Endlich gibt es wieder etwas Neues von der französischen Erfolgsautorin Teri Terry! “Infiziert” ist der erste Teil einer geplanten Trilogie. Eine Geschichte über den Ausbruch einer Epidemie, die Suche nach einer verlorenen Schwester und der einer entstehenden Liebe. Ein Endzeitthriller mit Mysteryelementen. Gewohnt fesselnd und temporeich erzählt. Von der Autorin der “Gelöscht”-Reihe. Bestes Lesefutter für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Schottland. Die 16-jährige Sharona, die ihren Namen hasst und lieber Shay genannt werden will, ist auf der Flucht vor einem Jungen aus ihrer Schule, der sie unentwegt hänselt. Eben auch wegen ihres Namens. Soeben hat sie ihm einen Tritt in die Weichteile verpasst und will gerade aus dem Geschäft abhauen, in dem sie ihn und seine Freunde unverhofft getroffen hat, als ihr plötzlich ein Zettel in die Hände fällt. Eine Vermisstenmeldung, die an einem schwarzen Brett hing, das sie versehentlich bei ihrer Flucht zu Boden gerissen hat. “Beim Sturz sind einige Zettel abgefallen, aber ich muss jetzt schleunigst hier raus. Da sehe ich sie. Das Mädchen. Sie blickt mich von einem Zettel am Boden aus an. Langes, dunkles, fast schwarzes Haar. Unvergessliche blaue Augen…[…] Hinter mir nehme ich Bewegungen wahr, ich stecke den Zettel ein und stürme hinaus.” (Zitat aus “Infiziert” S.15)
Vor ungefähr einem Jahr ist Shay diesem jungen Mädchen im Wald begegnet. Bei ihrem Lieblingsplatz auf einem Berg, mitten in der Einöde. Das Mädchen wirkte gehetzt, wollte aber auf ihre Nachfrage nicht zugeben, dass sie sich verlaufen hatte. Kurz darauf stieg sie zu einem wütend wirkenden Mann in einen Wagen. Shay kam die Sache damals schon etwas komisch vor, sie hatte auch überlegt die Polizei zu rufen, es dann aber doch nicht getan. Jetzt wird ihr klar, dass das, was sie damals mit angesehen hatte, wahrscheinlich eine Entführung war und dass es Menschen gibt, die das junge Mädchen noch immer suchen. Und so tritt sie in Kontakt mit Kai, dem Bruder von Callie, der sofort mit seinem Motorrad angefahren kommt, um mehr von ihr zu erfahren. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit. Bis ein großes Unglück auf einer Insel, mehrere Explosionen, Brände und der Ausbruch eines seltsamen Virus ihnen klar macht — all das hat mit Callies Entführung irgendwie zu tun…
“Infiziert” wird in mehreren Teilen erzählt, die mit voran geschobenen Zitaten beginnen, die aus einem sogenannten “Manifest des Multiversums” von einem gewissen Xander stammen. Jene Person berichtet auch in dem furiosen Prolog von einem wissenschaftlichen Unfall, der sich im Jahr 1993 in Texas ereignete. Von etwas, das außer Kontrolle geraten ist: “Schallwellen reißen uns zu Boden. Heftige Kälte. Metallsplitter hageln auf uns nieder und Schlimmeres. Viel, viel Schlimmeres. Es entweicht. Trifft uns. Schmerz kommt. SCHMERZ. QUAL.” (Zitat S.5) Und Jahre später scheint es ein neues Forschungszentrum zu geben, einen neuen Ort, an dem Furchtbares geschieht. Hiervon berichtet — neben Shay — die zweite Erzählperspektive des Buches: Callie, das mittlerweile 12-jährige Mädchen, das dort als Forschungsobjekt gefangen gehalten wird. In sich abwechselnden Blickwinkeln berichten die beiden Mädchen von den Ereignissen. Und zu Beginn kann man gar nicht sagen, welcher Erzählstrang fesselnder ist. Unheimlich schnelle Wechsel, teils sehr kurze Kapitel (mit einem Countdown “Time Zero: 27 Stunden”) und eine flotte, angenehme Sprache — Teri Terrys Erfolgsrezept geht auf: atemlose Spannung! Was “Infiziert” den Touch Mystery verleiht, ist die Tatsache, dass gleich zu Anfang relativ schnell klar wird, dass Callie nach ihrer “Heilung”nur noch als Geist existiert: “Und dann hört der Schmerz plötzlich auf. Die Flammen brennen weiter und ich schwebe über mir. Das Feuer muss richtig heiß sein, sogar die Knochen verkohlen. Bald ist auch von ihnen nur noch Asche übrig. Bin ich tot? Muss ich ja wohl. Oder?” (Zitat S.21) Das wirkt zunächst etwas befremdlich, aber ermöglicht auch ungeahnte Perspektiven und eine Beobachtungsperson, die interessante Dinge zu berichten weiß. Und auch wenn es zwischendurch mal kurz etwas ruhiger wird (und eine Sache mir etwas zu sehr dem Zufall geschuldet war), muss ich sagen, dass das Buch wirklich Potential hat und man einfach von der Geschichte gefangen genommen wird: Es ist dramatisch, mitreißend und aufgrund der fast 500 Seiten hat man zum Glück auch jede Menge Stoff zum Lesen. Das Ende ist offen und macht neugierig auf Teil zwei, der 2018 erscheinen wird.