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Veröffentlicht am 07.11.2016

mittelalterliche Ängste

Des Menschen Furcht
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„Des Menschen Furcht“ ist Ende des 16. Jahrhunderts noch vielfältig und groß vor allem Unbekannten und Unerklärlichen. Darum wird der Advokat Paulus nach Bedburg geschickt. Dort hat man den Mühlenbesitzer ...

„Des Menschen Furcht“ ist Ende des 16. Jahrhunderts noch vielfältig und groß vor allem Unbekannten und Unerklärlichen. Darum wird der Advokat Paulus nach Bedburg geschickt. Dort hat man den Mühlenbesitzer Peter Stumpf festgenommen, gerade, als er ein kleines Kind töten wollte. Es werden ihm nun nahezu 70 ungeklärte Morde aus der Umgebung angelastet und er hatte bereits ein Geständnis abgelegt, in dem er auch zugab, ein Werwolf zu sein. Paulus sollte den Angeklagten verhören. Ihm zur Seite stand auch der kirchliche Inquisitor Fromme, der zu überprüfen hatte, ob es sich tatsächlich um einen Werwolf und damit um Teufelswerk handelte.

Aber das Buch will etwas ganz anders, als nur über diesen Rechtsfall zu berichten. Vielmehr erzählt es zum einen ganz allgemein von den Ängsten der damaligen Menschen. Von der Furcht vor dem Tod, vor Krankheiten wie der Pest, aber auch vor angeblichen Vampiren und eben Werwölfen. Dabei entpuppt sich Paulus schnell als Pragmatiker und als schlauer Beobachter, der nicht an Monster und wenig an teuflische Mächte glaubt, sondern schon in zahlreichen Fällen bewiesen hat, dass die Unwissenheit und Naivität der Menschen Schuld an solchen Ängsten sind und dass keineswegs überall der Teufel sein Unwesen treibt. Priester Fromme, der bei der Pestbekämpfung noch Seite an Seite mit Paulus gekämpft hatte, glaubt aber an die Theorie vom Werwolf und so entspinnt sich ein theologischer und naturwissenschaftlicher Streit über den fürchterlichen Serienmörder Peter Stumpf in dessen Zentrum aber eben nicht unbedingt der Täter, sondern vielmehr das Ringen um Wissen und plausible Erklärungen liegt, fern von Aberglaube und christlichen Vorstellungen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Schreibers Wilhelm, der rechten Hand von Paulus und sein wissensdurstiger Schüler. Das Thema ist interessant, die vielen Geschichten und Beschreibungen und auch die Dialoge anspruchsvoll und unterhaltsam. Man spürt deutlich die Ambitionen des Autors, dem Leser hier Wissen zu vermitteln und zu zeigen, wie die Menschen damals dachten und wie Paulus versucht, andere Ansatzpunkte und Wahrheiten zu etablieren, die einen Inquisitor überflüssig machen würden. Und der Streit zwischen Kirche und Wissenschaft, zwischen Gelehrtem und Priester ist hervorragend umgesetzt.Der Makel liegt eher im großen Ganzen des Buches. Denn es ist über eine lange Strecke nicht wirklich spannend und hat keinen stringent verlaufenden Handlungsbogen. Erst im letzten Viertel zieht die Story merklich an und das Finale kommt tatsächlich mit Action und einem realen großen Knall daher.

Mich hat das Buch ein bisschen an "Der Name der Rose" erinnert. Die Suche nach der Wahrheit aber auch das Finale. Man muss sich zeitweise ein bisschen durchbeißen, deshalb ziehe ich einen Stern ab. Aber dennoch war es ein hochinteressanter historischer Roman. Hervorheben möchte ich auch das schöne Cover, welches sehr gut zur Geschichte passt.

Veröffentlicht am 21.10.2016

Salz für die See

Salz für die See
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Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Die russische Rote Armee ist auf dem Vormarsch und alle Deutschen und deutschstämmigen Menschen flüchten vor Tod, Vergewaltigung und Vernichtung. Kälte und Hunger ...

Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Die russische Rote Armee ist auf dem Vormarsch und alle Deutschen und deutschstämmigen Menschen flüchten vor Tod, Vergewaltigung und Vernichtung. Kälte und Hunger fordern ebenso ihre Opfer wie die Luftangriffe und die Soldaten am Boden. Viele Kinder verlieren auf der Flucht ihre Eltern, Familien werden auseinander gerissen. Viele Menschen taumeln allein durch das Land oder schließen sich zu Notgemeinschaften zusammen. So auch der deutsche Deserteur Florian, die litauische Krankenschwester Joana, und die junge Polin Emilia.
Bald ist ihr Ziel der Hafen von Gotenhafen, wo sie hoffen auf Schiffen in Sicherheit gebracht zu werden. Wie Hunderttausende andere Menschen auch. Nach vielen Entbehrungen und gefährlichen Situationen gelingt es ihnen auch bis dorthin zukommen und mit Hilfe des Matrosen Alfred schaffen sie es auch auf ein Schiff. Die Wilhelm Gustloff.
Mehr möchte ich nicht verraten. Dass die Gustloff abgeschossen wurde, ist interessierten Lesern sicher bekannt. Ein dramatisches Finale ist also absehbar.
Das Buch ist ab 14 Jahren empfohlen und ich denke, daran sollte man sich bei diesem Thema und den deutlichen Worten, die die Autorin im Buch für Krieg und Kampf findet, auch halten. Es wird abwechselnd aus den Blickwinkeln der drei Flüchtenden und des regimetreuen Alfred erzählt. Die Kapitel sind mit eineinhalb bis drei Seiten meistens sehr kurz gehalten und da sie in der Ich-Perspektive geschrieben sind, muss man auf die Überschriften Acht geben, wer jeweils der Erzählende ist.
Die Sprache ist klar, auf das Notwendige reduziert, arbeitet manchmal mit stakkatoartigen Sätzen und Worten. Die Gefühle und die Dramatik kommen intensiv beim Leser an. Die Geschehnisse werden teilweise aus mehreren Blickwinkeln geschildert, wodurch der Leser so etwas wie einen Rundum-Blick bekommt. Auch wenn Marinesoldat Alfred durch seine Parteiblindheit und seinen Glauben an die Nazi-Parolen ein eher unsympathischer Charakter ist, sind seine Abschnitte für das Buch sehr wichtig und ermöglichen auch hier eine Perspektive, die nicht eindimensional und vereinfacht wirkt, sondern durchaus nach Erklärungen und Details zu den Geschehnissen sucht, die für so viele Menschen Leid und Unglück aber auch Rettung bedeuten konnten.
Ein anspruchsvolles Jugendbuch, welches für jugendliche Leser aber unbedingt auch für Erwachsene zu empfehlen ist. Mir persönlich waren die Kapitel etwas zu kurz. Es fiel mir anfangs schwer, mein Leseempfinden auf diese abrupten Wechsel einzustellen. Dies wurde aber im Laufe des Buches besser und ist mein einziger Kritikpunkt an „Salz für die See“.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Bühlerhöhe

Bühlerhöhe
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Sommer, 1952. Kanzler Adenauer macht Urlaub im Schwarzwald. Da es von allen Seiten Morddrohungen gegeben hat, schickt der israelische Mossad Rosa Silbermann ins Hotel Bühlerhöhe, um den Kanzler zu beschützen. ...

Sommer, 1952. Kanzler Adenauer macht Urlaub im Schwarzwald. Da es von allen Seiten Morddrohungen gegeben hat, schickt der israelische Mossad Rosa Silbermann ins Hotel Bühlerhöhe, um den Kanzler zu beschützen. Und es scheint, als bekäme sie alle Hände voll zu tun, denn die versprochene Unterstützung bleibt aus und es kommt zu einem ersten Anschlag.

