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Franziska19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2019

Zwischen Wissenschaft und persönlichen praktischen Erfahrungen

Der Junge, der zu viel fühlte
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Wie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem ...

Wie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem Vater Henry Markram, einem angesehenen neurowissenschaftler und seiner Familie. Über die ersten Entwicklungen bis hin zu seiner Art als junger Erwachsener wird die Geschichte von Kai erzählt. Dabei werden Erfahrungen und Erinnerungen, Herausforderungen und Gedanken aller Beteiligten berichtet. Besonders bis hin zur Diagnosestellung war es ein langer Prozess. Durch persönliche Erfahrungen möchte Henry versuchen neurologisch zu untersuchen, wie das Gehirn autistischen Menschen funktioniert. Dabei findet er mit seinem Team nachnund nach heraus, dass autistisches Menschen zu viele Sinneswahrnehmungen verarbeiten müssen und sich deswegen in sich zurückziehen, Stereotypien entwickeln und den kontakt zu anderen Menschen meiden. Es ist interessant zu lesen wie er versucht sich gegen traditionelle und bisher anerkannte Forschungsergebnisse durchzusetzen und welchen Weg er dabei beschreiten muss.

Ich bin selbst seit wenigen Jahren in die Behandlung von autistischen Kindern mit eingebunden und ich bin mit dem Ansatz der Wahrnehmungsstörung vertraut. Allerdings ist die Behandlung eine andere. Markram geht von einer reizarmen Therapie, vor allem bis zum 6. Lebensjahr aus. Ich kenne die Behandlung der sensorischen Integration. Durch den Erfahrungsbericht werde ich mir allerdings die Studien im Original anschauen und dann mit meiner wissenschaftlichen Literatur vergleichen. Bis wir ein umfassendes Verständnis erlangen braucht es sicherlich noch viel Forschung und Diskussionen. Aber das Buch finde ich bietet dazu einen transparenten neuen Ansatzpunkt.

Lediglich den Schreibstil und die Gedankensprünge fand ich gelegentlich gewöhnungsbedürftig. Insgesamt jedoch ein gutes Buch, um sich näher mit Autismus auseinanderzusetzen. Eben genau weil Wissenschaft und eigene Erfahrungen und Erlebnisse miteinander verknüpft werden.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Heiratsschwindelei mit Folgen

Zärtlich ist der Tod
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Was haben Frau Cebulla, Sekretärin von Kriminalhauptkommissar Bodo Völxen aus Hannover, eine hochtalentierte Chellistin und ein Toter im Wald gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, doch alle drei sind ...

Was haben Frau Cebulla, Sekretärin von Kriminalhauptkommissar Bodo Völxen aus Hannover, eine hochtalentierte Chellistin und ein Toter im Wald gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, doch alle drei sind in dem neuen Kriminalfall aus Hannover verwickelt. In diesem Band der Krimireihe steht wieder ein spannender Fall im Fokus der Geschichte und die Charaktere des Kriminalreviers halten sich mit ihren Eigenarten wieder etwas im Hintergrund. Damit besinnt sich die Autorin wieder auf die Anfänge der Reihe, was diesem Buch nur gut tut. Es ist eine spannende Kriminalgeschichte, die jedoch mit sehr viel szenischem Humor gespickt ist. Darüber hinaus werden wieder einzelne Charaktere in ihren Eigenschaften und privaten Entwicklungen beleuchtet, ohne jedoch störend in den Vordergrund zu drängen. Eine insgesamt sehr gelungene Mischung, mit einem leichten und unterhaltsamen Schreibstil. Im letzten Band der Reihe war für meinen Geschmack das Verhältnis dieser beiden Erzählstränge sehr stark verschoben. Aber diesmal ist wieder mehr Krimi-Zeit. Das einzige Rätsel, was sich mir nicht erschlossen hat ist, warum als Titel des Buches "Zärtlich ist der Tod" gewählt wurde. Die beiden beschriebenen Morde sind auf jeden Fall alles andere als zärtlich geschehen.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Auf zur Scheibenwelt...

Die Farben der Magie
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Terry Pratchett hat mit seinen Büchern zur Scheibenwelt eine einzigartige Welt erschaffen. Von einer Schildkröte und vier Elefanten getragen, existiert die Scheibenwelt als eine von vielen Welten im Universium. ...

Terry Pratchett hat mit seinen Büchern zur Scheibenwelt eine einzigartige Welt erschaffen. Von einer Schildkröte und vier Elefanten getragen, existiert die Scheibenwelt als eine von vielen Welten im Universium. So einzigartig wie das Szenario klingt, so sind auch die Charaktere und der Schreibstil von Pratchett gestaltet.

In diesem ersten Buch befindet sich der Zauberer Ricewind in einer größeren Stadt, als er auf den Scheibenwelt-Touristen Zweiblum trifft. Dieser wählt ihn aus gemeinsam die Scheibenwelt zu bereisen und ihn bei bestimmten Dingen zb. der Sprache, den Bräuchen oder auch geschäftlichen Unternehmungen zu unterstützen. Gemeinsam erleben die beiden haarsträubende Abenteuer als sie die ungewöhnlichsten Orte der Scheibenwelt bereisen und dabei oft von einer misslichen Situation in die nächste geraten. Doch für Zweiblum ist diese Reise genau das Abenteuer, das er sich gewünscht hat. Nicht umsonst ist er aus seinem grauen und langweiligen Leben aufgebrochen, um Abenteuer und eigene Geschichten zu erleben. Ricewind dagegen ist die Reise nicht besonders geheuer, und insbesondere nicht die magische Truhe von der Zweiblum begleitet wird.

