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Veröffentlicht am 30.06.2019

Actionreiches (Lese)Abenteuer

Geheimakte / Geheimakte Babylon
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"Geheimakte Babylon" ist der chronologisch betrachtet fünfte Roman um den Archäologen Max Falkenburg und der insgesamt achte der Geheimakte-Reihe. Ich habe die Reihe erst über diesen Roman kennengelernt, ...

"Geheimakte Babylon" ist der chronologisch betrachtet fünfte Roman um den Archäologen Max Falkenburg und der insgesamt achte der Geheimakte-Reihe. Ich habe die Reihe erst über diesen Roman kennengelernt, meine Rezension richtet sich also vor allem an jene, die die Reihe noch nicht kennen.

Eigentlich hatte sich Max für den Geburtstag seiner Freundin Jody eine Überraschungsparty überlegt, auf der er ihr einen Heiratsantrag machen möchte. Doch stattdessen werden er und  Professor Crichton entführt und nach Berlin gebracht, um das Geheimnis um die "Waffe" von Babylon zu lüften - eine Waffe so mächtig, dass sie in den falschen Händen das Ende der Welt bedeuten könnte.

Zunächst komme ich nicht drumherum, meinen ersten Gesamteindruck des Romans zu schildern: Indiana Jones ist zurück! Und noch besser, ich kann nun auf literarische Weise mit ihm auf Reisen gehen. Mir gefällt der Stil "Abenteuerroman" wahnsinnig gut. Man bereist quasi als Leser zusammen mit den Protagonisten die geschichtsträchtigen Orte und rätselt mit, um die Hinweise zu entschlüssen. Und natürlich darf dabei auch eine ordentliche Portion Action nicht fehlen! Aber nun erst einmal zu den Softskills des Romans.
Obwohl mir sämtliche Charaktere - die schon aus früheren Geimakte-Bänden bekannt sind - noch völlig unbekannt waren, konnte ich die Figurenkonstellationen und ihre Beziehungen untereinander schnell nachvollziehen. Besonders Joe hat mir letztenendes am besten gefallen. Von ihm hatte ich eine sehr genaue Vorstellung und er war mir durch seine lockere, humorvolle Art sehr sympatisch. Auch der Schreibstil passt perfekt. Besonders hervorzuheben ist das nahezu perfekte Tempo des Romans. Zu wirklich keinem Zeitpunkt wurde die Geschichte langatmig. Die Ereignisse passierten zum Teil so schnell, dass man das vorherige noch gar nicht verdauen konnte. Aber dennoch fehlte mir auch nichts an Story; nichts ist meiner Meinung nach bei dem Tempo zu kurz gekommen. Auffällig war für mich auch, dass die meisten Kapitel mit einem Cliffhanger endeten und das nächste Kapitel mit einem Perspektivwechsel begann. Die Spannung wurde auf diese Weise konstant aufrechterhalten. 

Es mag sein, dass dem ein oder anderen kritischen Leser ein geringfügiger Logikfehler über den Weg läuft oder der ein oder andere glückliche Zufall doch zu glücklich war, aber ich finde in diesem Genre kann man da definitiv drüber hinwegsehen! Wie würde es wohl den guten alten Indiana Jones-Filmen ergehen, wenn man sich zu 100% an Realtität und Wahrscheinlichkeiten hält? ;) 

Für den Eindruck, den ich mit diesem Band von der gesamten Reihe gewinnen konnte, vergebe ich 5 Sterne. Doch da ich hier speziell diesen Band bewerte, muss ich zum Schluss eine kleine Kritik - wenn auch auf hohem Niveau - äußern. Insbesondere zum Ende des Romans kam mir dann doch die Logik etwas zu kurz und auch der glückliche Zufall war zu groß. Daher gibt es für diesen Band "nur" 4 Sterne (allerdings mit Sternchen) und ich sehe schon gespannt dem nächsten Band der Reihe entgegen.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Über Vorurteile und wie wir uns viel zu schnell eine Meinung bilden

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt ...

Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt Grace eine scheinbar glückliche Beziehung mit David. Nur, dass David verheitatet und mehrfacher Familienvater ist. Scheinbar glücklich? Die Frage des Tages: Nun, wie glücklich kann man wirklich sein, wenn man seit 8 Jahren die Zweitbesetzung in einer Beziehung spielt? 

Grace war mir sofort sympatisch. Sie hat viele tolle Charaktereigenschaften, sodass man sofort Ähnlichkeiten feststellt oder sie einfach nur gerne zur Freundin hätte. Der Roman ist in der Ich-Perspektive verfasst und der Schreibstil wunderbar klar. Dennoch hatte ich oft Schwierigkeiten, Grace' Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen. Oft ließ mich der Roman meine Augen verdrehen, den Kopf schütteln oder einfach nur mit offenem Mund staunen. Und warum? Nun ja, es ist nun mal schwierig eine Frau zu verstehen, die seit 8 Jahren eine Beziehung mit einem verheirateten Mann führt, der sich nicht scheiden lässt. Und genau das ist der Kern des Romans. Die erste Hälfte des Romans ließ mich wirklich etwas an Grace verzweifeln, und dann - kam der große Wendepunkt und der Roman zeigte sein wahres Gesicht. 

"Find mich da, wo Liebe ist" ist keine typische, klassische Liebesgeschichte. Meiner Meinung nach wäre nicht mal das Genre Liebesroman treffend. Dieser Roman handelt viel mehr von ganz anderen Dingen: von Vorurteilen, dem Glauben an sich selbst, ein wenig vom Anderssein, von Homosexualität und vom dem Blick unserer Gesellschaft auf die Dinge. Liebe spielt hier nur eine zweitrangige Rolle, und wenn, dann meint der Romantitel vermutlich die Fähigkeit, sich selbst so zu lieben wie man ist. Leser sollten sich daher mehr an dem englischen Originaltitel orientieren, wenn sie ihre Erwartungen zum Roman bilden: "Goodbye, Paris". 
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum diese deutsche Übersetzung für den Titel gewählt wurde, genauso nicht, wieso dieses Genre dafür bestimmt wurde. Denn Selbstfindung spielt hier eine viel größere Rolle als es für klassische Romane dieses Genres der Fall wäre. 

Dies führt mich auch zu meiner Bewertung des Romans. Lange musste ich darüber nachdenken, ob es nun 3 Sterne oder 4 Sterne sein sollten, denn die erste Hälfte des Romans ließ mich ziemlich ernüchternd zurück. Die zweite Hälfte dagegen gefiel mir weit aus besser, ich konnte endlich mit Grace mitfühlen und zum Ende hin auch wahnsinnig Stolz auf sie sein. Dennoch ist ihre Geschichte für mich noch nicht abgeschlossen. Ich befürchte, dass es dazu nicht kommt, aber eine Fortsetzung fände ich tatsächlich passend. Und trotz vielem hin und her Überlegen, kann ich insbesondere für Grace' tollen Charakter nun vier Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Tiefbetrübend und wahnsinnig berührend

Die Frau im Musée d'Orsay
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Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. ...

Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. Doch diese paar Worte reichen nicht annähernd aus, um zusammenzufassen worum es geht. Denn im Mittelpunkt von Foenkinos Roman steht nicht (nur) Antoine, sondern auch eine junge Frau namens Camille. Ihre berührende Geschichte erzählt dieser Roman nämlich eigentlich.

Der Roman ist in vier Abschnitte unterteilt, die Zeitsprünge und gelegentlich auch Perspektivenwechsel kennzeichnen. Im ersten Abschnitt lernen wir Antoine kennen. Er nimmt gerade eine Stelle in Paris als Saalaufsicht im Musée de Orsay an - eine Stelle, die eigentlich weit unter dem liegt, was er für gewöhnlich beruflich macht: nämlich als Professor in Lyon dozieren. Aber wieso nur dieser berufliche und ortliche Wechsel? 

