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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2019

Unerwartet tiefgründig mit unvorhersehbarem Verlauf

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
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Ein Brand in ihrer Schule und eine Fehlgeburt: Die Grundschulehrerin Libby hat schwere Zeiten hinter sich als sie in ihrem Briefkasten ein Gesuche für einen Wohnungstausch entdeckt. Ein angesehener Arzt ...

Ein Brand in ihrer Schule und eine Fehlgeburt: Die Grundschulehrerin Libby hat schwere Zeiten hinter sich als sie in ihrem Briefkasten ein Gesuche für einen Wohnungstausch entdeckt. Ein angesehener Arzt sucht eine Wohnung in ihrem Heimatsort und bietet im Gegenzug sein luxoriöses Ferienhaus in Cornwall an. Libby und ihr Ehemann Jamie zögern nicht lange und nehmen das Tauschangebot an - eine verdiente Auszeit für die beiden im abgelegenen Küstenort. Vor Ort überschlagen sich jedoch seltsame Ereignisse und in Libby wächst die Angst, dass ihre Vergangenheit sie einholt. Doch was in ihrer Vergangenheit macht ihr solche Angst? Und wer ist verantwortlich für den Spuk, den das Ehepaar durchleben muss?

Der Autorin ist hier ein packender Thriller gelungen, der tief in die Psyche seiner Protagonisten eintaucht und durch unvorhersehbare Wendungen besticht. Auch wenn mir die Protagonistin Libby zunächst so gar nicht sympatisch wurde. Lange Zeit wird der Leser im Dunkeln gelassen, warum sie unter Paranoia leidet und in ständiger Angst und Sorge lebt. Mit ihr warm zu werden, schien mir anfangs schier unmöglich. Sämtliche Fragezeichen, die ihr Verhalten aufwirft, werden erst ab etwa der Mitte des Buchs aufgelöst. Ab hier hat sich auch mein Eindruck des Thrillers schlagartig geändert und sich zu einer fesselnden Story entwickelt, die ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Das ist genau die Art Thriller, die ich lesen möchte, ohne kranke Serienkiller, dafür mit viel Freiraum zum Miträtseln - leider nicht ganz ohne sich auch ein klein wenig mitzufürchten.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ein Buch zum weg Träumen

Die Saphirtochter
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Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ...

Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ins Leben ruft. Doch bevor es zur Umsetzung dieser kommt, verunglückt Elliot tötlich. Was von ihm für Louisa zurück bleibt, sind jede Menge Geheimnisse und die wirkliche Wahrheit hinter ihrem eigenen Leben. 

Wenn ich in diesem Buch lese, rieche, höre und sehe ich Sri Lanka - die Gerüche von Zimt, die Schönheit der Natur und das Meeresrauschen auf der Wallmauer von Galle.  Von der ersten Seite an gelingt es der Autorin den Leser in das ferne Cylon zu versetzen. Gerüche werden detailiert beschrieben, jede Kleinigkeit im Buch, die das Land selbst, seine Bräuche, Traditionen und Gepflogenheiten betrifft, wirken realistisch und sind detailgetreu dargestellt. Man spürt das Land förmlich um sich herum. 

Um so leichter fällt es, sich in Louisas Leben zu verlieben. Wäre da nicht die schmerzliche Fehlgeburt, an der sie noch nagt. Hier lernen wir einige Kapitel lang Louisas Gefühlswelt und ihren Charakter kennen, bevor das eigentliche Drama beginnt. Von diesem Zeitpunkt an schwengt das Buch mitunter sehr ins Dramatische. Der Autorin gelingt es das gesamte Buch über stark zu emotionalisieren und dabei eine wahnsinnige Spannung aufzubauen, die wie ich finde nicht jedem klassischen Liebesroman gegeben ist. Denn, wie der Klappentext schon verrät, spielt auch die Liebe eine sehr große Rolle. 

Die Liebesgeschichte ist sehr sanft und seicht erzählt. Sie dominiert den Roman nicht zu stark, hat aber dennoch ihre Daseinsberechtigung und macht die Geschichte zu dem was sie ist - eine Geschichte zum Wegträumen, verlieben und schmachten. 

