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Veröffentlicht am 31.01.2020

Das Zeitalter der digitalen Beziehungsunfähigkeit

Ghosting
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In ihrem Buch „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ beleuchtet die Autorin Tina Soliman im Gespräch mit Betroffenen und Fachleuten, welche ungeahnten Ausmaße das Ghosting ...

In ihrem Buch „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ beleuchtet die Autorin Tina Soliman im Gespräch mit Betroffenen und Fachleuten, welche ungeahnten Ausmaße das Ghosting heute schon angenommen hat. Warum breitet es sich weltweit und auch in Deutschland so rasant aus? Die Expertin zum Thema »Kontaktabbruch« lässt Ghosting-Betroffene und »Ghosts« zu Wort kommen und zeigt, wie zwischenmenschliche Beziehungen durch Ghosting gefährdet oder zerstört werden.

Ich habe dieses Buch gelesen, da das Thema Ghosting immer wieder in den Medien auftaucht, was unweigerlich zu einem gewissen Interesse an dieser Thematik führt. Was ist Ghosting eigentlich? Was steckt dahinter und welche Folgen hat es für den Einzelnen und die Gesellschaft? In der Einleitung werden zunächst die Beweggründe der Autorin für das Buch und die verschiedenen Erscheinungsformen des Ghosting kurz vorgestellt. Insbesondere bezüglich der unterschiedlichen Arten des Ghostings sind die Ausführungen der Autorin für meinen Geschmack leider recht knapp gehalten. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin versucht diesen Themenaspekt möglichst schnell abzuhandeln. Um die tatsächlichen Unterschiede zwischen dem Ghosting und seinen einzelnen Unterarten wirklich erfassen zu können, reichen die im Buch vorhandenen Informationen leider nicht aus. Hierfür wäre es erforderlich, dass man sich weitere Quellen zu dem Thema heranzieht um dieses weiter vertiefen zu können. Um „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ inhaltlich verstehen zu können, ist dieses Wissen jedoch grundsätzlich nicht erforderlich. Frau Soliman beleuchtet in ihrem Werk sowohl die Ghosts, als auch die Ghosting Opfer und hat im Rahmen ihrer Recherche zu diesem Thema entsprechende Interviews mit den Betroffenen geführt. Auch Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Partnerberater und Psychologen werden zu diesem komplexen Themengebiet befragt. Die hieraus gezogenen Erkenntnisse werden dem Leser entsprechend in „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ ebenfalls präsentiert. Gründe für das Ghosting sieht die Autorin in erster Linie in der Vergangenheit bzw. Kindheit der Beteiligten, sowie einer vermeintlich generell vorhandenen Beziehungsunfähigkeit die auf beiden Seiten besteht. In ihrem Buch legt Tina Soliman ein besonderes Augenmerk auf den Bereich von Liebesbeziehungen, besonders ins Auge gefasst werden dabei jene, welche über Dating-Plattformen und Online-Partnervermittlungen zustande gekommen sind. Das Thema Ghosting außerhalb einer partnerschaftlichen Beziehung wird von Frau Soliman eher nur am Rande erwähnt. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit vermeintlich weitverbreiteten Bindungsängsten und der generellen Suche des Einzelnen nach dem idealen Partner. Frau Soliman zeigt auf, dass in der heutigen Zeit häufig zu viel von einer Beziehung erwartet wird bzw. viele Menschen eine völlig falsche Vorstellung davon haben, wie eine Beziehung und der eigene Partner sein sollten. Sie kommt dabei zu dem Schluss, dass viele Menschen letztlich einem falschverstandenem Idealbild hinterhereifern. Dating-Plattformen wie Tinder und Co, die stetig eine wachsende Zahl an Nutzern verbuchen können, verhindern aus Sicht der Autorin zudem ein wirkliches Kennenlernen zwischen den Suchenden, da vermeintlich bessere Optionen für den Einzelnen nur einen „Wisch“ weit entfernt zu sein scheinen. Die Autorin führt das Phänomen „Ghosting“ letztendlich darauf zurück, dass die Menschen im Großen und Ganzen beziehungsunfähig sind. Die Menschen finden keinen Partner wegen des großen Überangebots auf das man im digitalen Zeitalter Zugriff hat und der tiefsitzenden Angst etwas Besseres zu verpassen, wenn man sich auf jemanden festlegt.