Eine zwielichtige Rolle spielt Sophie Reisacher, die im Hotel arbeitet. Die beiden Frauen werden zu Gegenspielern in einer interessanten Geschichte von Politik, deutscher Vergangenheitsbewältigung und Spionage.

Mir hat sehr gefallen, dass zwei Frauen hier die Hauptakteure sind und dass die Männer über weite Strecken eher Randpersonen waren. Der Erzählstil ist schön aber manchmal verliert die Autorin oder zumindest der Leser etwas den Faden, da die Geschichte weitschweifig ist und das Tempo dadurch immer wieder etwas durchhängt.

Mir hat das Buch gut gefallen, das Ende ist schlüssig wenn auch etwas ernüchternd. Gute vier Sterne mit Luft nach oben.

Veröffentlicht am 19.09.2016

guter erster Teil

Secret Fire
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Zum Inhalt:
Secret Fire – die Entflammten ist der erste Teil einer kleinen Reihe der Autorin C.J. Daugherty, die bereits mit anderen Jugend-Fantasybüchern große Erfolge feierte. Mir war sie bis dato unbekannt. ...

Zum Inhalt:
Secret Fire – die Entflammten ist der erste Teil einer kleinen Reihe der Autorin C.J. Daugherty, die bereits mit anderen Jugend-Fantasybüchern große Erfolge feierte. Mir war sie bis dato unbekannt. Es geht um den 17-jährige Sacha auf dem ein böser Fluch lastet. Er ist unsterblich, bis zu seinem 18.ten Geburtstag. Dann wird er sterben. Aber Rettung naht, denn es gibt natürlich jemanden, der ihn retten könnte. Sascha ein junges Mädchen, die aber noch nichts weiß von ihrer Berufung und wie sie ihm helfen könnte. Die beiden lernen sich erst übers Internet kennen, um dann auch real aufeinander zu treffen und nach einer Lösung für den alten Fluch zu suchen.

Meine Meinung:
Das Buch lässt sich wirklich ratzfatz und sehr gut lesen. Leichter lockerer Erzählstil, unterhaltsame Dialoge, nette Charaktere, die sich gut ergänzen. Sacha ist anfangs ein junge Rebell, der sich nicht um andere und deren Meinung schert. Er fordert sein Glück und seine Unsterblichkeit gerne mal heraus, hat ständig dumme Sprüche auf Lager. Taylor ist eher introvertiert, sehr klug und zurückhaltend und anfangs auch skeptisch, ob sie überhaupt helfen kann.

Wirklich eine nette Geschichte aber ehrlich gesagt passiert mir etwas zu wenig. Also das Ganze scheint ein bisschen aufgebläht zu sein, damit es mehr als einen Teil gibt. Nicht dass es richtig langweilig ist. Dazu sind die beiden einfach zu sympathisch. Aber für meinen Geschmack hätte man das Alles gerne etwas kürzen dürfen und darauf einen Stand-Alone machen können. Aber natürlich warte ich jetzt sehnsüchtig auf die Fortsetzung, damit ich erfahre, wie die Sache – hoffentlich gut – ausgeht. Also von mir eine klare Leseempfehlung vor allem für junge Mädels die ein bisschen Fantasy mit ein bisschen Liebe und Zuneigung gerne lesen.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Fantasy-Thriller

Teufelsgold
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Andreas Eschbach gehört für mich zu den Autoren, die im deutschsprachigen Raum ein eigenes Genre kreiert haben. Den fantastischen Thriller – also einen Thriller in dem, mal mehr mal weniger, Fantasy- oder ...