Hier stimmt für mich das Verhältnis von Liebe, Drama und Historik, wenn auch die Geschichte Cylons eine kaum nennenswerte Rolle spielt. Dennoch war es interessant das Land zu dieser Zeit kennenzulernen. 

Ganz ohne Kritik kommt diese Rezension dennoch leider nicht aus. Zwar konnte mich der Schreibstil weitestgehend überzeugen - schildert er das Land doch so eindrucksvoll -, doch bei den Dialogen harperte es dafür sehr. Diese wirkten häufig gesteltzt und emotionslos, was mich in Anbetracht der doch eigentlich so emotionalen Geschichte sehr verwunderte. Fast sämtliche direkte Rede wirkt eher künstlich, als dass man annehmen könnte, das so wirklich jemand spricht - nicht einmal 1935. Ein Beispiel, dass mir hängen geblieben ist, war die Frage: "Ist das eine Suggestivfrage?" Das Wort ist mir bisher ausschließlich im wissenschaftlichen Kontext begegnet und ich kann mir wirklich schwer vorstellen, dass man dies im Alltag mal wirklich verwendet. 

Weiter kritisch zu betrachten ist leider auch das Ende. Wie bei vielen Romanen vermittelt auch dieser mir den Eindruck, dass er die Geschichte schnell abschließen möchte, jedoch nicht, ohne noch einmal eine ordentliche Portion Drama einzubringen. Louisa verhält sich ihrem Charakter nicht mehr ganz gerecht, wirkt zickig und reagiert übertrieben. Doch das Problem verfliegt nahezu. Die ganze Situation kommt mir daher sehr gekünselt und an den Haaren herbeigezogen vor.

Trotz allem hatte ich sehr schöne Lesestunden mit diesem Buch und kann es damit wärmstens jedem empfehlen, der gute Liebesgeschichten mag. Wer Sri Lanka kennt, wird dieses Buch lieben. Und wer es noch nicht kennt, wird sich dank des Buches in es verlieben.

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Veröffentlicht am 30.06.2019

Actionreiches (Lese)Abenteuer

Geheimakte / Geheimakte Babylon
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"Geheimakte Babylon" ist der chronologisch betrachtet fünfte Roman um den Archäologen Max Falkenburg und der insgesamt achte der Geheimakte-Reihe. Ich habe die Reihe erst über diesen Roman kennengelernt, ...

"Geheimakte Babylon" ist der chronologisch betrachtet fünfte Roman um den Archäologen Max Falkenburg und der insgesamt achte der Geheimakte-Reihe. Ich habe die Reihe erst über diesen Roman kennengelernt, meine Rezension richtet sich also vor allem an jene, die die Reihe noch nicht kennen.

Eigentlich hatte sich Max für den Geburtstag seiner Freundin Jody eine Überraschungsparty überlegt, auf der er ihr einen Heiratsantrag machen möchte. Doch stattdessen werden er und  Professor Crichton entführt und nach Berlin gebracht, um das Geheimnis um die "Waffe" von Babylon zu lüften - eine Waffe so mächtig, dass sie in den falschen Händen das Ende der Welt bedeuten könnte.