Unterm Strich beschäftigt sich die Autorin in „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ meines Erachtens nach mehr mit der mutmaßlichen Beziehungsunfähigkeit der Menschen im Digitalen-Zeitalter, als wirklich mit dem Thema Ghostin. Wie eingangs bereits erwähnt werden die einzelnen Arten zu Beginn des Buches knapp und im Schnelldurchlauf erwähnt, statt sich ausführlich mit den genauen Unterschieden zu befassen. Im weiteren Verlauf des Buches wird hin und wieder nochmal kurz was zum Thema erwähnt, dies gestaltet sich jedoch meist in Form von kurzen Fallbeispielen. Wiederholt wird erwähnt, dass Ghosting darauf zurückzuführen ist, dass die Menschen mutmaßlich zu einem großen Teil beziehungsunfähig seien, wobei hier Ghoster und Geghostete gleichermaßen davon betroffen sein sollen. Auch seien letztlich mehr oder weniger beide Seiten Schuld am Scheitern einer Beziehung. Die von Frau Soliman erworbenen Erkenntnisse mögen im Einzelfall durchaus zutreffen. Hieraus allgemeingültige These aufzustellen halte ich jedoch persönlich dann doch für etwas zu gewagt. Irgendwann dreht sich der Inhalt des Buches mehr oder weniger im Kreis. Aussagen werden wiederholt und werden dann anschließend nochmals hervorgehoben. Viele Kapitel hätten gekürzt werden können, wenn man darauf verzichtet hätte.

Insgesamt war „Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“ von Tina Soliman zwar insgesamt eine durchaus interessante Leselektüre, nur hatte diese inhaltlich leider zu wenig mit dem Thema Ghosting zu tun. Aufgrund des gewählten Buchtitels hätte ich mir hier doch um einiges mehr erwartet. Daher gibt es von mir nur drei von fünf Sternen.

Ghosting

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 24.07.2019

Irgendwann ist die Luft raus...

Save Us
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Im finalen Band der dreiteiligen Maxton-Hall Reihe spitzen sich die Ereignisse rund um die Clique von Ruby und James nochmal zu. Wir bekommen noch mehr Geheimnisse, mehr Drama, und natürlich auch mehr ...

Im finalen Band der dreiteiligen Maxton-Hall Reihe spitzen sich die Ereignisse rund um die Clique von Ruby und James nochmal zu. Wir bekommen noch mehr Geheimnisse, mehr Drama, und natürlich auch mehr Herzschmerz geboten. Die eigentlichen Hauptcharaktere Ruby und James verlieren dabei aber immer mehr an Bedeutung, wobei die Beziehung der beiden gefühlsmäßig zu stagnieren scheint. Insgesamt vermag es die Liebesgeschichte nicht mehr, mich wirklich zu packen. Die anderen Handlungsstränge wirken im direkten Vergleich deutlich spannender. Die Perspektive, aus der die einzelnen Abschnitte erzählt werden, werden um weitere Charaktere ergänzt, so dass sich das Gesamtbild immer mehr vervollständigt. Das war es dann aber auch schon. Ich muss gestehen, dass ab der Hälfte von „Save Us“ bei mir irgendwie die Luft raus war. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Bänden, gibt es nicht wirklich viele nennenswerte Neuerungen. Obwohl die einzelnen Handlungsstränge durchaus spannend gestaltet sind, vermag mich die Geschichte nicht mehr wirklich zu packen. Ich denke, dass dies in erster Linie daran liegt, dass mir die Figuren insgesamt zu eintönig waren und nicht wirklich etwas Neues bzw. Unvorhergesehenes passiert. Beim Lesen wurde ich das Gefühl nicht los, nebenher eine imaginäre Checkliste abzuhaken, mit Dingen, die typischerweise in vergleichbaren Romanen passieren. Letztlich konnte mich auch keiner der Charaktere wirklich überzeugen, da diese weitestgehend ohne jeglichen Wiedererkennungswert und gemäß gängigen Stereotypen gestaltet sind. Insgesamt waren mir die Figuren einfach zu oberflächlich. In meinen Augen hätte man die Reihe auch gut und gerne in einem Einzelband unterbringen können. Die Aufteilung, dass es in der Geschichte zunächst primär um die Beziehung von Ruby und James geht und im weiteren Verlauf der Geschichte der Fokus immer weiter auf die anderen Charaktere aufgefächert wird, sagt mir persönlich in diesem Fall nicht so ganz zu. Ich hätte es deutlich besser gefunden, wenn die Handlung sich von Anfang an gleichmäßig auf alle relevanten Charaktere konzentriert hätte, oder die Handlung der anderen Charaktere in einem separaten Buch erzählt worden wäre. So musste man als Leser plötzlich ständig gedanklich zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin und her springen. Was in anderen Romanen durchaus funktioniert, ist bei der Maxton-Hall Reihe dann doch etwas suboptimal.
Insgesamt gesehen reiht sich die Maxton-Hall Serie nunmehr fließend in die Reihe der unzähligen Mainstream New Adult High-School Serien ein, ohne dass ein bleibender Eindruck zurückbleibt. Aber auch, wenn es sich im vorliegenden Fall alles andere als um ein innovatives Werk handelt, so erfüllt „Save US“ als leichte Lektüre durchaus ihren Zweck. Insgesamt vergebe ich daher drei von fünf Sternen.

