Marie Zweisam ist die Hauptperson in Rosemarie Marschners Buch: Das Bücherzimmer. Der Leser darf die Zeit mit ihr verbringen, als sie 14 ist, und in Linz als Dienstmädchen arbeitet, danach pflegt sie ihre kranke Mutter bis zu ihrem Tod und dann heiratet sie einen Bäcker, dank der vielen Arbeit und seiner Mutter kommt es zur Scheidung. Was davor und danach passiert, wird auch erzählt, das Ende eher kurz und knapp.
Die Zeit als Dienstmädchen wird ziemlich ausführlich beschrieben. In dieser Zeit liest man auch, wie es ihr zuvor als „Bastard“ gegangen ist. Ihre Mutter hat ein Kind bekommen, obwohl sie nicht verheiratet war. Da sie „nur“ eine Bauerntochter war und ihr „Freund“ aus einem guten Linzer Hause, kam eine Hochzeit nicht in Frage. Marie wurde in ihrer Schulzeit immer gehänselt, aber sie war eine sehr gute Schülerin und ihr Lehrer hätte sie gerne studieren lassen. In dieser Zeit lernt man auch die Ohnesorgs kennen. Sehr sympathische Juden. Leider erfährt man nach ihrer „Flucht“ nichts mehr von ihnen. Ich hätte nun vermutet, dass Marie und der „Jude“ heiraten. Es wurde nur verraten, dass sie danach noch in Schanghai war, wohin die Ohnesorgs vermutlich flohen. Leider blieb dieser Teil der Geschichte dann völlig im Dunkeln, was ich sehr schade fand.
Als Marie ihre Mutter pflegte hatte sie einen herzlichen und liebevollen Kontakt zu ihr. Vorher eher weniger, weil die Mutter wusste, dass Marie von zu Hause weggehen musste. Sie wollte nicht, dass Marie schlimmes Heimweh bekam.
Der praktisch 3. Teil war, als sie den Bäckerjungen heiratete, den sie in Linz kennen gelernt hat. Sie musste sehr viel arbeiten, hatte kaum Freizeit, ihre Schwiegermama hat sie bis zum geht-nicht-mehr ausgenutzt. Und wenn man mich fragt, ihre Schwiegermutter hat sie von Anfang an gehasst. Erst wollte sie abkassieren (der Anbau und die Möbel), dann wurde Marie ausgenutzt (kaum Freizeit und ein viel zu großes Gebiet, wo sie die Waren ausfahren musste) und dann durfte Marie nicht kritisieren (Juden, Ohnesorgs) und als sie dann noch was gegen Hitlers Machenschaften sagte, dachte die Schwiegermutter voller Freude: Hah, jetzt werden wir sie los. Die Frau war in diesem Buch eindeutig der schwärzeste und böseste Part, fast schlimmer als Hitler, halt in „kleinem Rahmen“. Die Autorin hat zwar immer geschrieben, man wisse nicht, was genau die Schwiegerutter dachte und so. Aber ihr Handeln sagte doch alles.
Es war eine „Schwarz-Weiß-Malerei“ in der Marie und ihre Mutter als „weiße Engel“ beschrieben wurden und nie böse waren und die perfekten Menschen. Dadurch kamen die „Bösen“ viel stärker heraus.
Ich fand das Buch sehr authentisch und es deckte sich vieles mit meinem Schulwissen, vor allem die Geschichten aus der Hitler-Zeit, auch wenn alles mehr oder weniger „kurz angerissen“ war. Insgesamt fand ich den Werdegang oder besser gesagt die Art von „Biografie“ sehr unterhaltsam und insgesamt gefiel mir der Roman sehr gut. Schade fand ich nur, dass man als Leserin nicht noch ein Weilchen mit Marie verbringen durfte, als es das Leben wieder gut mit ihr meinte.
Zwischendurch – während ihrer Bäckerinnenzeit – war das Buch dann zeitweise etwas langweilig, durch den Ausbruch von Marie und der „verleumderischen“ Schwiegermutter wurde es dann wieder spannender. Leider war dann das Buch auch schnell zu Ende, was ich sehr bedauert habe.
Die Charaktere waren sehr gut beschrieben. Ich konnte mir die Figuren sehr gut vorstellen. Der Notar gefiel mir irgendwie sehr gut. Auch wenn er es nicht möchte, aber er fördert Marie und sie genießt die Zeit. Am Besten war dann die letzte – wirklich die allerletzte – Szene mit dem Notar. Und die Leseausweisszene fand ich auch wunderbar. Der Notar war teilweise unfreiwillig „komisch“ mit (wie hieß sie noch mal?) „Walburga“ oder so. Irgendwie fand ich die Szene witzig. Es passte wunderbar in das Buch.
Der Schreibstil war auch sehr unterhaltsam und spannend. Insgesamt fand ich das Werk toll. Das Thema weniger und es gehört so überhaupt nicht in mein Beuteschema. Aber auch dieses Buch „sprach“ mich an und wollte unbedingt von mir gelesen werden und ich bereue dies keinesfalls.
Das Cover gefiel mir sehr gut, genauso wie der Titel.
Mein – Lesezeichenfees – Fazit:
Diesem Buch würde ich 9 Sterne geben, wenn ich könnte. Einen Stern ziehe ich ab, weil es zwischendurch kurzzeitig ein bisschen langweilig wurde. Also bleibt es bei den 5 Sternen, die ich geben kann. Sonst war es sehr spannend und kurzweilig, die Charaktere waren so gut beschrieben, dass das Kopfkino ansprang. Ich finde das Buch – trotz des Themas und der Zeit in der es spielt – wunderbar und ich kann das Buch sehr empfehlen.