Zunächst komme ich nicht drumherum, meinen ersten Gesamteindruck des Romans zu schildern: Indiana Jones ist zurück! Und noch besser, ich kann nun auf literarische Weise mit ihm auf Reisen gehen. Mir gefällt der Stil "Abenteuerroman" wahnsinnig gut. Man bereist quasi als Leser zusammen mit den Protagonisten die geschichtsträchtigen Orte und rätselt mit, um die Hinweise zu entschlüssen. Und natürlich darf dabei auch eine ordentliche Portion Action nicht fehlen! Aber nun erst einmal zu den Softskills des Romans.
Obwohl mir sämtliche Charaktere - die schon aus früheren Geimakte-Bänden bekannt sind - noch völlig unbekannt waren, konnte ich die Figurenkonstellationen und ihre Beziehungen untereinander schnell nachvollziehen. Besonders Joe hat mir letztenendes am besten gefallen. Von ihm hatte ich eine sehr genaue Vorstellung und er war mir durch seine lockere, humorvolle Art sehr sympatisch. Auch der Schreibstil passt perfekt. Besonders hervorzuheben ist das nahezu perfekte Tempo des Romans. Zu wirklich keinem Zeitpunkt wurde die Geschichte langatmig. Die Ereignisse passierten zum Teil so schnell, dass man das vorherige noch gar nicht verdauen konnte. Aber dennoch fehlte mir auch nichts an Story; nichts ist meiner Meinung nach bei dem Tempo zu kurz gekommen. Auffällig war für mich auch, dass die meisten Kapitel mit einem Cliffhanger endeten und das nächste Kapitel mit einem Perspektivwechsel begann. Die Spannung wurde auf diese Weise konstant aufrechterhalten. 

Es mag sein, dass dem ein oder anderen kritischen Leser ein geringfügiger Logikfehler über den Weg läuft oder der ein oder andere glückliche Zufall doch zu glücklich war, aber ich finde in diesem Genre kann man da definitiv drüber hinwegsehen! Wie würde es wohl den guten alten Indiana Jones-Filmen ergehen, wenn man sich zu 100% an Realtität und Wahrscheinlichkeiten hält? ;) 

Für den Eindruck, den ich mit diesem Band von der gesamten Reihe gewinnen konnte, vergebe ich 5 Sterne. Doch da ich hier speziell diesen Band bewerte, muss ich zum Schluss eine kleine Kritik - wenn auch auf hohem Niveau - äußern. Insbesondere zum Ende des Romans kam mir dann doch die Logik etwas zu kurz und auch der glückliche Zufall war zu groß. Daher gibt es für diesen Band "nur" 4 Sterne (allerdings mit Sternchen) und ich sehe schon gespannt dem nächsten Band der Reihe entgegen.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Über Vorurteile und wie wir uns viel zu schnell eine Meinung bilden

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt ...

Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt Grace eine scheinbar glückliche Beziehung mit David. Nur, dass David verheitatet und mehrfacher Familienvater ist. Scheinbar glücklich? Die Frage des Tages: Nun, wie glücklich kann man wirklich sein, wenn man seit 8 Jahren die Zweitbesetzung in einer Beziehung spielt? 

Grace war mir sofort sympatisch. Sie hat viele tolle Charaktereigenschaften, sodass man sofort Ähnlichkeiten feststellt oder sie einfach nur gerne zur Freundin hätte. Der Roman ist in der Ich-Perspektive verfasst und der Schreibstil wunderbar klar. Dennoch hatte ich oft Schwierigkeiten, Grace' Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen. Oft ließ mich der Roman meine Augen verdrehen, den Kopf schütteln oder einfach nur mit offenem Mund staunen. Und warum? Nun ja, es ist nun mal schwierig eine Frau zu verstehen, die seit 8 Jahren eine Beziehung mit einem verheirateten Mann führt, der sich nicht scheiden lässt. Und genau das ist der Kern des Romans. Die erste Hälfte des Romans ließ mich wirklich etwas an Grace verzweifeln, und dann - kam der große Wendepunkt und der Roman zeigte sein wahres Gesicht. 

"Find mich da, wo Liebe ist" ist keine typische, klassische Liebesgeschichte. Meiner Meinung nach wäre nicht mal das Genre Liebesroman treffend. Dieser Roman handelt viel mehr von ganz anderen Dingen: von Vorurteilen, dem Glauben an sich selbst, ein wenig vom Anderssein, von Homosexualität und vom dem Blick unserer Gesellschaft auf die Dinge. Liebe spielt hier nur eine zweitrangige Rolle, und wenn, dann meint der Romantitel vermutlich die Fähigkeit, sich selbst so zu lieben wie man ist. Leser sollten sich daher mehr an dem englischen Originaltitel orientieren, wenn sie ihre Erwartungen zum Roman bilden: "Goodbye, Paris". 
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum diese deutsche Übersetzung für den Titel gewählt wurde, genauso nicht, wieso dieses Genre dafür bestimmt wurde. Denn Selbstfindung spielt hier eine viel größere Rolle als es für klassische Romane dieses Genres der Fall wäre. 