SaveUs

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 27.05.2019

Stresfrei im Arbeitsalltag

Mindful@work
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Mit „Mindful@work – Anleitung für einen achtsamen Arbeitsalltag“ möchte der freiberufliche Achtsamkeitstrainer Ralf Braun auf rund 130 Seiten aufzeigen, wie man stressbedingten Erkrankungen wie Burnout ...

Mit „Mindful@work – Anleitung für einen achtsamen Arbeitsalltag“ möchte der freiberufliche Achtsamkeitstrainer Ralf Braun auf rund 130 Seiten aufzeigen, wie man stressbedingten Erkrankungen wie Burnout gezielt vorbeugen kann, seine Achtsamkeit entsprechend schult und die Arbeitszufriedenheit, sowie das eigene Betriebsklima weiter verbessert werden können. Das Buch enthält viele einfache Übungen, die man als Einzelperson, aber auch im Team gut in den (beruflichen) Alltag integrieren und so ein gesundes Gleichgewicht herstelle kann. Die zugehörige Beleit-CD, bietet zusätzliche geführte Übungen und Meditationen zur Unterstützung. In „Mindful@work“ beleuchtet Ralf Braun auch die zunehmende Digitalisierung am Arbeitsplatz und im Alltag. Hier gibt der Autor Tipps, wie man einen entsprechenden Ausgleich schaffen kann um wieder zur inneren Ruhe zu kommen. Ralf Braun legt hierbei sehr viel Wert auf Entspannungsübungen, welche die Achtsamkeit verbessern sollen. Auch benennt er konkrete Vorschläge, mit denen Teamsitzungen besser gestaltet werden können. Hierbei geht er zunächst auch auf die klassischen Basics einer erfolgreichen Teamsitzung ein und hebt dabei auch die herausragende Bedeutung der Kommunikation untereinander, sowie der inneren Haltung des Einzelnen hervor. Der Autor beschäftigt sich auch mit der unnatürlichen Sitzhaltung, der man insbesondere am Arbeitsplatz über einen langen Zeitraum ausgesetzt ist. Auch hier versucht er, dem Leser zu einer bewussteren Wahrnehmung des eigenen Körpergefühls zu verhelfen und mit entsprechenden Übungen einer dauerhaften Schädigung entgegenzuwirken.

Die rund 130 Seiten des Buches sind anschaulich und leicht verständlich verfasst, so dass man ohne größeren zeitlichen Aufwand den Inhalt aufmerksam aufnehmen und umsetzten kann. Insgesamt beinhaltet „Mindful@work - Anleitung für einen achtsamen Arbeitsalltag“ von Ralf Braun jedoch keine revolutionären neuen Erkenntnisse. Im Grunde werden hier lediglich bereits vielfach publizierte Erkenntnisse in knapper Form zusammengefasst und Tipps zur Umsetzung im Arbeitsalltag gegeben. Für diejenigen, die sich bisher noch nicht mit dieser Thematik befasst haben und für die das Ganze daher eher Neuland ist, eignet sich „Mindful@work“ hervorragend als Einsteigerlektüren um den persönlichen (Berufs-)Alltag zu verbessern und ein persönliche Wohlbefinden wiederherzustellen. „Mindful@work - Anleitung für einen achtsamen Arbeitsalltag“ von Ralf Braun erhält von mir insgesamt drei von fünf Sternen.

