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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2019

Setzt Kenntnisse von prähistorischer Kunst voraus

Felsbilder der Alpen
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Wolfgang Kauer entführt uns in die Welt der prähistorischen Felsmalereien im Alpenraum. Wir sehen und nicht nur in den bekannten Höhlen Frankreichs wie Lescaux um sondern besichtigen unter fachkundiger ...

Wolfgang Kauer entführt uns in die Welt der prähistorischen Felsmalereien im Alpenraum. Wir sehen und nicht nur in den bekannten Höhlen Frankreichs wie Lescaux um sondern besichtigen unter fachkundiger Anleitung des Autors viele Orte, die unsere Vorfahren mit allerhand Graffitis verziert haben.

Auffallend ist, dass einige Motive, wie z. B. der Stier, den Weg über die Alpen nach Norden nicht geschafft haben, andere jedoch, vermutlich ägyptischen Ursprungs, sehr wohl. Was ist der Zweck dieser Felsmalereien bzw. Reliefs, die in mitunter schroffen Felswände geritzt worden sind? Darstellung von (Fruchtbarkeits)Göttinnen? Jagdszenen oder Kalender? Dienten sie der Anbetung?

Nicht alles kann schlüssig erklärt werden. Einiges wird vermutlich für immer vergessen bleiben. Einige dieser Felsgravuren sind in einem schlechten Zustand, da ihnen Wind und Wetter zusetzen.


Meine Meinung:

Die ungeheure Detailfülle ist faszinierend und gleichzeitig ein bisschen die Schwäche des Buches. Selbst der frühgeschichtlich interessierte Leser kann sich durch die vielen, vielen Fotos, Zeichnungen, Fachbergriffe und Details überfordert fühlen.

Obwohl ich glaube, mich ein wenig mit der (Früh)Geschichte auszukennen, hätte ich mir ein etwas ausführlicheres bzw. aussagekräftigeres Glossar gewünscht. Wolfgang Kauer setzt leider jede Menge Fachwissen voraus.

„Der Erdmutter begegnen wir als Geometrie einer Dreiecksnetz-Verdichtung, weiters innerhalb einer rundlichen Gloriole in Gestalt einer Helfenden-Hände-Figur. Dann stößt man im oberen Wandbereich auf ihre Kartusche, innerhalb der ihre Attribute M und Näpfchen, Hacke und Sense zitiert sind. Der modern geschwungene Griff der Hacke zeugt von einem eher geringen Alter der Kartusche, was sich auch darin bestätigt, dass die Kartusche die Umrissllinien einer Kinderhand umreißt. Es könnte sein, dass beide im Luine-Stil gehalten sind, der Objektlinien ganz verkürzt, abdeckt, ausschneidet. Demnach hätte der Graveur der Erdmutter eine Kinderseele überantworten wollen.“ (S.124)

Als Technikerin liebe ich Tabellen und für einen Vergleich, welches Motiv, aus welcher Zeit nun an welchem Ort in den Alpen vorkommt, hätte ich eine tabellarische Übersicht bevorzugt. Das könnte zum besseren Lesbarkeit und Verständnis für dieses durchaus interessante Werk von Wolfgang Kauer dienen.

Hübsch anzusehen sind diese Gravuren jedenfalls. Nicht immer präsentieren sie uns auf den ersten Blick. Da muss man schon genau hinsehen.


Fazit:

Das Buch entpuppt sich als ziemlich anspruchsvoll und ist leider nichts für den interessierten Laien. Die Beurteilung fällt mir diesmal schwer. Leider kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Die unheiligen Geschäfte des Vatikans

Vaticanum
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Das ist der dritte Fall für den Historiker Tomás Noronha. Diesmal muss er seine Ausgrabungen unter der Peterskirche nach dem Grab des Apostels Petrus unterbrechen, um die Entführung des Papste aufzuklären ...

Das ist der dritte Fall für den Historiker Tomás Noronha. Diesmal muss er seine Ausgrabungen unter der Peterskirche nach dem Grab des Apostels Petrus unterbrechen, um die Entführung des Papste aufzuklären und die Welt vor den Islamisten retten. Ihm zur Seite steht, wieder einmal eine attraktive Frau, nämlich die Wirtschaftsprüferin Catherine.

Wird es der charismatische Superheld schaffen, den Papst aus der Hand der Entführer zu befreien?