Andreas Eschbach gehört für mich zu den Autoren, die im deutschsprachigen Raum ein eigenes Genre kreiert haben. Den fantastischen Thriller – also einen Thriller in dem, mal mehr mal weniger, Fantasy- oder Science-Fiction-Elemente vorkommen. Bekannt sind vor allem das „Jesus-Video“ und der „Jesus-Deal“, die mir beide ausgesprochen gut gefallen haben. Ähnlich ist es auch im neuesten Roman „Teufelsgold“. Eine Hauptrolle in diesem Roman spielt der „Stein der Weisen“.

Mit den Rittern der Kreuzzügen kam aus dem Heiligen Land die Geschichte eines geheimnisvollen Steines zurück, mit dessen Hilfe kundige Alchemisten angeblich aus minderem Metall Gold machen könnten und der vielleicht noch ganz andere magische Fähigkeiten freisetzten würde.

Mehr zufällig gelangt Hendrik Busske, Investmentmanager, an ein kleines Büchlein, in welchem er zum ersten Mal von der Existenz des Steines liest. Es scheint, als würde seine chronische Unzufriedenheit mit Job und Karriere dadurch eine neue Richtung bekommen, denn bald ist er auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für sich und sein Leben und als tatsächlich eine goldene Rüstung gefunden wird, die in eben jenem Buch als Erzeugnis eines Alchemisten erwähnt wird, sinnt er auf eine Möglichkeit, des Goldes oder des Steines habhaft zu werden. Aber natürlich ist er nicht der Einzige, der Jagd macht auf den Stein der Weisen. Neben seinem Bruder, einem erfolgreichen Wissenschaftler, sind auch ein alter Ritterorden und ein noch viel älterer Alchemist daran interessiert das Geheimnis zu lösen und Hendrik gerät erst zwischen alle Fronten um sich dann doch für eine der Seiten zu entscheiden.

Nach einem gelungenen Beginn wird das Tempo der Story um Hendrik ziemlich gedrosselt und die Unzufriedenheit des Hauptdarstellers warteilweise etwas anstrengend, denn obwohl er bald viel Geld und jede Menge Erfolg bekommt ist es ihm nie genug. Damit wurde er mir zusehends unsympathischer. Aber auch das ist natürlich ein Qualitätsbeweis, wenn der Leser starke Animositäten gegen die Figuren entwickelt. Viele suchen nach dem Stein und dem gefährlichen Gold. Und alle sind von einer inneren Gier und einer erschreckenden Rücksichtslosigkeit beseelt, die erkennen lässt, dass hier wirklich eine Art „Teufel“ am Werke ist.

Gefallen haben mir alle wissenschaftlichen Aspekte des Buches. Also der Bruder von Hendrik, Adalbert, ist ein leicht autistischer Charakter, der vollkommen verkopft und logisch an die Sache herangeht. Ein bisschen so, wie es Spock aus dem Raumschiff Enterprise tut. Humorlos und mit einer erschreckenden Intelligenz. Dabei erfährt man noch einiges über Atome und chemische Vorgänge und andere wissenschaftliche Details. So etwas schätze ich sehr.

Gefallen hat mir auch die prinzipielle Frage danach, was der Sinn und die Quintessenz des Lebens ist und ob Gold und Unsterblichkeit wirklich das Wichtigste in der menschlichen Existenz sein sollten.

Das eine Geschichte, in der „der Stein der Weisen“ als tatsächlich existent behandelt wird, natürlich eine fantastische sein würde, war mir klar. Allerdings hat mich die Dimension der Special-Effekt-Szenen im letzten Dritteln doch etwas erdrückt. Es war eine Mischung aus esotherisch und magisch mit einem Hauch SF und nicht jede Szene war in meinem Kopfkino wirklich klar zu sehen. Die für mich nicht ganz nachvollziebare Sinneswandlung Hendriks und der finale Höhepunkt, der für den Leser einige dicke Fragen offen lässt, haben mir nicht so gut gefallen.

Von mir gibt es 3,5 Sterne (aufgerundet 4) für einen Roman, der unterhaltsam zu lesen war, der aber nicht an die Jesus-Bücher von Andreas Eschbach heranreichen kann.

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