Mindfulwork

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Veröffentlicht am 07.03.2019

Intelligentes Führungsverhalten

Die Intelligenz der Herde
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In die „Intelligenz der Herde - Ein revolutionäres Modell für sozial intelligentes Führungsverhalten“ wandelt Linda Kohanov, die Autorin des Bestsellers „Das Tao des Equus“,die von ihr gesammelten Einsichten ...

In die „Intelligenz der Herde - Ein revolutionäres Modell für sozial intelligentes Führungsverhalten“ wandelt Linda Kohanov, die Autorin des Bestsellers „Das Tao des Equus“,die von ihr gesammelten Einsichten aus ihrer Arbeit mit Pferden in nützliche Tools für die Entwicklung teamorientierter Führungsmethoden und Veränderungsprozesse um.

Die Autorin hat es geschafft, das jahrtausendealte System des Führungsverhaltens, dass auf dem Wissen nomadischer Hirtenkulturen beruht, auf das 21. Jahrhundert zu übertragen und nutzbar zu machen. Darin werden fünf Rollen beschrieben, die fließend ineinandergreifen und dabei helfen, das eigene Team sicher ans Ziel zu bringen. Sie führt ein innovatives Bewertungsinstrument ein, welches dabei hilft, alle fünf Rollen in unterschiedlichen Gemeinschaften – am Arbeitsplatz, in der Familie und anderen gesellschaftlichen Organisationen – zu erkennen, zu nutzen und weiterzuentwickeln.

Trotz der relativ langen Einleitung, macht es Spaß das Buch zu lesen, auch wenn man selbst keine Führungsposition innehat. Sowohl in der Einleitung, als auch zu Beginn des Hauptteils geht es zunächst eher indirekt um das eigentliche Kernthema des Buches und man muss sich als Leser zunächst etwas zurechtfinden. Die Beispiele, welche die Autorin anführt, sind teilweise wirklich interessant, besonders in Bezug auf das Sozialverhalten zwischen Mensch und Tier. Es hat zwar etwas gedauert, bis sich mir die Zusammenhänge zur Kernthematik des Buches erschlossen haben, aber mit der Zeit hat sich der rote Faden entsprechend abgezeichnet. Linda Kohanov greift in ihrem Werk auch auf die Erfahrung aus ihrer Arbeit mit Tieren (insbesondere mit Pferden) zurück. Wiederholt nimmt sie auch Bezug auf ihre früheren Werke, sowie Studien und Literatur zu dem Thema.
Erst ab Teil II, geht es mit dem eigentlichen Kernthema des Buches los. In den einzelnen Kapiteln des zweiten Teils, werden die fünf verschiedenen Rollen des Meisterherdenführers (Dominanter, Leader, Unterstützer/Gefährte, Wächter und Raubtier) nacheinander ausführlich dargestellt und analysiert. Hierbei erfolgt auch der Vergleich zwischen den einzelnen Rollen bei Tier und Mensch. Die wichtigsten Merkmale, Stärken und Schwächen werden aufgezeigt. Ebenso, wie man die Fähigkeiten der einzelnen Rollen am besten einsetzt um in jeder Situation entsprechend zu reagieren.
Teil III beschäftigt sich anschließen damit, wie die einzelnen Rollen entsprechend ausgeglichen werden können. Im Anschluss an die Kapitel findet man einen Fragenkatalog zur Bewertung von Meisterherdenführer, sowie ein einsprechender Auswertungsbogen. Sofern man diesen Auswertungsbogen tatsächlich (mehrfach) nutzen möchte, empfiehlt es sich die Printausgabe des Buches zu kaufen, damit entsprechende Kopien angefertigt werden können. Bei der ebook-Ausgabe gestaltet sich die praktische Nutzung des Fragenkataloges und des Auswertungsbogens eher schwierig. Das Ergebnis der Auswertung soll die Rollen hervorheben, welche der Getestete zu stark betont oder vermeidet. Zudem soll das Ergebnis eine Rückmeldung dazu geben, welche Rollen bereits gut ausbalanciert werden. Insgesamt ist das Ergebnis aber immer auf die jeweilige berufliche Position des Bewerteten zu interpretieren.
Die „Intelligenz der Herde - Ein revolutionäres Modell für sozial intelligentes Führungsverhalten“ von Linda Kohanov ist sprachlich leicht verständlich und anschaulich geschrieben. Der Sprachstil erinnert etwas an Artikel aus Zeitschriften wie Happinez, etc. die sich mit Themen wie Spiritualität, Ausgeglichenheit etc. beschäftigen.