Meine Meinung:

Schon in der Einleitung weist der Autor darauf hin, dass diesem Buch echte historische Fakten zu Grunde liegen. Ich war also gespannt, welche. Und siehe da, ich habe mehrere Déjà vu-Erlebnisse gehabt. Ich habe mich in die 1980er Jahre zurück versetzt gefühlt. Die Skandale um die Vatikanische Bank (Stichwort Roberto Calvi), die Firmengeflechte (Vatikan hält Anteile an einer Pharma-Firma, die die Antibaby-Pille erzeugt) in denen der Vatikan verstrickt war (?) oder die Gerüchte um den plötzlichen Tod von Papst Johannes Paul I. Mir war es, als ob ich die Bücher von David Yallop („Im Namen Gottes“) und Peter de Rosa („Gottes erste Diener“ bzw. „Vatikan - von Gott verlassen“) wieder lesen würde.
Gut, soweit im Süden nichts Neues. Dass der aktuelle Papst Franziskus mit diesen und ähnlichen Praktiken aufräumen will/wollte und sich damit ziemlich böse Freunde gemacht hat, ist auch nachvollziehbar. Dass immer wieder Prophezeiungen, die gerade in den Kram passen, geglaubt wird, hat auch Tradition.

Was also ist das Neue, Spannende an diesem Buch? Wenig - der Autor hat hier ziemlich viel Potential verschenkt. Bekannte Tatsachen einfach aufzuwärmen und mit aktuellen Bedrohungen zu verbrämen , ist mir einfach zu wenig. Da hilft ein „Wunderwuzzi“ in Gestalt des Historikers Tomás Noronha nicht wirklich.

Die Verflechtung von Fakten und Fiktion ist gut gelungen. Völlig unangebracht ist es, die Polizei als dämlich, uninteressiert und unfähig darzustellen. Nur Tomás „James Bond“ Noronha weiß alles, kann alles und rettet die Welt vor sich selbst.

Wer mehr über die Verstrickungen des Vatikans in üble Geschäfte wissen will, dem seien die oben angeführten Bücher ans Herz gelegt.

Fazit:

Viel verschenktes Potential. Wunderwuzzi Tomás Noronha verdient hier gerade einmal aufgerundete 3 Sterne.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Wer profitiert vom Tod des Kajakfahrers?

Tod auf St Michael’s Mount
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DCI Fiona Sutherland zieht nach der Trennung von ihrem Ehemann gemeinsam mit ihrem Sohn Tim in das kleine, beschauliche Dorf Camborne in Cornwall.
Kurz nach ihrer Ankunft wird die Leiche eines älteren ...

DCI Fiona Sutherland zieht nach der Trennung von ihrem Ehemann gemeinsam mit ihrem Sohn Tim in das kleine, beschauliche Dorf Camborne in Cornwall.
Kurz nach ihrer Ankunft wird die Leiche eines älteren Mannes angespült. Schnell stellt sich heraus, dass der Kajak-Fahrer Lionel Kellow Diabetiker war und auf Grund von Unterzuckerung ertrunken ist. Doch nicht nur das, es finden sich auch noch Reste von Antidepressiva in seinem Magen, obwohl er, nach Aussagen der Ehefrau gar nicht depressiv war.
Verdächtig ist natürlich die junge Gemahlin, doch als dann noch die Reinigungskraft von Kellows Immobilienfirma ermordet aufgefunden wird, geraten auch andere Personen unter Verdacht.
Die ewige Frage der Ermittler - cui bono?

Meine Meinung:

In diesem Krimi-Debüt von Angela Richford geht es eher gemächlich zu. Das liegt vor allem an den (männlichen) Mitarbeitern von Fiona Sutherland, die es ihr nicht leicht machen. Ein Großteil versieht seinen Dienst „dreckly“ also gemütlich, ohne Hast und Engagement.

Dieser Begriff wird meiner Ansicht nach inflationär verwendet und geht mir nach der gefühlten 250. Erwähnung ziemlich auf die Nerven.
Ebenso werden häufig englische Phrasen eingeworfen („The rest is History“ oder „a nice cup of tea“ etc.). Das sollte wohl zur Steigerung der Beschreibung des englischen Lebensstil dienen, nervt aber nur.

Sprachlich ist der Krimi leicht und locker zu lesen. So richtig spannend ist er jedoch nicht. Ich konnte mich schon kurz, nach seinem erstmaligen Auftritt, auf den Täter festlegen und habe mich gewundert, warum DCI Sutherland so lange dafür braucht.

