum unsicher und schwach. Je nachdem, wie ihre derzeitige Position und ihre Stimmungslage gerade ist. Ein wunderbar kurzweiliges Lesevergnügen, das von der Wankelmütigkeit der neuen Dorfbewohnerin profitiert und Lust auf weitere Fälle mit der liebenswerten und chaotischen Agatha Raisin macht.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Krimi mit einem überschaubaren Fall, wunderbar schrulligen Dorfbewohnern und einer Hobbydetektivin, die angenehm menschlich und unvollkommen ist.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein toller Mitratekrimi mit vielen Verstrickungen

Das krumme Haus
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Am Ende des Zweiten Weltkrieges lernt der Diplomat Charles Hayward in Ägypten die junge Sophia Leonides kennen, die für das Außenministerium tätig ist. Er verliebt sich in sie und schon bald steht fest, ...

Am Ende des Zweiten Weltkrieges lernt der Diplomat Charles Hayward in Ägypten die junge Sophia Leonides kennen, die für das Außenministerium tätig ist. Er verliebt sich in sie und schon bald steht fest, dass Charles nach seiner Rückkehr in die Heimat um ihre Hand anhalten wird. Doch die geplante Verlobung findet nicht statt, da Sophias Großvater Aristide Leonides heimtückisch ermordet worden ist. Denn von nun an ermittelt Scotland Yard in dem großen krummen Haus, in dem der tyrannische Millionär zusammen mit Sophia und weiteren Familienmitgliedern aus drei Generationen wohnhaft war. Und jeder von ihnen kann der Mörder sein.

„Das krumme Haus“ ist eines der Lieblingsbücher von Agatha Christie und wurde im Jahr 1951 erstmals ins Deutsche übersetzt und in dieser Fassung in den Buchhandel gebracht. Ein klassischer Whodunit Krimi mit einer begrenzten Anzahl an Verdächtigen und einer Auflösung, die am Ende völlig überrascht dabei allerdings auch schlüssig ist. Doch zunächst einmal wird, wie bei Agatha Christie gewohnt, das Naheliegende durch viele falsche Fährten und interessante Figurenkonstellationen überdeckt, sodass der Leser gefangen von den zwar nicht unwichtigen, aber doch ins Leere führenden Nebenhandlungen ist.

Der Erzähler des wunderbar kniffligen Falls ist der Diplomat Charles, dessen Vater bei Scotland Yard tätig ist, von dem er viele wichtige Informationen bezieht. Deshalb stört es auch nicht, dass weder die scharfsinnige Miss Marple noch der belgische Detective Hercule Poirot auf der Bildfläche erscheinen. Denn Charles mit seinem Beschützerinstinkt und als quasi Betroffener macht seine Sache gut und reiht sich mit diplomatischem Geschick in die Riege der mit Eifer ermittelnden Personen ein. Trotzdem merkt der Leser recht schnell, dass dieser weder die Erfahrung noch die Cleverness von Agatha Christies sonstigen Detectiven besitzt, was dem Krimi selbst einen völlig eigenen Stil verleiht.

Fazit:
Ein toller Mitratekrimi mit vielen Verstrickungen, facettenreichen Figuren und einem angenehm überraschenden Schluss.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Ein ruhiger Krimi, der fesselt und bewegt

Nachts schweigt das Meer
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Detective Inspektor Ben Kitto kehrt nach dem tragischen Tod seiner Kollegin Clare auf die Insel Bryher zurück, wo er eine Auszeit nehmen will. Doch kaum ist er dort angekommen, wird ein junges Mädchen ...

Detective Inspektor Ben Kitto kehrt nach dem tragischen Tod seiner Kollegin Clare auf die Insel Bryher zurück, wo er eine Auszeit nehmen will. Doch kaum ist er dort angekommen, wird ein junges Mädchen vermisst, das später unterhalb der Klippe tot am Wasser aufgefunden wird. Ein Schock für die Familie, die nach der Tragödie vollends zerbricht, während die Inselbewohner entsetzt über das Vorhandensein eines Mörders in ihrer Mitte sind. Denn außer einem kleinen Diebstahl wurden seit Langem keine Verbrechen mehr auf der kleinen Insel verübt, sodass die Türen dort für jedermann offenstehen. Nun aber schleicht sich die Angst in ihre Köpfe ein. Und Ben, der aufgrund seiner Erfahrungen bei der Mordkommission die Ermittlungen übernimmt, hat es schwer, weil er den Mörder im Kreis seiner einstigen Freunde und Nachbarn finden muss.