Insgesamt habe ich mich mit dem Buch sehr gut unterhalten gefühlt und hier und da ein paar Dinge aufgetan, die ich an meinem eigenen Verhalten optimieren kann. Daher vergebe ich für „Intelligenz der Herde - Ein revolutionäres Modell für sozial intelligentes Führungsverhalten“ von Linda Kohanov drei von fünf Sternen.

DieIntelligenzDerHerde

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Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein Gefühl mit vielen Facetten

Scham
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Wer kennt es nicht, das Gefühl, vor Scham am liebsten im Boden versinken zu wollen?
In seinem Buch befasst sich der französische Neurologe, Psychiater und Ethologe Boris Cyrulnik eingehend mit den zahlreichen ...

Wer kennt es nicht, das Gefühl, vor Scham am liebsten im Boden versinken zu wollen?
In seinem Buch befasst sich der französische Neurologe, Psychiater und Ethologe Boris Cyrulnik eingehend mit den zahlreichen Facetten eines universellen, doch weitgehend tabuisierten Gefühls.
Der Bestsellerautor Cyrulnik beschreibt anschaulich, wie das Gefühl der Scham entsteht und welche Auswirkungen es auf unser Leben hat. Was haben Scham und Schuld miteinander zu tun? Vor dem Hintergrund neuester Erkenntnisse aus Hirnforschung und Psychologie bietet das Buch ein neues Verständnis von Scham. Der erfahrene Psychotherapeut zeigt anhand von vielen berührenden Fallgeschichten, wie Menschen in den schwierigsten Lebenssituationen, mit traumatischen Erfahrungen und düsteren Familiengeheimnissen besser umgehen können. Einfühlsam erklärt Cyrulnik, wie man das Gefühl der Schuld hinter sich lassen und wieder zu innerer Freiheit und Würde finden kann.

„Scham – Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls“ liest sich von Beginn an sehr angenehm und ist gefüllt mit einer Vielzahl an anschaulichen Beispielfällen zu den einzelnen Arten und Facetten der Scham. In einzelnen Unterkapiteln verfällt der Autor teilweise jedoch zu sehr ins Wissenschaftliche. Durch die Verwendung von zu vielen Fachbegriffen, wirken diese Kapitel dann im Ganzen etwas unübersichtlich und sind dadurch etwas schwerer zu verstehen als die restlichen Kapitel.
Boris Cyrulnik greift in seinem Werk viele interessante Ansatzpunkte auf. Sofern man nicht zu den vollkommen schamlosen Personen gehört, findet man sich hier und da ansatzweise in den Beschreibungen des Autors wieder. Allerdings legt der Autor für mein Empfinden den Fokus doch zu sehr auf spezifische Themenbereiche wie die Judenverfolgung während des zweiten Weltkriegs, sexueller Missbrauch etc. Das in diesem Zusammenhang entstehende Schamgefühl, aber auch die Schuld, werden von Cyrulnik ausgiebig behandelt und analysiert. Mir Persönlich waren diese Themenbereiche jedoch sowohl thematisch als auch zeitlich etwas zu weit weg vom hier und jetzt. Für mich wäre es von größerem Interesse gewesen, wäre das Buch mit den Fallbeispielen mehr in der heutigen Zeit angesiedelt und würde sich expliziter mit dem Scham- und Schuldgefühlen von 08/15-Menschen der heutigen Zeit befassen. Dies hatte ich aufgrund der Inhaltsangabe eigentlich auch erwartet. Erkenntnisse, die man ggf. auf die eigene Person anwenden kann sind hier daher kaum zu finden. Das Buch liest sich vielmehr wie eine interessante Zusammenfassung darüber, wie sich die Gründe für das Gefühl der Scham in der Vergangenheit immer wieder aufs Neue gewandelt haben.

Bei „Scham – Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls“ handelt es sich trotz allem um eine interessante Lektüre, die man guten Gewissens weiterempfehlen kann. Ich vergebe daher insgesamt drei von fünf Sternen.

Scham

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