Gut gefallen hat mir, wie die Autorin ihre medizinischen Kenntnisse einbringt. SIe ist ja im Brotberuf Ärztin.

Die Charaktere sind noch nicht wirklich „fertig“ ausgearbeitet. Da ist schon noch Potential vorhanden. Ein wenig befremdlich finde ich, dass Fiona bei jedem Mann, den sie kennenlernt, gleich auf „Partnertauglichkeit“ abklopft. Dass Sutherland ihrem Ex-Mann gegenüber konsequent auftritt und sich nicht mehr von ihm gängeln lässt, finde ich großartig! Ein dicker Pluspunkt für Fiona Sutherland!

Der Showdown à la Hercule Poirot ist ein interessantes, wenn auch gewagtes Stilmittel.

Fazit:

Ein Krimi-Debüt, das noch einiges Potential in sich birgt. Ich kann diesmal leider nur 3 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Allein gegen die Mafia

Die Furien des Verschwindens
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Christine Calissano entführt ihre Leser in das Italien der 1990er Jahre. Man zahlt noch mit Lire und Oscar Luigi Scalfaro ist Staatschef.

Irene Bettini ist stellvertretende Leitern eines Geheimarchivs ...

Christine Calissano entführt ihre Leser in das Italien der 1990er Jahre. Man zahlt noch mit Lire und Oscar Luigi Scalfaro ist Staatschef.

Irene Bettini ist stellvertretende Leitern eines Geheimarchivs in Rom. Da platzt eines Tages Roberto Taddei in ihren staubigen und einsamen Alltag. Sie soll den Geheimdienstmitarbeiter in die Arbeitsweise des Archivs einweihen. Taddei ist mit brisanten Recherchen beauftragt: Er soll den Maulwurf finden, der staatsanwaltliche Ermittlungsergebnisse im Verfahren gegen die Mafia an dieselbe weitergegeben hat. Während dieser Arbeit kommen sich die beiden näher und unversehens befindet sich Irene in einem dichten Netz von Intrigen. Als Taddei angeschossen wird, versucht sie auf eigene Faust zu ermitteln. Dann gilt sie plötzlich als Hauptverdächtige.

Doch wem kann sie noch trauen? Dem so selbstlos auftretenden Mitarbeiter Taddeis, der sie versteckt? Oder ihrem Vater, der Beziehungen zum Geheimdienst hat?

Meine Meinung:

Die Autorin ist Staatsanwältin und lebt in Palermo. Daher weiß sie, worüber sie schreibt. Der Schreibstil ist eher nüchtern und bürokratisch, eben passend zu einer Juristin. Möglicherweise liegt das auch an der Übersetzung.

Lange tappt der Leser im Dunklen, wer der tatsächliche Täter ist. Der oder die Auftraggeber stehen ja von Beginn an fest: Die Cosa Nostra, denen vor allem in den 1980er und 1990er der Kampf angesagt worden ist. Man erinnere sich an die Serie „Allein gegen die Mafia“.

Die Charaktere sind leider ein wenig flach geraten. So manche Handlung der Bettini wirkt konfus. So vertraut sie dem eigenen Vater oder einem langjährigen Freund nicht wirklich, aber dem Mitarbeiter Taddeis schon? Signore Bettini könnte doch seine Beziehungen spielen lassen, um seiner Tochter aus dem Schlamassel zu helfen? Wir sind doch in Italien, oder? Da könnte noch ein wenig nachgeschärft werden.

Auch bei den Namen der doch zahlreichen Personen, wären ähnlich lautende zu vermeiden gewesen. Bossi, Grassi, Rossi - das birgt Verwechslungsgefahr.

Fazit:

Der Auftakt einer italienischen Krimi-Reihe, die durchaus Potential hat. Für den ersten Fall, der mich nicht ganz überzeugt hat, gebe ich 3 Sterne.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Hat mich leider nicht vollends überzeugt

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Dieser historische Roman ist der zweite Teil einer Trilogie rund um das Zarenreich. Hat sich Teil eins (Die Stadt des Zaren) mit Zar Peter, dem Großen, beschäftigt, ist nun Katharina die Große, Mittelpunkt ...