Mit "Die Farbe der Magie" wird der Leser in die Scheibenwelt eingeführt. An den besonderen Humor und den Schreibstil des Autors muss man sich zunächst ein wenig gewöhnen - dann jedoch wird das Buch zu seiner sehr unterhaltsamen fantasievollen Lesereise.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Machen Fehler den Menschen nicht perfekt?

Perfect – Willst du die perfekte Welt?
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Celestine ist vom obersten Gericht ihres Landes als Fehlerhaft verurteilt worden, weil sie einem bereits als Fehlerhaft gebrandtmarkten Mann in einem Bus geholfen hat. Etwas für sie in diesem Augenblick ...

Celestine ist vom obersten Gericht ihres Landes als Fehlerhaft verurteilt worden, weil sie einem bereits als Fehlerhaft gebrandtmarkten Mann in einem Bus geholfen hat. Etwas für sie in diesem Augenblick einfach nur menschliches. Doch die Regierung möchte keine Fehler - sie möchte nur perfekte Menschen. Deswegen wird auch Celestine gebrandmarkt. Doch wegen einer persönlichen Fehde mit dem obersten Richter erhält sie sogar 6 statt 5 Brandzeichen. Damit hat auch Richter Crevan seine Kompetenzen eindeutig überschritten, indem er persönlich motiviert und eigenmächtig gehandelt hat. Und dafür gibt es sogar einen Beweis - ein Video.
Zunächst versteckt sich Celestine bei ihrem Großvater. Doch Richter Crevan versucht regelrecht Jagd auf Celestine zu machen, um sie zum Schweigen zu bringen und jegliche Beweise für sein eigenes fehlerhaftes Verhalten zu vernichten.
Celestine findet im Laufe der Geschichte heraus, in was für einer Gesellschaft sie leben möchte und versucht mit ihrer Familie und weiteren Fehlerhaften, die sich als Verbündete zuammenschließen gegen das vorherrschende System anzugehen und es grundständig zu refomieren.

Der zweite Teil der Geschichte ist eine sehr gelungene Fortsetzung. Erfrischend ist auch, dass es nur zwei Teile der Geschichte gibt und sie nicht als eine Trilogie künstlich in die Länge gezogen wurde. Dennoch gibt es an manchen Stellen für mich persönlich etwas zu plakative Beschreibungen der Geschehnisse, wodurch etwas größere Sprünge enstehen, die Lösungen für Komplikationen darstellen. Diese sind für mich oft nicht leserlich gut gelöst. An sich ist das Buch aber eine tolle und lesenswerte Geschichte über den Nutzen und die Besonderheit von Fehlern.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Nimm dich selbst nicht zu ernst

Man muss auch mal loslassen können
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Diese Hauptthese verörpert für mich den Inhalt dieses Buches! In der Geschichte treffen ganz unterschiedliche Charaktere zusammen:
- die gutmütige Wilma, Mutter, Großmutter und leidenschaftliche Wirtschafterin, ...

Diese Hauptthese verörpert für mich den Inhalt dieses Buches! In der Geschichte treffen ganz unterschiedliche Charaktere zusammen:
- die gutmütige Wilma, Mutter, Großmutter und leidenschaftliche Wirtschafterin, die jedoch aufgrund des Verstoßes des neuen Nichtraucherschutzgesetzes ihr Gasthaus schließen muss.
- die melancholische, sehr gebildete und wortgewandte Charlotte, die seit Jahren an ihrem ersten Bestseller schreibt ohne fertig zu werden und dabei sich selber und das Leben außerhalb ihrer Wohnung vergisst
- sowie Jessy, die aus einer sehr bildungsfernen Schicht stammt, keine richtige Ausbildung hat, ihren Freund mit einem "Tagesausflug" beim Fremdgehen in ihrem eigenen Bett erwischt hat, eine sehr freche Sprache hat und sich selbst für dumm hält, obwohl sie großes Lernpotenzial hat.

Die drei wollen ihren Schicksalsschlägen eins aus wischen und sich gemeinsam das Leben nehmen - doch das scheint alles andere als einfach zu sein. Dabei treffen dir drei noch auf die Möchtegern-Tankstellenräuber:
- Ralle, Elektromeister, der es nicht rechtzeitig geschafft hat seine Arbeit technisch aufzurüsten und nun kurz vor dem Ruin steht und es seiner Frau überlässt sich um Haushalt und Kinder zu kümmern
- sowie Moritz, im Herzen linker Verfächter des Kommunismus, der versucht alle seine Mitmenschen aus dem kapitalistisches System zu befreien, notorischer Studienplatzabsager und Stotterer

Alle diese Personen treffen in einer humorvoll dargestellten Geschichte aufeinander und lernen im Zuasmmensein ihre Probleme von einer anderen Perspektive aus zu betrachten. Dadurch entdecken sie jeder für sich neue Lebenswege und finden so aus ihren Krisen heraus. Für alle Leser, die sich daran erinnern möchten, dass man sich selbst und seine nicht zu Ernst nehmen sollte und das unterschiedliche Lösungen aus verschiedenen Krisen auch wieder herausführen.