„Nachts schweigt das Meer“ ist ein sehr atmosphärischer Kriminalroman, der seine Leser auf die Kleinste der Scilly Inseln entführt, wo jeder Bewohner den anderen gut kennt. Deshalb dauert es nicht lange, bis das Misstrauen Überhand gewinnt, weil gut gehütete Geheimnisse in ihrer überschaubaren Gemeinschaft nicht wirklich welche sind. So ist es egal, ob Bens Onkel den Jugendlichen auf der Insel Geld gegeben hat, um ihre Vorhaben zu unterstützen, oder ein Lehrer der sexuellen Belästigung beschuldigt wird, obwohl es nie zu einer Anklage kam. Sie alle werden von nun an mittels Rufmord an den Pranger gestellt, weil die Unsicherheit unter den Bewohnern enorme Früchte trägt.

Gleich mehrere Verbrechen, die niemand in der scheinbare Idylle vermutet hat und eine Reihe an akribisch geführten Ermittlungen stehen im Mittelpunkt des Geschehens, während der aus Bryher stammende und zur Zeit etwas ausgebrannte Detective Inspektor Ben Kitto die Hauptfigur in dem immer emotionaler werdenden Drama ist. Ben, der nach dem Tod seiner einstigen Kollegin mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat, funktioniert am Anfang nur, weil es von ihm erwartet wird. Später aber kniet er sich dann aber immer mehr in die Ergreifung des Mörders hinein und wird am Ende mit einer positiven Entwicklung in seinem eigenen Leben überrascht. Trotzdem erscheint dieser Kriminalroman eher düster, als hoffnungsfroh und zeigt auf, wozu Menschen in einer emotionalen Extremsituation fähig sind.

Fazit:
„Nachts schweigt das Meer“ ist der erste Teil einer Krimireihe auf den Scilly-Inseln, der trotz schwerer Verbrechen ruhig in Erscheinung tritt und durch die in ihm schwelende Angst fesselt und bewegt.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman dessen geheimnisvolle Aura viel zu schnell verschwindet

Blackwood
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Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort ...

Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort fühlt sich die in Wien groß gewordene und das Ballett liebende Schülerin nicht wohl. Deshalb versucht sie, gleich am ersten Abend zu fliehen und lernt dabei einen Jungen kennen, der ihr außerordentlich gut gefällt. Mit dem Ziel ihm nahe zu sein, lässt sich Gesine von nun an auf die oftmals etwas merkwürdig erschleichenden Gegebenheiten in dem von Mythen und Geistern beseelten Blackwood ein. Allerdings merkt sie schnell, dass der von einer Butterdynastie stammende Arian eine feste Freundin hat und auch ihre Bemühungen sich in Blackwood einzuleben, gehen irgendwie immer schief. Von ihren Niederlagen frustriert, schreibt Gesine einen Brief, auf den sie prompt eine Antwort von ihrem zukünftigen Ich erhält. Und umso mehr Gesine versucht, mithilfe weiterer Briefe in die Zukunft zu schauen, umso mehr wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.

„Blackwood; Briefe an mich“ ist ein liebenswerter Jugendroman über ein junges Mädchen, das nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter ein Leben ohne sie meistern muss und dabei viele Höhen und Tiefen durchlebt. Angefangen von dem Gefühl, allein und verloren zu sein, über die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die sie lieben und verstehen, bis hin zu der Erkenntnis, dass sie für ihr Glück einiges riskieren und kämpfen muss. Ein schwieriger und steiniger Weg, bei dem die wunderbar unperfekte und angenehm bodenständige Schülerin in viele Fettnäpfchen tritt, aber auch wunderschöne Momente und das Glück tiefer Freundschaft erfährt. Doch nicht nur sie belebt mit ihrem frischen und natürlichen Wesen das Geschehen. Auch ihr neuer Freund Sam, der aus einer kinderreichen Familie stammt und unbedingt Radiomoderator werden will oder ihr Schwarm Arian, der trotz reicher Eltern von Standesunterschieden nichts wissen will, tragen ihren Anteil dazu bei, dass es in dem aus Gesines Sicht erzählten Geschehen zu keiner Zeit langweilig wird. Nur der mystische Zauber, der zu Beginn der Geschichte über Blackwood und seine Bewohner lag, verschwindet schnell, wie auch die Geheimnisse aus der Vergangenheit, von denen am Ende nichts mehr zu erfahren ist.

Fazit:
Blackwood - Briefe an mich" ist ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman, der mit einer liebenswerten Hauptfigur, einer ordentlichen Portion an Gefühlen und ein wenig Magie daherkommt, leider aber neben einem Defizit an Trubel und Dramatik, auch seine geheimnisvolle Aura schnell vermissen lässt.