Dieser historische Roman ist der zweite Teil einer Trilogie rund um das Zarenreich. Hat sich Teil eins (Die Stadt des Zaren) mit Zar Peter, dem Großen, beschäftigt, ist nun Katharina die Große, Mittelpunkt des Romans. Allerdings deckt die Erzählung nur den Zeitraum bis 1775 ab.

Die Autorin versucht die Zarin als aufgeklärte Monarchin darzustellen, in dem sie z.B. Sonja, ein Findelkind bei sich aufnehmen lässt. Das Mädchen, das überdurchschnittlich intelligent ist, wird im gesamten Verlauf des Romans eine wichtige Rolle spielen, wenn auch nicht immer eine schlüssige.

Mehrere historische Personen kreuzen unseren und Katharinas Weg. So treffen wir Denis Diderot, den französischen Philosophen, korrespondieren mittels der fiktiven Figur Stephan Mervier mit dem echten Friedrich II., und lernen mehrere Liebhaber der Zarin kennen. Neben den Brüdern Grigori und Alexei Orlow erfreut sich Grigori Potemkin der Leidenschaft der Zarin.

Die historischen Personen stellen allerdings nur ein grobes Gerüst für die Geschichte dar. Im Zentrum stehen der deutsche Philosoph und Dichter Stephan Mervier und seine Frau, die Malerin Johanna. Stephan ist allerdings vom preußischen König angehalten, die Zarin auszuspionieren. Er wird relativ bald enttarnt, was aber (für mich unverständlich) ohne Konsequenzen bleibt.

Hier bin ich nun auch schon bei meinen Kritikpunkten:
Die Autorin geht mit historischen Tatsachen recht großzügig um. Manchmal schleichen sich auch garstige Fehler ein, die nicht notwendig und leicht vermeidbar wären. So wird gleich auf S. 35 der Sohn Maria Theresias (Joseph II) als deren Ehemann bezeichnet (richtig ist Franz Stephan von Lothringen).
Die Figur der Zarin erscheint ambivalent. Einerseits will sie eine aufgeklärte Reformerin sein, hängt aber andererseits am althergebrachten.
Der Titel suggeriert ein Zwiegespräch Katharinas mit einem Philosophen. Allerdings kommen gleich zwei vor, eben der fiktive Mervier und der historische Diderot, philosophische Dispute hingegen kaum.
Die Autorin verzettelt sich in vielen kleinen Begebenheiten und streift historisch Wichtiges manchmal nur nebenbei. So wird der Figur des „Boris“ zu Beginn für meinen Geschmack zu viel Platz eingeräumt. Die elegisch erzählten Probleme mit seiner Familie hätten durchaus gestrafft werden können. Die homoerotische Annäherung des Verlegers Lorenz an Boris füllt einige Zeilen, zeigt die Abhängigkeit in die sich Boris begibt, hat aber wenig mit Katharina zu tun. Boris‘ Rolle im „Zirkel“ hätte dafür ein wenig tiefer gestaltet werden können. Die sich später entwickelnde Liebschaft mit Johanna, ist für die Handlung nicht unbedingt relevant.

Die Pestrevolte von 1771 in Moskau wird nur mit wenigen Worten gestreift. Ein wichtiges Detail, nämlich dass eine große Gruppe der Bevölkerung glaubt, Katharinas ermordeter Ehemann sei noch am Leben, wird im Zusammenhang mit dem „Pugatschow-Aufstand“ nur am Rande erwähnt.
Historisch nicht belegbar ist, dass Frauen an der (nicht näher bezeichneten) Akademie lehren (Johanna) und lernen (Sonja) durften. Frauen war der Zugang zu akademischer Bildung in ganz Europa bis zum beginn des 20. Jahrhunderts (mit Ausnahme der Schweiz) verboten.

Natürlich kann die Autorin es nicht allen Lesern recht machen. So bin ich eben ein wenig zwiegespalten.
Der Schreibstil ist farbenprächtig und opulent. Das St. Peterburg der 18. Jahrhunderts lässt sich gut vorstellen. Das Cover ist passend gewählt und die Leser können die Pracht der Stadt erahnen.

Fazit:

Für Leser, denen es weniger um die historische Genauigkeit, denn um farbenprächtige Geschichten vergangenen Zeiten geht, können durchaus Gefallen an diesem Roman finden. Ich kann hier nur 3 Sterne vergeben, weil mich dieses Buch nicht überzeugt hat.