Zwischen Wissenschaft und persönlichen praktischen Erfahrungen
Der Junge, der zu viel fühlteWie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem ...
Wie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem Vater Henry Markram, einem angesehenen neurowissenschaftler und seiner Familie. Über die ersten Entwicklungen bis hin zu seiner Art als junger Erwachsener wird die Geschichte von Kai erzählt. Dabei werden Erfahrungen und Erinnerungen, Herausforderungen und Gedanken aller Beteiligten berichtet. Besonders bis hin zur Diagnosestellung war es ein langer Prozess. Durch persönliche Erfahrungen möchte Henry versuchen neurologisch zu untersuchen, wie das Gehirn autistischen Menschen funktioniert. Dabei findet er mit seinem Team nachnund nach heraus, dass autistisches Menschen zu viele Sinneswahrnehmungen verarbeiten müssen und sich deswegen in sich zurückziehen, Stereotypien entwickeln und den kontakt zu anderen Menschen meiden. Es ist interessant zu lesen wie er versucht sich gegen traditionelle und bisher anerkannte Forschungsergebnisse durchzusetzen und welchen Weg er dabei beschreiten muss.
Ich bin selbst seit wenigen Jahren in die Behandlung von autistischen Kindern mit eingebunden und ich bin mit dem Ansatz der Wahrnehmungsstörung vertraut. Allerdings ist die Behandlung eine andere. Markram geht von einer reizarmen Therapie, vor allem bis zum 6. Lebensjahr aus. Ich kenne die Behandlung der sensorischen Integration. Durch den Erfahrungsbericht werde ich mir allerdings die Studien im Original anschauen und dann mit meiner wissenschaftlichen Literatur vergleichen. Bis wir ein umfassendes Verständnis erlangen braucht es sicherlich noch viel Forschung und Diskussionen. Aber das Buch finde ich bietet dazu einen transparenten neuen Ansatzpunkt.
Lediglich den Schreibstil und die Gedankensprünge fand ich gelegentlich gewöhnungsbedürftig. Insgesamt jedoch ein gutes Buch, um sich näher mit Autismus auseinanderzusetzen. Eben genau weil Wissenschaft und eigene Erfahrungen und Erlebnisse miteinander verknüpft werden.