In diesen Abschnitt - und damit in den Roman - hineinzufinden, fiel mir nicht so leicht. Antoine hat eine sehr verschlossene, ja schon eigenartige, Art. Er spricht kaum und auch als aufmerksamen Leser werden einem hier keine tieferen Einblicke gewährt. Erst im zweiten Abschnitt des Romans bekommt Antoines Charakter eine Farbe. 

Wen wir ebenfalls bereits im ersten Abschnitt kennen lernen ist Mathilde - die vermeintliche Frau im Musée de Orsay. Sie ist Personalchefin dort und zwischen ihr und Antoine deutet sich rasch eine Verbindung an. 

Die Liebesgeschichte, die der Klappentext andeutet, habe ich entweder völlig fehl interpretiert, oder aber sie bleibt für mich sehr blass und nebensächlich. Als Leser sollte man sich nur bewusst sein, dass das hier kein Liebesroman ist.

Die Inhalte der folgenden drei Abschnitte schildere ich hier bewusst nicht weiter, um diesem wunderschönen Roman nicht vorweg zu greifen, denn es ist eine besondere Geschichte, die nun ab dem zweiten Abschnitt folgt. Wer sich zum Lesen dieses Romans entscheidet, entscheidet sich auch dafür über Leid zu lesen, über Trauer und Grausamkeit, aber auch über die Schönheit eines wundervoll ausgefeilten Charakters. Foenkinos ist es gelungen, intensive Gefühle und Empfindungen, seelischen Schmerz und Kummer in Worte zu fassen, die einem unglaublich nahe gehen. War ich im ersten Abschnitt vom Schreibstil noch etwas überrumpelt, hat er sich im dritten Abschnitt als nahezu großartig entpuppt. 

Ich möchte diesen berührenden Roman wirklich jedem ans Herzen legen, muss aber dennoch leider ein Sternchen abziehen, da mir der Einstieg in die Geschichte nicht ganz so leicht fiel und die plötzliche Nähe zwischen Antoine und Mathilde sehr blass blieb. Höhepunkt des Romans sind ganz klar der dritte und vierte Romanteil.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Fesselnde Fantasy von der ersten bis zur letzten Seite

Windborn. Erbin von Asche und Sturm
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Bei "Windborn" stehen die Elemente im Mittelpunkt - und diejenigen, die sie beherrschen können. Doch davon sind auf der Welt nicht mehr viele übrig, denn diese droht in Sand und Wüste unterzugehen. Ob ...

Bei "Windborn" stehen die Elemente im Mittelpunkt - und diejenigen, die sie beherrschen können. Doch davon sind auf der Welt nicht mehr viele übrig, denn diese droht in Sand und Wüste unterzugehen. Ob Ashara als Wolkenstümerin - und damit den Winden mächtig - ihre Welt noch retten kann?

Die Autorin hat sich mit "Windborn" ein spannendes Setting ausgedacht: So spielt die Geschichte zwar in unserer Welt, man würde sie jedoch niemals wiedererkennen, begraben unter Sand und Felsen. Neben den normalen Menschen gibt es noch wenige, die die Elemente beherrschen können: Wolkenstürmer, Regenbringer, Funkenmeister und Wüstenteiler. Allein ihre Fähigkeiten sind aufregend und äußern sich auch in spannenden Kampfszenen. So hat die Autorin die Grundidee sehr gut umgesetzt.

Das Erzähltempo stimmte von Anfang an. Jede Szene hatte meiner Meinung nach genau die richtige Länge, sodass hier nie Langeweile aufkam. Doch noch viel besser als das Tempo war der Schreibstil. Es ist nicht bloß eine Floskel, die in der Vita steht, wenn über die Autorin gesagt wird, dass sie mit Worten Bilder erschafft. Denn das tut sie in der Tat - und zwar besser als einige andere Fantasyautoren. Von der ersten Seite an konnte ich mir Ashara und ihre Welt genau bildlich vorstellen. Perfekt! Auch die kleine Liebesgeschichte stimmte. Sie war nicht zu aufdringlich und stand weniger im Vordergrund als der Klappentext erahnen lässt. Auch wenn hier nicht jede Gefühlswallung immer ganz nachvollziehbar war, war diese insgesamt dennoch schön zu lesen. 