Dies führt mich auch zu meiner Bewertung des Romans. Lange musste ich darüber nachdenken, ob es nun 3 Sterne oder 4 Sterne sein sollten, denn die erste Hälfte des Romans ließ mich ziemlich ernüchternd zurück. Die zweite Hälfte dagegen gefiel mir weit aus besser, ich konnte endlich mit Grace mitfühlen und zum Ende hin auch wahnsinnig Stolz auf sie sein. Dennoch ist ihre Geschichte für mich noch nicht abgeschlossen. Ich befürchte, dass es dazu nicht kommt, aber eine Fortsetzung fände ich tatsächlich passend. Und trotz vielem hin und her Überlegen, kann ich insbesondere für Grace' tollen Charakter nun vier Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Tiefbetrübend und wahnsinnig berührend

Die Frau im Musée d'Orsay
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Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. ...

Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. Doch diese paar Worte reichen nicht annähernd aus, um zusammenzufassen worum es geht. Denn im Mittelpunkt von Foenkinos Roman steht nicht (nur) Antoine, sondern auch eine junge Frau namens Camille. Ihre berührende Geschichte erzählt dieser Roman nämlich eigentlich.

Der Roman ist in vier Abschnitte unterteilt, die Zeitsprünge und gelegentlich auch Perspektivenwechsel kennzeichnen. Im ersten Abschnitt lernen wir Antoine kennen. Er nimmt gerade eine Stelle in Paris als Saalaufsicht im Musée de Orsay an - eine Stelle, die eigentlich weit unter dem liegt, was er für gewöhnlich beruflich macht: nämlich als Professor in Lyon dozieren. Aber wieso nur dieser berufliche und ortliche Wechsel? 

In diesen Abschnitt - und damit in den Roman - hineinzufinden, fiel mir nicht so leicht. Antoine hat eine sehr verschlossene, ja schon eigenartige, Art. Er spricht kaum und auch als aufmerksamen Leser werden einem hier keine tieferen Einblicke gewährt. Erst im zweiten Abschnitt des Romans bekommt Antoines Charakter eine Farbe. 

Wen wir ebenfalls bereits im ersten Abschnitt kennen lernen ist Mathilde - die vermeintliche Frau im Musée de Orsay. Sie ist Personalchefin dort und zwischen ihr und Antoine deutet sich rasch eine Verbindung an. 

Die Liebesgeschichte, die der Klappentext andeutet, habe ich entweder völlig fehl interpretiert, oder aber sie bleibt für mich sehr blass und nebensächlich. Als Leser sollte man sich nur bewusst sein, dass das hier kein Liebesroman ist.

Die Inhalte der folgenden drei Abschnitte schildere ich hier bewusst nicht weiter, um diesem wunderschönen Roman nicht vorweg zu greifen, denn es ist eine besondere Geschichte, die nun ab dem zweiten Abschnitt folgt. Wer sich zum Lesen dieses Romans entscheidet, entscheidet sich auch dafür über Leid zu lesen, über Trauer und Grausamkeit, aber auch über die Schönheit eines wundervoll ausgefeilten Charakters. Foenkinos ist es gelungen, intensive Gefühle und Empfindungen, seelischen Schmerz und Kummer in Worte zu fassen, die einem unglaublich nahe gehen. War ich im ersten Abschnitt vom Schreibstil noch etwas überrumpelt, hat er sich im dritten Abschnitt als nahezu großartig entpuppt. 

Ich möchte diesen berührenden Roman wirklich jedem ans Herzen legen, muss aber dennoch leider ein Sternchen abziehen, da mir der Einstieg in die Geschichte nicht ganz so leicht fiel und die plötzliche Nähe zwischen Antoine und Mathilde sehr blass blieb. Höhepunkt des Romans sind ganz klar der dritte und vierte Romanteil.