Besonders am Buch fand ich außerdem, dass die Autorin keinen Halt davor machte, auch wirkliche Dramatik mit reinzubringen. Zum Teil wusste man nicht mehr, wer am Ende wohl noch lebt. Auch wurde die Geschichte nicht gezielt auf ein Happyend zugesteuert. So stellte man sich besonders zum Ende hin die Frage: Gibt es überhaupt ein Happyend? Doch das sei an dieser Stelle nicht verraten. In jedem Fall lohnt es sich jede Seite dieses Buchs zu verschlingen! Daher gebe ich vier Sterne, die man eigentlich noch mit einem Sternchen versehen müsste.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Kulturschock, aber ein überraschend guter

Crazy Rich Asians
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Eigentlich sind Rachel und Nick ein ganz gewöhnliches asiatisches Pärchen, das in Amerika lebt. Zumindest glaubt Rachel das, bis sie nach 2 Jahren Beziehung endlich mal Nicks Familie kennenlernen soll ...

Eigentlich sind Rachel und Nick ein ganz gewöhnliches asiatisches Pärchen, das in Amerika lebt. Zumindest glaubt Rachel das, bis sie nach 2 Jahren Beziehung endlich mal Nicks Familie kennenlernen soll - in Singapur, dem Land der Reichen und Schönen. Nicht grundlos wähle ich diese Bezeichnung für das Land, denn in genau diese Welt wird Rachel unverhofft katapultiert, mit all ihren Schattenseiten. Denn von dem Reichtum, den Nick irgendwann einmal erben wird, ahnt sich nichts...

Tatsächlich habe ich eine Weile gebraucht, bis ich in die Geschichte reingefunden habe. Gerade am Anfang des Romans ist man schnell überfordert von den vielen Perspektivwechseln, die sogar im selben Kapitel stattfinden. Eben noch bei Rachel und Nick berichtet uns der allwissende Erzähler im nächsten Absatz schon was zeitgleich bei Nicks Mutter passiert. So bekommen wir als Leser während des Buchs Einblicke in verschiedenste Charaktere - dies ist am Anfang jedoch ein wenig zum Nachteil unserer Protagonisten Rachel und Nick. Es dauerte eine Weile bis die Charaktere der beiden für mich wirklich Farbe bekamen und sie mir sympatisch wurden.
Auch fällt es schwer sich bei den vielen Namen, die im Roman fallen, zu merken, wer nun gleich noch mal wer war. Auch der Stammbaum, der auf den ersten Seiten des Buchs abgedruckt ist, hilft einem hier nicht immer weiter, da Ausstehende, die nicht zur Familie gehören, aber dennoch eine Rolle im Roman spielen, nicht aufgeführt werden. Verwirrend, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran, nicht immer genau zu wissen, welche Tante das nun gleich noch mal war. Der Geschichte tut dies zum Glück keinen Abbruch, stattdessen verstärkt es sogar die tiefen Einblicke in asiatische Familienverhältnisse. Diese waren für mich ein einziger Kulturschock! Vor lauter Reichtum, Tratsch und Intrigen fühlt man sich sogar als Leser schon fehl am Platz, wie soll es da erst Rachel gehen? Aber lest selbst und lasst euch von dieser absurden Welt schockieren, emotionalisieren oder auch beeindrucken.

Ein paar abschließende Worte zum Ende des Romans: Hier kommt definitiv ordentlich Spannung auf, nur leider löst der Autor diese nach meinem Geschmack etwas zu schnell auf. Das Ende bleibt unausgesprochen, aber dafür gibt es ja die Fortsetzung. Wer sich auf den letzten Romanseiten nicht die Spannung nehmen will, sollte davon absehen den Klappentext des Folgeromans zu lesen.